veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.10.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/
Ätiologie/Differentialdiagnostik
- 0 – 4 Jahre
- Trauma oder Kindesmisshandlung
- Frakturen bei Kleinkindern
- Knochen- und Gelenkinfektion
- temporäre Hüftgelenksentzündungen
- akute Myositis
- Hüftdysplasie
- 5 – 10 Jahre
- temporäre Hüftgelenksentzündung
- akute Myositis
- Morbus Perthes
- entzündliche Arthritis
- > 10 Jahre
- Stressfrakturen und Verstauchungen
- Traktionsapophysitis
- Epiphysiolysis capitis femoris
- entzündliche Arthritis
- in jedem Alter
- Infektionen (Osteomyelitis/septische Arthritis , Sepsis , Schleimbeutelentzündung, Diskitis, epidurale Ansammlungen)
- Trauma, inkl. Kindesmisshandlung/zugefügte Verletzungen
- Kreb (hämatologisch, Knochen, Weichteilgewebe)
- rheumatologische/immunologische Erkrankungen (z.B. reaktive Arthritis, Purpura Schönlein-Henoch, Autoimmunarthritis, Vaskulitis, postinfektiöse Arthritis, Guillain-Barré-Syndrom, akutes rheumatisches Fieber)
- intraabdominale oder urogenitale Erkrankungen (z.B. Appendizitis, Ovarial-/Hodentorsion)
- hämatologische Ursachen (z.B. vaso-okklusive Krise wie Sichelzellanämie oder Hämophilie
- funktionelles Hinken
Anamnese
- Dauer der Symptome > 7 d oder wiederholtes Auftreten derselben Erkrankung
- Trauma in der Vorgeschichte
- Muster und Schweregrad der Schmerzen und des Hinkens (z.B. starke lokalisierte Gelenkschmerzen, Schmerzen beim Aufwachen aus dem Schlaf)
- Veränderung der Miktions- oder Defäkationsgewohnheiten
- funktionelle Einschränkungen (z.B. Unfähigkeit zu gehen oder Gewicht zu tragen)
- Infektionssymptome (z.B. Fieber, Nachtschweiß, Schüttelfrost, Hautausschlag)
- konstitutionelle Symptome (z.B. unerklärlicher Gewichtsverlust, Lethargie, Anorexie; auch Malignome/hämatologische Ursache in Betracht ziehen)
- vor kurzem aufgetretene Virusinfektion (akute Myositis, vorübergehende Synovitis) oder Streptokokkeninfektion (Rachen und Haut)
körperliche Untersuchung
- Temperaturmessung bzgl. Fieber (CAVE: Fehlen schließt Infektion nicht aus)
- Kontrolle bzgl. Blässe oder Petechien/Purpura/Ekchymosen
- Gangbildbeurteilung
- nach Möglichkeit Problemlokalisation identifizieren (Knochen, Gelenk, Weichteilgewebe o.Ä.)
- Gelenkuntersuchung (inkl. Gelenke ober- und unterhalb des Schmerzbereichs)
- neurologische Untersuchung (inkl. Muskeltonus, Kraft und Reflexen sowie neurovaskuläre Beurteilung der betroffenen Extremität)
- Kontrolle weiterer Organsysteme (z.B. Abdomen, Hodensack, Rücken/Wirbelsäule und Hüften, Anzeichen für systemische Erkrankung wie z. B. Hautausschlag, Organvergrößerung)
Diagnostik
- keine Diagnostik indiziert, wenn alle der folgenden Punkte zutreffen:
- keine Auffälligkeiten in der Anamnese und der körperlichen Untersuchung
- Gehen mit geringen oder keinen Beschwerden durch einfache Analgesie
- vorläufige Diagnose und/oder Plan zur Überprüfung innerhalb von 7 Tagen nach Beginn des Hinkens, falls dieses anhält
- Bildgebung
- Röntgenaufnahme des Verdachtsbereiches
- AP- oder Froschbeinaufnahme des Beckens ist hilfreich zur Identifizierung von SUFE, DDH (> 6 Monate), Morbus Perthes und häufigen Beckenabrissen
- unauffälliges Röntgenbild schließt septische Arthritis oder beginnende Osteomyelitis nicht aus
- CAVE: Anzeichen von Verletzungen ggf. sehr subtil
- Ultraschall der Hüfte
- bei V.a. septische Arthritis der Hüfte Prüfung auf das Vorliegen eines Gelenkergusses
- Vorhandensein eines Gelenkergusses erlaubt oft keine Unterscheidung zwischen septischer Arthritis und vorübergehender Hüftgelenksentzündung
- Labor
- erhöhte Entzündungsmarker deuten auf infektiöse oder entzündliche Ursache hin (CAVE: bei abgekapselter oder chronischer Infektion können Werte normal sein)
- Blutkulturen (wenn möglich vor Antibiotikagabe) bei V.a. Osteomyelitis, septische Arthritis oder septische Bursitis
- großes Blutbild bei V.a. hämatologische Ursache
- Röntgenaufnahme des Verdachtsbereiches
Therapie
- endgültige Behandlung wird durch die Arbeitsdiagnose bestimmt
- einfache Schmerztherapie (Paracetamol und NSAR) und kindgerechte Einschränkung der Aktivität (bei Bedarf an Intensivierung der Schmerztherapie ist erneute Beurteilung erforderlich)



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