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18.09. – Internationaler Tag für gleiches Entgelt

Der „International Equal Pay Day“

Der „International Equal Pay Day“ („Internationaler Tag für gleiches Entgelt“) findet seit 2020, nachdem er im Jahr 2019 von den Vereinten Nation aufgerufen wurde, jährlich am 18. September statt.

Ziel des „Internationalen Tag für gleiches Entgelt“ ist es, das Bewusstsein für das globale Problem der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit zu schärfen und denGrundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zu verwirklichen.

Damit ist der heutige Tag der perfekte Tag, um sich den Gender Pay Gap im Gesundheitswesen genauer anzuschauen!

grundsätzliche Zahlen & Fakten

  • Frauen müssten fast drei Monate länger arbeiten, um in einem ganzen Jahr so ​​viel zu verdienen wie ihre männlichen Kollegen
  • Frauen verdienen weltweit laut ILO durchschnittlich etwa 20 % weniger als Männer
  • laut Schätzungen der ILO wird es beim derzeitigen Fortschrittstempo 257 Jahre noch dauern, bis der globale Gender Pay Gap vollständig geschlossen ist
  • für jeden Dollar, den Männer für gleichwertige Arbeit verdienen, verdienen Frauen 77 Cent (bei Frauen mit Kindern ist die Lohnlücke noch größer)

Der Gender Pay Gap

Den Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke, lässt sich in zwei Formen unterscheiden: unbereinigte und bereinigte Verdienstlücke. Der unbereinigte Gender Pay Gap misst den allgemeinen Durchschnittsverdienstunterschied zwischen Männern und Frauen und der bereinigte Gender Pay Gap den Durchschnittsverdienstunterschied bereinigt um Faktoren wie Beruf, Branche, Qualifikation und Berufserfahrung angibt, um eine möglichst faire Vergleichbarkeit herzustellen.

  • unbereinigte Verdienstlücke: für jeden Euro, den männliche Berufstätige verdienen, erhielten weibliche Berufstätige im Jahr 2023 82 Cent
  • bereinigte Verdienstlücke: für jeden Euro, den männliche Berufstätige verdienen, erhielten weibliche Berufstätige im Jahr 2023 94 Cent

Ursachen des Gender Pay Gap

  • Berufswahl: Frauen wählen andere Berufe als Männer und vor allem Berufe, die gesellschaftlich und finanziell schlechter bewertet bzw. bezahlt werden (strukturelle Abwertung von „Frauenberufen“)
  • Unterbrechungen der Berufstätigkeit und Teilzeit: hauptsächlich Frauen unterbrechen ihre Berufstätigkeit, wenn Kinder geboren werden und Frauen übernehmen auch den Großteil der Care-Arbeit und Kinderbetreuung, weshalb sie öfters in Teilzeit- oder Minijobs arbeiten
  • Führungspositionen: Spitzenpositionen sind nach wie vor ungleich besetzt und der Anteil von Frauen in höheren Führungspositionen ist signifikant geringer als der von Männern (nur 27 %)

Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap

  • Mindestlohn-Anhebung & -Ausweitung
    • durch schrittweise Mindestlohn-Anhebung sowie die Ausweitung des Mindestlohns auf weitere Branchen profitieren vor allem Frauen, da viele Frauen in Niedriglohnsektoren arbeiten
  • Ausweitung des Geltungsbereichs von Tarifverträgen
    • Frauen arbeiten überproportional oft in Branchen ohne Tarifverträge, sodass diese von einer einheitlichen, tarifvertraglichen Bezahlung stark profitieren
  • Einführung von Maßnahmen zur Lohntransparenz
    • hierzu zählen z.B. Gesetze wie das Entgelttransparenzgesetzin Deutschland oder die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz
  • Ausbau der Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur
    • bessere und flächendeckende Kinderbetreuung ermöglicht es Frauen, Vollzeit zu arbeiten, und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Förderung von Männern in Care-Bereichen
    • z.B. durch väterliche Elternzeit oder mehr Arbeit im Home-Office
  • Bekämpfung geschlechtsspezifischer Diskriminierung am Arbeitsplatz
    • hierzu zählt auch der Zugangs von Frauen zu Entscheidungspositionen, u.a. durch Förderung von Frauen in Spitzenpositionen
  • Aufwertung von „Frauenberufen“
    • vor allem eine gesellschaftliche, aber auch eine finanzielle Aufwertung von sogenannten „Frauenberufen“ führt zu weiteren gesellschaftlichen und politischen Veränderungen

Gender Pay Gap im Gesundheitswesen

Es ist nicht verwunderlich, dass die Gehaltsunterschiede im Gesundheitswesen auch signifikant sind und noch signifikanter als in der Gesamtbevölkerung. Laut WHO und ILO verdienen Frauen in Gesundheitsberufen weltweit rund ein Viertel (24 %) weniger als Männer und in diesem Bereich ist das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern größer als in anderen Branchen.

Der Medscape Gehaltreport 2021 ergab für das Jahr 2020 Gender Pay Gap bei deutschen Ärzt*innen von knapp 30 %. Schaut man sich die Zahlen genau an, so verdienen Ärzte im Durchschnitt 161.000 € und Ärztinnen 114.00 €, und das bei gleicher Wochenarbeitszeit von rund 52 Stunden. Auch wenn man das gesamte Gesundheitswesen betrachtet wird dieser Unterschied deutlich. Laut einer Lenstore-Erhebung haben Männer im deutschen Gesundheitswesen durchschnittlich 51.851 € verdient und Frauen nur 39.042 €, was einen Gehaltsunterschied von 12.809 € ausmacht und für einen deutschen Gender Pay Gap von knapp 25 % sorgt. Hierbei gilt es zu betonen, dass deutlich mehr Frauen als Männer im Gesundheitswesen arbeiten. 77 % der Beschäftigten sind Frauen und in der Ärzteschaft liegt der weibliche Anteil bei 47 %.

EXKURS: Die gläserne Rolltreppe
Berufe im Gesundheits- und Sozialbereich werden überwiegend von Frauen ausgeübt. Ergreifen Männer einen Job aus diesen Branchen, so steigen sie in der Hierarchie oft schneller auf und/oder verdienen schneller mehr Geld. Dieses Phänomen wird die „gläserne Rolltreppe“ genannt. Der Zusatz „gläsern“ spielt hierbei darauf an, dass dieses Phänomen wie eine „gläserne Rolltreppe“ für die Beteiligten nicht sichtbar ist, und die Rolltreppe steht für das Sinnbild, dass Männer hinaufbefördert werden, ob sie es wollen oder nicht.
Gründe für dieses Phänomen sind vor allem Geschlechterstereotypen wie z.B., dass „Management“ und „Führung“ immer noch als „typisch männlich“ angesehen wird. In Verbindung mit dem Fakt, dass Männer aufgrund ihres Mann-Seins und der damit zugeschriebenen Merkmale im Sozialbereich stark gesucht werden, besteht dann die Tendenz Männer in diesen Bereichen hinauf zu befördern.

Allein im tariflichen Bereich findet sich bei gleicher Ausbildung, Qualifizierung und Position kein Gender Pay Gap, jedoch ist hier zu betonen, dass Ärztinnen mehr in Teilzeit arbeiten, was i.d.R. bedeutet das sie ihre Weiterbildung nicht in der eigentlich vorgesehenen Mindestzeit abschließen können, damit erst später Fachärztinnen sind und somit erst später in die entsprechende tarifvertraglichen Entgeltgruppe sind. Betrachtet man zusätzlich den außertariflichen Bereich, also den Bereich der Leitungspositionen, werden dort Gehaltsunterschiede deutlich sichtbarer, da z.B. chefärztliche Positionen zu knapp 90 % von Männern bekleidet werden.

Im wissenschaftlichen Hochschul-Bereich sind die Geschlechterunterschiede auch klar erkennbar. So zeigte die Studie „Geschlechter(un)gerechtigkeit an nordrhein-westfälischen Hochschulen“ des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW, dass Professorinnen an medizinischen Fakultäten monatlich 994 € weniger Gehalt als Professoren. Darüber hinaus ist nicht einmal jede fünfte Professur ist von einer Ärztin besetzt und das, obwohl Frauen 2/3 der Studierenden ausmachen und der Frauenanteil bei den promovierten Ärzt*innen bei 60 % liegt.

Für den Gender Pay Gap bei Ärzt*innen gibt es einige spezifische Gründe. Eine davon ist die Wahl von „weicheren“, nicht so geldbringenden Fachdisziplinen, in denen mehr kommuniziert wird. Hierzu zählen z.B. die sog. P-Fächer wie Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch die hausärztliche Medizin oder Kinderheilkunde. Eine amerikanische Studien konnten diesbezüglich z.B. zeigen, dass Ärztinnen ihren Patient*innen rund 16 % mehr Zeit widmen. Ein weiterer Grund ist der sog. „Nightingale-Effect“, demzufolge von Frauen in Pflege- und Gesundheitsberufen erwartet wird, aus einem moralischen Antrieb und einer inneren Motivation zur Fürsorge und Pflege von Menschen heraus zu arbeiten und nicht aus einem primär finanziellen Antrieb. Die eigentliche „Entlohnung“ bestehe demzufolge in dem Wohlergehen und der Dankbarkeit der gepflegten und betreuten Personen.

Quellen

Published inGenderEMedWelttag...

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