veröffentlichende Fachgesellschaft: PedsConcussion
Datum der Veröffentlichung: 18.09.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.17605/OSF.IO/3VWN9
Symptome bzw. Red Flags
V.a. Gehirnerschütterung besteht bei jedem Kind/Jugendlichen, welches eine erhebliche Krafteinwirkung gegen Kopf, Gesicht, Hals oder Körper erlitten hat, und sichtbare Verletzung, die eine Gehirnerschütterung vermuten lassen, sowie weitere der nachfolgenden Symptome:
- starke oder zunehmende Kopfschmerzen
- Nackenschmerzen oder Schmerzempfindlichkeit im HWS-Bereich
- Doppelsehen oder Visusverlust
- Schwäche oder Taubheitsgefühl in Armen/Beinen
- Krampfanfälle oder Faszikulationen
- Verlust/Verschlechterung des Bewusstseinszustandes und/oder Verwirrtheitszustände
- wiederholtes Erbrechen
- zunehmend unruhiger, aufgeregter oder agitierter Zustand
- undeutliche Sprache
CAVE: Symptome treten sofort oder innerhalb weniger Stunden oder Tagen auf
Anamnese & Diagnostik
- umfassende medizinische, körperliche Untersuchung, v.a. bei V.a. Gehirnerschütterung oder akutes Kopf- oder Wirbelsäulentrauma
- Bewusstseinszustand und/oder GCS
- neurologische Untersuchung (Hirnnerven-, motorische, sensorische, Reflex-, Kleinhirn-, Gang- und Gleichgewichtsprüfung)
- HWS-Untersuchung (Palpation, Bewegungsumfang, Provokationstests der Halswirbelsäule)
- Untersuchung des visuellen und vestibulären Systems
- Anamnese
- Beurteilung des Verletzungsmechanismus und der Symptome zum Zeitpunkt der Verletzung
- Beurteilung der Symptome (Art und Schwere)
- Vorhandensein von Bewusstlosigkeit, posttraumatischer Amnesie und Warnzeichen wie Krampfanfälle, Nackenschmerzen oder fokale neurologische Defizite
- Vorerkrankungen (v.a. frühere Gehirnerschütterungen, Migräne oder unspezifische Kopfschmerzen, psychische Störungen, Koagulopathie)
- Abklärung von Allergien und Impfstatus
- Einnahme von Medikamenten
- Intoxikation mit Alkohol & Cannabis (CAVE: Maskierung von SHT-Symptomen)
- Risikofaktoren
- Alter (erhöhtes Risiko mit zunehmendem Alter)
- weibliches Geschlecht
- Dauer der Erholung von früheren Gehirnerschütterungen
- hohe Symptombelastung vor Verletzung und bei Erstvorstellung
- klinische Anzeichen einer vestibulären oder okulomotorischen Dysfunktion
- orthostatische Intoleranz
- persönliche und familiäre Vorgeschichte bzgl. Migräne
- Lern- oder Verhaltensschwierigkeiten/-auffälligkeiten
- CAVE: verzögertes Symptomauftreten möglich
- Nutzung von Scoring-Tools für die Indikation von Bildgebung (CT o.Ä)
Therapie
- keine Evidenz für die Verabreichung von Medikamenten zur Behandlung akuter Kopfschmerzen bei Patient*innen mit Gehirnerschütterung
- schnellstmöglicher Transport in eine geeignete Klinik mit CT-Diagnostik
- Indikatoren für längere Beobachtung im Krankenhaus oder Rückkehr in Notaufnahme zur erneuten Untersuchung
- Verschlimmerung der Symptome (Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Reizbarkeit)
- Verschlechterung der Bewusstseinslage
- länger anhaltende klinische Symptome (anhaltendes/lang andauerndes Erbrechen, starke Kopfschmerzen, usw.)
- Blutungsstörungen
- komorbide Symptome und/oder Polytraumatisierung
- anfängliche 24 – 48-stündige relative Ruhephase
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