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05.06. – Hitzeaktionstag (Alles Wichtige zu Hitzenotfällen)

Was ist der Hitzeaktionstag?

Nachdem letztes Jahr am 14.06. der erste bundesweite Hitzeaktionstag unter dem Motto „Mit Hitze keine Witze“ stattfand, wird dieser dieses Jahr am 05.06. begangen. Gemeinsam initiiert wird der Hitzeaktionstag von der Bundesärztekammer, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, dem AWO Bundesverband, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat, dem GKV-Spitzenverband und dem Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Ziel des Hitzeaktionstags sind u.a. die folgenden Punkte:

  • Sensibilisierung der Bevölkerung für die gesundheitlichen Risiken von Hitze und Verbreitung des Wissens über das richtige Verhalten bei Hitze
  • Kompetenzentwicklung im Bereich Prävention und Behandlung hitzeassoziierter Erkrankungen bei den im Gesundheits- und Sozialwesen tätigen Berufsgruppen und Organisationen
  • Initiierung und Umsetzung von Hitzeschutzplänen in Einrichtungen des Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereichs und weiteren Schlüsselbereichen für vulnerable Bevölkerungsgruppen
  • Initiierung kommunaler, regionaler und überregionaler Hitzeschutzbündnisse
  • Verankerung von gesundheitlichem Hitzeschutz in Bundes- und Ländergesetzgebung
  • Bereitstellung ausreichender Ressourcen für die erforderlichen Veränderungsprozesse

Passend zum heutigen Anlass wird es sich auch die nächsten Jahre bei FOAMio immer zum Hitzeaktionstag einen Beitrag zum Bereich der Hitzenotfälle in der Notfallmedizin sowie zur Physiologie der Temperaturregulation und zur Pathophysiologie von Hitzeerkrankungen geben.

Hitze als Gesundheitsgefahr

Wie sich Hitze auf unsere Gesundheit auswirken kann, zeigt die nachfolgende Grafik des Robert Koch-Instituts sehr gut, denn die Arten wie die Hitze unsere Gesundheit in Mitleidenschaft ziehen kann sind unglaublich manigfaltig.

Risikokaskaden, die durch Überschwemmungen, Starkregen und Stürme ausgelöst werden können. Pfeile kennzeichnen mögliche kausale Zusammenhänge zwischen Risiken, verstärkenden Faktoren und gesundheitlichen Folgen
(Quelle: Butsch, Carsten. „Gesundheitliche Auswirkungen von Extremwetterereignissen – Risikokaskaden im anthropogenen Klimawandel“, 2023. https://doi.org/10.25646/11646.2.)

Trotz dieser manigfaltigen gesundheitlichen Folgen für uns wird das Thema Hitze als Gefahr für unser aller Gesundheit immer noch stark vernachlässigt, jedoch zeigen die Zahlen der letzten Jahre wie stark die Auswirkungen schon sind und es noch sein werden. Die angesprochenen Zahlen zeigen u.a. die folgenden Probleme:

  • Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Deutschland 2018: ca. 8.700
  • früher gab es z.B. in den Jahren 1994, 2003, 2006, 2013 und 2015 einzelne markante Hitzesommer, aber seit 2018 gibt es jährlich Hitzewellen mit mindestens drei aufeinander folgenden Tagen mit einer Tageshöchsttemperatur von über 30 °C (sog. Hitzetage)
  • bis zum Ende Jahrhunderts könnte es bundesweit jährlich bis zu 8500 zusätzliche hitzebedingte Todesfälle geben
  • durchschnittlich 25.000 hitzebedingte Tote gibt es jährlich in Europa
  • Inzidenzzahlen für hitzebedingte Erkrankungen schwanken in der Literatur stark (Inzidenz des Hitzschlags liegt bei ca. 0,2 pro 1000 Personen pro Jahr)
  • Hitzschlag ist für ca. 2 % der plötzlichen Todesfälle bei jungen Sportler*innen verantwortlich

Wie schon angesprochen sind die Zahlen der hitzebedingten Todesfälle in den letzten Jahren immer größer geworden. Die genauen Zahlen findet ihr in der nachfolgenden Tabelle:

Quelle: Winkler, Maren, Jamela Seedat, und Heide Monning. „Epidemiologisches Bulletin 42/2022“. Herausgegeben von Robert Koch-Institut. . . Oktober, 2022. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/42_22.pdf?__blob=publicationFile.

Im letzten Jahr gab es im Sommer rund 3.200 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland und etwa 2.700 davon, also knapp 85 %, waren Personen > 75 Jahren. Um sich auf den jeweiligen Dienst im Hochsommer in der Präklinik oder in der Notaufnahmen vorzubereiten, hilft ein Blick in das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes. Dort sind aktuellsten Informationen über Hitzeereignisse in Deutschland zu finden. Zusätzlich findet man in den Sommermonaten jede Woche den Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität des Robert Koch-Instituts aufgeschlüsselt nach dem Alter und Geschlecht.

Bevor es losgeht mit den Hitzenotfällen sei nur noch auf die Risikogruppen für hitzebedingte Erkrankungen hingewiesen, denn auch die Hitzenotfälle sind manchmal ein Chameleon:

  • Menschen ab 65 Jahre    
  • ältere alleinlebende Menschen, die Probleme mit ihrer Mobilität haben
  • pflegebedürftige Menschen
  • Säuglinge und Kleinkinder          
  • Menschen mit Vorerkrankungen
  • Menschen mit akuten Erkrankungen
  • Menschen, die im Freien arbeiten und die körperlich schwer arbeiten
  • Menschen in besonderen Lebenslagen (z. B. Obdachlose, Menschen mit Süchten)

    Was ist ein Hitzschlag? (2024)

    Bei einem Hitzschlag handelt es sich um lebensbedrohliche Hitzeerkrankung, welche Folge einer längeren und ausgeprägten Überwärmung des Körpers handelt. Die Körperkerntemperaturen steigt hierbei auf über 42 °C. Der Hitzschlag ist effektiv eine nichtinfektiöse Entzündungsreaktion bei einer stark erhöhten Körpertemperatur, die sukzessive zur Beeinträchtigung aller lebenswichtigen Organe und schlussendlich zum multiplen Organversagen führt.

    Pathophysiologie

    Beim Hitzschlag wird zwischen dem klassischen Hitzschlag und dem anstrengungsassoziierten Hitzschlag (Überlastungshitzschlag) unterschieden, wobei der Überlastungshitzschlag die seltenere Erscheinungsform darstellt.

    Kurz und knapp gesagt ist ein Hitzschlag das Ergebnis eines hitzebedingten Anstieg der Körperkerntemperatur auf > 40,5 – 41,5 °C mit Versagen der körpereigenen Thermoregulation. Zusätzlich kommt es durch Flüssigkeitsverlust zu einer Hypovolämie und dadurch zu einer Hypotonie mit verminderter Nierenperfusion. Konsequenz ist eine Oligurie (Urinmenge < 500 mL/d) und eine steigende Harnstoffkonzentration im Körper. Zusätzlich kommt es zu einer gestörten Blutgerinnung, welche in Verbindung mit Tachykardie, Hypovolämie und Hypotonie zu einem gesteigerten Sauerstoffverbrauch sowie einer erhöhten CO2-Produktion und einer Tachypnoe führen. Je länger dieser Gesamtzustand anhält, kommt es zu einer größeren direkten Zellschädigung, v.a. der Hepatozyten, der vaskulären Endothelzellen und der Neuronen. Schlussendlich kommt es dadurch zu einer systemischen Entzündungsreaktion mit Zytokinausschüttung (SIRS) oder damit zu einem Multiorganversagen mit zellulärer Apoptose.

    Beim Hitzschlag wird zwischen dem klassischen Hitzschlag und dem anstrengungsassoziierten Hitzschlag (Überlastungshitzschlag) unterschieden, wobei der Überlastungshitzschlag die seltenere Erscheinungsform darstellt.

    klassischer Hitzschlag

    Von einem klassischen Hitzschlag sind i.d.R. eher Kinder, ältere Personen sowie Menschen mit relevanten Vorerkrankungen betroffen. Hier kommt es zum zuvor beschriebenen Verlauf durch die entstandene passive Aufwärmung des Körpers i.d.R. bei schwülheißem Wetter verbunden mit einer starken Dehydratation und einer zunehmenden Unfähigkeit zu Schwitzen. Grund hierfür sind meist eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr und eine erhöhten Flüssigkeitsverlust, z.B. durch die Schweißbildung hemmende Medikamente wie Diuretika oder Anticholinergika.

    Zu einem klassischen Hitzschlag kommt es bei jüngeren Menschen nur selten. Hier sind mögliche Ursachen z.B. der Saunabesuch oder die Einnahme von Drogen wie Amphetaminen oder LSD, da diese die endogene Wärmeproduktion steigern.

    Überlastungshitzschlag

    Im Gegensatz zum klassischen Hitzschlag sind beim Überlastungshitzschlag hohe Außentemperaturen nicht zwingend notwendig, sondern kann auch bei Außentemperaturen von um die 0 °C auftreten, denn hier kommt es auf die Summe verschiedener Faktoren an wie z.B. extremes Training oder schwere körperliche Arbeit + stark wärmeisolierende Kleidung.

    Pathophysiologisch ähnelt der anstrengungsassoziierte Hitzschlag dem klassischen Hitzschlag. Dieser wird jedoch durch die zusätzlich Wärmeproduktion, bedingt durch die ausgeprägte Muskelarbeit größerer Muskelgruppen, sowie durch den erhöhten Flüssigkeitsverlust begünstigt. In Zahlen ausgedrückt kann es durch die Muskelarbeit zu einer zehnfach erhöhten Wärmebildung im Körper kommen. Der Überlastungshitzschlag entsteht hierbei über einen kürzeren Zeitraum von Minuten bis wenigen Stunden und es kommt i.d.R. zum plötzlichen Auftreten der Symptome. Zusätzlich funktioniert bei rund 50 % der Patient*innen die Schweißproduktion noch.

    Des Weiteren ist die Ausbildung eines anstrengungsassoziierte Hitzschlag von weiteren Faktoren abhängig wie z.B.

    • akute Infekte und Erkrankungen
    • Dehydratation
    • Störungen im Elektrolythaushalt
    • Übermotivation
    • unzureichende Akklimatisation
    • Medikamenteneinnahme

    Symptomatik

    Grundsätzlich besteht der Hitzschlag wie so viele Krankheitsbilder aus einem Trias aus Symptomen. Beim Hitzschlag sind dies die folgenden drei Symptome:

    • erhöhte Körpertemperatur (KKT >  40 °C)
    • zerebrale/neurologische Symptome (s.u.)
    • stark erhöhte Umgebungstemperatur ODER starke körperliche Belastung

    Um den Notfallcharakter des Hitzschlags zu betonen sei auf die Mortalität von bis zu 50 % bei Vorliegen von Koma, Rhabdomyolyse, Leberversagen und Gerinnungsstörungen hingewiesen.

    klassicher Hitzschlag

    I.d.R. warme/heiße, oft schwüle Außentemperaturen und häufig schon ein oder zwei Tage bestehende mildere Symptome wie Schwäche, Benommenheit und/oder Übelkeit.

    • warme/heiße, oft schwüle Außentemperaturen
    • ausgeprägte Elektrolytstörungen
    • ausgeprägte Hypovolämie
    • selten erhöhte Lactatwerte
    • selten ausgeprägte Rhabdomyolyse
    • quantitative und qualitative Bewusstseinsstörung (z.B. Agitation, Verwirrtheitszustände, plötzlich einsetzender Bewusstseinsverlust bis Koma)
    • neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, SchwindelErbrechen, Krampfanfälle, Aphasie und ggf. auch Meningismus als Zeichen für steigenden Hirndruck
    • quantitative und qualitative Bewusstseinsstörung (z.B. Agitation, Verwirrtheitszustände sowie im Verlauf auch Koma möglich)
    • Tachykardie und im Verlauf Hypotonie
    • Tachypnoe bzw. Hyperventilation
    • heiße, gerötete, trockene Haut (später grau, zyanotisches Hautkolorit; i.d.R. kein Schwitzen)
    • Oligurie und ggf. Durchfall
    • oft begleitende Exsikkose

    akuter, anstrengungsassoziierter Hitzschlag („exertional heat stroke“)

    I.d.R. bei oftmals normalen, ggf. auch kühlen Außentemperaturen und oftmals plötzlich auftretende Symptomatik wie Synkope bzw. kurzzeitige Bewusstlosigkeit.

    • neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, SchwindelErbrechen, Krampfanfälle, Aphasie und ggf. auch Meningismus als Zeichen für steigenden Hirndruck
    • quantitative und qualitative Bewusstseinsstörung (z.B. Agitation, Verwirrtheitszustände, plötzlich einsetzender Bewusstseinsverlust bis Koma)
    • ausgeprägte Rhabdomyolyse
    • im Verlauf akutes Nierenversagen bis Multiorganversagen
    • sehr hohe Serum-Lactat-Werte
    • Tachykardie und im Verlauf Hypotonie
    • Tachypnoe bzw. Hyperventilation
    • ggf. Durchfall
    • heiße, gerötete, trockene Haut (später grau, zyanotisches Hautkolorit; in bis zu 50 % der Fälle Transpiration noch möglich)

    Anamnese & Diagnostik

    • Anamnese, v.a. bzgl. Trinkverhalten, Trinkmenge, Tätigkeiten vor Symptomeintritt
    • vollständiges Monitoring mit SpO2, HF, RR, EKG, BZ, Pupillen, GCS etc.
    • regelmäßige Temperaturmessung immer an der gleichen Stelle (keine Nutzung von Infrarot-Stirn-Thermometern; am besten rektale Temperaturmessung, Ösophagus- oder Blasenkatheter.Temperatursonde)

    Unterscheidung klassischer & Überlastungshitzschlag

    klassischer HitzschlagÜberlastungshitzschlag
    AlterKinder, ÄltereJugendliche und sportlich aktive Erwachsene
    Auftretenepidemisch (Hitzeperioden)sporadisch, jede Jahreszeit
    Aktivitätsstatussitzendsportlich aktiv
    Gesundheitsstatuschronisch krankgenerell gesund
    Medikationhäufignormalerweise keine
    PathomechanismusAufnahme der Umgebungshitze und geringere Hitzeabgabeexzessive Hitzeproduktion und überforderte Hitzeabgabe
    Schwitzenkann fehlen (trockene Haut)normalerweise vorhanden (feuchte Haut)
    ZNS-Störungenhäufighäufig
    Quelle. Jendyk, Ralf, und P. Maisel. „S1-Leitlinie Hitzebedingte Gesundheitsstörungen in der hausärztlichen Praxis“. Herausgegeben von Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 30. Juni 2020. https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-052l_S1_Hitzebedingte-Gesundheitsstoerungen-Hausarztpraxis_2020-09.pdf.

    Risikofaktoren

    klassischer Hitzschlag
    – ältere Menschen
    – Kinder
    – soziale Isolation
    – Bettlägerigkeit
    – körperl. Schwäche
    – fehlende Klimaanlage
    – Leben im Dachgeschoss
    – Hitzewelle
    – psychische Erkrankungen
    – kardiopulmonale Erkrankungen
    – chron. Erkrankungen

    Überlastungshitzschlag
    – wärmeisolierende Kleidung
    – vorausgegangene starke körperliche Belastung
    – kürzlich vorangegangener Drogen-/Alkoholkonsum
    – Mangel an Schlaf, Essen, Wasser
    – Mangel an körperlicher Fitness

    bei beiden Unterformen
    – Übergewicht
    – akutes Fieber
    – bestehende dehydrierende Erkrankungen
    – Einnahme dehydrierender Medikamente
    – Hauterkrankungen (z. B. Anhidrose, Schuppenflechte)
    – Stoffwechsel-erkrankungen mit erhöhter Wärmeproduktion (z. B. Thyreotoxikose)
    – mangelnde Akklimatisierung
    – vorangegangener Hitzschlag

    Differenzialdiagnosen

    • endokrine Erkrankungen wie Phäochromozytom oder thyreotoxische Krise
    • infektiöse Erkrankungen wie Hirnabszess, Enzephalitis, Meningitis, Sepsis, Malaria, Tetanus, Typhus
    • kardiologische Erkrankungen wie Herzinfarkt, arterielle Hypertonie
    • neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall oder Krampfanfall
    • toxikologische Notfallbilder wie Alkoholentzug, Drogenkonsum, anticholinerges Syndrom, maligne Hyperthermie
    • psychiatrische Erkrankungen bei Depressivaeinnahme von MAO-Hemmer, SSRI o.Ä.

    Therapie

    • Transport in Krankenhaus mit Möglichkeit der raschen Kühlung der Patient*innen und freie Intensivkapazität (ITS als Ziel aufgrund hoher Mortalitätsraten)

    ABCDE-Schema bei Verdacht auf Hitzschlag

    • A – „Airway“
      • Esmarch-Handgriff, Einlage Wendel- oder Guedel-Tubus bei schnarchendem AG
      • ggf. Atemegssicherung mit SGA, ET o.Ä. im Rahmen von Notfallnarkose (CAVE: ETI ist Goldstandard)
    • B – „Breathing“
      • frühzeitige Sauerstoffgabe über Maske bei Dyspnoe, Zyanose etc. (min. 10 L/min)
      • ggf. assistierte Beatmung bei Apnoe, Schnappatmung etc.
      • ggf. kontrollierte Beatmung nach Intubation
    • C – „Circulation“
      • Anlage mehrerer großlumiger Venenzugänge
      • Volumentherapie und Ausgleich von Elektrolytverlusten
        • CAVE: am besten gekühlte isotone oder hypertone VEL ohne Lactatanteil (CAVE: Gefahr der akuten kardialen Dekompensation bei Hyperinfusion)
        • präklinisch max. 1 L wegen Gefahr einer Verdünnungshyponatriämien (bei Kindern 20 ml/kgKG)
    • D – „Disability“
      • ggf. (Schutz-)Intubation bei GCS ≤ 8
      • ggf. BZ-Korrektur bei Hypoglykämie
    • E – „Exposure/Environment“
      • Öffnen bzw. Entfernen beengender Kleidungsstücke
      • Verbringen in kühle Umgebung
      • Oberkörperhochlagerung bei stabilem Kreislauf, Flachlagerung bei Hypotension oder Stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit
      • rasche Kühlungsmaßnahmen ( am besten komplettes Eintauchen in kaltes Wasser schon an der Einsatzstelle; siehe Kühlungsmethoden)
      • ggf. Schnelle Traumauntersuchung bei V.a. Verletzungen

    Kühlungsmethoden

    • präklinische Kühlungsansätze
      • großflächiges Bedecken des entkleideten Oberkörpers und der Extremitäten mit Eis („crushed ice“)
      • Bedecken des Körpers mit in Eiswasser bzw. in möglichst kaltem Wasser getränkten Handtüchern
    • primär innerklinische Ansätze
      • schnellste und effektivste Kühlung ist mit Eintauchen des Patienten bis zum Hals in Eiswasser (1 – 26 °C gemäß ERC-LL) möglich, auch bei älteren und vorerkrankten Patient*innen (CAVE: wenn möglich Einsatz auch schon unmittelbar am Ort des Geschehens)
      • vergleichbare Kühlungsraten sind mit evaporativen Ansätzen wie z.B. dem Besprühen mit rund 15 °C kalten Wasser bei gleichzeitigem Luftstrom von ca. 40  °C mittels Warmluftgebläse zur Prävention von Vasokonstriktion und starker Muskelaktivität möglich (höhere Temperaturen des Luftzugs bedingen höhere Kerntemperatursenkung –> 0,31 °C/min. bei 39,5 °C Körperkernausgangstemperatur und Verwendung von Leitungswasser mit 15 °C und Ventilation warmer Luft mit 0,5 m/sec und Temperatur von 45 – 48 °C)
      • Kühlung mittels invasiver Verfahren wie ECMO
    • Kühlung mittels Coolpacks in Nacken, beide Axillae und die Leisten oder Gbe gekühlter Infusionslösung ist eine völlig unzureichende alleinige Maßnahme und sollte nur additiv zu effektiveren Verfahren angewendet werden
    • bei belastungsinduziertem Hitzschlag Abkühlgeschwindigkeit von > 0,10 °C anstreben
    • Kühlungsmaßnahmen bis zur Ziel-Körperkerntemperatur von 39-38,5°C durchführen (CAVE: nach Erreichen der Temperatur Maßnahmen pausieren, um überschießende Hypothermie zu verhindern)
    • CAVE: Kühlungsmaßnahmen können periphere Vasokonstriktion bzw. Zittern durch externen Kältereiz auf der Haut bedingen und so den Kühlungseffekt abschwächen bzw. verlangsamen

    Weitere Informationen zu den verschiedenen Kühlungsmethoden sind in der aktuellen Ausarbeitung „Emergency Cooling for Severe Heat Related Illnesses“ des National Centre for Disease Control des Ministry of Health & Family Welfare in Indien zu entnehmen. Aus dieser stammen auch die zwei nachfolgenden Grafiken.

    Quelle: Goel, Atul, Hrsg. „Emergency Cooling for Severe Heat Related Illnesses“. “National Centre for Disease Control” Ministry of Health & Family Welfare. Zugegriffen 4. Juni 2024. https://ncdc.mohfw.gov.in/wp-content/uploads/2024/03/Emergency-Cooling-for-Severe-Heat-Related-Illnesses_March2024_NPCCHH.pdf.
    Quelle: Goel, Atul, Hrsg. „Emergency Cooling for Severe Heat Related Illnesses“. “National Centre for Disease Control” Ministry of Health & Family Welfare. Zugegriffen 4. Juni 2024. https://ncdc.mohfw.gov.in/wp-content/uploads/2024/03/Emergency-Cooling-for-Severe-Heat-Related-Illnesses_March2024_NPCCHH.pdf.

    medikamentöse Therapie

    • bei Schock Gabe von 1000 – 2000 ml kristalloide Lösung innerhalb von 1 – 2 h
    • antikonvulsive Therapie bei zerebralen Krampfanfällen (5 – 10 mg Diazepam oder 2,5 – 5 mg Midazolam i. v.)
    • KEINE Dantrolen- oder Antipyretika-Gabe, da wirkungslos
    • ggf. bei Schocksymptomatik Katecholamingabe
    • ggf. medikamentöse Behandlung von Komplikationen

    Quellen

    Published inKlimaNOTFALLWelttag...

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