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Leitlinie „Asthma Management and Prevention for Adults and children older than 5 years“ der GINA

veröffentlichende Fachgesellschaft: Global Strategy for Asthma Management and Prevention
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 03.07.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://ginasthma.org/gina-reports/

Definition

  • heterogene Erkrankung, die in der Regel durch eine chronische Entzündung der Atemwege gekennzeichnet ist
  • charakterisiert durch Atemsymptomen wie Keuchen, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und Husten, die hinsichtlich ihrer Intensität variieren
  • geht in der Regel mit Überempfindlichkeit der Atemwege und Entzündung der Atemwege einher
  • Exazerbationenakute oder subakute Verschlechterung der Symptome und der Lungenfunktion gegenüber dem üblichen Zustand

Differentialdiagnosen

6 – 11 Jahre

SymptomeDifferentialdiagnosen
Niesen, Juckreiz, verstopfte Nase, Räuspernchronisches Hustensyndrom der oberen Atemwege
plötzliches Auftreten der Symptome, einseitiges Keucheneingeatmeter Fremdkörper
wiederkehrende Infektionen, produktiver HustenBronchiektasie
wiederkehrende Infektionen, produktiver Husten, Sinusitisprimäre ziliäre Dyskinesie
Herzgeräuschekongenitale Herzerkrankung
Frühgeburt, Symptome seit der Geburtpronchopulmonale Dysplasie
übermäßiger Husten und Schleimproduktion, gastrointestinale Symptomezystische Fibrose

12 – 39 Jahre

SymptomeDifferentialdiagnosen
Niesen, Juckreiz, verstopfte Nase, RäuspernChronisches Hustensyndrom der oberen Atemwege
Dyspnoe, inspiratorischer Stridorinduzierbare laryngeale Obstruktion
Schwindel, Parästhesien, StöhnenHyperventilation, Dyspnoe
produktiver Husten, wiederkehrende InfektionenBronchiektasie
übermäßiger Husten und SchleimproduktionMukoviszidose
Herzgeräuscheangeborene Herzerkrankungen
Kurzatmigkeit, früheres Emphysem in der FamilienanamneseAlpha1-Antitrypsin-Mangel
plötzliches Auftreten der Symptomeeingeatmeter Fremdkörper

> 40 Jahre

SymptomeDifferentialdiagnosen
Dyspnoe, inspiratorischer Stridorinduzierbare laryngeale Obstruktion
Schwindel, Parästhesien, StöhnenHyperventilation, Dyspnoe
Husten, Sputum, Dyspnoe bei Anstrengung, Rauchen
oder Exposition ggü. anderen Noxen
COPD
produktiver Husten, wiederkehrende InfektionenBronchiektasie
Dyspnoe bei Anstrengung, nächtliche Symptome,
Knöchelödeme
Herzinsuffizienz
Behandlung mit ACE-Hemmermedikamenteninduzierter Husten
Dyspnoe bei Anstrengung, unproduktiver Husten,
Trommelschlegelfinger
parenchymale Lungenerkrankung
plötzlich einsetzende Dyspnoe, Brustschmerzenpulmonale Embolie
Dyspnoe, die nicht auf Bronchodilatatoren ansprichtzentrale Atemwegsobstruktion

alle Altersgruppen

  • Tuberkulose: chronischer Husten, Bluthusten, Dyspnoe, Fieber Anorexie Gewichtsverlust

Symptomatik

Erwachsene, Jugendliche und Kinder > 6 Jahre

  • milde & moderate Symptomatik
    • Fähigkeit vollständige Sätze zu sprechen
    • bevorzugt sitzende Position anstatt liegender
    • keine Agitation
    • keine Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • Herzfrequenz: 100 – 120/min
    • SpO2 bei Raumluft: 90 – 95 %
  • schwere Symptomatik
    • Sprechen vollständiger Sätze nicht möglich
    • vornübergebeugte, sitzende Position
    • Agitation
    • Atemfrequenz: > 30/min
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • Herzfrequenz: > 120/min
    • SpO2 bei Raumluft: < 90 %

Kinder < 6 Jahre

  • Frühsymptomen von Exazerbationen bei Kleinkindern
    • verstärkte Grundsymptome
    • vermehrter Husten, vor allem nachts
    • Lethargie oder verminderte körperliche Belastbarkeit
    • Beeinträchtigung der täglichen Aktivitäten einschließlich der Nahrungsaufnahme
    • schlechtes Ansprechen auf lindernde Medikamente

Diagnostik & Anamnese der akuten Exazerbation

Erwachsene, Jugendliche und Kinder > 6 Jahre

  • schwere Exazerbationen sind potenziell lebensbedrohlich und erfordern sofortige Behandlung
  • Anamnese
    • Zeitpunkt des Auftretens und Ursache der aktuellen Exazerbation (falls bekannt)
    • Schwere der Asthmasymptome
    • etwaige Symptome einer Anaphylaxie
    • Risikofaktoren für asthmabedingten Mortalität
    • alle derzeitigen Medikamente zur Linderung und Kontrolle des Asthmas, einschließlich der verordneten Dosen und Geräte, Therapiepläne, jüngste Dosisänderungen und Ansprechen auf die derzeitige Therapie
  • körperliche Untersuchung
    • Bewusstseinszustand
    • Temperatur
    • Pulsfrequenz
    • Atemfrequenz
    • Blutdruck
    • Sauerstoffsättigung
    • Fähigkeit, vollständige Sätze zu sprechen
    • Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
    • Keuchen
  • Komplikationen wie Anaphylaxie, Pneumonie, Pneumothorax
  • ggf. Anzeichen für andere Erkrankungen, die akute Atemnot erklären könnten (z.B. Herzversagen, eingeatmeter Fremdkörper oder Lungenembolie)

Kinder < 6 Jahre

Symptomemildschwer
verändertes BewusstseinnoAgitation, Verwirrtheit oder Schläfrigkeit
SpO2 bei der Vorstellung> 95 %< 92 %
Sprechenvollständige Sätze ohne Luft holeneinzelne Wörte ohne Luft holen
Pulsfrequenz< 100/min> 180/min (0 – 3 Jahre)
> 150/min (4 – 5 Jahre)
Atemfrequenz> 40/min> 40/min
zentrale Zyanoseneinwahrscheinlich vorhanden
Intensität des Keuchensvariierendggf. „silent chest“

Therapie

Erwachsene, Jugendliche und Kinder > 6 Jahre

  • Sauerstoffgabe bei SpO2 < 90% bei Kindern oder Erwachsenen
    • Ziel-SpO2 bei 93 – 95 % bei Erwachsenen
    • Ziel-SpO2 bei 94 – 98 % bei Kindern > 6 Jahre
  • Gabe von SABA und Ipratropiumbromid vernebelt
  • bei schwerer Exazerbation
    • Prednisolon i.v. (max. 40 mg)
      • 40 – 50 mg bei Erwachsenen
      • 1 – 2 mg/kg KG bei Kindern > 6 Jahre
    • Magnesium i.v. erwägen
    • hochdosierte inhalative Corticosteroide erwägen
    • kein Aminophyllin und Theophyllin
  • ggf. zusätzlich Epinephrin i.m. bei akutem Asthma in Verbindung mit Anaphylaxie und Angioödem; keine routinemäßige Gabe
  • Sedierung bei Exazerbationen von Asthma vermeiden (CAVE: Atemdepression)
  • ungenügende Evidenz für NIV bei Asthma-Exazerbation

Kinder < 6 Jahre

  • Sauerstoff mit Ziel-SpO2 zwischen 94 – 98 %
  • 2,5 mg Salbutamol (SABA) verdünnt in 3 mL steriler Kochsalzlösung vernebelt
  • bei mäßig-schweren Exazerbationen, die schlecht auf SABA ansprechen, 250 mcg Ipratropiumbromid alle 20 Minuten für 1 Stunde vernebeln
  • orales Prednisolon in Anfangsdosis von 1 – 2 mg/kg (max. 20 mg für Kinder unter 2 Jahren; max. 30 mg für Kinder von 2 – 5 Jahren) ODER 1 mg/kg Methylprednisolon i.v. alle 6 Stunden am Tag
  • isotonisches Magnesiumsulfat (150 mg) vernebelt als Ergänzung in erster Stunde der Behandlung für Kinder ≥ 2 Jahre mit akutem schwerem in Betracht ziehen, insbesondere bei Symptomen die < 6 Stunden anhalten
    • 3 Dosen in der ersten Stunde für Kinder im Alter von ≥2 Jahren mit schwerer Exazerbation
    • Magnesiumsulfat i.v. in Einzeldosis von 40 – 50 mg/kg (maximal 2 g) als langsame Infusion (20 – 60 Minuten) ebenfalls möglich
  • vernebeltes isotonisches Magnesiumsulfat (150 mg) erwägen
Published inLeitlinien kompakt

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