Zum Inhalt springen

Leitlinie „Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care“ der AHA

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Heart Association (AHA)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 22.10.2025
Ablaufdatum: 21.10.2030
Quelle/Quelllink: https://cpr.heart.org/en/resuscitation-science/cpr-and-ecc-guidelines

Inhaltsverzeichnis

System of Care

Komponenten des System zur Versorgung bei Herzstillstand
Überlebensketten

Prävention des IHCA

  • Etablierung von Frühwarnsystemen (Early Warning Score, EWS), um klinische Verschlechterung zu erkennen, Beurteilung anzuregen und Intervention oder Verlegung in eine höhere Versorgungsebene zu erleichtern
  • medizinische Notfallteams (METs) etablieren, um die Häufigkeit von Herzstillständen zu reduzieren, v.a. auf Normalstation im KH
  • Einführung von Sicherheitsbesprechungen zur Verbesserung des Situationsbewusstseins bei hochriskanten Krankenhauspatient*innen und zur Eindämmung von Verschlechterungen

öffentlich zugängliches Naloxon

  • 1. Die öffentliche Politik sollte den
  • Besitz, Verwendung und Schutz vor zivil- und strafrechtlicher Haftung für die Naloxon-Gabe durch Laienhelfer*innen
  • Naloxon-Verteilungsprogramme, um die Verfügbarkeit von Naloxon unter Laienhelfenden zu erhöhen und die Sterblichkeit aufgrund von Opioid-Überdosierungen zu senken

Initiativen zur Verbesserung der Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Herzstillstand

  • Umsetzung von gesellschaftlichen Initiativen, um die Reaktion von Laienhelfenden auf OHCA zu verbessern
  • Erhöhung der Verfügbarkeit von Schulungen unter Anleitung von Ausbilder*innen, um die Reaktion von Laienhelfenden auf OHCA zu verbessern
  • Etablierung von Ersthelfer-Systemen, die die rechtzeitige Durchführung der CPR und den Einsatz von AED erhöhen
  • Kampagnen in den Massenmedien erwägen, um das Erlernen von CPR-Fähigkeiten in allen Bevölkerungsgruppen zu fördern
  • Einführung von Richtlinien, die eine CPR-Zertifizierung für die allgemeine Bevölkerung vorschreiben

Telefon-Reanimation (T-CPR)

Erkennung eines Herzstillstands durch Leitstellenpersonal (T-CPR)

  • bei bewusstlosen Patient*innen mit abnormaler, agonaler oder fehlender Atmung sollen Notruf-Mitarbeiter*innen sollen Mitarbeiter*innen in Leitstellen davon ausgehen, dass die Patient*innen einen Herzstillstand erlitten haben
  • Notruf-Mitarbeiter*innen sollen vor der konkreten Notrufabfrage den Notfallort ermitteln, um gleichzeitig den Rettungsdienst zu alarmieren zu können

T-CPR-Anweisungen für Personen mit Verdacht auf Herzstillstand

  • T-CPR-Anleitung mit reiner Herzdruckmassage gemäß BLS für Erwachsene bei Personen mit Verdacht auf OHCA
  • T-CPR-Anleitung mit konventioneller CPR mit Beatmung gemäß pBLS bei Säuglingen und Kindern mit OHCA

T-CPR-Qualitätsmanagement

  • Erkennung von Herzstillständen durch Notruf-Mitarbeiter*innen und T-CPR-Anleitung im Rahmen eines Qualitätsmanagements überprüfen und bewerten

videobasierte Dispatch-Systeme

  • videobasierte Einsatzleitsysteme für die Reaktion auf OHCA in Systemen mit entsprechenden Möglichkeiten ggf. sinnvoll

klinisches Debriefing

  • leistungsorientierte Nachbesprechung der Rettungskräfte nach Herzstillstand zur Verbesserung der Reanimation
  • Überprüfung objektiver und quantitativer Reanimationsdaten zur Verbesserung der Qualität der Nachbesprechung
  • Durchführung der Nachbesprechung bei medizinischem Fachpersonal durch Personal. das mit den etablierten Nachbesprechungsprozessen vertraut ist

Zusammensetzung des OHCA-Teams

  • beim OHCA kann es von Vorteil sein, dass ein*e Ärzt*in mit ALS-Fachkenntnissen anwesend ist
  • Vorhaltung von Teams, die groß genug sind, um die einzelnen Aufgaben innerhalb des Teams klar zu verteilen

Zusammensetzung und Schulung des Notfallteams im Krankenhaus

  • klinikinterne Notfallteams sollten aus Mitgliedern bestehen, die eine ALS-Ausbildung absolviert haben
  • speziell für den ALS vorgesehene Notfallteams mit klar definierten Rollen, vielfältigem Fachwissen und angemessener Ausbildung können zur Verbesserung des Outcomes nach IHCA beitragen

Reanimation bei OHCA

  • Vorbereitung der präklinischen Teams auf den Fall, das eine Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen (Termination of Resuscitation, TOR) vor Ort möglich sein kann, inkl. der Schulung zum Überbringen von Todesnachrichten
  • Priorisierung der Wiederbelebungsmaßnahmen vor Ort mit dem Ziel bei den meisten Erwachsenen und Kindern mit OHCA vor Beginn des Transports einen ROSC zu erreichen, kann ohne das Vorliegen besonderer Umstände von Vorteil sein

Defibrillation im öffentlichen Raum

  • Einführung von Programmen zur öffentlichen Defibrillation in Gemeinden mit hohem Risiko für OHCA

Cardiac Arrest Centers

  • Transport wiederbelebter Patienten in spezialisierte Herzstillstandszentren (Cardiac Arrest Center, CAC) kann sinnvoll sein, wenn in den örtlichen Kliniken keine umfassende Versorgung nach Herzstillstand möglich ist

ECPR

  • Entwicklung und regelmäßige Überprüfung von Kriterien für die Patient*innenauswahl durch Kliniken mit ECPR-Möglichkeit, um die Überlebensrate bei Herzstillstand zu maximieren, gerechten Zugang zu gewährleisten und unnötige Interventionen zu vermeiden
  • Ärzte, die eine periphere ECPR-Kanülierung bei Erwachsenen durchführen, sollten über Erfahrung mit perkutanen Techniken verfügen
  • regionale ECPR-Ansätze, um das Outcome und die Ressourcennutzung zu optimieren
  • rascher Transport während des Herzstillstands zum Zwecke der ECPR kann für kleine Gruppe sorgfältig ausgewählter erwachsener OHCA-Patient*innen erwogen werden

Organspende nach Herzstillstand

  • alle Patient*innen, die nach Herzstillstand wiederbelebt wurden und anschließend die neurologischen Kriterien für Hirntod erfüllen oder bei denen Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen geplant ist, auf ihre Eignung als Organspender untersuchen/prüfen
  • Entwicklung von System, die sich auf die Erleichterung und Bewertung von Organspenden nach Herzstillstand konzentrieren und mit lokalen gesetzlichen und behördlichen Anforderungen im Einklang stehen
  • Patient*innen, bei denen nach Wiederbelebungsmaßnahmen kein ROSC eintritt und bei denen die Wiederbelebungsmaßnahmen ansonsten eingestellt würden, können in Kliniken, in denen Organspende-Programme existieren, als Spender*in in Betracht gezogen werden

Datenregister zur Verbesserung der Systemleistung

  • Sammlung von Daten zu Behandlungsabläufen und dem Outcome, um Verbesserungen im gesamten System voranzutreiben

Verbesserung der Wiederbelebung bei Herzstillstand

  • Genesung und das langfristige funktionelle Outcome von Post-Reanimations-Patient*innen dürften von der Verwendung integrierter Systeme profitieren, die Patient*innen vor Entlassung beurteilen, ihre Bedürfnisse nach Entlassung neu bewerten und die Bedürfnisse während der Genesung kontinuierlich berücksichtigen

Neonatal Resuscitation

Antizipation der und Vorbereitung auf die Reanimation

  • bei jeder Geburt sollte mindestens eine Person anwesend sein, deren einzige Aufgabe die Versorgung des Neugeborenen ist, inkl. der Durchführung erster Wiederbelebungsmaßnahmen und der Beatmung, falls erforderlich
  • standardisierte Risikofaktorenbewertung vor jeder Geburt, um das perinatale Risiko zu bestimmen und auf Grundlage dieses Risikos ein Neugeborenen-Wiederbelebungsteam zusammenzustellen
  • Verwendung standardisierter Checklisten, um die Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit der für die Wiederbelebung erforderlichen Hilfsmittel und Geräte sicherzustellen
  • Teambesprechung vor der Geburt bei voraussichtlich risikoreicher Geburt, um mögliche Maßnahmen zu identifizieren und Rollen & Verantwortlichkeiten zu verteilen

Nabelschnur-Management bei Neugeborenen

  • verzögertes Abklemmen der Nabelschnur von mind. 60 sec anstatt des sofortigen Abklemmens bei Neugeborenen, die keine sofortige Wiederbelebung benötigen
  • bei geschwächten Neugeborenen und spätgeborenen Frühgeborenen mit Gestationsalter > 35 SSW das Ausstreichen der Nabelschnur im Vergleich zum sofortigen Abklemmen erwägen
  • bei Neugeborenen, die keine sofortige Wiederbelebung benötigen, ist die Wirksamkeit des Ausstreichen der Nabelschnur im Vergleich zum verzögerten Abklemmen ungewiss

Nabelschnur-Management bei Frühgeborenen

  • verzögertes Abklemmen der Nabelschnur von mind. 60 sec anstatt des sofortigen Abklemmens bei Neugeborenen < 37. SSW, die keine sofortige Wiederbelebung benötigen
  • bei Neugeborenen zw. 28. + 0. und 36. + 6. SSW, die keine sofortige Wiederbelebung benötigen und bei denen ein verzögertes Abnabeln nicht möglich ist, kann das Ausstreichen der Nabelschnur von Nutzen sein
  • kein Ausstreichen der Nabelschnur bei Neugeborenen < 28. + 0. SSW

initiale Schritte

Aufrechterhaltung der Normothermie bei Geburt

  • Temperatur von Neugeborenen nach Geburt bis zur Aufnahme und Stabilisierung überwachen und zw. 36,5 – 37,5 °C halten
  • Unterkühlung (Temperatur < 36 °C) und Überhitzung (Temperatur > 38 °C) vermeiden

Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Normothermie bei Geburt

  • bei Frühgeborenen im Kreißsaal Verwendung von Strahlungswärmern, Silberfolie oder Wickeln (mit Kapuze), erhöhte Raumtemperatur und erwärmten, befeuchteten O2, einzeln oder in Kombination
  • Hautkontakt von Neugeborenen nach Geburt kann zur Aufrechterhaltung der Normothermie beitragen
  • temperaturregulierende Maßnahmen bei Neugeborenen, die wiederbelebt werden müssen
  • Wärmematratzen bei Frühgeborenen erwägen
  • bei Frühgeborenen können verschiedene Kombinationen von Wärmemaßnahmen von Vorteil sein, aber auch das Risiko einer Überhitzung erhöhen

taktile Stimulation bei Neugeborenen

  • taktile Stimulation bei Neugeborenen, die nach Geburt eine ineffektive Atmung haben

Freimachen der Atemwege bei Neugeborenen

  • Absaugung von Mund und Nase bei Neugeborenen erwägen, wenn eine Beatmung erforderlich ist und die Atemwege obstruiert zu sein scheinen
  • Intubation und Absaugung ggf. für Neugeborene von Vorteil sein, bei denen während der Beatmung Anzeichen einer Obstruktion festgestellt werden
  • keine routinemäßige orale, nasale, oropharyngeale oder endotracheale Absaugung bei Neugeborenen, unabhängig davon, ob die Flüssigkeit klar oder mit Mekonium verfärbt ist

Beurteilung der Herzfrequenz bei Neugeborenen

  • EKG für schnelle und genaue Beurteilung der Herzfrequenz bei Neugeborenen
  • Auskultation und Pulsoximetrie als sinnvolle Alternativen zum EKG für die Beurteilung der Herzfrequenz bei Neugeborenen

Beurteilung der Herzfrequenz bei Neugeborenen, die Herzdruckmassage erhalten

  • EKG zur schnellen und genauen Beurteilung der Herzfrequenz während der Herzdruckmassage bei Neu- und Frühgeborenen

Beatmung und CPAP

Beatmungsunterstützung

  • bei Neugeborenen, die trotz geeigneter Erstmaßnahmen nach Luftnot haben, apnoisch sind oder anhaltend bradykard (HF < 100/min) sind, Beatmung innerhalb von 60 sec nach Geburt
  • bei Neugeborenen sind anfängliche maximale Inflationsdrücke von 20 – 30 cmH2O angemessen, wobei die maximalen Inflationsdrücke angepasst werden sollten, um wirksame Beatmung zu gewährleisten
  • bei Neugeborenen, die beatmet werden, kann die PEEP-Verwendung sinnvoll sein
  • übermäßiger maximaler Inflationsdruck kann zu hohem AZV führen, was potenziell schädlich ist und vermieden werden sollte

Atemfrequenz und Insufflationszeit während der Beatmung

  • Beatmung mit Frequenz von 30 – 60/min bei Neugeborenen
  • initiale Beatmung mit Beatmungsdauer von 0,5 – 1 sec bei Neugeborenen
  • keine routinemäßige Anwendung von anhaltenden Beatmungsstößen (> 5 Sekunden) zur Einleitung der Beatmung bei Frühgeborenen mit Gestationsalter < 28. SSW

Korrekturmaßnahmen bei der Belüftung

  • Korrekturmaßnahmen sinnvoll, wenn anfängliche Überdruckbeatmung bei Neugeborenen, die beatmet werden müssen, nicht wirksam ist
  • Videolaryngoskopie bei Neugeborenen, die endotracheale Intubation (ETI) benötigen

Larynxmaske

  • Larynxmaske als Alternative zur ETI bei Neugeborenen mit Gestationsalter > 34. + 0./7. SSW, bei denen die Beatmung über Beatmungsmaske frustran ist
  • Larynxmaske als primäres Tool zur Beatmung anstelle Beatmungsmaske bei Neugeborenen mit Gestationsalter > 34. + 0./7. SSW

Tools zur Beatmung von Neugeborenen

  • bei Beatmung von Neugeborenen, v.a. Frühgeborene, kann es vorteilhaft sein, anstelle eines Beatmungsbeutels mit/ohne PEEP-Ventil Beatmungsbeutel mit T-Stück zu verwenden

CPAP

  • bei spontan atmenden Frühgeborenen, die unmittelbar nach Geburt Atemunterstützung benötigen, CPAP anstelle Intubation und mechanischer Beatmung
  • Wirksamkeit einer High-Flow-Nasenkanüle im Vergleich zu CPAP bei spontan atmenden Frühgeborenen, die unmittelbar nach Geburt Atemunterstützung benötigen, nicht eindeutig belegt
  • kein eindeutiger Beleg für die Wirksamkeit von CPAP bei spontan atmenden Neugeborenen und spätgeborenen Frühgeborenen mit Gestationsalter > 34. SSW, die unmittelbar nach Geburt unter Atemnot leiden oder dafür anfällig sind

Sauerstoffgabe während der Wiederbelebung von Neugeborenen

  • Sauerstoffzufuhr so einstellen, dass die angestrebten Sauerstoffsättigungswerte bei Neugeborenen, die beatmet werden, erreicht werden
  • bei Neugeborenen, die beatmet werden oder zusätzlichen Sauerstoff erhalten, so schnell wie möglich pulsoximetrische Diagnostik
  • bei Termingeburten und spätgeborenen Neugeborenen mit Gestationsalter > 35. SSW, die beatmet werden, 21 % Sauerstoff zu beginnen
  • bei Frühgeborenen mit Gestationsalter von 32. bis 34. + 6./7. SSW, die beatmet werden, kann es sinnvoll sein, mit 21 – 30 % Sauerstoff zu beginnen
  • bei Frühgeborenen mit Gestationsalter < 32. SSW, die beatmet werden, kann es sinnvoll sein, mit 30 – 100 % Sauerstoff zu beginnen

Thoraxkompressionen

Zeitpunkt der Herzdruckmassage, Beatmung und Sauerstoffverwendung

  • Herzdruckmassage bei Neugeborenen, wenn die HF trotz 30 sec lang durchgeführter Beatmung, die zur Ausdehnung der Lunge führt (erkennbar an Thoraxbewegung), unter 60/min bleibt
  • während Herzdruckmassage bei Neugeborenen wird Beatmung mit Endotrachealtubus empfohlen
  • Larynxmaske als Alternative bei Neugeborenen mit Gestationsalter > 34. SSW, bei denen die Platzierung eines Endotrachealtubus nicht möglich oder frustran ist
  • während der Herzdruckmassage bei Neugeborenen 100 % Sauerstoff verwenden und sobald keine Herzdruckmassage mehr erforderlich ist, Sauerstoff titrieren, um Sättigungsziele zu erreichen

Kompressions-Ventilation-Verhältnis und Techniken

  • bei Neugeborenen Kompressions-Ventilation-Verhältnis von 3 Thoraxkompression und 1 Beatmung
  • Zwei-Daumen-Technik mit den Oberkörper umschließenden Händen anstatt Zwei-Finger-Technik oder anderen Techniken
  • Brustkorb auf 1/3 des anterior-posterioren Durchmessers komprimieren
  • Herzdruckmassage bei Neugeborenen über dem unteren Drittel des Brustbeins und dabei darauf zu achten, dass man sich oberhalb des Xiphoid befindet
  • bei der Herzdruckmassage bei Neugeborenen alle 2 – 5 min während Herzfrequenzmessung wechseln

Gefäßzugang während der Reanimation

  • Nabelvenenkatheter bei Neugeborenen, die einen Notfall-Gefäßzugang benötigen
  • i.o.-Zugang als Alternative bei Neugeborenen, wenn ein i.v.-Zugang frustran oder nicht durchführbar

Adrenalin

  • Gabe von intravaskulärem Adrenalin (0,01 – 0,03 mg/kg) bei Neugeborenen, deren Herzfrequenz nach Optimierung der Beatmung und Herzdruckmassage nicht auf > 60/min steigt
  • Adrenalin intravaskulär bei Neugeborenen, die nicht ausreichend auf eine endotracheale Adrenalin-Dosis ansprechen, sobald der Zugang etabliert ist
  • Adrenalin endotracheal in höheren Dosis (0,05 – 0,1 mg/kg) bei Neugeborenen, die Adrenalin erhalten, während der Gefäßzugang etabliert wird
  • alle 3 – 5 min zusätzliche Dosen Adrenalin, vorzugsweise intravaskulär, wenn die Herzfrequenz unter 60/min bleibt

Volumentherapie

  • Infusionstherapie bei Neugeborenen mit Anzeichen einer Hypovolämie, die sich aus der Anamnese und der körperlichen Untersuchung ergeben, wenn sie trotz Beatmung, Herzdruckmassage und Adrenalin weiterhin bradykard bleiben (HF < 60/min)
  • Verwendung von NaCl 0,9 % oder Blut in einer Menge von 10 – 20 mL/kg

Postreanimationsbehandlung

  • therapeutische Hypothermie nach klar definierten Protokollen bei Neugeborene mit Gestationsalter von ≥ 36. SSW und mittelschwerer bis schwerer hypoxisch-ischämische Enzephalopathie
  • engmaschiges Monitoring (inkl. BZ-Messung frühzeitig nach der Reanimation und bis zur Stabilisierung des BZ) bei Neugeborene, die eine längere Beatmung oder eine erweiterte Reanimation (Intubation, Herzdruckmassage oder Adrenalin) erhalten
  • Wiedererwärmung bei Neugeborenen, die nach der Reanimation unbeabsichtigt unterkühlt sind (Temperatur < 36 °C), optimale Wiedererwärmungsrate ist nicht bekannt

Unterlassen und Abbruch von Wiederbelebungsmaßnahmen

  • Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen mit dem Team und der Familie besprechen bei Neugeborenen, die wiederbelebt werden, wenn keine Herzfrequenz vorhanden ist und alle Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt wurden (angemessener Zeitrahmen, um diese Änderung der Behandlungsziele in Betracht zu ziehen, liegt bei ca. 20 min nach Geburt)
  • Nichtdurchführung einer Wiederbelebung und Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen während oder nach Wiederbelebung ethisch gleichwertig
  • Nichtdurchführung einer Wiederbelebung und Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen nach angemessener Beratung und gemeinsamer Entscheidungsfindung mit der Familie erwägen, wenn bei einer Geburt eine Erkrankung vorliegt, die wahrscheinlich zum frühen Tod oder zu schwerer Morbidität eines Neugeborenen führt

Pediatric Basic Life Support

BLS-Algorithmus für Kinder (Säuglinge bis Pubertät) für medizinisches Fachpersonal – einzelne Person
BLS-Algorithmus für Kinder (Säuglinge bis Pubertät) für medizinisches Fachpersonal – 2 oder mehr Personen

Therapie des respiratorischen Versagens

Freimachen/Öffnen des Atemwegs

  • wenn keine HWS-Verletzung vermutet, Atemweg durch Neigen des Kopfes und Anheben des Kinns öffnen
  • bei V.a. HWS-Verletzung Öffnung der Atemweg durch Vorstrecken des Kiefers ohne Neigen des Kopfes
  • wenn bei V.a. HWS-Verletzung der Atemweg durch Vorstrecken des Kiefers ohne Neigen des Kopfes nicht geöffnet werden kann, Kopf neigen und Kinn anheben

Behandlung von unzureichender Atmung bei vorhandenem Puls

  • Säuglinge und Kinder mit Puls, aber fehlender oder unzureichender Atmung, alle 2 – 3 sec beatmen (20 – 30 Atemzüge/min)

Atemwegsverlegung durch Fremdkörper

  • bei leichter Atemwegsverlegung durch Fremdkörper Anleiten zum Husten zum Freimachen der Atemwege, während auf Anzeichen einer schweren Atemwegsverlegung geachtet wird
  • wiederholte Zyklen von 5 Rückenschlägen im Wechsel mit 5 Thoraxkompressionen bei Säuglingen mit schwerer Atemwegsverlegung durch Fremdkörper bis der Fremdkörper ausgespuckt wird oder Säugling nicht mehr reagiert
  • wiederholte Zyklen von 5 Rückenschlägen im Wechsel mit 5 Bauchkompressionen bei Kindern mit schwerer Atemwegsverlegung durch Fremdkörper bis der Fremdkörper ausgespuckt wird oder Säugling nicht mehr reagiert
  • Herz-Lungen-Wiederbelebung, wenn Säuglinge oder Kinder mit schwerer Atemwegsverlegung durch Fremdkörper nicht mehr reagieren, beginnend mit Herzdruckmassage (keine Pulsüberprüfung)
  • Rettungskräfte sollen bei Säuglingen oder Kindern mit Atemwegsverlegung durch Fremdkörper beim Öffnen der Atemwege alle sichtbaren Fremdkörper entfernen
  • keine ausreichende Datenlage für eine Empfehlung für oder gegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Absauggeräten zum Freimachen der Atemwege
  • kein blindes Entfernen des Fremdkörpers
Atemwegsverlegung bei Säuglingen & Kleinkindern
Atemwegsverlegung bei Kindern

Schritte der Reanimation

Einleiten der Reanimation

  • sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Laienhelfende bei Säuglingen und Kindern, die nicht ansprechbar sind, nicht normal atmen und keine Lebenszeichen zeigen (keine Pulssuche/-kontrolle)
  • initiale Pulskontrolle durch medizinisches Fachpersonal von bis zu 10 sec und dann Beginn der Herzdruckmassage, sofern kein deutlicher Puls zu fühlen ist
  • ggf. HLW mit der Reihenefolge Herzdruckmassage-Atemweg-Beatmung anstelle von Atemweg-Beatmung-Herzdruckmassage beginnen

Komponenten einer hochwertigen CPR

  • konventionelle CPR (Herzdruckmassage mit Beatmung) bei Säuglingen und Kindern mit Herzstillstand
  • Unterbrechungen der CPR auf Minimum und Pausen bei der Herzdruckmassage auf weniger als 10 Sekunden reduzieren
  • Thorax nach jeder Kompression vollständig entlasten
  • sofern Beatmung für Laienhelfer*innen nicht möglich, Herz-Lungen-Wiederbelebung nur mit Herzdruckmassage
  • CPR-Frequenz von 100 – 120/min
  • Thorax mind. 1/3 des anterior-posterioren Thorax-Durchmessers komprimieren (ca. 4 cm bei Säuglingen; 5 cm bei Kindern)
  • für medizinisches Fachpersonal alle 2 min Rhythmuskontrolle, die nicht länger als 10 sec dauert
  • Beatmungen mit 100 % Sauerstoff
  • bei CPR ohne erweiterte Atemwegssicherung Kompressions-Beatmungs-Verhältnis von 30:2 bei einer/einem Helfenden und 15:2 bei zwei Helfenden

CPR-Technik

  • bei Säuglingen Thoraxkompression mit Einhandtechnik (Handballen auf Sternum) oder Zwei-Daumen-Technik mit den Thorax umschließenden Händen (Einhandtechnik, wenn Thorax sich nicht mehr umschließen lässt)
  • bei Kindern Thoraxkompression Einhand- oder die Zweihandtechnik

Unterfläche für CPR

  • CPR auf fester Unterlage durchführen
  • bei IHCA Reanimationsbrett o.Ä. nutzen

Management von schockbaren Rhythmen

Management von Schock und Thoraxkompression

  • HLW fortsetzen bis AED/manuelle Defibrillator bereit ist einen Schock abzugeben
  • bei Säuglingen und Kindern mit Kammerflimmern/ventrikulärer Tachykardie sofortige Defibrillation mit einzelnem Schock empfohlen, gefolgt von sofortiger Herz-Lungen-Wiederbelebung, beginnend mit Thoraxkompressionen
  • Pausen während der Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kindern auf ein Minimum reduzieren

Defibrillatortyp

  • bei AED-Verwendung bei Säuglingen und Kindern < 8 Jahre pädiatrische Einstellungen verwenden, wenn möglich
  • Verwendung eines manuellen Defibrillators durch geschultes medizinisches Fachpersonal, wenn ein schockbarer Rhythmus festgestellt wird
  • wenn kein AED mit pädiatrischen Einstellungen oder manueller Defibrillator verfügbar ist, Nutzung eines AED ohne die Möglichkeit der Anpassung an Kinder & Jugendliche erwägen

Defibrillator-Paddles und -Elektroden: Größe, Typ und Position

  • bei Säuglingen und Kindern Nutzung der größten Paddel oder selbstklebenden Elektroden, die auf die Brust passen, wobei ein ausreichender Abstand zwischen Paddels/Elektroden eingehalten werden sollte
  • anteroposteriore oder anterolaterale Platzierung bei selbstklebenden Elektroden bei Säuglingen und Kindern
  • Paddles und selbstklebende Elektroden sind als gleichermaßen wirksam und effizient anzusehen

Adult Basic Life Support

Erkennung des Herzstillstands

  • bei Bewusstlosigkeit oder fehlender Reaktion sowie fehlender, unregelmäßiger oder schnappender Atmung von Herzstillstand ausgehen
  • initiale Pulskontrolle durch medizinisches Fachpersonal von bis zu 10 sec und dann Beginn der Herzdruckmassage, sofern kein deutlicher Puls zu fühlen ist

Einleiten der Wiederbelebungsmaßnahmen

Laienhelfende

  • Durchführung von Herzdruckmassage bei Erwachsenen mit vermutetem Herzstillstand
  • nach Feststellung eines Herzstillstands sollte, wenn nur eine Person vor ort ist, diese zunächst den Notruf wählen/kontaktieren und dann unverzüglich mit der Reanimation beginnen, beginnend mit Herzdruckmassage
  • geschulte Ersthelfer*innen sollten zusätzlich zur Herzdruckmassage auch Beatmungen durchführen
  • Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA), sofern verfügbar
Erwachsenen-BLS für Laienhelfende

medizinisches Fachpersonal

  • einzelne medizinische Fachkraft sollte initial mit Herzdruckmassagen und nicht mit Beatmung beginnen
  • medizinisches Fachpersonal sollte bei allen erwachsenen Patient*innen mit Herzstillstand – unabhängig von der Ursache – sowohl Herzdruckmassage als auch Beatmung durchführen
Erwachsenen-BLS für medizinisches Fachpersonal

Atemwegsmanagement

Atemweg freimachen/öffnen

  • Überstrecken des Kopfes und Anheben des Kinns zur Öffnung des Atemwegs bei bewusstlosen erwachsenen Patient*innen durch medizinisches Fachpersonal und geschulte Laienhelfende, ofern keine Halswirbelsäulenverletzung vermutet wird
  • Verwendung eines Atemwegshilfsmittels (z. B. Oropharyngeal- oder Nasopharyngealtubus) bei bewusstlosen erwachsenen Patient*innen ohne Husten-/Würgereflex zur Erleichterung der Beatmung
  • bei bekannter/vermuteter Schädelbasisfraktur oder schwerer Koagulopathie Oropharyngealtubus (Guedel-Tubus) dem Nasopharyngealtubus (Wendl-Tubus) vorziehen
  • keine routinemäßige Anwendung des Sellick-Handgriffs bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

Freimachen der Atemwege nach Kopf- und Halsverletzungen

  • bei Kopf- und Halsverletzungen Esmarch-Handgriff ohne Überstreckung des Kopfes durch geschulte Ersthelfer*innen
  • wenn bei V.a. HWS-Verletzung der Atemweg durch Esmarch-Handgriff und Einführen eines Atemwegshilfsmittels freimachen lässt, sollen geschulte Ersthelfende den Kopf überstrecken und das Kinn anheben
  • keine Verwendung von starren HWS-Orthesen bei Erwachsenen mit Kopf- und Halsverletzung zur Einschränkung der Wirbelsäulenbeweglichkeit durch Laienhelfende

Kennzahlen/-daten für qualitativ hochwertige HLW

Positionierung und Lokalisation für die HLW

  • Ersthelfende sollen die Herzdruckmassage möglichst so durchführen, dass der Oberkörper der Patient*innen etwa auf Höhe der Knie des Ersthelfers liegt
  • Handballen der einen Hand mittig auf den Brustkorb (untere Hälfte bis unteres Drittel des Sternum) und den Handballen der anderen Hand darüberlegen, sodass sich die Hände überlappen
  • Reanimation in der Regel am Fundort der betroffenen Person durchführt werden, sofern eine qualitativ hochwertige HLW sicher und effektiv durchgeführt werden kann
  • HLW auf fester Unterlage und in Rückenlage durchführen, sofern dies möglich ist und die Herzdruckmassage nicht verzögert
  • Ersthelfende können erwägen, die dominante Hand während der Herzdruckmassage auf das Brustbein zu legen
  • bei Auffindesituation in Bauchlage, die Patient*innen vor Beginn der Herzdruckmassage in Rückenlage drehen und falls dies nicht möglich ist, Reanimation in Bauchlage durchführen

Kompressionsrhythmus- und pausen (Chest Compression Fraction and Pauses)

  • Pausen zwischen Herzdruckmassage und Defibrillation so kurz wie möglich halten
  • Herzdruckmassage so schnell wie möglich nach der Überprüfung des Herzrhythmus (max. 10 sec) und wenn kein Puls tastbar ist, sofortige Herzdruckmassage
  • Herzdruckmassage nach Defibrillation sofort wieder aufzunehmen, anstatt Reanimation für Überprüfung des Herzrhythmus zu unterbrechen
  • sofern zwei oder mehr Helfer anwesend sind, Helfende für Herzdruckmassage etwa alle 2 min (oder nach etwa 5 Zyklen im Verhältnis 30:2) zu wechseln
  • Herzdruckmassage unterbrechen, um 2 Beatmungen über jeweils 1 sec durchzuführen, wenn ohne erweitertes Atemwegsmanagement reanimiert wird
  • Kompressionsfraktion von mind. 60 %, also Anteil der Zeit, in der während der HLW Thoraxkompressionen durchgeführt werden

Kompressionstiefe und -frequenz bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

  • Kompressionstiefe von mind. 5 cm und max. 6 cm
  • Einsatz von audiovisuellen Feedback-Geräten zur Echtzeit-Optimierung der Reanimationsleistung ist sinnvoll
  • Frequenz von 100 – 120 Thoraxkompressionen pro Minute
  • vollständige Entlastung zwischen den Thoraxkompressionen
  • Herzdruckmassage so durchzuführen, dass die Kompressions- und Entlastungzeiten annähernd gleich lang sind

Beatmung & Ventilations-CPR-Verhältnis

Grundlagen der Beatmung bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

  • Mund-zu-Mund-Beatmung, Mund-zu-Masken-Beatmung oder Beutel-Masken-Beatmung bei Erwachsenen mit Herzstillstand ohne erweiterte Atemwegssicherung
  • ausreichendes AZV applizieren, um sichtbare Hebung des Brustkorbs zu erzielen
  • Beatmung mittels Beutel-Masken-Beatmung ist sachgemäß, wenn ein*e Helfer*in mit beiden Händen den Atemweg öffnet und die Maske am Gesicht abdichtet, während ein*e zweite*r Helfer*in den Beutel zusammendrückt
  • jeden Beatmung mit Länge von 1 Sekunde
  • Hypoventilation oder Hyperventilation vermeiden

Beatmung bei Herzstillstand im Erwachsenenalter: besondere Umstände

  • Mund-zu-Nase-Beatmung durchführt, wenn Mund-zu-Mund-Beatmung nicht möglich ist
  • bei Erwachsenen mit Tracheostoma ist sowohl Mund-zu-Stoma-Beatmung als auch Maske-zu-Stoma-Beatmung angemessen

Beatmung von Erwachsenen mit Spontankreislauf (Atemstillstand)

  • Beatmung bei Erwachsenen mit Spontankreislauf (d. h. kräftigem und gut tastbarem Puls) und Atemstillstand
  • medizinische Fachkräfte alle 6 sec eine Beatmung, also 10 Beatmung/min (jede Beatmung soll sichtbare Hebung des Thorax bewirken)

Kompressions-Ventilations-Verhältnis bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

  • vor Etablierung einer erweiterten Atemwegshilfe (SGA oder ET) HLW mit 30:2 durchführen
  • Erwägung von kontinuierlicher Thoraxkompressionen mit asynchroner Beatmung durch medizinisches Fachpersonal

Defibrillation bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

Defibrillationspads für Erwachsene mit Herzstillstand

  • Defibrillationspads oder -elektroden in anterolateraler oder anteroposteriorer Position auf freiliegendem Thorax platzieren und Pad- oder Elektroden-Durchmesser von mehr als 8 cm verwenden
  • bei Vorhandensein eines BHs kann es sinnvoll sein, die Position eines BHs anzupassen, anstatt ihn auszuziehen

Reanimation vor Defibrillation bei Herzstillstand im Erwachsenenalter

  • HLW durchführen bis ein Defibrillator oder AED eingesetzt wird
  • kurzzeitig HLW durchführen, während ein Defibrillator geholt und vorbereitet wird
  • sofortige Defibrillation bei beobachtetem Kammerflimmern/pulsloser ventrikulärer Tachykardie vertretbar, wenn bereits Defibrillator eingesetzt wird oder sofort verfügbar ist

Atemwegsverlegung durch Fremdkörper

Atemwegsverlegung durch Fremdkörper

Fremdkörperaspiration bei wachen erwachsenen Patient*innen

  • wiederholt fünf Schläge auf den Rücken, gefolgt von fünf Heimlich-Manövern bei Erwachsenen mit schwerer Fremdkörperobstruktion (FBAO) bis der Fremdkörper ausgestoßen wird oder die Person bewusstlos ist
  • bei Erwachsenen mit schwerer FBAO Notruf absetzen
  • bei leichter FBAO die betroffene Person zum Husten anleiten, um so den Atemweg freizumachen und gleichzeitig auf Anzeichen einer schweren Atemwegsverlegung achten

Linderung von Fremdkörperaspiration bei bewusstlosen erwachsenen Patient*innen

  • bei Bewusstlosigkeit nach schwerer FBAO sofort mit Reanimation beginnen (initial Herzdruckmassage und Notruf alarmieren, falls noch nicht geschehen)
  • bei Erwachsenen mit FBAO, die reanimiert werden, beim Öffnen der Atemwege zur Beatmung alle sichtbaren Fremdkörper entfernen
  • kein blindes Freimachen des Atemwegs

Fremdkörperaspiration in besonderen Fällen

  • bei schwerer FBAO wiederholt 5 Rückenschläge, gefolgt von 5 Thoraxkompressionen durchführen bis der Fremdkörper ausgestoßen wird oder die Person bewusstlos ist, wenn die Helfenden den Bauch der Patient*innen nicht umfassen können
  • bei Schwangeren im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft mit schwerer FBAO wiederholt 5 Rückenschläge bis der Fremdkörper ausgestoßen wird oder die Person bewusstlos ist, gefolgt von 5 Thoraxkompressionen durchführen
  • keine ausreichende Datenlage für eine Empfehlung für oder gegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Absauggeräten zum Freimachen der Atemwege

Herzstillstand bei übergewichtigen erwachsenen Patient*innen

  • selbes Vorgehen für Reanimation wie bei normalgewichtigen Patient*innen
  • Auswirkungen des Umlagerns der Patient*innen auf feste Unterlage auf die Verzögerung des Beginns der Herzdruckmassage berücksichtigen
  • Kompressionskraft erhöhen, um bei übergewichtigen Erwachsenen mit Herzstillstand ausreichende Kompressionstiefe zu erreichen
  • „Reanimationsbretts“ hat während IHCA keinen Vorteil ggü. der Durchführung der Herzdruckmassage auf Krankenhausmatratze

alternative Techniken der HLW

  • Einsatz von mechanischen Reanimationsgeräten in bestimmten Situationen erwägen, in denen die Durchführung einer qualitativ hochwertiger manueller CPR für das medizinische Fachpersonal schwierig oder gefährlich ist, sofern des Anbringens und Entfernens des Geräts die Reanimation so wenig wie möglich unterbrechen
  • bei Ein-Helfer*innen-Reanimation Über-Kopf-Thoraxkompression erwägen
  • Wirksamkeit von Fersen-/Fußkompressionen bei Herzstillstand im Erwachsenenalter ist nicht ausreichend belegt
  • kein routinemäßiger Einsatz von mechanischen Reanimationsgeräten

Pediatric Advanced Life Support

Beatmung und erweitertes Atemwegsmanagement während HLW

  • bei OHCA Beatmung mit Beatmungsbeutel und Maske anstelle erweiterter Atemwegsmaßnahmen (ETI oder SGA)
  • bei IHCA Beatmung mit Beatmungsbeutel und Maske oder erweiterte Atemwegssicherung (ETI oder SGA) in Betracht ziehen
  • mit gesichertem Atemweg Beatmungsfrequenz von 20 – 30/min (1 Atemzug alle 2 – 3 sec) unter Berücksichtigung von Alter und klinischer Merkmale (CAVE: Hyperventilation kann Hämodynamik beeinträchtigen)

Methoden der Medikamentenverabreichung

  • rasche Anlage eines Gefäßzugangs (i.v. oder i.o.) zur Medikamentengabe
  • Art des initialen Gefäßzugangs (i.v. oder i.o.) je nach Verfügbarkeit, Erfahrung und Zeitaufwand wählen

Medikamentenverabreichung während Herzstillstand

  • initiale Dosis Adrenalin so früh wie möglich bei Herzstillstand und initial nicht-schockbarem Rhythmus
  • bei Herzstillstand und initial schockbarem Rhythmus Gabe von Adrenalin nach 2 Defibrillationsversuchen oder früher (früher edoch nur, wenn schnelle Defibrillation nicht möglich ist)
  • Gabe von Adrenalin alle 3 – 5 min bis Spontanatmung wiederhergestellt ist
  • Amiodaron oder Lidocain bei therapierefraktärem Kammerflimmern/pulsloser ventrikulärer Tachykardie erwägen
  • keine routinemäßige Gabe von Natriumbicarbonat, außer in besonderen Fällen (z. B. bei Natriumkanalblocker-Intox oder Hyperkaliämie)
  • keine routinemäßige Gabe von Kalzium, außer in besonderen Fällen (z. B. bei Hypokalzämie, Kalziumkanalblocker-Intox oder Hyperkaliämie)

gewichtsbasierte Dosierung von Reanimationsmedikamenten

  • Körpergewicht des Säuglings oder Kindes zur Berechnung der Dosierung von Reanimationsmedikamenten heranziehen (für Erwachsene empfohlene Dosis nicht überschreiten)
  • ggf. Körperkonstitution o.Ä. berücksichtigen, um die Genauigkeit der anhand der Körperlänge geschätzten Gewichtsschätzung bei Säuglingen oder Kindern zu verbessern
  • Nutzung von Maßband zur Gewichtsschätzung sowie weitere rHilfsmittel zur Berechnung und Gabe der Reanimationsmedikamente , sofern das Gewicht der Patient*innen unbekannt ist

Defibrillationenergie bei Herzstillstand

  • bei Herzstillstand und Kammerflimmern/pulsloser ventrikulärer Tachykardie (VF/pVT) initiale Defibrillationsenergie von 2 – 4 J/kg (monophasisch oder biphasisch; zur Vereinfachung ist initiale Dosis von 2 J/kg angemessen)
  • bei Herzstillstand und therapierefraktärem VF/pVT ggf. nachfolgende Defibrillation mit 4 J/kg und ggf. höhere Energie erwägen, jedoch max. 10 J/kg oder max. Erwachsenen-Energie
  • bei Herzstillstand und therapierefraktärem VF/pVT einzelne Defibrillation ggü. sequenzieller Defibrillationen mit anschließender Wiederaufnahme der Thoraxkompressionen erwägen

Messung der HLW-Physiologie und -Qualität

  • wenn kontinuierliche invasive arterielle Blutdruckmessung vorhanden, diastolischen Blutdruck zur Beurteilung des Ansprechens des Kindes auf Reanimationsmaßnahmen heranziehen (RRdia von ≥ 25 mmHg bei Säuglingen und ≥ 30 mmHg bei Kindern ab 1 Jahr anstreben)
  • etCO2-Überwachung zur Kontrolle der Reanimationsqualität, wenn invasive Atemwegssicherung erfolgt ist
  • Nutzen der nichtinvasiven zerebralen Oxygenierungsmessung mittels Nahinfrarotspektroskopie nicht ausreichend belegt
  • Einsatz von Feedback-Devies für die Herzdruckmassage, um optimale Frequenz und Tiefe der Thoraxkompressionen zu gewährleisten
  • Echokardiographie erwägen, um potenziell behandelbare Ursachen eines Herzstillstands, wie z. B. Herzbeuteltamponade oder unzureichende Ventrikelfüllung, zu identifizieren, sofern entsprechend geschultes Personal zur Verfügung steht (CAVE: potenziellen Nutzen gegen bekannte schädliche Folgen der Unterbrechung der Thoraxkompressionen abwägen)
  • speziellen etCO2-Grenzwert allein nicht als Indikation für Abbruch der Reanimationsmaßnahmen heranziehen

Anwendung der extrakorporalen kardiopulmonalen Reanimation

  • extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) bei Säuglingen und Kindern mit innerklinischem Herzstillstand, die auf konventionelle Reanimation nicht ansprechen, in ausgewählten Patient*innengruppen in klinischen Einrichtungen mit entsprechenden ECPR-Protokollen und Fachkenntnissen erwägen

Post-Reanimationsbehandlung

gezieltes Temperaturmanagement nach Herzstillstand

  • bei Koma nach Herzstillstand kontinuierliche Überwachung der Körperkerntemperatur
  • bei Koma nach Herzstillstand Körperkerntemperatur > 37,5 °C vermeiden
  • fünftägiges gezieltes Temperaturmanagement (TTM), entweder mit Temperatur von 32 – 34 °C, gefolgt von 36 – 37,5 °C,oder ausschließlich 36 – 37,5 °C, bei Säuglingen und Kindern zw. 24 Stunden und 18 Jahren

Blutdruckmanagement nach Herzstillstand

  • RRsys und MAD über 10. Perzentil für das jeweilige Alter halten
  • kontinuierliche arterielle Blutdrucküberwachung, um Hypotonie zu erkennen und zu behandeln, wenn geeignete Ressourcen verfügbar sind

Sauerstoffversorgung und Beatmungsmanagement nach Herzstillstand

  • Normoxämie anstreben, die entsprechend der jeweiligen Grunderkrankung angemessen ist
  • ggf. O2-Gabe reduzieren, um SpO2 zw. 94 – 99 % anzustreben
  • Paco2-Wert anstreben, der entsprechend der jeweiligen Grunderkrankung angemessen ist, und Gefahr von Hyperkapnie oder Hypokapnie begrenzen

EEG-Überwachung nach Herzstillstand und Behandlung von Krampfanfällen

  • kontinuierliche EEG-Überwachung zur Erkennung von Anfällen bei Säuglingen und Kindern mit persistierender Enzephalopathie, wenn Ressourcen verfügbar sind
  • klinische Krampfanfälle nach Herzstillstand behandeln
  • nichtkonvulsiven Status epilepticus nach Herzstillstand in Absprache mit Expert*innen behandeln

neurologische Prognose nach Herzstillstand

multimodale Prognose nach Herzstillstand

  • bei der Prognose des neurologischen Outcome (günstig oder ungünstig) mehrere Modalitäten in Betracht ziehen

Prognose anhand klinischer Untersuchung nach Herzstillstand

  • Aussagekraft von Husten- oder Würgereflexen oder Schmerzreaktionen zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand ist nicht eindeutig geklärt
  • Aussagekraft motorischer Reaktionen auf Reize zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand ist nicht eindeutig geklärt
  • Aussagekraft des GCS-Gesamtwerts oder des motorischen GCS-Werts zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand ist nicht eindeutig geklärt
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Vorhandensein bilateraler Pupillenlichtreflexe in den ersten 12 h nach Herzstillstand als Hinweis auf günstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Fehlen bilateraler Pupillenlichtreflexe in den ersten 12 h nach Herzstillstand als Hinweis auf ungünstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • Fehlen eines Pupillenlichtreflexes in den ersten 24 h nach Herzstillstand zur Untermauerung einer ungünstigen neurologischen Prognose wird nicht empfohlen
  • Verwendung des GCS in den ersten 24 h nach Herzstillstand zur Untermauerung einer ungünstigen neurologischen Prognose wird nicht empfohlen

Prognose anhand von Biomarkern nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, Plasmalaktatwert < 2 mmol/L bis zu 12 h nach Herzstillstand als Indikator für günstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • Nützlichkeit neuronaler Biomarker (z. B. S100B, neuronenspezifische Enolase) zur Unterstützung einer günstigen oder ungünstigen neurologischen Prognose zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand ist nicht eindeutig belegt
  • Verwendung des Blutlaktat nach Herzstillstand zur Untermauerung einer ungünstigen neurologischen Prognose wird nicht empfohlen
  • Verwendung des Blut-pH-Werts nach Herzstillstand zur Untermauerung einer günstigen oder ungünstigen neurologischen Prognose wird nicht empfohlen

Prognose mittels Elektrophysiologie nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien ist es sinnvoll, ein EEG bis zu 72 h nach Herzstillstand zur Unterstützung einer günstigen oder ungünstigen neurologischen Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Vorliegen eines kontinuierlichen oder normalen EEG-Hintergrunds in den ersten 72 h nach Herzstillstand zur Unterstützung einer günstigen neurologischen Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, Vorhandensein von Schlafspindeln oder einer Schlafarchitektur der Stufe II im EEG zw. 12 und 24 h nach Herzstillstand zur Untermauerung einer günstigen neurologischen Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Vorliegen einer EEG-Reaktivität zw. 6 – 24 h nach Herzstillstand als Hinweis auf eine günstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Vorliegen eines Status epilepticus oder das Vorliegen einer Burst-Suppression, Burst-Attenuation oder generalisierten periodischen epileptiformen Entladungen zw. 24 – 72 h nach Herzstillstand als Hinweis auf eine ungünstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • Vorliegen klinischer oder elektrographischer Anfälle, Fehlen von Schlafspindeln und der Schlafarchitektur der Stufe II, Fehlen eines kontinuierlichen oder normalen EEG-Hintergrunds, Fehlen einer EEG-Reaktivität und Fehlen einer EEG-Variabilität zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand wird nicht empfohlen, um ungünstige neurologische Prognose zu stützen
  • Fehlen von Burst-Suppression, Burst-Attenuation, generalisierten periodischen epileptiformen Entladungen, abgeschwächtem, isoelektrischem oder flachem EEG zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand wird nicht empfohlen, um günstige neurologische Prognose zu stützen
  • Fehlen von klinischen oder elektrographischen Anfällen, Fehlen eines Status epilepticus oder Fehlen von myoklonischen Anfällen zu jedem Zeitpunkt nach Herzstillstand wird nicht empfohlen, um günstige neurologische Prognose zu stützen

Prognose mittels Neuroimaging nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Kriterien kann es sinnvoll sein, ein normales Hirn-MRT zw. 72 h und 2 Wochen nach Herzstillstand zu verwenden, um eine günstige neurologische Prognose zu untermauern
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Kriterien kann es sinnvoll sein, ein abnormales Hirn-MRT, das > 72 h nach Herzstillstand eine hohe ischämische Belastung zeigt, zur Untermauerung einer ungünstigen neurologischen Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Kriterien kann es sinnvoll sein, ein CT mit Verlust der Differenzierung zwischen grauer und weißer Substanz innerhalb von 24 h nach Herzstillstand zu verwenden, um eine ungünstige neurologische Prognose zu untermauern
  • normales Hirn-CT innerhalb der ersten 48 h nach Herzstillstand nicht empfohlen, um günstige neurologische Prognose zu untermauern

Regeneration und Überleben nach Herzstillstand

  • Säuglinge und Kinder, die Herzstillstand überlebt haben, auf Rehabilitationsbedarf untersuchen
  • Säuglinge und Kinder, die Herzstillstand überlebt haben, auf körperliche, kognitive und emotionale Bedürfnisse untersuchen, um Nachsorge innerhalb des ersten Jahres nach Herzstillstand zu steuern

Anwesenheit der Familie während der Wiederbelebung

  • Familienangehörigen die Möglichkeit geben, bei der Wiederbelebung ihres Säuglings/Kindes anwesend zu sein
  • sofern Familienangehörige bei Wiederbelebung anwesend sind, sollte ein Teammitglied mit der Betreuung der Familie betraut werden

Bewertung eines plötzlichen unerklärlichen Herzstillstands

  • vollständige Autopsie von Säuglingen und Kindern mit plötzlichem unerklärlichem Tod, die vorzugsweise von Patholog*innen mit Ausbildung und Erfahrung in kardiovaskulären Pathologien durchgeführt wird, wobei biologisches Material für weitere genetische Analysen zur Feststellung einer erblichen Herzerkrankung aufbewahrt werden soll
  • postmortale genetische Untersuchung, wenn konventionelle Autopsie keine Todesursache oder Diagnose bei Säuglingen und Kindern mit plötzlichem unerklärlichem Tod ergibt, sofern die Ressourcen dies zulassen, v.a. wenn klinische Befunde auf Diagnose einer erblichen Herzerkrankung hindeuten
  • wenn Autopsie keine Todesursache ergibt oder bei Säuglingen und Kindern mit plötzlichem unerklärlichem Tod nicht durchgeführt wird, Familienangehörigen 1. Grades an Ärzt*innen oder Zentrum überweisen, das über Fachkenntnisse im Bereiche angeborene Herzerkrankungen und kardiale genetische Beratung verfügt
  • vollständige Anamnese der Krankengeschichte und Familienanamnese (einschließlich einer Vorgeschichte von Synkopen, Krampfanfällen, unerklärlichen Unfällen oder Ertrinken oder plötzlichem unerwarteten Tod vor dem 50. Lebensjahr) sowie Überprüfung früherer EKGs und Überweisung an Kardiolog*innen mit Fachkenntnissen auf dem Gebiet der erblichen Herzerkrankungen bei Säuglingen und Kindern, die einen plötzlichen unerklärlichen Herzstillstand überlebt haben

Schockmanagement

Flüssigkeitsreanimation und Behandlung des septischen Schocks

  • erneute Untersuchung nach jedem Flüssigkeitsbolus, um Reaktion auf Volumen und Anzeichen einer Volumenüberlastung zu beurteilen
  • isotone Kristalloide als auch Kolloide als 1. Wahl
  • Flüssigsbolus von 10 mL/kg oder 20 mL/kg bei Säuglingen und Kindern mit septischem Schock, danach Neubeurteilung
  • bei volumenresistentem septischen Schock Adrenalin oder Noradrenalin als Vasopressor der 1. Wahl (Dopamin in Betracht ziehen, wenn Adrenalin oder Noradrenalin nicht verfügbar)
  • Standard-PALS-Algorithmus anstatt speziellem Ansatz für sepsisassoziierten Herzstillstand
  • Stressdosis Kortikosteroide erwägen bei Säuglingen und Kindern mit septischem Schock, die nicht auf Flüssigkeiten ansprechen und Vasopressoren benötigen

Management des kardiogenen Schocks

  • frühzeitige Konsultation bei Spezialist*innen bei Säuglingen und Kindern mit kardiogenem Schock
  • ggf. Adrenalin, Dopamin, Dobutamin oder Milrinon als Inotropika

Management des traumatisch-hämorrhagischen Schocks

  • bei Säuglingen und Kindern mit hypotensivem hämorrhagischem Schock Nutzung von Blutprodukten zur kontinuierlichen Volumentherapie anstatt Kristalloiden, sofern verfügbar

Intubation

Verwendung von Endotrachealtuben mit Cuff

  • bei ETT mit Cuff auf Größe, Position und Cuff-Füllungsdruck achten (i.d.R. <20 – 25 cmH2O)
  • ETTs mit Cuff ggü. ETTs ohne Cuff bevorzugen

Anwendung von Cricoid-Druck während der Intubation

  • keine routinemäßige Anwendung des Krikoiddrucks zur Verringerung des Risikos einer Regurgitation während der Beutel-Masken-Beatmung
  • keine routinemäßige Anwendung von Krikoiddruck während der ETI
  • sofern der Krikoiddruck angewandt wird, diesen unterbrechen, wenn dieser die Beatmung oder Geschwindigkeit der ETI beeinträchtigt

Atropin zur Notfallintubation

  • ggf. Atropin als Prämedikation, um Bradykardie während Notfallintubation zu verhindern
  • Dosis von 0,02 mg/kg Atropin ohne Mindestdosis in Betracht ziehen

etCO2-Überwachung

  • etCO2-Messung zur Bestätigung der Tubuslage
  • kontinuierliche etCO2-Messung während des Transports außerhalb und innerhalb des Krankenhauses

Bradykardie-Management

Behandlung von Bradykardie mit kardiopulmonaler Beeinträchtigung

  • Atropin bei Bradykardie und kardiopulmonaler Beeinträchtigung aufgrund erhöhten Vagustonus oder AV-Block, welche nicht auf Faktoren wie Hypoxie zurückzuführen ist
  • HLW bei HF < 60/min und kardiopulmonaler Beeinträchtigung trotz effektiver Beatmung mit Sauerstoff
  • Adrenalin i.v./i.o. bei Bradykardie und kardiopulmonaler Beeinträchtigung, die nach Korrektur anderer Faktoren (z. B. Hypoxie) weiterhin bestehen bleibt
  • transkutane Schrittmachertherapie bei Bradykardie und kardiopulmonaler Beeinträchtigung aufgrund AV-Block 3. Grades oder Sinusknotendysfunktion erwägen

Tachykardie-Management

Behandlung der supraventrikulären Tachykardie mit Puls

  • Versuch der Vagusstimulation bei SVT ohne kardiopulmonale Beeinträchtigung
  • wenn i.v./i.o.-Zugang vorhanden, Adenosin zur Behandlung der SVT
  • wenn SVT bei Säuglingen und Kindern ohne kardiopulmonale Beeinträchtigung nicht auf Vagusmanöver oder Adenosin i.v. anspricht, fachärztliche Konsultation
  • bei SVT mit kardiopulmonaler Beeinträchtigung elektrische synchronisierte Kardioversion mit 0,5 – 1 J/kg und wenn nicht erfolgreich, Erhöhung auf 2 J/kg
  • Procainamid, Amiodaron oder Sotalol i.v. erwägen bei SVT mit kardiopulmonaler Beeinträchtigung, die nicht auf Vagusmanöver, Adenosin und elektrische Kardioversion anspricht und für die keine fachärztliche Beratung verfügbar ist

Behandlung einer Breitkomplex-Tachykardie mit Puls

  • bei Breitkomplex-Tachykardie ohne kardiopulmonale Beeinträchtigung vor Antiarrhythmika-Gabe fachärztliche Konsultation
  • bei Breitkomplex-Tachykardie mit regelmäßigem und monomorphem QRS-Komplex ohne kardiopulmonale Beeinträchtigung, Gabe von Adenosin in Verbindung mit fachärztlicher Konsultation
  • bei Breitkomplex-Tachykardie mit kardiopulmonaler Beeinträchtigung elektrische synchronisierte Kardioversion mit 0,5 – 1 J/kg und wenn nicht erfolgreich, Erhöhung auf 2 J/kg

Behandlung von Myokarditis und Kardiomyopathie

  • frühzeitige ITS-Einweisung zur Überwachung und Therapie angesichts des hohen Risikos eines Herzstillstands bei Säuglingen und Kindern mit Myokarditis, die Arrhythmien, Blockbilder, ST-Veränderungen oder niedriges AZV haben
  • eCPR/ECMO ggf. von Vorteil bei Säuglingen und Kindern mit Myokarditis oder Kardiomyopathie mit refraktärem niedrigem HZV, um die Endorgane zu unterstützen und einen Herzstillstand zu verhindern
  • frühzeitige eCPR-Einsatz bei Säuglingen und Kindern mit Myokarditis oder Kardiomyopathie, die einen Herzstillstand haben
  • frühzeitige Verlegung in ein ECMO-Zentrum bei Säuglingen und Kindern mit Myokarditis oder Kardiomyopathie und refraktärem niedrigem HZV

Wiederbelebung von Patienten mit angeborener Herzerkrankung mit einem einzigen Ventrikel (Einkammerherz)

  • frühzeitige Überweisung an Zentrum mit erweiterter kardiologischer Expertise (also Herzkatheterisierung, Herzchirurgie, ECMO) bei aortopulmonaler shuntabhängiger angeborener Herzerkrankung mit bekannter oder vermuteter Shunt-Obstruktion
  • rechtzeitige Einsatz von ECMO bei Säuglingen und Kindern mit angeborener Herzerkrankung mit einzelnem Ventrikel nach erstem Eingriffen (z.B. Norwood-Operation der Stufe I, Hybridverfahren, Blalock-Thomas-Taussig-Shunt) zur Behandlung von Syndromen mit niedrigem HZV
  • O2-, Vasopressoren-, sowie Heparin-Gabe bei Säuglingen und Kindern mit aortopulmonaler shuntabhängiger angeborener Herzerkrankung mit bekannter oder vermuteter Shunt-Obstruktion, während die Vorbereitungen für einen kathetergestützten oder chirurgischen Eingriff erfolgen
  • rechtzeitiger eCPR-Einsatz als sinnvolle Rettungsstrategie zum Erreichen eines ROC bei Säuglingen und Kindern mit angeborener Herzerkrankung mit einzelnem Ventrikel nach erstem Eingriffen (z.B. Norwood-Operation der Stufe I, Hybridverfahren, Blalock-Thomas-Taussig-Shunt)
Grad 1
Grad 2
Grad 3

Management der pulmonalen Hypertonie

Management von Säuglingen und Kindern mit Risiko für pulmonale hypertensive Krisen

  • sorgfältiges Atemwegsmanagement und -überwachung bei Säuglingen und Kindern, bei denen das Risiko einer pulmonalen hypertensiven Krise besteht, um Hypoxie und Azidose zu vermeiden
  • Gabe geeigneter Analgetika, Sedativa und Muskelrelaxanzien bei Säuglingen und Kindern, die mechanisch beatmet werden und bei denen das Risiko einer pulmonalen hypertensiven Krise besteht
  • Dehydrierung, Flüssigkeitsüberlastung und Anämie bei Säuglingen und Kindern, bei denen das Risiko einer pulmonalen hypertensiven Krise besteht, vermeiden

Behandlung von Säuglingen und Kindern mit pulmonaler Hypertonie-Krise

  • Stickstoffmonoxid inhalativ oder Prostacyclin als initiale pulmonale Vasodilatatortherapie bei Säuglingen und Kindern mit pulmonaler hypertensiver Krise oder akuter Rechtsherzinsuffizienz infolge eines erhöhten Lungengefäßwiderstands
  • O2-Gabe und Induktion einer Alkalose durch Hyperventilation oder Gabe von Alkali während der Gabe pulmonaler Vasodilatatoren bei der Erstbehandlung von Säuglingen und Kindern mit pulmonaler hypertensiver Krise
  • ECMO erwägen bei Säuglingen und Kindern mit refraktärer pulmonaler Hypertonie, inkl. Zeichen eines niedrigen HZV oder schwerer Ateminsuffizienz trotz optimaler medizinischer Therapie

Pulmonale Hypertonie – spezifische Therapien und Interventionen zur Behandlung von Säuglingen und Kindern mit Herzstillstand

  • Unklarheit, ob die Ergänzung durch pulmonale Hypertonie-spezifische Therapien die Ergebnisse der Reanimation im Vergleich zur Standard-Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kindern mit pulmonaler Hypertonie, die einen Herzstillstand haben, verbessert

Behandlung des traumatischen Herzstillstands

  • Untersuchung und Behandlung potenziell reversibler Ursachen wie Blutungen, Spannungspneumothorax und Perikardtamponade
  • bei Säuglingen und Kindern mit traumatischem Herzstillstand infolge einer penetrierenden Thoraxverletzung mit kurzer Transportzeit kann eine Notfallthorakotomie sinnvoll sein

Adult Advanced Life Support

Defibrillation

Defibrillationsindikation, -typ und -energie

  • Defibrillation bei Patienten mit Herzstillstand mit schockbaren Rhythmen, wie z.B. VF oder pVT
  • biphasische der monophasischen Defibrillation vorziehen
  • Einzelschock- der Mehrfachschock-Strategie vorziehen
  • Wahl zwischen festen und eskalierenden Energiestufen für nachfolgende Schocks bei Erwachsenen mit Herzstillstand und vermutlich therapierefraktären Arrhythmien basierend auf spezifischen Herstellerangaben
  • höhere Energie für 2. und nachfolgende Schocks in Betracht ziehen, wenn der 1. Schock keinen ROSC bewirkt

Ancillary Waveform Technology

  • Wirksamkeit der Artefaktfilterung für die Analyse von EKG-Rhythmen während der CPR ist nicht nachgewiesen
  • Wirksamkeit der VF-Wellenformanalyse zur Steuerung der Akutbehandlung von Erwachsenen mit Herzstillstand ist nicht nachgewiesen

Vektorwechsel und Double Sequential Defibrillation (DSD)

  • Nutzen einer Vektoränderung bei Erwachsenen mit Herzstillstand und anhaltendem VF/vT nach ≥ 3 aufeinanderfolgenden Schocks ist nicht nachgewiesen
  • DSD-Nutzen bei Erwachsenen mit Herzstillstand und anhaltendem VF/VT nach ≥ 3 aufeinanderfolgenden Schocks ist nicht nachgewiesen

elektrische Therapien ohne Defibrillation bei Herzstillstand

  • kein routinemäßiges Pacing während der Wiederbelebung erwachsener Patient*innen mit nachgewiesenem Herzstillstand

Zugangswege bei Herzstillstand

  • initial Versuch der Anlage eines i.v.-Zugangs
  • i.o.-Zugang, wenn erste Versuche, einen i.v.-Zugang zu etablieren, frustran verlaufen
  • wenn entsprechend geschultes Fachpersonal vor Ort ist, ZVK-Anlage erwägen, wenn Versuche, einen i.v./i.o.-Zugang zu etablieren, frustran verlaufen

Vasopressoren beim Herzstillstand

  • Gabe von Adrenalin bei Erwachsenen mit Herzstillstand
  • alle 3 – 5 mim 1 mg Adrenalin
  • bei nicht defibrillierbaren Rhythmen so schnell wie möglich Adrenalin-Gabe
  • bei defibrillierbaren Rhythmen Adrenalin-Gabe nachdem erste Defibrillationsversuche fehlgeschlagen sind
  • Vasopressin allein oder Vasopressin in Kombination mit Adrenalin bietet keinen Vorteil als Ersatz für Adrenalin
  • keine routinemäßige Gabe von hochdosiertem Adrenalin

weitere Medikamente beim Herzstillstand

  • bei VF oder pVT, welche nicht auf Defibrillation ansprechen, Amiodaron oder Lidocain erwägen
  • Nutzen von β-Blockern, Bretylium, Procainamid oder Sotalol bei VF/pVT, die nicht auf Defibrillation ansprechen, ist ungewiss
  • Nutzen von Steroiden ist ungewiss
  • keine routinemäßige Gabe von Kalzium
  • keine routinemäßige Gabe von Natriumbikarbonat
  • keine routinemäßige Gabe von Magnesium

Hilfsmittel zur Durchführung der HLW

  • abrupter etCO2-Anstieg kann zur Erkennung eines ROSC herangezogen werden
  • Einsatz von Point-of-Care-Ultraschall zur Diagnose reversibler Ursachen während der Reanimation ist nicht ausreichend etabliert
  • Einsatz von Point-of-Care-Echokardiographie zur Beurteilung der Herzfunktion und zur Prognosestellung während der Reanimation bei Erwachsenen mit Herzstillstand ist nicht ausreichend etabliert
  • hochdosierte O2-Gabe (maximal mögliche inspiratorische O2-Konzentration)
  • arterielle BGA während der CPR hat einen unklaren Nutzen
  • Messung physiologischer Parameter wie arterieller RR oder etCO2, sofern möglich, um die Qualität der CPR zu überwachen und zu optimieren
  • arterielle RR-Messung zur Erkennung eines ROSC
  • keine Empfehlung für Reanimation in Kopfhochlagerung, außer im Rahmen klinischer Studien

Beendigung der Wiederbelebung (TOR, Termination of Resuscitation)

  • Nutzung der BLS-TOR-Regel bei Abbruchentscheidungen im Rahmen des BLS bei OHCA
  • Nutzung der ALS-TOR-Regel bei Abbruchentscheidungen im Rahmen des ALS bei OHCA
  • in gestuften Rettungsdienstsystem mit ALS und BLS Anwendung universeller TOR-Regeln beim OHCA
  • etCO2 < 10 mmHg als Bestandteil eines multimodalen TOR-Entscheidungsansatzes nei intubierten erwachsenen Patient*innen nach 20 Minuten
  • bei nicht intubierten Patient*innen sollte kein bestimmter etCO2-Grenzwert während der Reanimation als TOR-Indikation verwendet werden
BLS-Regel zum Abbruch von Wiederbelebungsmaßnahmen
ALS-Regel zum Abbruch von Wiederbelebungsmaßnahmen

erweitertes Atemwegsmanagement während der Reanimation

  • häufiges Üben oder regelmäßige Fortbildung für medizinisches Fachpersonal, das bei Erwachsenen mit Herzstillstand eine ETI durchführt
  • Intubation verschieben bis Patient*innen nicht auf anfängliche Wiederbelebungs- und Defibrillationsversuche ansprechen oder einen ROSC erreichen, wenn das erweiterte Atemwegsmanagement die Thoraxkompressionen unterbricht
  • kontinuierliche Kapnographie ist die zuverlässigste Methode zur Bestätigung und Überwachung der korrekten Tubuslage
  • Etablierung von Programmen zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung, um Komplikationen zu minimieren und die Erfolgsquoten bei der SGA-Anlage oder ETI zu erfassen
  • SGA akzeptabel in einem Setting mit niedriger ETI-Erfolgsquote oder begrenzten Schulungsmöglichkeiten
  • entweder SGA oder ETI bei OHCA in Settings mit hohen Erfolgsquoten bei ETI oder optimalen Schulungsmöglichkeiten für die ETI
  • entweder SGA oder ETI bei IHCA
  • in jeder Umgebung entweder Beutel-Masken-Beatmung oder erweitertes Atemwegmanagement erwägen, je nach Situation und Qualifikation des Personal
  • bei erweiterter Atemwegssicherung alle 6 sec beamten (AF von 10/min), während kontinuierliche Thoraxkompressionen durchgeführt werden

Tachykardie-Management

Behandlung von Erwachsenen mit Breitkomplex-Tachykardie

  • synchronisierte Kardioversion zur Akutbehandlung bei hämodynamisch instabiler Breitkomplex-Tachykardie
  • synchronisierte Kardioversion zur Akutbehandlung bei hämodynamisch stabiler Breitkomplex-Tachykardie, wenn vagale Manöver und medikamentöse Therapie unwirksam oder kontraindiziert sind
  • Amiodaron, Procainamid oder Sotalol i.v. bei Breitkomplex-Tachykardie in Betracht ziehen
  • Adenosin i.v. zur Behandlung oder zur Unterstützung der Rhythmusdiagnose bei hämodynamisch stabiler regelmäßiger monomorpher Breitkomplex-Tachykardie erwägen, wenn die Ursache des Rhythmus nicht ermittelt werden kann
  • kein Verapamil und Diltiazem bei Breitkomplex-Tachykardie
  • kein Adenosin bei hämodynamisch instabiler, unregelmäßiger oder polymorpher Breitkomplex-Tachykardie

Behandlung von Erwachsenen mit polymorpher ventrikulärer Tachykardie

  • sofortige, unsynchronisierte Kardioversion bei anhaltender polymorpher VT
  • Magnesium zur Behandlung von Erwachsenen mit wiederkehrender polymorpher VT in Verbindung mit verlängertem QT-Intervall (Torsades de pointes) erwägen
  • Lidocain i.v., Amiodaron i.v. und Maßnahmen zur Behandlung einer Myokardischämie zur Behandlung von Rezidiven einer polymorphen VT ohne verlängertes QT-Intervall in Betracht ziehen
  • keine routinemäßige Magnesium-Gabe zur Behandlung der polymorphen VT

Behandlung einer regelmäßigen Schmalkomplex-Tachykardie bei Erwachsenen

  • Vagusmanöver zur Akutbehandlung einer regelmäßigen Schmalkomplex-Tachykardie
  • Adenosin zur Akutbehandlung einer regelmäßigen Schmalkomplex-Tachykardie
  • synchronisierte Kardioversion zur Akutbehandlung einer hämodynamisch instabilen Schmalkomplex-Tachykardie
  • synchronisierte Kardioversion zur Akutbehandlung einer hämodynamisch instabilen Schmalkomplex-Tachykardie, wenn Vagusmanöver und medikamentöse Therapie frustran oder kontraindiziert
  • Diltiazem oder Verapamil i.v. sind wirksam als Akutbehandlung einer hämodynamisch stabilen, regelmäßigen Schmalkomplex-Tachykardie
  • Betablocker i.v. als sinnvolle Option zur Akutbehandlung einer hämodynamisch stabilen, regelmäßigen Schmalkomplex-Tachykardie

elektrische Therapien bei Vorhofflimmern/Vorhofflattern

  • sofortige elektrische Kardioversion bei hämodynamischer Instabilität aufgrund von Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit schnellen Frequenzen
  • dringende elektrische Gleichstrom-Kardioversion bei hämodynamischer Instabilität, anhaltender Ischämie oder unzureichender Frequenzkontrolle bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit schnellen Frequenzen im Rahmen eines ACS
  • anfängliche Energieeinstellung von mind. 200 J für die synchronisierte Kardioversion von Vorhofflimmern und bei Therapieversagen Erhöhung der Energie bei biphasischen Defibrillatoren
  • Nutzen von DSD zur synchronisierten Kardioversion von Vorhofflimmern als initiale Behandlungsstrategie ist ungewiss
  • anfängliche Energieeinstellung von 200 J für die synchronisierte Kardioversion bei Vorhofflattern und bei Therapieversagen Erhöhung der Energie bei biphasischen Defibrillatoren
  • Nutzen von DSD zur synchronisierten Kardioversion von therapieresistentem Vorhofflimmern als Rescue-Therapie bei Erwachsenen als initiale Behandlungsstrategie ist ungewiss

medikamentöse Therapie für Vorhofflimmern/Vorhofflattern

  • β-Adrenorezeptorblocker i.v. oder Non-Dihydropyridin-Kalziumkanalantagonisten, um Herzfrequenz in der Akutphase bei Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit schneller ventrikulärer Überleitung ohne Präexzitation zu verlangsamen
  • Amiodaron i.v. zur Frequenzkontrolle bei schwerkranken Patient*innen mit Vorhofflimmern und schneller ventrikulärer Überleitung ohne Präexzitation
  • kein Digoxin, Non-Dihydropyridin-Kalziumkanalantagonisten, β-Adrenorezeptorblocker und Amiodaron i.v. bei Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit Präexzitation
  • keine Non-Dihydropyridin-Kalziumkanalantagonisten und β-Adrenorezeptorblocker i.v. bei Patient*innen mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion und dekompensierter Herzinsuffizienz

initiale Maßnahmen bei Bradykardie

  • Bei erwachsenen Patienten mit akuter symptomatischer Bradykardie wird die Abklärung und Behandlung reversibler Ursachen empfohlen.
  • Bei erwachsenen Patienten mit akuter Bradykardie und hämodynamischer Instabilität ist die Gabe von Atropin zur Steigerung der Herzfrequenz sinnvoll.
  • Bei erwachsenen Patienten mit anhaltender, hämodynamisch instabiler Bradykardie, die auf eine medikamentöse Therapie nicht anspricht, ist eine temporäre transvenöse Schrittmachertherapie zur Steigerung der Herzfrequenz und Verbesserung der Symptome ratsam.
  • Spricht die Bradykardie nicht auf Atropin an, können intravenöse adrenerge Agonisten mit frequenzsteigernder Wirkung (z. B. Epinephrin, Dopamin) oder eine transkutane Schrittmachertherapie wirksam sein, während der erwachsene Patient gegebenenfalls auf eine notfallmäßige transvenöse temporäre Schrittmachertherapie vorbereitet wird.
  • Bei instabilen erwachsenen Patienten mit höhergradigem AV-Block kann eine sofortige Schrittmachertherapie in Betracht gezogen werden, wenn kein intravenöser/intraossärer Zugang möglich ist.

Adult and Pediatric Special Circumstances of Resuscitation

alternative CPR-Techniken

präkordialer Faustschlag

  • kein präkordialer Faustschlag bei Erwachsenen und Kindern

Percussion Pacing

  • perkutane Schrittmacherstimulation (mittels Faustschlägen auf den Brustkorb) kann bei Erwachsenen als vorübergehende Maßnahme erwägen, Asystolie oder Bradyarrhythmie ohne Puls unter Beobachtung und Überwachung im Krankenhaus auftritt, bevor das Bewusstsein verloren geht, und sofern die Durchführung die definitive Therapie nicht verzögert
  • keine routinemäßige perkutane Schrittmacherstimulation sollte bei Erwachsenen und Kindern

Husten-CPR („Cough CPR“) bei Erwachsenen und Kindern mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen

  • Husten-CPR kann als vorübergehende Maßnahme bei Erwachsenen mit hämodynamisch relevanter und im Krankenhaus unter Beobachtung und Überwachung auftretender Tachyarrhythmie oder Bradyarrhythmie erwogen, sofern dies definitive Therapie dadurch nicht verzögert
  • keine routinemäßige Husten-CPR sollte bei Erwachsenen und Kindern

Interposed Abdominal Compression (Abwärtskompression auf den Bauch zusätzlich zur Thoraxkorbkompression)

  • Wirksamkeit der Reanimation mit zwischenzeitlicher Bauchkompression ist bei Erwachsenen und Kindern ungewiss

Anaphylaxie

  • Gabe isotoner Infusionslösung
  • eCPR bei Anaphylaxie, die auf pharmakologische Interventionen nicht anspricht
  • Glukagon bei Herzstillstand aufgrund Anaphylaxie und vermuteter/bestätigter gleichzeitiger Betablocker-Einnahme, die auf Standard-ALS-Medikamente nicht anspricht
  • Wirksamkeit von Sugammadex aufgrund einer Rocuronium-induzierten Anaphylaxie ist ungewiss
  • Wirksamkeit der Standard-Epinephrin-Dosis i.m. ist ungewiss

Asthma

  • Untersuchung bzgl. Spannungspneumothorax bei plötzlichem Anstieg des max. Inspirationsdrucks oder Atembeschwerden bei Erwachsenen und Kindern mit lebensbedrohlichem Asthma
  • ECLS erwägen kann bei Erwachsenen und Kindern mit lebensbedrohlichem Asthma, das auf die Standardtherapie nicht anspricht
  • Beatmungsstrategie mit niedriger Atemfrequenz und niedrigem AZV
  • volatile Anästhetika bei Erwachsenen und Kindern mit lebensbedrohlichem Asthma, das auf Standardtherapien nicht anspricht, erwägen
  • aktive Ausatemmanöver bei Erwachsenen und Kindern mit lebensbedrohlichem Asthma, das auf Standardtherapien nicht anspricht, erwägen

Erwachsene mit Herzstillstand im Herzkatheterlabor

  • Einsatz mechanischer Reanimationsgeräte zur Durchführung der Thoraxkompressionen bei Erwachsenen mit Herzstillstand im Herzkatheterlabor
  • ECLS-Einsatz bei Erwachsenen mit Herzstillstand im Herzkatheterlabor, wenn die initiale Therapie fehlschlägt
  • intrakardiales Epinephrin bei Erwachsenen mit Herzstillstand im Herzkatheterlabor während perkutaner Koronarintervention (PCI)

Herzchirurgie

Erwachsene mit Herzstillstand nach Herz-OP

  • bei Erwachsenen mit Herzstillstand nach Herz-OP externe Thoraxkompressionen, wenn notfallmäßige Resternotomie nicht sofort möglich
  • bei Erwachsenen mit beobachtetem Kammerflimmern nach Herz-OP sofortige dreifache Defibrillation und, falls die Defibrillation innerhalb einer Minute nicht erfolgreich ist, HLW
  • bei Erwachsenen mit beobachteter Asystolie oder bradykardem Herzstillstand nach Herz-OP und wenn bereits temporäre Schrittmachersonden implantiert sind, sofortige Schrittmachertherapie sowie, wenn Schrittmachertherapie nach 1 min frustran, HLW
  • bei Erwachsenen mit Herzstillstand nach Herz-OP notfallmäßige Resternotomie in einer entsprechend ausgestatteten und personell besetzten Intensivstation
  • interne Herzdruckmassage bei Erwachsenen nach Herz-OP, wenn Herzstillstand auftritt, während Brustkorb oder Bauchraum geöffnet ist, oder in der frühen postoperativen Phase nach Herz-OP, wenn der Brustkorb schnell wieder geöffnet werden kann
  • ECLS bei Erwachsenen mit Herzstillstand nach Herz-OP, der nicht auf Standard-Wiederbelebungsmaßnahmen anspricht

Kinder mit Herzstillstand nach Herz-OP

  • bei Kindern mit Herzstillstand nach Herz-OP externe Thoraxkompressionen, wenn notfallmäßige Resternotomie nicht sofort möglich
  • bei Kindern mit Herzstillstand nach Herz-OP notfallmäßige Resternotomie in einer entsprechend ausgestatteten und personell besetzten Intensivstation
  • ECLS bei Kindern mit Herzstillstand nach Herz-OP, der nicht auf Standard-Wiederbelebungsmaßnahmen anspricht
  • interne Herzdruckmassage bei Kindern nach Herz-OP, wenn Herzstillstand auftritt, während Brustkorb oder Bauchraum geöffnet ist, oder in der frühen postoperativen Phase nach Herz-OP, wenn der Brustkorb schnell wieder geöffnet werden kann

Ertrinken

Beatmung im Wasser

  • Beatmung im Wasser bei Bewusstlosen durch entsprechend ausgebildete Rettungskräfte, sofern dadurch die eigene Sicherheit nicht gefährdet wird

O2-Gabe nach Ertrinken

  • zusätzliche O2-Gabe, falls verfügbar, durch geschulte Rettungskräfte nach Ertrinkungsunfall

präklinische Beatmung mit oder ohne Hilfsmittel für Erwachsene und Kinder mit Herz- oder Atemstillstand nach Ertrinken

  • geschulte Rettungskräfte sollen bei Herz- oder Atemstillstand nach Ertrinken mit den erstbesten verfügbaren Mitteln (z. B. Mund-zu-Mund-Beatmung, Beatmungsbeutel oder Beatmungsmaske) beginnen zu beatmen, um Verzögerungen zu vermeiden
  • Beatmung mit erweiterter Atemssicherung (bei Kindern SGA) oder Beatmungsbeutel
  • kompetenzbasiertes Ausbildungsprogramm mit regelmäßigen Auffrischungsschulungen und Wartung der Ausrüstung

Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Erwachsenen und Kindern mit Herzstillstand nach Ertrinken

  • Lungen-Wiederbelebung mit Beatmung und Herzdruckmassage bei Herzstillstand nach Ertrinkungsunfall
  • bei Laienhelfenden ohne Schulung in Beatmung ist ausschließliche Herzdruckmassagen bis zum Eintreffen professioneller Hilfe ausreichend
  • geschulte Ersthelfer*innen sollten die HLW initial mit Beatmung und anschließend mit Herzdruckmassage beginnen

AED oder Herz-Lungen-Wiederbelebung zuerst bei Herzstillstand nach Ertrinken

  • mit Beatmung beginnen, bevor ein AED oder Defibrillator eingesetzt wird
  • Einsatz eines AED ist bei Herzstillstand nach Ertrinkungsunfall sinnvoll

Programme zur Bereitstellung von öffentlichen Defibrillatoren für Ertrinkungsunfälle

  • Implementierung von Programmen zur Bereitstellung von öffentlichen Defibrillatoren für Gebiete mit hohem Risiko für Herzstillstand

Erwachsene und Kinder mit Herzstillstand infolge eines Stromschlags

  • Standard-Wiederbelebung bei Herzstillstand infolge eines Stromschlags

Gasembolie

  • 100 % O2 bei lebensbedrohlicher Gasembolie
  • hyperbarer Sauerstoff bei lebensbedrohlicher Gasembolie
  • Lagerung in Rückenlage oder in stabiler Seitenlage auf ebener Fläche bei lebensbedrohlicher Gasembolie
  • Absaugung der lebensbedrohlichen Gasembolus im rechten Ventrikel mithilfe einer Nadel oder eines Katheters, sofern die Lage des Gasembolus bekannt ist

Atemwegserreger mit hoher Gefahrenstufe

  • Thoraxkompressionen, Beutel-Maske-Beatmung, Defibrillation, Absaugen und ETI gelten als aerosolgenerierende Verfahren bei Erwachsenen und Kindern mit bestätigten oder vermuteten hochpathogenen Atemwegserregern
  • Tragen von PSA, inkl. Atemschutz, Augenschutz, Handschuhe und Schutzkleidung
  • bei ETI bei Patient*innen mit bestätigten oder vermuteten hochpathogenen Atemwegserregern Videolaryngoskopie der direkten Laryngoskopie vorziehen
  • Nutzung von speziellen Partikelfiltern an allen Beatmungsgeräten
  • Anzahl der im Raum anwesenden Personen während der Reanimation so gering wie möglich halten, sofern dies nicht die effektive Reanimation betrifft
  • in Teammitglied mit der Überwachung und Anleitung der anderen Teammitglieder hinsichtlich der Einhaltung der Hygienevorschriften beauftragen
  • Einsatz mechanischer Reanimationshilfen für Thoraxkompressionen bei Erwachsenen mit bestätigten oder vermuteten hochpathogenen Atemwegserregern
  • ETI anstelle Beutel-Masken-Beatmung

Hyperkaliämie

  • Wirksamkeit von Kalzium i.v. bei mit Herzstillstand aufgrund vermuteter Hyperkaliämie nicht ausreichend belegt
  • Wirksamkeit von Natriumbicarbonat i.v. bei mit Herzstillstand aufgrund vermuteter Hyperkaliämie nicht ausreichend belegt
  • Wirksamkeit von Insulin und Glukose i.v. bei mit Herzstillstand aufgrund vermuteter Hyperkaliämie nicht ausreichend belegt
  • keine inhalativen β2-Agonisten

Hyperthermie

  • Einleitung von aktiver Kühlung gleichzeitig mit zu Standard-Wiederbelebungsmaßnahmen
  • Eintauchen in Eiswasser (1 – 5 °C) anderen Kühlmethoden bei lebensbedrohlicher Hyperthermie vorziehen
  • wenn kein Eiswasserbad verfügbar, bei lebensbedrohlicher Hyperthermie das Eintauchen in lauwarmes Wasser (8 – 17 °C) oder Kühlung mit Eiswasser und einer Plane anderen Kühlmethoden vorziehen
  • schnellstmögliche Kühlung bei lebensbedrohlicher Hyperthermie und Körpertemperatur um mind. 0,15 °C/min senken
  • aktive Kühlung bei lebensbedrohlicher Hyperthermie beenden, sobald Körperkerntemperatur 38,6 °C erreicht
  • kein Dantrolen bei lebensbedrohlicher Hyperthermie, welche nicht durch maligne Hyperthermie verursacht wird

Hypothermie

  • sofort umfassende Wiederbelebungsmaßnahmen und gleichzeitig Wiedererwärmung bei lebensbedrohlicher umweltbedingter Hypothermie ohne offensichtliche tödliche Verletzungen
  • Wiedererwärmung mittels ECLS bei Herzstillstand mit Hypothermie
  • Nutzung von Prognosescores, um die Entscheidung für die Einleitung einer ECLS-Wiedererwärmung bei Herzstillstand mit Hypothermie zu treffen
  • Wiedererwärmung mittels ECLS bei Erwachsenen mit umweltbedingter Hypothermie (Körperkerntemperatur < 28 °C) ohne Herzstillstand
  • einmalige Defibrillation und, falls diese erfolglos bleibt, weitere Defibrillationen bis zu KKT ≥ 30 °C aufschieben
  • ECLS-Wiedererwärmung-Rate von 1,5 – 5 °C/h (< 5 °C/h bei Kindern)
  • Adrenalin-Gabe bis zu KKT ≥ 30 °C aufschieben
  • verzögerte oder intermittierende CPR, falls Standard-CPR aufgrund der Umgebungsbedingungen nicht möglich, um schnelle Bergung zu ermöglichen
  • Transport in ECLS-Zentrum, sofern dieses innerhalb von 6 h erreichbar ist
  • keine Verwendung des etCO2 zur Vorhersage des Outcomes bei Erwachsenen mit hypothermischem Herzstillstand

Left Ventricular Assist Devices (LVAD)

  • Reanimation bei Bewusstlosen mit LVAD und beeinträchtigter Durchblutung
  • gleichzeitig zur Reanimation Suche nach gerätebedingten, reversiblen Ursachen
  • Verwendung eines Algorithmus, um die beeinträchtigte Durchblutung gleichzeitig zu beurteilen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten

Schwangerschaft

Teamvorbereitung auf Herzstillstand während Schwangerschaft

  • Team zusammenzustellen, das auf die Behandlung eines Herzstillstands bei einer Schwangeren vorbereitet ist
  • auf Ressourcen zugreifen können, inkl. medizinischem Fachpersonal mit Fachwissen und notwendiger Ausrüstung, um im Falle eines Herzstillstands bei einer Schwangeren eine Not-Sectio durchzuführen
  • rollenspezifische Schulung für medizinische Fachkräfte, die potenziell mit einem Herzstillstand bei Schwangeren konfrontiert werden könnten

Schwangere mit Herzstillstand

  • Not-Sectio bei Schwangeren mit Herzstillstand, bei Fundushöhe auf Höhe des oder über dem Nabel und Ausbleiben eines ROSC trotz Reanimation
  • Vorbereitung auf Not-Sectio sofort nach Feststellung des Herzstillstands beginnen, mit dem Ziel, die Entbindung innerhalb von 5 Minuten abzuschließen
  • Not-Sectio am Einsatzort durchführen
  • gleichzeitig zurn Thoraxkompression manuelle Linksseitenverlagerung des Uterus bei Schwangeren mit Herzstillstand und Fundushöhe auf Höhe des oder über dem Nabel
  • Atemwegsmanagement hat während der Reanimation einer Schwangeren mit Herzstillstand oberste Priorität
  • ECPR bei schwangeren oder peripartalen Patientinnen mit Herzstillstand, ohne Reaktion auf Reanimation
  • i.v.-/i.o.Zugangsanlage an den oberen Extremitäten anstelle der unteren Extremitäten
  • Kalziumgabe bei Herzstillstand nach Gabe von Magnesiumsulfat bei einer Schwangeren
  • Entfernung des fetalen Monitorings und Ausbleibenlassen der fetalen Überwachung bei Schwangeren mit Herzstillstand

peripartale Patientinnen mit V.a lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie

  • Massentransfusionsprotokoll mit ausgewogener Transfusionsstrategie
  • TXA-Gabe bei peripartalen Patientinnen mit V.a. lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie
  • VA-ECMO bei peripartalen Patientinnen mit V.a. lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie
  • Gabe inhalativer pulmonaler Vasodilatatoren bei peripartalen Patientinnen mit V.a. lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie
  • keine Atropin-Gabe bei peripartalen Patientinnen mit V.a. lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie ohne Bradykardie

Lungenembolie

  • systemische Fibrinolyse, chirurgische Embolektomie oder perkutane mechanische Embolektomie bei bestätigter Lungenembolie als Ursache des Herzstillstands
  • ECLS bei bestätigter oder vermuteter Lungenembolie
  • systemische Fibrinolyse erwägen bei vermuteter Lungenembolie
  • optimale Dauer der Reanimation nach systemischer Fibrinolyse ist unklar

toxikologische Notfälle

Benzodiazepine

  • initial Naloxon vor anderen Antidoten bei V.a. kombinierte Opioid- und Benzodiazepinvergiftung bei Atemdepression oder Atemstillstand
  • Flumazenil bei Atemdepression oder Atemstillstand infolge einer reinen Benzodiazepinvergiftung, wenn keinen Kontraindikationen bestehen
  • Flumazenil spielt bei Herzstillstand im Zusammenhang mit Benzodiazepin-Intox keine Rolle
  • Flumazenil-Gabe hat Risiken bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen

β-Blocker

  • hochdosierte Insulin- oder Euglykämie-Therapie bei lebensbedrohlicher β-Blocker-Vergiftung mit Blutdruckabfall, der nicht auf Vasopressoren anspricht
  • Vasopressoren bei Blutdruckabfall
  • Gabe eines Glukagon-Bolus gefolgt von kontinuierlicher Glukagon-Infusion bei β-Blocker-Intox und symptomatischer Bradykardie oder Hypotonie
  • ECLS bei β-Blocker-Vergiftung und kardiogenem Schock, der auf medikamentöse Therapie nicht anspricht
  • Hämodialyse erwägen bei lebensbedrohlicher Intoxikation mit Atenolol, Nadolol oder Sotalol
  • Nutzen von Lipidemulsion i.v. bei refraktärem Schock aufgrund β-Blocker-Intox ist ungewiss
  • Kalzium-Gabe bei lebensbedrohlicher β-Blocker-Intoxikation

Kalzium-Kanal-Blocker (CCB)

  • hochdosiertes Insulingabe
  • Vasopressoren bei Hypotonie
  • ECLS bei Kalziumkanalblocker-Intox, welcher auf medikamentöse Therapie nicht anspricht
  • Kalzium-Gabe
  • Gabe eines Glukagon-Bolus gefolgt von kontinuierlicher Glukagon-Infusion
  • Nutzen von Methylenblau bei refraktärem vasodilatatorischem Schock ist ungewiss
  • Nutzen von Lipidemulsion i.v. bei refraktärem Schock ist ungewiss

Kokain

  • Sedierung bei ausgeprägter Erregung
  • rasche externe Kühlung durch Eintauchen in Eiswasser bei lebensbedrohlicher Hyperthermie (KKT > 40 °C)
  • Natriumbicarbonat bei Breitkomplex-Tachykardie oder Herzstillstand
  • Lidocain bei Breitkomplex-Tachykardie oder Herzstillstand
  • Vasodilatatoren (z. B. Nitrate, Phentolamin, Kalziumkanalblocker) bei kokaininduziertem Koronarspasmus oder hypertensiven Notfällen
  • ECLS bei kardiogenem Schock, der auf andere Maßnahmen nicht anspricht
  • keine β-Adrenorezeptorblocker bei kokaininduziertem Koronarspasmus oder hypertensiven Notfällen
  • längere körperliche Fixierungsmaßnahmen ohne Sedierung sind potenziell schädlich

Zyanide

  • Hydroxocobalamin-Gabe
  • Kombination aus Natriumnitrit und Natriumthiosulfat, wenn Hydroxocobalamin nicht verfügbar
  • alleinige Gabe von Natriumthiosulfat bei gleichzeitiger Kohlenmonoxid- und Zyanidvergiftung, wenn Hydroxocobalamin nicht verfügbar
  • ggf. Natriumthiosulfat zusätzlich zur Hydroxocobalamin-Gabe

Digoxin und verwandte Herzglykoside

  • Gabe von Digoxin-spezifischen Antikörperfragmenten (Digoxin-Fab) bei lebensbedrohlicher Digoxin- oder Digitoxinvergiftung
  • Digoxin-Fab bei lebensbedrohlicher Vergiftung durch Bufo-Kröten- und Gelber-Oleander-Toxine
  • Digoxin-Fab-Gabe bei lebensbedrohlicher Vergiftung durch andere Herzglykoside als Digoxin, Digitoxin, Bufo-Kröten-Toxine und Gelber-Oleander-Toxine erwägen
  • Lidocain oder Phenytoin bei ventrikulären Arrhythmien erwägen, bis Digoxin-Fab verabreicht werden kann
  • keine Hämodialyse, Hämofiltration, Hämoperfusion oder Plasmapherese bei lebensbedrohlicher Vergiftung durch Digoxin und verwandte Herzglykoside

Lokalanästhetika (LAST, local anesthetic systemic toxicity)

  • Lipidemulsion-Gabe
  • Benzodiazepine zur Behandlung von Krampfanfällen
  • Natriumbicarbonat bei lebensbedrohlicher Breikomplex-Tachykardie
  • ECLS bei refraktärem kardiogenem Schock

Methämoglobinämie

  • Methylenblau bei lebensbedrohlicher Methämoglobinämie
  • Austauschtransfusion als Behandlungsoption bei lebensbedrohlicher Methämoglobinämie erwägen, die nicht auf Methylenblau anspricht
  • hyperbare Sauerstofftherapie als Behandlungsoption bei lebensbedrohlicher Methämoglobinämie erwägen, die nicht auf Methylenblau anspricht
  • Ascorbinsäure-Gabe, jedoch nur, wenn Methylenblau kontraindiziert oder nicht verfügbar ist
  • kein N-Acetylcystein

Opiode

  • lebensbedrohliche Opioid-Überdosis
    • (Beutel-Masken-)Beatmung durch geschulte Ersthelfer*innen bei V.a. Opioid-Überdosis mit Atemdepression/Atemstillstand, aber tastbarem Puls
    • HLW mit Beatmung bei V.a. Opioid-Überdosis mit Bewusstlosigkeit und nicht normaler Atmung
    • Gabe von Opioidantagonisten (z. B. Naloxon) bei V.a. Opioid-Überdosis mit Atemdepression/Atemstillstand, aber tastbarem Puls
    • keine Verzögerung oder Beeinträchtigung der Wiederbelebung oder der Alarmierung des Rettungsdienstes durch Gabe von Opioidantagonisten und dem Warten auf eine Reaktion auf den Opioidantagonist
  • Opioidüberdosis nach erfolgreicher Behandlung mit Opioidantagonisten
    • Überwachung in Klinik bis ein geringes Risiko für wiederkehrende Atemdepression, ein normales Bewusstseinsniveau und normale Vitalparameter erreicht sind
    • wiederholte Opioidantagonisten-Dosen bei Opioidüberdosis, die auf Opioidantagonisten anspricht und wiederkehrende Atemdepression entwickelt
  • Aufklärung und Verteilung von Opioid-Antagonisten nach Behandlung einer Opioid-Überdosis
    • Patient*innen mit Z.n. Opioid-Überdosis zum Zeitpunkt der Entlassung aus Klinik ein Opioidantagonist und entsprechende Anweisungen mitgeben

Organophosphat- oder Carbamatvergiftung

  • sofortige Atropin-Gabe
  • frühzeitige endotracheale Intubation
  • Benzodiazepine zur Behandlung von Krampfanfällen und Unruhe
  • PSA bei Versorgung von Patient*innen mit lebensbedrohlicher Organophosphat- oder Carbamatvergiftung
  • Hautdekontamination bei äußerlicher Organophosphat- oder Carbamatvergiftung
  • Pralidoxim-Gabe
  • keine Muskelrelaxantien, die durch Cholinesterase metabolisiert werden (z.B. Succinylcholin und Mivacurium)

Natriumkanalblocker

  • Natriumbicarbonat bei lebensbedrohlicher Kardiotoxizität infolge einer Vergiftung mit trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva
  • Hyperventilation in Kombination mit Natriumbicarbonat bei lebensbedrohlicher Vergiftung durch Natriumkanalblocker
  • ECLS bei refraktärem kardiogenem Schock infolge einer lebensbedrohlichen Vergiftung durch Natriumkanalblocker
  • Natriumbicarbonat bei lebensbedrohlicher Kardiotoxizität, die durch Vergiftung mit anderen Natriumkanalblockern als trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva verursacht wurde
  • Einsatz von Antiarrhythmika der Vaughan-Williams-Klasse Ib (z. B. Lidocain) bei lebensbedrohlicher Kardiotoxizität durch Natriumkanalblocker der Klasse Ia oder Ic
  • Lipidemulsion-Gabe bei ausbleibender Reaktion auf andere Behandlungsmodalitäten

Sympathomimetika

  • Sedierung bei starker Unruhe
  • rasche externe Kühlung durch Eintauchen in Eiswasser bei lebensbedrohlicher Hyperthermie (KKT > 40 °C)
  • Vasodilatatoren (z.B. Nitrate, Phentolamin, Kalziumkanalblocker) bei Koronarspasmen
  • ECLS bei kardiogenem Schock, der auf andere Behandlungsmaßnahmen nicht anspricht
  • Nutzen von Dantrolen bei lebensbedrohlicher Hyperthermie infolge einer MDMA-Vergiftung ist ungewiss
  • längere körperliche Fixierungsmaßnahmen ohne Sedierung sind potenziell schädlich

flüchtige Kohlenwasserstoffe

  • β-Adrenorezeptor-Antagonisten bei ventrikulären Arrhythmien, die auf Standardtherapie nicht ansprechen

ECMO

  • VA-ECMO bei anhaltendem kardiogenem Schock oder Herzstillstand infolge einer Vergiftung, welcher auf medikamentöse Therapie nicht anspricht
  • VA-ECMO bei anhaltendem Herzrhythmusstörungen infolge einer Vergiftung, welche auf andere Therapie nicht ansprechen
  • Wirksamkeit der VA-ECMO bei Vergiftung mit kardiovaskulärem Kollaps aufgrund anderer Ursachen als kardiogenem Schock oder Herzrhythmusstörungen ist nicht nachgewiesen

Post-Cardiac Arrest Care

Sauerstoffziele bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • Gabe von 100 % O2 bis SpO2 oder PaO2 nach erfolgreicher Reanimation zuverlässig gemessen werden kann
  • Hypoxämie vermeiden
  • sobald zuverlässige SpO2-Messung möglich, Hyperoxämie und Hypoxämie vermeiden, indem das FiO2 so eingestellt wird, dass SpO2 von 90 – 98 % (PaO2: 60 – 105 mmHg) erreicht wird
  • bei SpO2-Messung erhöhtes Risiko von Messungenauigkeiten beachten, das eine Hypoxämie bei dunklerer Hautpigmentierung verschleiern kann

Beatmungsziele bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • PaCO2 bei Koma nach ROSC innerhalb des normalen physiologischen Bereichs (im Allgemeinen 35 – 45 mmHg) halten
  • Blutgasanalyse zur Bestimmung des PaCO2 bei mechanisch beatmeten Patient*innen nach ROSC

RR-Zielwerte bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • Hypotonie nach ROSC vermeiden (MAD von mind. 656 mmHg aufrechterhalten)

diagnostische Untersuchungen bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • so schnell wie möglich ein 12-Kanal-EKG nach ROSC
  • CT-Untersuchung vom Kopf bis zum Becken nach ROSC, um Ursache des Herzstillstands und Komplikationen der Reanimation abzuklären
  • Echokardiographie oder kardiale Ultraschalluntersuchung am Behandlungsort, um klinisch relevante Diagnosen zu identifizieren, die eine Intervention erfordern

Temperaturkontrolle nach Herzstillstand bei Erwachsenen

  • TTM zur Temperaturkontrolle bei ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen, unabhängig vom Ort des Herzstillstands oder dem vorliegenden Rhythmus
  • Aufrechterhaltung einer Körpertemperatur zw. 32 – 37,5 °C bei ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen
  • Temperaturkontrolle für mind. 36 h bei ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen
  • Nutzen von Strategien zur präklinischen Kühlung, die über die schnelle Infusion kalter Flüssigkeit i.v. hinausgehen, ist unklar
  • schnelle Wiedererwärmung (schneller als 0,5 °C/h) bei Patient*innen vermeiden, die nach ROSC eine spontane Hypothermie aufweisen oder nach Hypothermie wiedererwärmt werden
  • Unklarheit, ob Aufrechterhaltung einer bestimmten Temperatur (Hypo- v.s. Normothermie) das Outcome in Untergruppen erwachsener Patient*innen mit höherem Schweregrad verbessert
  • keine routinemäßige, rasche Gabe von Flüssigkeit i.v. zur präklinischen hypothermen Temperaturkontrolle im ROSC

zusätzliche Behandlungen bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • routinemäßiger prophylaktischer Antibiotika-Einsatz nach erfolgreicher Reanimation ist von unsicherem Nutzen
  • Wirksamkeit von Medikamenten zur Minderung neurologischer Schäden bei Patient*innen, die nach erfolgreicher Reanimation komatös bleiben, ist ungewiss
  • routinemäßiger Steroid-Einsatz bei Patient*innen mit Schock nach erfolgreicher Reanimation ist von unsicherem Nutzen
  • sowohl Hypoglykämie (Glukose < 70 mg/dL) als auch Hyperglykämie (Glukose > 180 mg/dL) vermeiden

Anwendung von Vasopressoren bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • genügend Beweise, die bestimmenten Vasopressor zu Hypotonie-Therapie im ROSC empfehlen

PCI bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • Koronarangiographie unabhängig vom Vorliegen eines Komas bei V.a. kardiale Ursache des Herzstillstands und anhaltender ST-Streckenhebung im EKG
  • Koronarangiographie vor KH-Entlassung bei Patienten, die einen Herzstillstand überlebt haben und bei denen eine kardiale Ätiologie vermutet wird, v.a. beim Vorliegen eines initial schockbaren Rhythmus, einer ungeklärten linksventrikulären systolischen Dysfunktion oder Anzeichen einer schweren Myokardischämie
  • notfallmäßige Koronarangiographie bei ausgewählten Patient*innen nach Herzstillstand mit V.a. kardiale Ätiologie ohne ST-Streckenhebung im EKG bei kardiogenem Schock, rezidivierender ventrikulärer Arrhythmie oder Anzeichen einer signifikant anhaltenden Myokardischämie, unabhängig vom Vorliegen eines Komasbei
  • keine Empfehlung für
  • bei Mehrgefäßerkrankung der Koronararterien (KHK) mit sofortige Revaskularisierung ggü. einer initialen Revaskularisierung ausschließlich infarktbezogener Arterien bei Mehrgefäßerkrankung der Koronararterien (KHK) bei Patient*innen mit Schock nach Herzstillstand

vorübergehende mechanische Kreislaufunterstützung für Erwachsene nach Herzstillstand

  • angemessene Überwachung und Behandlung durch ein Team mit Erfahrung im Umgang mit dem/den Gerät(en) und den potenziellen damit verbundenen Komplikationen bei Patient*innen mit Herzstillstand, die an ein mechanisches Kreislaufunterstützungssystem (MCS) angeschlossen wurden
  • temporäre mechanische Kreislaufunterstützung erwägen bei sorgfältig ausgewählten Patient*innen mit refraktärem kardiogenem Schock nach Herzstillstand und erfolgreicher Wiederbelebung
  • keine routinemäßige temporäre mechanische Kreislaufunterstützung bei Patient*innen mit kardiogenem Schock nach Herzstillstand und erfolgreicher Wiederbelebung

erweitertes Neuromonitoring bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • Nutzen der Überwachung von intrakraniellem Druck, zerebralem Blutfluss, Sauerstoffversorgung des Hirngewebes oder Sauerstoffsättigung des Jugularvenenblutes ist nicht eindeutig belegt

Krampfanfälle, Myoklonie und andere epileptiforme Aktivitäten

Diagnose und Behandlung von Krampfanfällen und anderen epileptiformen Aktivitäten bei Erwachsenen nach Herzstillstand

ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen

  • umgehende EEG-Diagnostik zur Diagnose von Krampfanfällen bei ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen
  • Behandlung klinisch manifester Krampfanfälle bei Patient*innen im ROSC
  • Behandlung nicht-konvulsiver Anfälle (d. h. ausschließlich mittels EEG diagnostiziert) bei Patient*innen im ROSC
  • wiederholte oder kontinuierliche EEG-Überwachung bei ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen
  • dieselben Antiepileptika, die zur Behandlung von Anfällen anderer Ursachen eingesetzt werden, können auch bei Anfällen nach ROSC erwogen werden
  • Therapieversuch mit nicht-sedierendem Antiepileptikum kann bei Patient*innen, die nach ROSC nicht auf Anweisungen reagieren und deren EEG-Muster dem iktal-interiktalen Kontinuum entsprechen, sinnvoll sein
  • keine routinemäßige Anfallsprophylaxe bei erwachsenen Patient*innen im ROSC ohne Reaktion auf verbale Anweisungen

Diagnose und Behandlung von Myoklonien bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • umgehende EEG-Diagnostik zur Diagnose von Krampfanfällen bei Patient*innen mit Myoklonien nach erfolgreicher Reanimation
  • Behandlung zur Unterdrückung von Myoklonien ohne entsprechenden EEG-Befund bei Erwachsenen im ROSC nicht empfohlen

Neuroprognostik

  • multimodalen Ansatz für die neurologische Prognose und keine Prognose basierend auf einzelnen Befunden bei Patient*innen mit Koma nach ROSC
  • neurologische Prognose erst dann stellen, wenn ausreichend Zeit vergangen ist, um Beeinflussung durch Medikamentenwirkungen oder vorübergehend schlechte Untersuchungen in Früphase nach Verletzung auszuschließen
  • frühzeitige, regelmäßige und transparente multidisziplinäre Gespräche mit den Angehörigen über den voraussichtlichen Krankheitsverlauf und Unsicherheiten hinsichtlich der neurologischen Prognose führen
  • Interpretation der multimodalen prognostischen Beurteilungen frühestens 72 h nach Erreichen der Normothermie und Absetzen der Sedativa vorzunehme

klinische Untersuchung zur Neuroprognose eines ungünstigen Ausgangs bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, die quantitative Pupillometrie ≥ 72 h nach Herzstillstand als unterstützendes Kriterium für eine ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Fehlen bilateraler Pupillenlichtreflexe in den ersten 72 h nach Herzstillstand als Hinweis auf ungünstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • im Zusammenhang mit anderen Prognosekriterien kann es sinnvoll sein, das Fehlen bilateraler Kornealreflexe in den ersten 72 h nach Herzstillstand als Hinweis auf ungünstige neurologische Prognose heranzuziehen
  • Aussagekraft von unspezifischen Myoklonien als Prädiktor für ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma ist unsicher, selbst wenn sie innerhalb von 72 h nach Herzstillstand auftreten
  • Aussagekraft der besten motorischen Reaktion de oberen Extremitäten (fehlende oder Streckreaktion) als Prädiktor für ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma nach Herzstillstand ist unsicher

klinische Untersuchung zur Neuroprognose für günstiges Outcome

  • Nutzen der quantitativen Pupillometrie zur Unterstützung der Prognose eines günstigen neurologischen Outcomes bei Patient*innen im Koma nach Herzstillstand ist nicht ausreichend belegt
  • motorische Reaktion auf Schmerzreize oder besser noch andere Parameter zur Unterstützung der Prognose eines günstigen neurologischen Ergebnisses bei Patient*innen, die nach Herzstillstand im Koma liegen, heranziehen
  • Nachweis erhaltener Pupillenlichtreflexe ist nicht hilfreich, um die Prognose eines günstigen neurologischen Ergebnisses bei Patient*innen, die nach Herzstillstand im Koma liegen, zu unterstützen
  • Nachweis erhaltener Kornealreflexe ist nicht hilfreich, um die Prognose eines günstigen neurologischen Ergebnisses bei Patient*innen, die nach Herzstillstand im Koma liegen, zu unterstützen

Serum-Biomarker zur neurologischen Prognose eines günstigen und ungünstigen Outcomes bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, hohe Serumwerte von NSE oder NfL innerhalb von 72 h nach Herzstillstand zu berücksichtigen, um die Prognose eines ungünstigen neurologischen Ergebnisses bei Patient*innen zu untermauern, die nach ROSC weiterhin im Koma liegen
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, normale NSE-Werte innerhalb von 72 h nach einem als unterstützenden Faktor für eine günstige neurologische Prognose bei Patient*innen zu berücksichtigen, die nach ROSC weiterhin komatös sind
  • Aussagekraft anderer Serum-Biomarker für die neurologische Prognose bei Patient*innen, die nach ROSC weiterhin komatös sind, ist ungewiss

elektrophysiologische Verfahren zur Neuroprognose ungünstiger Ergebnisse bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests ist der prognostische Wert von Krampfanfällen bei Patient*innen, die nach ROSC im Koma bleiben, unsicher
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, einen Status epilepticus, der ≥ 72 h nach Herzstillstand andauert, als Hinweis auf ein ungünstiges neurologisches Ergebnis bei Patient*innenen, die nach ROSC im Koma bleiben, zu werten
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, eine Burst-Suppression im EEG ohne sedierende Medikamente ≥ 72 h nach Herzstillstand als Hinweis auf ein ungünstiges neurologisches Ergebnis bei Patient*innen, die nach ROSC im Koma bleiben, zu werten
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests ist die Aussagekraft rhythmischer oder periodischer Entladungen als Hinweis auf ein ungünstiges neurologisches Ergebnis bei Patient*innen, die nach ROSC im Koma bleiben, unsicher
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, beidseitig fehlende kortikale N20-Wellen in den SSEP ≥ 48 h nach Herzstillstand als Hinweis auf ein ungünstiges neurologisches Ergebnis bei Patient*innen, die nach ROSC im Koma bleiben, zu werten
  • Fehlen der EEG-Reaktivität innerhalb von 72 h nach Herzstillstand nicht als Hinweis auf ein ungünstiges neurologisches Ergebnis bei Patient*innen im Koma nach ROSC zu verwenden

Elektrophysiologie zur Neuroprognostik eines günstigen Behandlungsergebnisses bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann ein kontinuierliches EEG-Hintergrundmuster ohne Entladungen innerhalb von 72 h nach Herzstillstand als unterstützendes Kriterium für eine günstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma nach ROSC in Betracht gezogen werden
  • Aussagekraft der Amplitude der N20-Welle in den somatosensorisch evozierten Potenzialen (SSEP) nach Stimulation des Nervus medianus zur Unterstützung der Prognose eines günstigen neurologischen Outcomes bei bei Patient*innen im Koma nach ROSC nicht ausreichend belegt

Neurobildgebung zur Neuroprognose eines ungünstigen Ausgangs bei Erwachsenen nach Herzstillstand

  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, eine reduzierte Grau-Weiß-Differenzierung im Schädel-CT nach Herzstillstand als Hinweis auf eine ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma nach ROSC in Betracht zu ziehen
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, ausgedehnte Bereiche mit eingeschränkter Diffusion im MRT des Gehirns 2 – 7 Tage nach Herzstillstand als Hinweis auf eine ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma nach ROSC in Betracht zu ziehen
  • im Zusammenhang mit anderen prognostischen Tests kann es sinnvoll sein, ausgedehnte Bereiche mit reduziertem ADC-Wert im MRT des Gehirns 2 – 7 Tage nach Herzstillstand als Hinweis auf eine ungünstige neurologische Prognose bei Patient*innen im Koma nach ROSC in Betracht zu ziehen

Organspende nach Herzstillstand bei Erwachsenen

  • Organspende bei allen Patient*innen erwägen, die nach Herzstillstand reanimiert wurden und die neurologischen Kriterien für den Hirntod erfüllen
  • Organspende bei allen Patient*innen erwägen, die nach Herzstillstand reanimiert wurden, bevor die lebenserhaltenden Maßnahmen planmäßig eingestellt werden
  • Entscheidungen über Organspenden müssen den örtlichen gesetzlichen und behördlichen Bestimmungen entsprechen
  • Organspende ist ein wichtiges Ergebnis, das bei der Entwicklung und Bewertung von Versorgungssystemen berücksichtigt werden sollte
  • Verwendung von Organen von Patient*innen erwägen, die mittels ECPR reanimiert wurden, weiterhin mit ECMO behandelt werden und die neurologischen Kriterien für den Hirntod erfüllen oder bei denen die Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen geplant ist

Genesung und Überleben nach Herzstillstand

  • Überlebende eines Herzstillstands und ihre Betreuungspersonen sollten nach medizinischer Stabilisierung und vor Krankenhausentlassung eine strukturierte Beurteilung und Behandlung/Weitervermittlung bei emotionaler Belastung erhalten
  • Überlebende eines Herzstillstands vor Krankenhausentlassung sollten eine multimodale Rehabilitationsbeurteilung und -behandlung hinsichtlich kognitiver, körperlicher, neurologischer und kardiopulmonaler Beeinträchtigungen erhalten
  • Überlebende eines Herzstillstands und ihre Betreuungspersonen sollten eine multidisziplinäre Entlassungsplanung erhalten, die Empfehlungen für die medizinische und rehabilitative Behandlung sowie Erwartungen hinsichtlich der Rückkehr in Aktivitäten/Arbeit umfasst
  • Interventionen zur Bewältigung von Burnout bei Angehörigen der Gesundheitsberufe können von Vorteil sein
  • Nachbesprechungen und Weitervermittlung zur emotionalen Unterstützung für Laienhelfende, Rettungsdienstmitarbeitende und im Krankenhaus tätige Angehörige der Gesundheitsberufe nach Herzstillstand können von Vorteil sein

Resuscitation Education Science

Formel für das Überleben bei der Wiederbelebung

Feedback-Devices während des HLW-Trainings

  • Nutzung von Feedback-Devices für das Reanimationstraining von medizinischem Fachpersonal und Laienhelfer*innen

Spaced Learning und Booster Training

  • Auffrischungskurse (Booster Training) durchführen, wenn beim Reanimationstraining ein konzentrierter Lernansatz angewendet wird
  • Spaced Learning anstelle eines konzentrierten Lernansatzes beim Reanimationstraining

gezieltes Üben in kurzen Zyklen (Rapid-Cycle Deliberate Practice, RCDP)

  • RCDP als Bestandteil der BLS-/ALS-Schulung für medizinisches Fachpersonal integrieren

Teamwork-Kompetenzen im Bereich der Lebenserhaltungsmaßnahmen

  • Schulung in lebensrettenden Maßnahmen für Angehörige der Gesundheitsberufe sollte besonderen Schwerpunkt auf Teamfähigkeit legen

gamifiziertes Lernen (Gamified Learning)

  • spielerische Lernelemente als Bestandteil des Reanimationstrainings für medizinisches Fachpersonal sowie für Laienhelfende einsetzen

virtuelle und erweiterte Realität (Virtual and Augmented Reality)

  • Einsatz von VR zur Unterstützung des Wissenserwerbs in der BLS- und ALS-Schulung für Laienhelfer und medizinisches Fachpersonal kann sinnvoll sein
  • Verwendung von AR zur Bereitstellung von Echtzeit-Feedback bei der HLW für die BLS-Schulung von Laienhelfenden und medizinischem Fachpersonal erwägen
  • kein VR für den Erwerb von CPR-Fähigkeiten bei Laienhelfern und medizinischem Fachpersonal

realistische Übungspuppen (Manikin Fidelity)

  • Einsatz von lebensechteren Übungspuppen für das BLS- und ALS-Training kann für die Lernenden in Schulungsumgebungen mit entsprechender Infrastruktur von Vorteil sein
  • Einsatz von weniger lebensechten Übungspuppen während des BLS- und ALS-Trainings kann in Schulungsumgebungen in Betracht gezogen werden, in denen lebensechtere Übungspuppen aus irgendeinem Grund nicht verwendet werden können
  • Übungspuppen und deren Funktionen so einzusetzen, dass die Lernziele an die spezifischen Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden

Nutzung kognitiver Hilfsmittel

  • Verwendung kognitiver Hilfsmittel während der Wiederbelebung

schrittweiser Ansatz im Reanimationstraining

  • Vermitteln von Fertigkeiten im Rahmen der Wiederbelebungsschulung mittels eines schrittweisen Ansatzes

In-situ-Schulung/Training

  • simulationsbasiertes Reanimationstraining vor Ort zusätzlich zum traditionellen Training
  • ggf. simulationsbasiertes Reanimationstraining vor Ort anstelle des traditionellen Trainings

skriptgesteuerte Nachbesprechung (Scripted Debriefing)

  • Verwendung von Nachbesprechungsskripts durch die Ausbilder*innen während der Reanimationsschulung

Blended Learning in der Wiederbelebungsausbildung

  • Blended-Learning-Ansatz für die Durchführung von Kursen erwägen

Ausbilderschulung und -entwicklung

  • anfängliche Ausbilderschulung für Personen empfohlen, die BLS- und ALS-Kurse unterrichten
  • kontinuierliche Weiterbildung für Ausbilder ratsam, die BLS- und ALS-Kurse unterrichten

alternative Objekte für das Training der Herzdruckmassage bei Laienhelfern

  • Nutzen alternativer Objekte zum Training von Laien in der Herz-Lungen-Wiederbelebung im Vergleich zu einer Übungspuppe ist nicht ausreichend belegt

Ausbildung von Laienhelfern für die Behandlung von Opioid-Überdosierungen

  • Schulung von Laienhelfer*innen in der Erkennung und initialen Behandlung bei Personen, die einen opioidbedingten OHCA erleiden
  • optimale Trainingsmethoden für Laienhelfnde zur Erkennung und Behandlung von Opioid-Intoxikationen ist noch nicht festgelegt

Überlegungen für Lernende

Bildungsungleichheiten

  • Laien-Reanimationstrainings gezielt auf bestimmte ethnische Gruppen und Stadtviertel ausrichten und Aufklärungsmaßnahmen in diesen Gebieten integrieren
  • bei Laien-Reanimationstrainings und Aufklärungsmaßnahmen auf Bevölkerungsgruppen und Stadtviertel mit niedrigem sozioökonomischem Status konzentrieren
  • Hindernisse bei der Durchführung der Laien-Reanimation an Frauen durch Schulungen und öffentliche Aufklärungsarbeit abbauen
  • Barrieren für sprachlich isolierte Gemeinschaften überwinden, indem die Verfügbarkeit und der Zugang zu Reanimationstrainingsmaterialien in verschiedenen Sprachen verbessert wird
  • kostengünstige Methoden für Reanimationstrainings in Betracht ziehen und sicheren Zugang zu Reanimationstrainings für Bevölkerungsgruppen und Stadtviertel mit niedrigem sozioökonomischem Status fördern

HLW-Training für Schulkinder

  • Kinder im Mittel- und Oberstufenalter in der Durchführung qualitativ hochwertiger HLW ausbilden
  • mit dem HLW-Training vor dem 12. Lebensjahr beginnen, um die Bereitschaft und das Selbstvertrauen in späteren Jahren zu stärken

Bereitschaft von Laienhelfern zur Durchführung von Herz-Lungen-Wiederbelebung

  • Bereitschaft von Laienhelfern zur Durchführung von HLW durch HLW-Schulungen, Massenschulungen, Aufklärungskampagnen, Förderung der HLW nur ​​mit Herzdruckmassage und mobile Apps, die Laienhelfende auf Notfälle aufmerksam machen, erhöhen
  • in HLW-Schulungsprogrammen für Laienhelfende auf physische Hindernisse hinweisen, die die Bereitschaft der Laienhelfer zur Durchführung von HLW beeinträchtigen können
  • in HLW-Schulungsprogrammen für Laienhelfende auch auf emotionale Hemmschwellen eingehen, die die Bereitschaft der Laienhelfenden zur Durchführung von HLW beeinflussen können

Teilnahme am ACLS-Kurs

  • für Angehörige von Gesundheitsberufen ist ratsam, einen ACLS-Kurs für Erwachsene oder eine gleichwertige Schulung zu absolvieren

Erfahrung und Kenntnisse von Rettungssanitätern im Umgang mit Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses

  • Rettungsdienstsysteme soll die Beteiligung des klinischen Personals an Wiederbelebungsmaßnahmen überwachen, um sicherzustellen, dass die Behandlungsteams über Mitglieder verfügen, die in der Behandlung von Herzstillstandsfällen kompetent ausgebildet sind
Published inLeitlinien kompakt

Sei der Erste der einen Kommentar abgibt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert