veröffentlichende Fachgesellschaft: French Society of Emergency Medicine (SFMU)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 09.01.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.sfmu.org/fr/vie-professionnelle/outils-professionnels/consensus//recommandations-formalisees-d-experts-prise-en-charge-de-la-douleur-aigue-en-urgence-/con_id/555
Grundsätzliches
- akute Schmerzen sind der häufigste Grund für eine Vorstellung in der Notaufnahme
- 70 % der Patient*innen in Notaufnahmen haben Schmerzen, 45 % davon bewerten ihre Schmerzen als schwer
- bei 40 % der Notärztinneneinsätze haben die Patient*innen Schmerzen
Diagnostik
- Bewertung der Schmerzintensität
- bei kommunikationsfähigen Patient*innen NRS zur Schmerzbewertung verwenden
- bei nicht-kommunikationsfähigen Patient*innen spezielle bzw. spezifische Skalen zur Schmerzbewertung verwenden
- Verwendung von algoplus oder BOS3 bei bei nicht-kommunikationsfähigen Patient*innen > 65 Jahre
- Bewertung des Angstniveaus
- kein systematisches & standardisiertes Screening des Angstniveaus bei der Behandlung von akuten Schmerzen in der Notaufnahme
- Bewertung des Angstniveaus erwägen, wenn Analgetika-Gabe frustran verläuft
- regelmäßige Bewertung bzw. Neubewertung der Schmerzintensität
Therapie
- Organisation
- Etablierung einer SOP bzw. eines standardisierten Ablaufs für Patient*innen mit starken Schmerzen, um die Behandlung nicht zu verzögern und die Qualität der Versorgung zu verbessern
- Etablierung von SOPs mit speziellen Behandlungspfaden für bestimmte traumatische Schmerzbilder
- keine intramuskuläre und subkutane Applikation von Analgetika
- inhalative Applikation als alternativer Applikationsweg bei schweren traumatischen Schmerzen
- Beschränkung der Verschreibung/Mitgabe starker Opioiden bei Entlassung aus der Notaufnahme auf bestimmte akute Notfallbilder mit gesicherter Diagnose (CAVE: begrenzte Verschreibung/Mitgabe, um Missbrauch zu verringern; vorher Opioidabhängigkeit abklären)
- spezifische Schmerztherapie
- NSAR-Gabe bei muskuloskelettale Schmerzen
- Gabe starker Opioide bei mäßigen bis starken Bauchschmerzen, auch wenn ätiologische Behandlung noch nicht erfolgt ist
- keine Opioide bei primären Kopfschmerzen
- Morphingabe bei Patient*innen mit akuten Schmerzen bei erstmaliger Morphin-Therapie nicht als Einzeldosis, sondern titriert i.v.
- bei schweren traumatischen Schmerzen Morphin als Analgetikum der 1. Wahl
- keine Empfehlungen für oder gegen die Gabe von Morphin s.l. aufgrund fehlender Evidenz
- bei akuten Schmerzen ggf. Sufentanil i.n. erwägen
- Fentanyl i.n. als Alternative zu Morphin i.v.
- starke Opioide ggü. schwachen Opioiden bevorzugen, um die Wirksamkeit zu optimieren und gleichzeitig die Nebenwirkungen zu verringern
- Ketamin in analgetischer Dosis (0,15 – 0,3 mg/kg langsam i.v. über 15 min) als Alternative zu Morphin
- Gabe von MEOPA (äquimolares Gasgemisch aus Sauerstoff und dem Inhalationsanästhetikum Lachgas) initial allein oder in Kombination erwägen
- Gabe von Methoxyfluran (Penthrox) initial allein oder in Kombination bei Patient*innen mit mittelschweren bis schweren Schmerzen erwägen
- Morphin-Koanalgesie
- kein routinemäßige Koanalgesie mit Paracetamol
- Koanalgesie mit Ketamin (0,2 mg/kg) bei unzureichend wirksamer Morphin-Titration erwägen
- kein routinemäßige Koanalgesie mit NSAR
- kein routinemäßige Koanalgesie mit Codein, Nalbuphin, Tramadol
- Sonstiges
- keine Empfehlungen für oder gegen den Einsatz von Virtual Reality, Musik oder Hypnose zur Schmerzlinderung aufgrund fehlender Evidenz
- Kryotherapie und Immobilisation bei akuten posttraumatische Schmerzen zusätzlich zur üblichen medikamentösen Therapie


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