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Leitlinie „nicht-histaminvermitteltes Angioödem“ des Orphan-Net

veröffentlichende Fachgesellschaft: Orphan-Net (Netzwerk für seltene Krankheiten)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 15.07.2014
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.orpha.net/data/patho/Emg/de/Emergency_Nicht-histaminvermitteltesAngiooedem-dePro8618.pdf

Grundsätzliches

  • auch hereditäres Angioödem (HAE), Bradykinin-Angioödem, angioneurotisches Ödem (ANE)
  • abgegrenztes subkutanes oder submuköses Ödem
    • weiß
    • nicht juckend
    • nichtentzündlich
    • mehr oder weniger häufig rezidivierend
    • bildet sich ohne Folgeschäden zurück
    • nicht histaminvermittelt: spricht also nicht auf Kortikoide an, Antihistaminika beugen nicht wirksam vor
  • Hauptmediator ist das Bradykinin
  • HAE kann vererbt oder erworben sein
  • Hauptursache für Todesfälle ist Beteiligung des Kehlkopfes (25% der Todesfälle durch nicht sachgemäße Behandlung)
  • Ödeme können im Verdauungstrakt auftreten; äußern sich durch Subileus-Symptome mit Hypotonie-Risiko
  • Unterscheidung
    • hereditäre Angioödeme des Typs I und II: angeborener C1-Inhibitor-Mangel
    • hereditäres Angioödem des Typs III: gesteigerte Funktion des Hageman-Faktors
    • erworbenes Angioödem: erworbener C1-INH-Mangel (mit oder ohne Anti-C1-INH- oder Anti-C1q-Antikörper)

Notfallindikationen

  • Kehlkopfödem (25%ige Mortalität ohne Behandlung)
  • Gesichtsödem
  • schwere abdominale Krisen: Ödem im Verdauungstrakt (pseudo-okklusives Syndrom)

Diagnostik

  • CAVE: Ödem im Verdauungstrakt simuliert chirurgischen Notfall (okklusives Syndrom) und kann von Hyperalgesie, Aszites oder Hypovolämie (evtl. mit Kreislaufschock) begleitet sein
  • Kehlkopfödem
    • Abschätzung des Schweregrades/Beteiligung des Kehlkopfes (Schluckstörung, schwache oder unhörbare Stimme, Atemnot)
  • schwere abdominale Krisen: Ödem im Verdauungstrakt
    • Beurteilung des Schweregrades (Hyperalgesie, Aszites und Hypovolämie)
    • falls verfügbar sonografische Untersuchung
    • Schmerzbeurteilung nach gängigen Schemen

Therapie

  • symptomatische Behandlung von Atemnot, Hypovolämie, Schmerzen und Erbrechen (abdominale Formen)
  • Kehlkopfödem
    • sofortiger Transport in geeignetes KH mit ITS
    • keine Antihistaminika- & Kortikoid-Gabe (ohne Wirkung und daher zwecklos)
    • bei Bedarf assistierte Beatmung und Sauerstofftherapie
    • Anlage pVK
  • Gesichtsödem
    • CAVE: Gesichtsödem kann sich bis zu einem Kehlkopfödem weiterentwickeln
    • sofortiger Transport in geeignetes KH mit ITS
    • Tranexamsäure-Gabe: 1 g alle 4 – 6 h bei Erwachsenen & 10 mg/kg alle 6 h bei Kindern
  • schwere abdominale Krisen: Ödem im Verdauungstrakt
    • Analgesie und symptomatische Behandlung von Erbrechen
    • Tranexamsäure-Gabe 1 g alle 4 – 6 h bei Erwachsenen und 10 mg/kg alle 6 h bei Kindern
    • sofortiger Transport in geeignetes KH zur Beobachtung
Published inLeitlinien kompakt

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