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Leitlinie „Golden hour management in the patient with intraparenchymal cerebral hemorrhage“ der SIAARTI

veröffentlichende Fachgesellschaft: Italian Society of Anesthesia, Analgesia, Resuscitation and Intensive Care (SIAARTI)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.05.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1186/s44158-025-00244-z

Grundsätzliches

  • spontane intrazerebrale Blutungen (ICB) sind relevante Ursache für Schlaganfälle und machen weltweit 9 – 27 % aller Schlaganfälle aus
  • Krankheitsbild kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen werden, darunter z.B. Mikro- & Makroangiopathie, Gefäßfehlbildungen und Gerinnungsstörungen
  • mit hoher Mortalitätsrate assoziiert (fast 40 % der Patient*innen sterben innerhalb eines Monats; bis zu 54 % der Patient*innen sterben innerhalb eines Jahres)

Empfehlungen

Indikationen und/oder Kriterien für Durchführung einer CT-Angiographie

  • Patient*innen mit spontaner lobärer intrazerebraler Blutung, die jünger als 70 Jahre sind
  • Patient*innen < 45 Jahren mit spontanen tiefen intrazerebralen Blutungen oder Hämatomen in der hinteren Schädelgrube
  • Patient*innen zwischen 45 – 70 Jahren ohne klinische Vorgeschichte einer arteriellen Hypertonie mit einer spontanen tiefen intrazerebralen Blutungen oder einem Hämatom in der hinteren Schädelgrube
  • CT-Angiographie ist geeignet, um eine zerebrale Venenthrombose auszuschließen
  • CT-Angiographie ist geeignet, um Patient*innen mit einem Risiko einer Hämatomausbreitung zu identifizieren

Verwendung von Scores zur prognostischen Stratifizierung (z.B. ICH-Score)

  • Stratifizierung der Patient*innen bei der Aufnahme anhand eines Scorings ist angezeigt
  • Verwendung prognostischer Scoring-Tools ist nützlich, sie dürfen jedoch nicht als alleiniges Kriterium für die Entscheidung über die Art & Weise der Behandlung und/oder deren Beendigung verwendet werden

Indikationen für endotracheale Intubation

  • Patient*innen mit schwerer Bewusstseinsstörung (GCS < 8)
  • Fehlen von Schutzreflexen
  • unzureichender Gasaustausch

Blutdruckziele

  • bei hämorrhagischem Schlaganfall mit RRsys von 150 – 220 mmHg sollte eine umgehende Senkung auch einen Zielwert von 130 – 140 mmHg eingeleitet werden (CAVE: schnelle Blutdruckschwankungen, Hypotonie und Hypoperfusion vermeiden)
  • bei hämorrhagischem Schlaganfall mit RRsys > 220 mmHg ist eine Blutdrucksenkung um ca. 90 mmHg ratsam
  • sofern verfügbar/möglich, sollte bei einem schweren hämorrhagischen Schlaganfall (GCS-Veränderung oder Hämatom > 30 mL) die Blutdruckziele basierend auf einem CPP ≥ 60 – 70 mmHg angepasst werden
  • bei Bluthochdruck sind zur Blutdrucksenkung Medikamente mit schnellem Wirkungseintritt und kurzer Halbwertszeit vorzuziehen

invasive und kontinuierliche RR-Überwachung bei Patient*innen mit intraparenchymaler Hirnblutung

  • bei Bewusstseinsstörungen invasive Blutdrucküberwachung so früh wie möglich empfohlen
  • bei großem intrazerebralen Hämatom, bei denen eine Weiterbehandlung als sinnvoll erachtet wird, ist eine invasive Blutdrucküberwachung ratsam
  • bei Vorhofflimmern und hämodynamischer Instabilität wird invasive Blutdrucküberwachung empfohlen

medikamentöse Therapie

  • keine eindeutigen Belege für Tranexamsäure-Gabe bei intraparenchymaler Hirnblutung
  • keine Anfallsprophylaxe bei ICB, wenn keine epileptischen Anfälle vorliegen (klinisch und/oder mit EEG detektiert)
  • frühzeitiges Absetzung von Antikoagulanzien bei Patient*innen mit ICB unter Antikoagulanzientherapie
  • Wirkung von Antikoagulanzien nach Möglichkeit mit spezifischen Antagonisten oder mit PPSB anstelle von gefrorenem Frischplasma aufheben
  • Umkehrung der Thrombozytenaggregationshemmung, v.a. bei Aspirin, durch Gabe von Thrombozyten nur bei ICH-Patient*innen, bei denen eine dringende neurochirurgische Intervention erforderlich ist
  • keine Gabe von Thrombozyten oder anderen thrombozytenaktiven Medikamenten (z. B. Desmopressin) zur frühen Antagonisierung bei Patient*innen ab, die eine Thrombozytenaggregationshemmung erhalten und sich keiner dringenden neurochirurgischen Intervention unterziehen

ITS-Aufnahmekriterien

  • initialer GCS < 12 – 13
  • RRsys > 160 mmHg
  • Blutungsvolumen > 15 – 20 mL
  • intraventrikuläre Blutung
  • subtentorielle Blutungsquelle
  • Hydrozephalus
  • im Falle einer verheerenden Hirnverletzung mit schlechter neurologischer Prognose ist eine ITS-Aufnahme zum Zwecke der Organspende angebracht, v.a. dann, wenn die Bereitschaft zur Organspende vorliegt
Published inLeitlinien kompakt

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