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03.12. – Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen – „Wer ist hier eigentlich behindert?“ – oder: Wer behindert hier eigentlich wen?

„Behindert“ – dieses Wort wird oft vorschnell Menschen zugeschrieben, deren Körper oder Geist anders funktioniert als die vermeintliche Norm. Doch die eigentliche Frage lautet: Wer behindert hier eigentlich wen? Genau dazu soll es heute ein paar Gedanken mit auf den Weg geben!

🚧 Barrieren entstehen nicht im Körper, sondern in der Gesellschaft
Eine Treppe ohne Rampe, ein Formular ohne leichte Sprache, ein Arbeitsplatz ohne Flexibilität – all das sind Hindernisse, die Menschen ausschließen. Nicht die Behinderung selbst, sondern die Umwelt macht Teilhabe schwer.

🗣️ Sprache kann behindern
Wenn wir Menschen auf ihre Einschränkungen reduzieren, statt ihre Fähigkeiten und Perspektiven zu sehen, schaffen wir Mauern im Kopf. Worte wie „Leidensdruck“ oder „Defizit“ können mehr verletzen als ein fehlender Aufzug.

🤝 Inklusion bedeutet: Verantwortung teilen
Es ist nicht die Aufgabe von Menschen mit Behinderungen, sich „anzupassen“. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, Strukturen so zu gestalten, dass alle teilhaben können – ob in Schule, Beruf oder Freizeit.

🌍 Behinderung ist ein Spiegel der Gesellschaft
Dort, wo Vielfalt willkommen ist, verschwinden viele Barrieren. Dort, wo Normen starr bleiben, werden Menschen ausgegrenzt. Die Frage „Wer ist hier eigentlich behindert?“ zeigt: Oft ist es nicht der Mensch, sondern das System.

Am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen sollten wir uns daran erinnern: Behinderung ist kein individuelles Problem, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Die eigentliche Behinderung entsteht, wenn wir Strukturen, Sprache und Einstellungen nicht verändern.

Um die Einstiegsfrage zu beantworten bzw. einen Versuch zu wagen: Wer behindert hier wen?
Die Antwort lautet: Wir alle, wenn wir nicht handeln.
Doch genauso gilt: Wir alle können Barrieren abbauen – durch Offenheit, Empathie und konkrete Veränderungen.

Inklusion in Rettungsdienst und Notfallmedizin

Die Notfallmedizin hat den Anspruch, allen Menschen in akuten Situationen bestmögliche Hilfe zu leisten. Damit dieses Ziel erreicht wird, müssen die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen stärker berücksichtigt werden. Zentrale Aspekte diesbezüglich sind u.a.:

  • barrierefreie Kommunikation
    • Einsatzkräfte schulen, einfache Sprache, visuelle Hilfsmittel oder Gebärdensprache mehr und zielgerichteter einzusetzen
    • Notfallkarten oder Apps nutzen, um wichtige Informationen (Medikamente, Vorerkrankungen, Kommunikationsbedürfnisse) schnell zugänglich zu machen
  • Schulung und Sensibilisierung
    • regelmäßige Fortbildungen zu Behinderungsarten, spezifischen medizinischen Risiken und zur respektvollen Ansprache für alle in der Notfallmedizin
    • Empathie und Geduld sind genauso wichtig wie technische Fertigkeiten und sollten auch trainiert werden
  • individuelle Bedürfnisse respektieren
    • Menschen mit Behinderungen sind Expert*innen ihrer eigenen Situation und wir sollten ihre Hinweise ernst nehmen und in die Versorgung integrieren
    • Angehörige oder Assistenzpersonen/-tiere aktiv einbeziehen
  • strukturelle Anpassungen
    • Leitlinien und Standards in der Notfallmedizin müssen explizit die Versorgung von Menschen mit Behinderungen berücksichtigen
    • Kooperation mit Behindertenverbänden, um praxisnahe Verbesserungen zu entwickeln
  • rechtliche und ethische Dimension
    • Gleichbehandlung ist nicht nur moralisch geboten, sondern auch rechtlich (UN-Behindertenrechtskonvention, nationale Gesetze)
    • Entscheidungen im Notfall müssen die Selbstbestimmung der Betroffenen respektieren
  • Nachsorge und Kontinuität
    • Menschen mit Behinderungen benötigen oft besondere Unterstützung nach akuten Einsätzen (z. B. häusliche Pflege oder psychosoziale Betreuung)
    • Notfallmediziner*innen sollten hier Schnittstellen zu anderen Hilfsangeboten schaffen

Die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen in der Notfallmedizin ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Sie signalisiert Respekt, Gleichwertigkeit und Teilhabe. Inklusion bedeutet hier: Jeder Mensch hat Anspruch auf schnelle, sichere und würdevolle Hilfe – unabhängig von seinen körperlichen oder psychischen Voraussetzungen.

Published inWelttag...

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