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„Dyspnoe Units – Empfehlungen zu personellen, strukturellen und technischen Voraussetzungen“ der DGP

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 11.08.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1055/a-2651-7431

Um eine möglichst schnelle und zielgerichtete Diagnostik und Behandlung der Dyspnoe zu ermöglichen, haben die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und der Verband Pneumologischer Kliniken im August 2025 das Konzept der Dyspnoe Unit vorgestellt, welches zum Beispiel vergleichbar ist zum Konzepte der Chest Pain Units. Die Dyspnoe Unit ist als eine Einheit der gezielten Primärversorgung zu verstehen und die Aufenthaltsdauer der Betroffenen auf sollte sich nur auf die Dauer der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen beziehen. Die Weiterversorgung auf der Intensivstation, einer NIV-Unit oder pneumologischen Normalstation sollte prioritär umgesetzt werden.

Aufgaben der Dyspnoe Units

  • Erstdiagnostik der häufigsten und wichtigsten pneumologischen Erkrankungen anhand standardisierter diagnostischer Abläufe
  • differenzialdiagnostische Berücksichtigung nicht-pneumologischer Ursachen, insbesondere aus den Bereichen Kardiologie, Thoraxchirurgie, Gastroenterologie, Neurologie und Psychiatrie/Psychosomatik
  • unmittelbare Erstbehandlung, insbesondere mithilfe der nicht-invasiven Ventilationstherapie (NIV), der Sauerstofftherapie, der High-Flow-Sauerstofftherapie (HFNO) der Freihaltung und/oder der unmittelbaren Rekanalisation der Atemwege, der antiobstruktiven Therapie, der antiinflammatorischen/antimikrobiellen Therapie, der antikoagulatorischen oder/und fibrinolytischen Therapie, der pulmonalvasoaktiven Therapie und der Pleuradrainage bei Pleuraerguss oder Pneumothorax
  • kontinuierliches Monitoring bis zur Weiterverlegung auf die Intensivstation, NIV-Unit oder pneumologische Normalstation

Zugangskriterien einer Dyspnoe Unit

  • Symptome
    • Dyspnoe
    • Hämoptysen
    • schwere Hustenattacken
    • Vigilanzminderung/Bewusstlosigkeit bei Hinweisen auf pneumologische Ursache
    • atmungsabhängiger, nicht AP-typischer Brustschmerz
  • Befunde
    • Sättigungsabfall, Hypoxämie (respiratorische Insuffizienz)
    • Hyperkapnie/respiratorische Azidose (ventilatorische Insuffizienz)
    • massive Bronchospastik
    • obere Einflussstauung
    • Zeichen einer schweren Infektion/Sepsis pulm. Ursprungs
    • laborchemische Hinweise auf LAE, schwerer Infekt
    • bildgebend alarmierende Befunde wie z. B. bds. LAE, Pneumothorax
  • Krankheitsbilder
    • Acute Respiratory Distress Syndrom/Acute Lung Injury/ Acute Interstitial Pneumonia
    • Exazerbationen/Endstadien Asthma bronchiale, COPD, ILD, Bronchiektasen
    • Pneumothoraces, symptomatische Pleuraergüsse, Verlegungen der Atemwege
    • Lungenarterienembolien
    • Erkrankungen des Atemantriebs, neurologisch oder muskulär-degenerative Erkrankungen
    • infektiöse Erkrankungen Bronchialsystem/Lunge, Tuberkulose
    • Inhalationstraumata, inhalative Vergiftung
    • Bronchialkarzinom

technisch-apparative, strukturelle, personelle, kooperative Kriterien

  • technisch/apparativ
    • baulich ITS Standard, kardioresp. Monitoring inkl. kont. CO2-Messung, RR invasiv
    • ständig verfügbar: BGA < 10 min, konventionelles Röntgen, Angio CT (< 60 min),
    • Ultraschall Thorax/Abdomen/Herz, Spirometrie, EKG, Bronchoskopie
    • NIV-Ventilatoren mit breitem Angebot an Interfaces/O2, Druckluft: jeder Platz
    • High-Flow-Gerät/Intensivrespirator: je 1-mal/Einheit
    • Inhalationssysteme, Intubationshilfen, Drainage Set in adäquatem Umfang
  • strukturell/personell
    • enge Verzahnung oder Integration ITS oder ZNA mit räumlicher Nähe
    • eigene strukturelle Einheit: mind. 2 Plätze, definierte Leitung, 24/7, 365 d/a verfügbar
    • 100 Fälle p. a. bei Erstzertifizierung, danach 150
    • Anforderungen „komplexe Pneumologie“ KHVVG werden erfüllt
    • Leiter Dyspnoe Unit FA Innere mit SP Pneumologie, 1 FA verfügt über Weiterbildung ITS
    • ein Arzt mit Erfahrung in ITS steht dem Haus 24/7 zur Verfügung
    • Pflegebemessung entsprechend PPUG ITS
    • 6/7 Tagen Physiotherapie, vertretungsweise auch durch Atmungstherapeuten
    • > 1 Atmungstherapeut oder Physiotherapeut im Regeldienst abrufbar
  • Kooperationen:
    • SOPs zur Kooperation mit anderen Abteilungen (Kardiologie, Radiologie, Thoraxchirugie)
    • kooperative Vernetzung mit Chest Pain Unit im Haus oder Region
    • kooperative Vernetzung mit ECMO-Center im Haus oder Region
    • Integration der Dyspnoe Unit in Triage Algorithmus und Notfallkonzept des Hauses
    • Verzahnung mit Reanimationsteam
Published inLeitlinien kompakt

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