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21.03. – Internationaler Tag zur Beseitigung der rassistischen Diskriminierung

Zum Welttag

Der „Internationale Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung“ bzw. „Internationale Tag zur Beseitigung der rassistischen Diskriminierung“ (engl. International Day for the Elimination of Racial Discrimination) geht auf das Massaker von Sharpeville am 21.3.1960 im heutigen Südafrika zurück. Bei diesem Massaker wurden 69 Menschen getötet, 180 wurden verletzt und in der Folge wurden bei weiteren Protesten rund 18.000 Menschen verhaftet. Das Massaker von Sharpeville gilt als Wendepunkt in der Geschichte der Apartheid in Südafrika und führt in die heutige Demokratie und Gleichberechtigung Südafrikas. Aber der Kampf gegen den Rassismus weltweit ist leider bis heute noch nicht gewonnen…

Sechs Jahre später riefen die Vereinten Nationen (UN) den 21. März zu jährlichen „Internationalen Tag zur Überwindung von rassistischer Diskriminierung“ aus. Einige Jahre später, im Jahr 1979, beschloss die UN wiederrum, dass rund um den Internationalen Tag gegen Rassismus die Internationalen Wochen gegen Rassismus eingeführt werden sollen, um dem Thema den Platz einzuräumen, den es bedarf. Bei uns in Deutschland werden die Internationalen Wochen gegen Rassismus seit 1995 vom Interkulturellen Rat in Deutschland e.V. koordiniert, welche diese Aufgaben 2016 an die Stiftung der Internationalen Wochen gegen Rassismus übergab.

Die diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus stehen unter dem Motto “Menschenwürde schützen” und findet vom 17. März bis 30. März 2025 statt.

Plädoyer für kulturelle und ethnische Vielfalt im Gesundheitswesen

Die „Migrationsdebatte“ ist nicht nur in der deutschen Politik aktuell wieder absolut en vogue, sondern auch gesamtgesellschaftlich wird dieses Thema viel behandelt. Hierbei wird viel zu oft nicht über die Menschen geredet, die diese sukzessive immer realitätsferner und von Stigmatisierung & Rassismus geleitete Diskussion am direktesten betrifft. Ein Problem, welches leider in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen an der Tagesordnung ist. Darüber hinaus wird es, unabsichtlich oder auch absichtlich, immer wieder unterlassen, alle weiteren Folgen für die direkt Betroffen, aber auch alle Anderen in der Bundesrepublik Deutschland, anzusprechen. Dieser Beitrag soll daher ein Plädoyer für kulturelle und ethnische Vielfalt in unserem Gesundheitswesen in einer globalisierten Welt sein.

Deutschland bzw. die deutsche Politik führt die Diskussion über Migration, die nicht nur wegen des damit verbundenen täglichen Rassismus ziemlich verwerflich ist, wie schon erwähnt, absolut realitätsfern. Deutschland war und ist ein Einwanderungsland mit knapp 24.000.000 Menschen, die eine Einwanderungsgeschichte haben. Wir sind auf diese Einwanderung schon aus wirtschaftlichen Gründen angewiesen und darüberhinaus ist die Einwanderung wichtig, um ein weltoffenes Land in einer globalisierten und vernetzten Welt zu bleiben bzw. eher es wieder zu werden. Das deutsche Gesundheitssystem ist hierbei eines der besten Beispiele für die Notwendigkeit von Einwanderung, egal ob im Rahmen von Flucht oder Migration, und das lässt sich schnell und unkompliziert mit einigen Zahlen belegen.

Im Jahr 2023 wurden in den 1.874 deutschen Krankenhäusern 17.597.125 Patient*innen (vollstationäre Krankenhausbehandlung) behandelt, was einen Anstieg der Zahlen um 2,3 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Bei unserer immer älter werdenden Gesellschaft bedeutet dies einerseits, dass wir immer weniger Mitarbeitende im Gesundheitssystem haben werden, und andererseits gleichzeitig die Zahl der Patient*innen und Pflegebedürftigen steigen wird. So gibt es zum Beispiel Schätzungen, die davon ausgehen, dass die Zahl der Schmerzpatient*innen in Deutschland bis 2050 um bis zu 27 % steigen könnte. Darüber hinaus wird durch die verbesserte Medizin die Lebenserwartung bis 2050 um 6 % steigen, so dass die Zahl der Pflegebedürftigen von rund 2.000.000 Menschen im Jahr 2000 auf ca. 4.400.000 Menschen im Jahr 2050 steigen wird.

Von den 4.200.000 Erwerbstätigen im Gesundheitswesen haben rund 940.000 eine eigene oder familiäre Einwanderungsgeschichte (22,5 %; fast verdoppelt zw. 2013 und 2019) und jede*r sechste Beschäftigte (16,5 %) in den Gesundheits- & Pflegeberufen ist nicht in Deutschland geboren. Schaut man sich die Zahlen genauer an, so zeigt sich:

  • 130.000 der 410.000 berufstätigen Ärzt*innen in Deutschland sind entweder selbst eingewandert oder direkte Nachfahren von Einwanderer*innen (27,3 %)
  • Beruf der/des Ärzt*in war 2022 der am zweithäufigsten anerkannte ausländische Berufsabschluss
  • rund 48 % der ausländischen Ärzt*innen war im Jahr 2023 jünger als 35 Jahre
  • ca. 30,1 % der Altenpflegekräfte hat eine Migrationsgeschichte
  • Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Altenpflege ist zwischen 2013 und 2023  um 273 % gestiegen (Plus von 87.000)
  • 21,2 % der Erwerbstätigen in der Gesundheits- und Krankenpflege hat eine Migrationsgeschichte
  • Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Krankenpflege ist zwischen 2013 und 2023 um 256 % gestiegen (Plus von 109.000)
  • Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte in Deutschland dürfte laut Statistischem Bundesamtes bis zum Jahr 2034 um 1.480.000 abnehmen (-9 %; ggü. 2019), vor allem bedingt durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung, so dass bis 2034 350.000 Pflegekräfte fehlen werden (bis 2049 ist der Bedarf sogar bei 690.000 Pflegekräften)
  • 30 % der Reinigungskräfte in der Europa haben einen Migrationshintergrund

Diese Zahlen zeigen, wie kulturell und ethnisch vielfältig unser Gesundheitssystem, aber auch unsere Gesellschaft ist, und dass wir all diese Mitarbeit sicher nicht missen möchten. Auch wenn in den Medien oder in der Politik einzelne Beispiele negativen pauschalisiert werden, sollten wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass in Deutschland 24.000.000 Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte gut integriert leben & arbeiten und nur ein statistisch kleiner Teil „negativ“ auffällt. Wir sollten uns vielmehr immer wieder klarmachen, welche Vorteile Einwanderung bietet: Bereicherung durch unterschiedliche Perspektiven (Sensibilisierung & kulturelle Kompetenz), verbesserte Gesundheitsversorgung & Beseitung des Fachkräftemangels, Förderung von Innovation & Forschung sowie die Überwindung sprachlicher & kultureller Barrieren.

Zum Schluss möchte ich es noch einmal klar auf den Punkt bringen: Wir brauchen Einwanderung, damit unser Gesundheitswesen nicht noch mehr bzw. noch schneller kollabiert. Und vor allem sollten wir dankbar sein, dass Menschen ihre Heimat verlassen, um bei uns eine bessere Zukunft zu suchen, und hier oft Berufe ergreifen, für die sich der/die „gemeine“ Deutsche zu schade sind. Wir sollten darüber hinaus auch dankbar sein für die kulturelle Bereicherung für unser Land, das schon immer durch viele Kulturen geprägt war und ist.

Schlussendlich tragen wir alle Verantwortung dafür, Rassismus zu bekämpfen und das beginnt schon im kleinen, eigenen Umfeld. Die nachfolgenden, wären wichtige und richtige Schritte in die richtige Richtung:

  • Wir müssen unsere eigenen Vorurteile hinterfragen und uns bewusst machen, wann wir unbewusst diskriminieren.Wir müssen den Mut haben, rassistischen Äußerungen und Handlungen zu widersprechen, auch wenn es unbequem ist.Wir müssen uns für die Rechte und die Würde aller Menschen einsetzen, unabhängig von ihrer Herkunft.Wir müssen uns informieren und uns mit den Erfahrungen von Menschen auseinandersetzen, die Rassismus erfahren.Wir brauchen eine konsequente Strafverfolgung von rassistischen Straftaten.Wir brauchen eine bessere Antidiskriminierungsgesetzgebung, die Menschen vor Benachteiligung schützt.Wir brauchen eine vielfältige und inklusive Gesellschaft, in der alle Menschen gleiche Chancen haben.Wir brauchen mehr Bildung, die Vielfalt wertschätzt und Rassismus thematisiert.

Zahlen & Fakten

allgemeine Zahl & Fakten für Deutschland

Quelle: https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61646/bevoelkerung-mit-migrationshintergrund/
  • 24.000.000 Menschen in Deutschkand haben eine Einwanderungsgeschichte
  • ca. 12.300.000 Menschen in Deutschland hatten Ende 2022 keine deutsche Staatsangehörigkeit (Ausländer*innenanteil von 15 %)
  • 200.095 Einbürgerungen fanden im Jahr 2023 statt
  • Ausländer*innenanteil in Deutschland 2022
  • 1.900.000 Menschen sind 2023 aus dem Ausland nach Deutschland gezogen (2/3 aus europäischen Ländern: Ukraine, Rumänien, Türkei, Polen…; 1/3 aus nicht-europäischen Ländern: Syrien, Indien, Afghanistan…)
  • jede 3. Person in Westdeutschland und jede 9. Person in Ostdeutschland hat einen Migrationshintergrund (32,9 % zu 11,4 %)
  • ca. 65 % der Menschen mit Migrationshintergrund sind selbst eingewandert und rund 35 % sind in Deutschland geboren
  • 94,3 % der Menschen Migrationshintergrund leben in Westdeutschland und Berlin
  • 58,6 % aller Menschen mit Migrationshintergrund leben in städtischen Umfeld und 13,4 % in ländlichen Regionen

allgemeine Zahl & Fakten zum Rassismus in Deutschland

  • 90 % der dt. Bevölkerung gehen davon aus, dass es in Deutschland Rassismus gibt und 61 % der Befragten nehmen diesen als alltäglich wahr
  • 6,4 % der dt.Bevölkerung vertreten laut einer Studie von 2021 rassistische Auffassungen
  • 12 % der dt. Bevölkerung vertreten laut einer Studie von 2021 gelten als fremdenfeindlich (40 % der Befragten werteten Asylsuchende ab)
  • täglich werden mind. 4 Menschen Opfer rechter, rassistisch oder antisemitisch motivierter Gewalt (9.236 sogenannte „fremdenfeindliche“ Straftaten im Jahr 2021, CAVE: hohe Dunkelziffer)

Zahl & Fakten zum deutschen Gesundheitssystem

  • 940 000 der 4.200.000 Erwerbstätigen im Gesundheitswesen haben eine eigene oder familiäre Einwanderungsgeschichte (22,5 %; Mikrozensus 2019), wobei 83 % davon selbst eingewandert sind
  • Zahl der zugewanderten Ausländer*innen, die im Gesundheitswesen arbeiten, hat sich zwischen 2013 und 2019 fast verdoppelt
  • jede*r sechste Beschäftigte (16,5 %) in den Gesundheits- und Pflegeberufen ist nicht in Deutschland geboren
  • 5,2 % aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Staatsangehörigen der wichtigsten Asylherkunftsländer sind im Gesundheitswesen beschäftigt (ca. 22.000 Menschen)
  • Ärzt*innen
    • 130 000 der 410 000 berufstätigen Ärzt*innen in Deutschland sind entweder selbst eingewandert oder direkte Nachfahren von Einwanderer*innen (27,3 %)
    • 14 % der Ärzt*innen sind Ausländer*innen (56.000 haben keine dt. Staatsbürgerschaft)
    • jede*r siebte Ärzt*in in Deutschland hat nicht die deutsche Staatsbürgerschaft
    • Ausländer*innenanteil in der Ärzt*innenschaft
      • 16,3 % ggü. 4,7 % in der Allgemeinbevölkerung in Thüringen
      • 15 % ggü. 5,2 % in der Allgemeinbevölkerung in Sachsen
      • 6,8 % ggü. 16,8 % in der Allgemeinbevölkerung in Hamburg
      • 10,1 % ggü. 19,4 % in der Allgemeinbevölkerung in Thüringen
    • wichtigstes Herkunftsland von Ärzt*innen mit Migrationshintergrund ist Syrien mit 4.970 Ärzt*innen, also mehr as jede*r Ärzt*in in Deutschland kommt aus Syrien (4.514 aus Rumänien, 2.723 aus Griechenland, 2.548 aus Russland, 2.415 aus Österreich)
    • Nettozunahme ausländischer Ärzt*innen betrug im Durchschnitt fast 3.500 Personen pro Jahr
    • Beruf der/des Ärzt*in war 2022 der am zweithäufigsten anerkannte ausländische Berufsabschluss
    • rund 48 % der ausländischen Ärzt*innen war im Jahr 2023 jünger als 35 Jahre
    • 2023 waren 46.000 oder 40 % der zugewanderten Ärzt*innen weniger als zehn Jahre in Deutschland
  • Pflegepersonal
    • 16 % der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pflegekräfte in Deutschland sind Ausländer*innen
    • 2023 waren mehr ausländische Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern als aus der EU in Deutschland tätig
    • Anteil der ausländischen Beschäftigten in den Pflegeberufen: 16,2 % (271.000; 2023)
    • jede sechste Pflegekraft kommt aus dem Ausland
    • mehr als 200.000 ausländische Pflegekräfte arbeiten inzwischen in Deutschland – rund dreimal so viele wie noch 2013
    • Fachkräftemangel in der Alten- & Krankenpflege ist hoch, denn es gibt dreimal so viele offene Stellen wie arbeitslose Fachkräfte und bis 2030 könnten rund 180.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden
    • Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte in Deutschland dürfte laut Statistischem Bundesamtes bis zum Jahr 2034 um 1.480.000 abnehmen (-9 %; ggü. 2019), vor allem bedingt durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung = 350.000 fehlende Pflegekräfte bis 2034 (bis 2049 sogar ein Bedarf von 690.000 Pflegekräften)
    • Altenpflege
      • ca. 30,1 % der Altenpflegekräfte hat eine Migrationsgeschichte
      • ca. 15 % der Beschäftigten in der Altenpflege haben eine ausländische Staatsangehörigkeit
      • überdurchschnittlich häufig arbeiten Ausländer*innen auf Helferniveau und bei den Fachkräften machen sie nur ca. 8 % aus
      • zwischen 2013 und 2023 ist die Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Altenpflege um 273 % gestiegen (Plus von 87.000 ausländischen Personen)
      • Zahl der neu zugelassenen Altenpflegekräfte aus dem Ausland ging zwischen 2013 und 2023 um 22 % zurück
    • Gesundheits- & Krankenpflege
      • 21,2 % der Erwerbstätigen in der Gesundheits- und Krankenpflege hat eine Migrationsgeschichte
      • ca. 1/4 der Gesundheits- und Krankenpflegekräfte mit Migrationsgeschichte ist in Deutschland geboren (v.a. Polen, Türkei, Kasachstan, Russland, Rumänien sowie Bosnien & Herzegowina)
      • zwischen 2013 und 2023 ist die Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Krankenpflege um 256 % gestiegen (Plus von 109.000 ausländischen Personen)
      • Zahl der neu zugelassenen Krankenpflegekräfte aus dem Ausland stieg zwischen 2013 und 2023 um 21 % an

Quellen

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