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KlimaNOTFALL – Was ist Planetary Health?

Published on 5. August 2024

Bei KlimaNOTFALL dreht sich alles um das Thema Klimakrise und wie sich dies auf die Medizin, v.a. die Notfallmedizin, auswirkt. Der aktuell umfassendste Ansatz im medizinischen Bereich den Problemen der Klimakrise zu begegnen, ist das Konzept der „Planetaren Gesundheit“ (engl. „Planetary Health“). Entstanden ist das Konzept erst vor einigen Jahren und ist dabei vor allem von Richard Horton geprägt worden. Schlussendlich wurde es 2015 von der „Rockefeller Foundation-Lancet Planetary Health Commission“ wie folgt definiert worden:

Erreichen von Gerechtigkeit, Wohlbefinden und der bestmöglichen Gesundheit durch einen besonnenen Umgang mit menschlichen – politischen, ökonomischen und sozialen – Systemen, welche die Zukunft der Menschheit und der natürlichen Systeme der Erde formen

Whitmee et al.

Das Konzept der „Planetaren Gesundheit“ verfolgt den Grundgedanken, dass die Gesundheit aller Menschen mit der Gesundheit unserer Ökosysteme verbunden ist. Zu den typischen Verbindungen, die diese Gleichung von menschlicher Gesundheit und planetarer Gesundheit gut zeigen, zählen  z.B. die folgenden Beispiele:

  • Bienensterben –> Ernteausfall –> Hungersnot
  • mildere Temperaturen + Luftverschmutzung = mehr Allergiker*innen

Wir Menschen vergessen leider viel zu oft, dass wir untrennbar mit der Erde verbunden sind, da sie uns beherbergt und ernährt, egal wie gut all unsere technischen Errungenschaften und Innovationen sind. All diese vom Menschen entwickelten Lösungsansätze werden die menschengemachten Folgen des globalen Klimawandels nicht abschließend und rechtzeitig stoppen, egal ob es ums Artensterben, die Erderwärmung oder die Luftverschmutzung geht. Denn die Art und Weise, wie wir die uns gegebene Umwelt nutzen und verändern, beeinflusst schlussendlich unsere Gesundheit.

Um ein Verständnis für den „Planetary Health“-Ansatz zu entwickeln, ist es elementar die Konzepte der „Planetaren Grenzen“, also ökologische Grenzen der Erde, die, wenn sie überschritten werden, die Stabilität des Ökosystems der Erde und somit auch Vorankommen der Menschheit gefährden, (z.B. Klimaerhitzung, Ozean-Versauerung etc.) sowie der „Kippelemente“, also i.d.R. unumkehrbare Folgen der Klimakrise, (z.B. Korallenriffsterben, Abschmelzen des grönländischen Eisschildes) zu verstehen.

Planetary Health versucht als Denkansatz, aber auch als aktive Bewegung, alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme so zu beeinflussen, dass die Klimakrise noch so gut es geht eingebremst wird. Wichtig für den Planetary Health-Ansatz ist hierbei das Thema Transdisziplinarität, da wir es nur mit den verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Fachdisziplinen wie Sozial-, Natur- & Gesundheitswissenschaft schaffen werden alle Zusammenhänge zu verstehen, diese allen Menschen zu vermitteln und so bestmöglich den negativen Folgen der planetaren Krisen entgegenzuwirken.

Neben dem Denkansatz der „Planetary Health“ gibt es auch ähnliche Konzepte, die aber alle weniger voll umfassend sind:

  • „GeoHealth“ (medizinische Geographie als wissenschaftliche Schnittstelle der Fachgebiete Geographie und Medizin)
  • „Conservation Medicine“ („Naturschutzmedizin; interdisziplinäres Fachgebiet, das den Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Menschen und nicht-menschlichen Lebewesen und den Umweltbedingungen untersucht)
  • „OneHealth“ (One-Health-Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt; z.B. Zoonosen, antimikrobielle Resistenzen etc.)
  • „EcoHealth“ (EcoHealth untersucht programmatisch die Veränderungen in der biologischen, physikalischen, sozialen und wirtschaftlichen Umwelt und setzt diese Veränderungen mit der menschlichen Gesundheit in Beziehung)

Kurz und knapp gesagt, besagt die Planetary Health, die schlussendlich versucht, die größtmögliche Perspektive einzunehmen: gesunde Erde = gesunder Mensch!

Enden soll dieser Beitrag mit dem Gelöbnis für die planetare Gesundheit:

Ich verpflichte mich feierlich, mein Leben dem Dienst an der Menschheit und dem Schutz der natürlichen Systeme zu widmen, von denen die menschliche Gesundheit abhängt.

Die Gesundheit der Menschen, ihrer Gemeinschaften und des Planeten wird für mich an erster Stelle stehen und ich werde den größtmöglichen Respekt vor dem menschlichen Leben und die Ehrfurcht vor der Vielfalt des Lebens auf der Erde wahren.

Ich werde meinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen und in Übereinstimmung mit guter Praxis ausüben und dabei die Werte und Grundsätze der planetarischen Gesundheit berücksichtigen.

Um keinen Schaden anzurichten, werde ich die Autonomie und Würde aller Menschen respektieren, indem ich einen Ansatz zur Erhaltung und Schaffung von Gesundheit verfolge, der sich auf die Vermeidung von Schaden für die Menschen und den Planeten konzentriert.

Ich werde das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, respektieren & ehren und dieses Vertrauen nutzen, um Wissen, Werte und Verhaltensweisen zu fördern, die die Gesundheit der Menschen und des Planeten unterstützen.

Ich werde mich aktiv darum bemühen, die Auswirkungen direkter, unbewusster und struktureller Voreingenommenheit in Bezug auf meine Patient*innen, Gemeinschaften und den Planeten zu verstehen, und mich in meiner Dienstpflicht um kulturelle Selbsterkenntnis bemühen.

Ich werde mich für Gleichberechtigung & Gerechtigkeit einsetzen, indem ich mich aktiv mit den ökologischen, sozialen und strukturellen Einflussfaktoren auf die Gesundheit auseinandersetze und gleichzeitig die natürlichen Systeme schütze, die die Grundlage für einen lebensfähigen Planeten für zukünftige Generationen bilden.

Ich werde verschiedene Quellen von Wissen und Erkenntnissen über die Gesundheit des/der Einzelnen, der Gemeinschaft und des Planeten anerkennen und respektieren, z.B. den traditionellen Wissenschatz der Ureinwohner*innen, und mich gleichzeitig gegen Versuche zur Wehr setzen, Desinformationen zu verbreiten, die die Gesundheit des Planeten untergraben können.

Ich werde mein Wissen zum Wohle der Gesellschaft und des Planeten teilen und erweitern; ich werde auch aktiv transdisziplinäre, integrative Maßnahmen fördern, um individuelle, gesellschaftliche und planetarische Gesundheit zu erreichen.

Ich werde mich um meine eigene Gesundheit, mein Wohlbefinden und meine Fähigkeiten kümmern, um der Gemeinschaft auf höchstem Niveau dienen zu können.

Ich werde mich bemühen, ein Vorbild für meine Patient*innen und die Gesellschaft zu sein, indem ich die Prinzipien der planetaren Gesundheit in meinem eigenen Leben verkörpere und anerkenne, dass dies die Erhaltung der Vitalität unseres gemeinsamen „Hauses“ erfordert.

Ich werde mein Wissen nicht nutzen, um Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten zu verletzen, selbst wenn ich damit selbst bedroht werde; ich erkenne an, dass das Menschenrecht auf Gesundheit die Erhaltung der planetaren Gesundheit voraussetzt.

Ich gebe diese Versprechen feierlich, freiwillig und bei meiner Ehre ab. Mit diesem Versprechen verpflichte ich mich zu einer Vision von persönlicher, gemeinschaftlicher und planetarischer Gesundheit, die es der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten ermöglicht, jetzt und in Zukunft zu gedeihen.

Quellen

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