veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/
Grundsätzliches
- Cannabiskonsum ist bei jungen Menschen weit verbreitet
- Cannabis-Entzugssyndrom (engl. Cannabis Withdrawal Syndrome, kurz CWS) entsteht bei abrupter Beendigung oder erheblicher Verringerung des Cannabiskonsums bei zuvor starkem Cannabiskonsum (täglicher oder fast täglicher Konsum über Monate hinweg)
- bei ca. 1 von 6 jungen Konsument*innen entwickeln sich Abhängigkeitssymptome (z.B. erhöhte Toleranz, Schwierigkeiten bei Reduzierung des Konsums, Entzugserscheinungen)
- CWS tritt in der Regel 1 – 2 Tage nach dem letzten Konsum auf und Symptome der akuten Phase erreichen ihren Höhepunkt an den Tagen 2 – 6
- Symptome klingen i.d.R. nach 2 – 3 Wochen ab, einige Symptome (z. B. Schlafstörungen) können über Monate hinweg bestehen bleiben
- meistens gleichzeitig Nikotinabhängigkeit

Symptomatik
- Reizbarkeit und/oder Aggression
- Schlaflosigkeit
- Angstzustände und/oder geminderte Stimmung
- verminderter Appetit und/oder Übelkeit
- Kopfschmerzen
- weniger häufige Symptome: Schüttelfrost, Schwitzen, Zittern, Unterleibsschmerzen
Anamnese & Diagnostik
- Abklärung des Konsummusters: Häufigkeit, Menge, Art des Konsums (Joint/Bong/E-Zigarette/Kekse/Gummis), Zeitpunkt des letzten Konsums hohes Entzugsrisiko bei (fast) täglichem Konsum über mehrere Monate Polysubstanzkonsum, inkl. Tabak, Alkohol, Stimulanzien, Benzos, Opioide, Inhalanzien (N2O/Lachgas), Halluzinogene (LSD)
- frühere Entzugserscheinungen/-probleme und deren Schweregrad
- Abklärung Vorerkrankung (körperlich & psychisch)
- mögliche/vermutete/bestätigte Schwangerschaft
- körperliche Untersuchung mit Fokus auf Intoxikations-/Enzugssymptomen
- psychiatrische Exploration bzw. Anamnese
- Vitalparameter-Erhebung
- Labor-Diagnostik (Drogenscreening)
Risikofaktoren für schweren Entzug
- vorausgegangener schwerer Entzug (z.B. Aggression, Suizidgedanken oder -versuche oder Psychose)
- Polytox-Abhängigkeit
- gleichzeitig auftretende psychische Störungen oder medizinische Erkrankungen (z.B. Diabetes Typ 1)
Therapie
- Therapie i.d.R. eher supportiv und nicht medikamentös
- CAVE: kein medikamentöses Standardschema, i.d.R. aber nur kurzfristiger Einsatz von Medikamenten
- empfohlene Analgetika
- 15 mg/kg Paracetamol (max. 1 g) 4x tgl. nach Bedarf
- 10 mg/kg Ibuprofen (max. 400 mg) 3x tgl. nach Bedarf
- Butylscopolaminiumbromid bei Unterleibskrämpfen
- empfohlene Antiemetika
- 0,15 mg/kg Ondansetron oral (max. 8 mg) 3x tgl. nach Bedarf
- 1 mg/kg Cyclizin oral/i.v./i.m. (max. 50 mg) alle 8 h
- 10 mg Metoclopramid 3x tgl. nach Bedarf
- schwerer Entzug/Agitation
- 5 mg Diazepam oral 4x tgl. nach Bedarf (max. 20 mg in 24 h; höhere Diazepam-Dosen ggf. bei einigen jungen Menschen erforderlich sein)
- alternativ 2,5 – 5 mg Olanzapin oral 2x tgl. nach Bedarf, wenn Diazepam nicht anspricht


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