veröffentlichende Fachgesellschaft: Irish Association for Emergency Medicine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 24.05.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://iaem.ie/professional/clinical-guidelines/
Grundsätzliches
- Hyponatriämie = Serumnatriumspiegel <135mmol/L
- häufiges Krankheitsbild, welches bei ca. 15 – 20 % der Notaufnahmepatient*innen auftritt
- Unterscheidung in lebensbedrohliche und nicht-lebensbedrohliche Hyponatriämie
- häufigste Form ist die hypo-osmolare Hyponatriämie
Anamnese & Diagnostik
- vBGA zur Bestimmung des Natriumspiegels min. alle 2 h
- vollständige klinische Anamnese (v.a. bzgl. Hypothyreose, Glukokortikoidmangel, chronische Herzinsuffizienz sowie Nieren- & Leberversagen alsa Ursache für Hyponatriämie)
- Medikamentenanamnese (v.a. bzgl. Umstellungen oder neuen Medikamenten)
- Suche nach Anzeichen für Hirnödem (z.B. Krampfanfälle, Verwirrtheit & Lethargie)
- Laboruntersuchung (vollständiges Blutbild, Harnstoff, Elektrolyte, Leber- & Schilddrüsenwerte)
- Thorax-Röntgen zum Ausschluss eines Lungenödem
- Monitoring von Puls, HF, RR, Rekap-Zeit, pDMS, Urinausscheidung (stdl.) nach DK-Anlage, Gewicht, AF
- Suche nach Exsikkosezeichen wie trockenen Schleimhäute, verlängerter Rekap-Zeit
Symptomatik lebensbedrohliche Hyponatriämie (Serum-Na < 130 mmol/L)
Symptome korrelieren eher mit der Geschwindigkeit des Auftretens und nicht mit dem Natriumspiegel –> akute Hyponatriämie tritt innerhalb von 48 h auf
- Hirnödem mit ggf. irreversiblen Hirnschäden
- Unruhe/Agitation
- neurologische Defizite
- Verwirrtheit & Desorientiertheit
- Hyporeflexie
- Krampfanfälle
- Koma
- Atemstillstand
Differenzialdiagnosen
- Elektrolyt-Störungen (Ca2+, K+, Mg+, Hypernatriämie)
- Hirnblutung
- Hirnstamm-Infarkt
- Hypo-/Hyperglykämie
- Sepsis
- Krampfanfall
- illegaler Drogenkonsum
Therapie
- bei Hirnödem sofortige Flüssigkeitstherapie mit 150 mL hypertoner NaCl (NaCl 3 %) über 20 min (ggf. zweimalige Wdh., wenn Na nicht um 5 mmol/L angestiegen ist UND neurologische Symptome sich nicht verbessert haben)
- max. Erhöhung auf 10 mmol/L über 24 h, also max. 0,5 mmol/L/h bei sonst gesunden Patient*innen
- max. Erhöhung auf 8 mmol/L über 24 h, also max. 0,5 mmol/L/h bei alkoholabhängigen, anorektischen oder kachektischen Patient*innen (zusätzliche Gabe von hochdosiertem Vitamin B & C)
- bei Überkorrektur ggf. Gabe von Dextrose 5 % oder Desmopressin i.v. notwendig
- ggf. O2-Gabe und Atemwegssicherung mit etCO2-Messung
- Flüssigkeitstherapie mit 250 mL NaCl 0,9 %-Boli bei hypovolämischen Schock (ggf. Vasopressoren bei fehlendem Ansprechen)
- bei zusätzlicher Hypervolämie Ursachenbehandlung & ggf. Flüssigkeitszufuhr einschränken
- Natrium im Urin < 30 mmol/L –> Leber- oder Herzversagen
- Natrium im Urin > 30 mmol/L –> Nieren- oder Herzversagen mit Diuretikatherapie
- bei zusätzlicher Euvolämie Ursachenbehandlung, Einnahme auslösender Medikamente beenden und ggf. Flüssigkeitszufuhr einschränken
- Natrium im Urin < 30 mmol/L –> Hypothyreose, iatrogene Ursachen, Wasser-Intox
- Natrium im Urin > 30 mmol/L –> SIADH, Nebennierenrindeninsuffizienz
- bei zusätzlicher Hypovolämie Ursachenbehandlung & Gabe von 0,5 – 1 mL/kg/h NaCl 0,9 %
- Natrium im Urin < 30 mmol/L –> Diarrhoe, Erbrechen, Verbrennungen
- Natrium im Urin > 30 mmol/L –> Salzverlust (renal/cerebral), Diuretika, Addison-Krise
- Natriumspiegel min. alle 8 h bestimmen
- Zielwerte
- Natriumanstieg < 10 mmol/L in 24 h bei einem ansonsten gesunden Patient*innen
- Natriumanstieg < 8 mmol/L in 24 h bei unterernährten Patient*innen
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