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Leitlinie „Prevention, Detection, Evaluation, and Management of High Blood Pressure in Adults“ der AHA

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Heart Association (AHA)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 14.08.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.jacc.2025.05.

Definitionen und Klassifikation von Blutdruck

  • Blutdruck als normal, erhöht oder als Hypertonie der Stufe 1 oder 2 einstufen, um Bluthochdruck vorzubeugen und zu behandeln
RRsysRRdia
normaler Blutdruck< 120 mmHgund< 80 mmHg
erhöhter Blutdruck120 – 129 mmHgund< 80 mmHg
Hypertonie Stufe 1130 – 139 mmHgoder80 – 89 mmHg
Hypertonie Stufe 2≥ 140 mmHgoder≥ 90 mmHg

Bewertung und Diagnose

  • standardisierte Methoden für die genaue Messung und Dokumentation des Blutdrucks empfohlen
  • bei der Messung des Blutdrucks ist es sinnvoll, die oszillometrische Methode mit automatisierten Geräten anstelle der auskultatorischen Methode zu verwenden
  • infolge der Diagnose Bluthochdruck Laboruntersuchungen (d. h. großes Blutbild, Serumelektrolyte, Serumkreatinin, Lipidprofil, Glukose oder HbA1c, TSH, Urinanalyse und Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnis) sowie 12-Kanal-EKG durchführen
  • keine Empfehlung für die Verwendung von manschettenlosen Blutdruckmessgeräten für die Diagnose oder Behandlung von Bluthochdruck

Management des hypertensiven Notfalls

  • ITS-Einweisung bei RRsys >180 mmHg und/oder RRdia >120 mmHg und Anzeichen einer akuten Endorganschädigung (hypertensiver Notfall), um Blutdruck und Endorganschädigung kontinuierlich zu überwachen und die parenterale Verabreichung einer geeigneten Therapie zu erwägen
  • bei hypertensiven Notfall im Zusammenhang mit akuter Erkrankung (z.B. akutes Aortasyndrom oder akute Aortendissektion) RRsys in den meisten Fällen auf < 140 mmHg und bei Aortendissektion auf < 120 mmHg innerhalb 1 h senken und gleichzeitiger Überwachung bzgl. anderer akuter Endorganschädigungen
  • bei hypertensiven Notfall ohne akute Erkrankung RRsys innerhalb von 1h durch orale oder parenterale Therapie um nicht mehr als 25 % senken –> anschließend, bei stabilem Zustand, innerhalb der nächsten 2 – 6 h auf RR <160/100 mmHg und dann vorsichtig innerhalb der nächsten 24 – 48 h auf RRsys 130 – 140 mmHg senken
  • bei schwerer Hypertonie (> 180/120 mmHg) und KH-Einweisung aufgrund einer nicht kardialen Erkrankungen und ohne akute Endorganschädigung KEINE intermittierende Gabe zusätzlicher blutdrucksenkender Medikamente i.v./oral zur akuten RR-Senkung

Antihypertonika

  • Nicardipine: 5 mg/h als Initialdosis –> alle 5 min um 2,5 mg/h steigern bis zur max. Dosis von 15 mg/h
  • Clevidipin: 1 – 2 mg/h als Initialdosis –> alle 90 sec Dosisverdopplung bis der Blutdruck den Zielwert erreicht –> anschließend alle 5 – 10 min Erhöhung um weniger als das Doppelte (max. Dosis: 21 mg/h; max. Dauer. 72 h)
  • Natriumnitroprussid: 0,3 – 0,5 µg/kg/min als Initialdosis –> alle 5 min um 0,5 µg/kg/min erhöhen, bis der Ziel-RR erreicht ist (max. Dosis 10 µg/kg/min; Behandlungsdauer so kurz wie möglich)
  • Nitroglycerin: 5 µg/min als Initialdosis –> alle 3 – 5 min um jeweils 5 µg/min erhöhen bis zur max. Dosis von 200 µg/min
  • Hydralazin: Initialdosis von 10 mg als langsame Infusion i.v. (max. Initialdosis: 20 mg) –> bei Bedarf alle 4 – 6 h wiederholen –> Dosis auf kumulative Gesamtdosis von 200 mg/24 h anpassen
  • Esmolol: 500 – 1000 µg/kg/min als Initialdosis über 1 min –> gefolgt von Infusion mit 50 µg/kg/min (für zusätzliche Dosierung Bolusdosis wiederholen und Infusion nach Bedarf in Schritten von 50 µg/kg/min auf max. 300 µg/kg/min erhöhen)
  • Labetalol: Initialdosis von 0,3 – 1,0 mg/kg (max. 20 mg) als langsame Injektion i.v. alle 2 min ODER 0,4 – 1,0 mg/kg/h als Infusion i.v. mit Laufrate von bis zu 3 mg/kg/h (Geschwindigkeit bis zur kumulativen Gesamtdosis von 300 mg/24 h anpassen)
  • Phentolamin: 5 mg als Bolus i.v. –> zusätzliche Bolusdosen alle 10 min nach Bedarf, um RR auf Zielwert zu senken –> Dosis bis zur kumulativen Gesamtdosis von 50 mg/24 h anpassen
  • Fenoldopam: 0,1 – 0,3 µg/kg/min als Initialdosis –> ggf. alle 15 min in Schritten von 0,05 – 0,1 µg/kg/min erhöhen bis der Zielblutdruck erreicht ist (max. Infusionsrate: 1,6 µg/kg/min)
  • Enalaprilat: 1,25 mg als Initialdosis über einen Zeitraum von 5 min –> Dosis ggf. alle 6 h auf bis zu 5 mg erhöhen, um den Ziel-RR zu erreichen –> Dosis auf kumulative Gesamtdosis von 50 mg/24 h einstellen

Antihypertonika-Auswahl

  • akute Aortendissektion –> Esmolol, Labetalol
  • akutes Lungenödem –> Clevidipin, Nitroglycerin, Nitroprussid
  • akute Koronarsyndrom –> Esmolol, Labetalol, Nicardipin, Nitroglycerin
  • akutes Nierenversagen –> Clevidipin, Fenoldopam, Nicardipin
  • Eklampsie oder Präeklampsie –> Hydralazin, Labetalol, Nicardipin, Nifedipin
  • perioperative Hypertonie (RR ≥ 160/90 mmHg oder Anstieg des RRsys um ≥ 20 % ggü. präoperativen Werten, die länger als 15 min anhalten) –> Clevidipin, Esmolol, Nicardipin, Nitroglycerin
  • akute sympathische Entladung oder Katecholaminüberschusszustände (z. B. Phäochromozytom, Zustand nach Karotisendarteriektomie) –> Clevidipin, Nicardipin, Phentolamin
  • akute intrazerebrale Blutung (ICB) –> Clevidipin, Nicardipin, Esmolol, Labetalol, Hydralazin
  • akuter ischämischer Schlaganfall –> Clevidipin, Nicardipin, Esmolol, Labetalol, Hydralazin
Published inLeitlinien kompakt

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