Mit dem heutigen Tag beginnt die „World Immunization Week“ (dt. „Weltimpfwoche“), die jährlich vom 24.04. bis 30.04. geht. Die jährliche „World Immunization Week“ (dt. „Weltimpfwoche“) wurde auf der 65. Weltgesundheitsversammlung am 26.05.2012 beschlossen, mit dem Ziel die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Impfungen während des gesamten Lebens zu sensibilisieren und einen allgemeinen Zugang von Menschen aller Altersgruppen und in allen Ländern der Welt zu Impfungen als wichtige präventive Gesundheitsleistung zu gewährleisten, denn mit der weltweiten Erhöhung der Impfquoten gegen durch Impfung vermeidbare Krankheiten kann viel Leid und Krankheit verhindert werden.
Impfungen sind eine unverzichtbare Gesundheitsleistung, die vor rund 25 verschiedenen Infektionserregern oder Krankheiten schützen können, z.B. Diphtherie, Masern, Keuchhusten, Polio, Tetanus oder COVID-19. Laut Schätzungen der WHO könnten durch die aktive Immunisierung von Menschen weltweit derzeit jährlich 2 bis 3 Millionen Todesfälle verhindert werden.
Die World Immunization Week 2025
Die „World Immunization Week“ im Jahr 2025 steht unter dem Motto „Immunization for All is Humanly Possible“ („Impfen für alle ist menschlich möglich“ bzw. „Impfen für alle ist menschenmöglich“). Aktuell befinden wir uns leider an einem geschichtlichen Wendepunkt der globalen Gesundheit, denn die so hart erkämpften Erfolge bei der Ausrottung von Krankheiten durch Impfungen sind in Gefahr. Durch Verschwörungstheorien, viele Falschinformationen und eine irrationale Impfskepsis zweifeln immer mehr Menschen den Nutzen von Impfungen an – und das in einer Welt, in der wir die Pocken ausgerottet und die Kinderlähmung fast ausgerottet haben. Deshalb liegt der Fokus der „World Immunization Week“ 2025 darauf die jahrzehntelangen gemeinsamen Anstrengungen von Regierungen, Hilfsorganisationen, Wissenschaftler*innen, Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und vielen mehr, die uns dorthin gebracht haben, wo wir heute stehen, zu würdigen und dafür zu sorgen, dass dass noch mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene gegen durch Impfung vermeidbare Krankheiten geschützt werden (können). Denn Impfstoffe sind der Beweis dafür, dass weniger Krankheiten und mehr Leben möglich sind, und im Jahr 2025 sollten wir eigentlich an der Zeit, dass eine Impfung für alle Menschen möglich ist.
Zahlen & Fakten
- weltweit haben noch immer rund 22,6 Millionen Säuglinge keinen Zugang zur Grundimmunisierung und das v.a. in Entwicklungsländern
- allein in den letzten 50 Jahren haben Impfstoffe 154 Millionen Menschenleben gerettet (mehr als 3 Millionen Leben pro Jahr oder 6 Menschen pro Minute)
- rund 94.000.000 Menschen weltweit konnten durch Masernimpfstoffe gerettet werden
- seit 1988 wurden 3.000.000.000 Kinder gegen Polio geimpft und 20.000.000 Menschen, die sonst durch Polio gelähmt gewesen wären, können heute gehen
- im Jahr 2023 haben schätzungsweise 14.500.000 Kinder noch nie eine einzige Dosis eines Impfstoffs erhalten
- in der Schweiz konnten durch die „Hepatitis B“-Impfempfehlung für Jugendliche im Jahr 1998 die Fälle von Hepatitis B um 87 % gesenkt werden
- 2018 lebten ca. 40 % der nicht geimpften Kinder weltweit in konfliktbetroffenen Gebieten
- laut UNICEF- & WHO-Schätzungen retten Impfstoffe jährlich 4.400.000 Menschenleben un die Zahl könnte bis 2030 auf 5,8 Millionen ansteigen, wenn die Ziele der Immunisierungsagenda 2030 erreicht werden
- Impfungen haben die Kindersterblichkeit seit 1990 halbiert und gehören damit nachweislich zu den wirksamsten und effektivsten Maßnahmen, um das Überleben und gesunde Aufwachsen von Kindern zu sichern
- Impfstoffe gegen das Coronavirus haben allein im Jahr 2021 weltweit rund 20.000.000 Menschenleben gerettet
Gute Gründe für’s Impfen
- Impfen schützt die eigene Gesundheit
- Impfen schützt die Gesundheit der anderen (vor allem Menschen für die es noch aus Gründen wie dem Alter, Krankheit oder Medikamenten nicht möglich ist sich zu impfen)
- Impfen hilft, Krankheiten auszurotten (z.B. Pocken, Poliomyelitis, Tetanus, Röteln, Diphtherie)
- Impfen hat ein geringeres Risiko als das Durchleben einer Krankheit (gesenkte Erkrankungswahrscheinlichkeit und Verhinderung schwerer Erkrankungsverläufe sowie Komplikationen)
- Impfstoff-Entwicklung unterliegt strengen Regeln (Durchlaufen mehrerer Testphasen und Zulassung nur, wenn der Impfstoff sicher und wirksam ist)
- moderne Impfstoffe sind gut verträglich (fast alle anerkannte Impfkomplikationen gehen auf Impfstoffe zurück, die die heute nicht mehr empfohlen werden; es gibt auch keine wissenschftlichen Hinweise, dass Impfstoffe Krankheiten wie Autismus auslösen)
- leichte Impfreaktionen sind ungefährlich und keine Impfkomplikation, sondern ein Zeichen, dass der Körper/das Immunsystem auf die Impfung reagiert
- Wirksamkeit von Impfungen ist mehrfach wissenschaftlich erwiesen (z.B. Polio: 1961 noch 4700 infizierte Kindern, 1965 weniger als 50 Kinder und seit 1990 keine Infektion mit Wildpolio-Viren)
- Kinderkrankheiten sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn sie sind gefährlich (bspw. hohes Risiko schwerer Fehlbildungen bei Kindern durch Rötelnviren-Infektion bei nicht immunen Schwangeren)
- schon Babys profitieren vom Impfen (Übertragung verschiedener Antikörper von der werdenden Mutter auf das ungeborene Kind)
- große Menge an Impfungen sind kostenlos (z.B. COVID-19, Diphtherie, Herpes zoster, Haemophilus influenzae b, Hepatitis A & B, HPV, Influenza, Poliomyelitis, Masern, Meningokokken, Mumps, Pertussis, Pneumokokken, Rotavirus, Röteln, RSV, Tollwut, Tuberkulose, Varizellen, Tetanus & FSME)
- ethisch-moralische Gründe bei der Entscheidung für’s Impfen
- Argument „moralische Pflicht zur einfachen Rettung“ (wenn Menschen, die sich selbst aus verschiedensten Gründen nicht schützen können, mit wenig Aufwand und Gefahr, also im Vergleich zum Verlust von Leben oder Gesundheit geringen Kosten, gerettet bzw. geschützt werden, besteht die moralische Verpflichtung, dies auch zu tun)
- Argument „Utilitarismus“ bzw. „Benefizenz“ (Gebot, das Gute zu maximieren, inkl. des Werts der Gesundheit und des damit verbundenen Nutzens –> aus utilitaristischer Sicht sind all die Impfungen geboten, die effektiv, verhältnismäßig günstig und sicher sind)
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Gründen für das Impfen gibt es noch weitere, spezifische Gründe, warum Mitarbeitende im Gesundheitssystem eine besondere Stellung beim Impfen und der Prävention vermeidbarer Infektionskrankheiten haben:
- „besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen“ (Leopoldina zur Corona-Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich, denn wir haben eine Schutzpflicht gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen)
- „völlig inakzeptabel und unprofessionell, wenn Personen, die tagtäglich mit vulnerablen Gruppen arbeiten, nicht geimpft sind“ (Wolfram Henn, ehemaliges Ethikratsmitglied, zur Corona-Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich)
- Mitarbeitende im Gesundheitssystem sind potenzielle Multiplikatoren für’s Impfen (z.B. durch ständigen Kontakt mit Angehörigen von Hochrisikogruppen)
- Ablehnung von Impfungen mit einem wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen und Schutz für die uns anvertrauten Patient*innen kann als eine Art der Wissenschaftsleugnung angesehen werden, dass Mitarbeitende im Gesundheitssystem eigentlich als solche disqualifiziert
- Wir als Mitarbeiter*innen im Gesundheits- und Pflegebereich profitieren selbst von hihen Impfraten und einer Herdenimmunität, da so Ressourcen im Gesundheitswesen geschont werden
- ethisch-moralische Argumente „Non-Malefizenz“ & „Benefizenz“ (ärztlicher Ethos im Sinne des hippokratischen Eid sieht das Nicht-Schadensverbot und das Gebot, Gutes zu tun, vor)
Quellen
- „Bundesverfassungsgericht weist Richtervorlage gegen einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht ab“. 2025. AerzteZeitung.de. 20. Februar 2025. https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Bundesverfassungsgericht-weist-Richtervorlage-gegen-einrichtungsbezogene-Corona-Impfpflicht-ab-456628.html.
- „Corona-Impfpflicht in Deutschland – ja oder nein?“ 2022. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. 1. Mai 2022. https://www.lpb-bw.de/corona-impfpflicht.
- Deppe, Gigi. 2022. „Einrichtungsbezogene Impfpflicht laut Urteil zulässig“. tagesschau.de. 19. Mai 2022. https://www.tagesschau.de/eilmeldung/einrichtungsbezogene-impfpflicht-bundesverfassungsgericht-101.html.
- „Erfolglose Verfassungsbeschwerde gegen die Pflicht zum Nachweis einer Impfung gegen COVID-19 (sogenannte ‚einrichtungs- und unternehmensbezogene Nachweispflicht‘)“. 2022. Bundesverfassungsgericht. 19. Mai 2022. https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/bvg22-042.html.
- „Ethikrat empfiehlt Prüfung einer Impfpflicht gegen Covid-19 für Mitarbeitende in besonderer beruflicher Verantwortung“. 2021. Deutscher Ethikrat. 11. November 2021. https://www.ethikrat.org/presse/mitteilungen/ethikrat-empfiehlt-pruefung-einer-impfpflicht-gegen-covid-19-fuer-mitarbeitende-in-besonderer-beruflicher-verantwortung/.
- „Ethikrat für Prüfung einer berufsbezogenen Corona-Impfpflicht“. 2021. AerzteZeitung.de. 11. November 2021. https://www.aerztezeitung.de/Politik/Ethikrat-fuer-Pruefung-einer-berufsbezogenen-Corona-Impfpflicht-424365.html.
- „Ethikrat jetzt auch für Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen“. 2021. Deutsches Ärzteblatt. 11. November 2021. https://www.aerzteblatt.de/news/ethikrat-jetzt-auch-fuer-impfpflicht-fuer-bestimmte-berufsgruppen-ca7f1ebd-4b80-4440-b65b-a1a1d3c01738.
- Kesper, Katharina. 2021. „Elf Dinge, die Sie über Impfungen wissen sollten“. UNICEF. 8. Dezember 2021. https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/elf-dinge-ueber-impfungen-zur-weltimpfwoche/275230.
- Matthees, Janine. 2021. „Kommt die Impfpflicht für Pflegekräfte jetzt doch?“ Rechtsdepesche (blog). 15. November 2021. https://www.rechtsdepesche.de/update-impfpflicht-pflegekraefte/.
- Osten, Philipp. 2021. „Ethik des Impfens“. bpb.de. 11. Juni 2021. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/medizin-und-ethik-in-der-pandemie-2021/334619/ethik-des-impfens/.
- Schröder-Bäck, Peter, und Kyriakos Martakis. 2019. „Impfethik – Eine Skizze moralischer Herausforderungen und ethischer Kriterien“. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 62 (4): 472–78. https://doi.org/10.1007/s00103-019-02915-z.
- Sixty-fifth World Health Assembly, Hrsg. 2012. „World Immunization Week“. https://apps.who.int/gb/ebwha/pdf_files/wha65/a65_r18-en.pdf.
- Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages. 2021. „Ausarbeitung ‚COVID-19-Impfpflicht für Lehr- und Pflegekräfte und 2G-Zugangsbeschränkungen‘“. https://www.bundestag.de/resource/blob/869964/569b0ea82748c29b7447d00e466e3015/WD-3-187-21-pdf.pdf.
- „World Immunization Week 2025“. o. J.-a. World Immunization Week 2025. Zugegriffen 23. April 2025. https://itshumanlypossible.org.
- „World Immunization Week 2025“. o. J.-b. World Health Organization. Zugegriffen 23. April 2025. https://www.who.int/campaigns/world-immunization-week/2025.
- „World Immunization Week 2025 – About the Campaign“. o. J. World Health Organization. Zugegriffen 23. April 2025. https://www.who.int/campaigns/world-immunization-week/2025/about-the-campaign.
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt