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Leitlinie „Diagnosing and managing acute coronary syndromes“ der Heart Foundation of Australia & CSANZ

veröffentlichende Fachgesellschaft: National Heart Foundation of Australia & Cardiac Society of Australia and New Zealand (CSANZ)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.04.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.heartfoundation.org.au/for-professionals/acs-guideline

initiale EKG-Auswertung

  • EKG-Diagnostik innerhalb von 10 min nach erstem klinischen Kontakt bei Personen mit Brustschmerzen oder anderen Symptomen, die auf ein ACS hindeuten
  • weitere repetitive EKGs bei Fortbestehen, Änderung oder Wiederauftreten der Symptome oder wenn diagnostische Unsicherheiten bestehen (bei anhaltenden Ischämiesymptomen und einem nicht eindeutigen 12-Kanal-EKG weitere EKG-Diagnostik mit rechtspräkordialen und/oder posterioren Ableitungen
  • kontinuierliche kardiales Monitoring und Defi-Bereitschaft bei anhaltenden Ischämiesymptomen, hämodynamischer Beeinträchtigung oder neuen EKG-Befunden mit Ischämiezeichen

Biomarker

  • Testung des hochsensitivem kardialem Troponin (hs-cTn) bei V.a. ACS
  • erhöhte hs-cTn-Werte anhand des geschlechtsspezifischen >99. Perzentile definieren
  • Anwendung testspezifischer Troponinwerte, die für den verwendeten cTn-Assay relevant sind

Risikobewertung und klinische Entscheidungswege bei Verdacht auf ACS

  • dringliche Reperfusion bei Symptomen und EKG-Veränderungen, die auf Acute Coronary Occlusion Myocardial Infarction (ACOMI; akuter Koronararterienverschluss-Myokardinfarkt) hindeuten
  • Therapie gemäß evidenzbasierten klinischen Entscheidungspfad/Algorithmen, die auch die Troponin-Diagnostik berücksichtigen und die Patient*innen in ein hohes, mittleres oder niedriges Risiko einzustufen

initiale therapeutische Maßnahmen

  • Gabe von 300 mg Aspirin (oral, aufgelöst in Wasser oder zerkaut) bei V.a./bestätigtem ACS
  • keine O2-Gabe bei SpO2 ≥ 90 %
  • bei O2-Gabe Ziel-SpO2 von 96 % nicht überschreiten
  • bei anhaltendem Brustschmerz Gabe von Glyceroltrinitrat (s.l. oder als Spray) alle 5 min (max. 3 Dosen)
  • Gabe von Fentanyl oder Morphin als Bolus i.v. bei Brustschmerz

weitere diagnostische Tests bei Verdacht auf ACS

  • stationäre Aufnahme bei Personen mit mittlerem Risiko und erhöhte Troponin (>99. Perzentil)
  • ambulante Versorgung mit nicht-invasiver Diagnostik erwägen bei mittlerem Risiko ohne erhöhtes Troponin
  • keine weitere routinemäßige kardiale Diagnostik bzgl. KHK bei symptomfreien Patient*innen mit geringem Risiko

STEMI-Akutbehandlung

  • Eignung für Reperfusion
    • Notfallreperfusion mittels primärer PCI oder Fibrinolyse innerhalb von 12 h nach Symptomauftreten bei Patient*innen mit STEMI
    • Notfallreperfusion mittels primärer PCI bei STEMI-Patient*innen mit Symptomen, die mehr als 12 Stunden vor Vorstellung auftraten, und Anzeichen für anhaltende Myokardischämie (anhaltende Ischämiesymptome, hämodynamische Beeinträchtigung und/oder lebensbedrohliche Arrhythmien)
  • Wahl der Reperfusionsstrategie
    • primäre PCI als bevorzugte Reperfusionsstrategie ggü. Fibrinolyse bei STEMI-Patient*innen, die sich innerhalb von 12 Stunden nach Symptombeginn vorstellen und bei denen die PCI innerhalb von 120 min nach erstem medizinischen Kontakt durchgeführt werden kann
    • Fibrinolyse bei STEMI-Patient*innen, die sich innerhalb von 12 Stunden nach Symptombeginn vorstellen, wenn die primäre PCI nicht innerhalb von 120 min nach erstem medizinischen Kontakt durchgeführt werden kann
  • Applikation der Fibrinolyse
    • bei STEMI-Patient*innen, bei denen die Fibrinolyse die bevorzugte Reperfusionsstrategie ist, sollte die Gabe innerhalb von 30 min nach erstem medizinischen Kontakt erfolgen (ggf. auch prähospitale Gabe erwägen)
    • Hälfte der Tenecteplase-Standarddosis bei Patient*innen ≥ 70 Jahre
  • Verfahrensempfehlungen für primäre perkutane Koronarintervention (PCI)
    • primäre PCI innerhalb von 60 min nach Ankunft bei STEMI-Patient*innen in einem PCI-fähigen Zentrum (primäre PCI innerhalb von 90 min nach Verlegung in ein PCI-fähiges Zentrum)
    • Nutzung eines radialen Zugangs für primäre PCI dem femoralen Zugangs vorziehen
    • keine routinemäßige Thrombusaspiration der infarktnahen Arterie (IRA) bei primärer PCI
    • keine Routine-PCI betroffener infarktnaher Arterien bei Patient*innen, die mehr als 48 h nach Verschluss einer IRA asymptomatisch und stabil sind

weitere Versorgung von mit Fibrinolytika behandelten Personen

  • schnellstmögliche Verlegung in ein PCI-fähiges Zentrum bei Patient*innen, die eine erfolgreiche Fibrinolyse-Therapie hatten (Durchführung Angiographie innerhalb von 2 – 24 h nach Ankunft)
  • schnellstmögliche Verlegung in ein PCI-fähiges Zentrum bei erfolgloserFibrinolyse (ggf. anschließende PCI im Zentrum erwägen)

NSTE-ACS-Akutbehandlung

  • Risikostratifizierung für Menschen mit bestätigtem NSTE-ACS
    • Verwendung des GRACE-Risikoscores zur Bestimmung der kurz- und langfristigen kardiovaskulären Prognose zu erwägen
    • Verwendung von Blutungsrisikoscores zur Bestimmung des kurzfristigen Blutungsrisikos bei ACS-Patient*innen erwägen, die sich einer Koronarangiographie unterziehen
  • routinemäßige vs. selektive invasive Behandlung bei NSTE-ACS
    • routinemäßige invasive Koronarangiographie, ggf. mit koronarer Revaskularisation (PCI oder CABG), bei Patient*innen mit NSTE-ACS, bei denen ein hohes oder sehr hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse besteht
    • Test auf induzierbare Ischämie (z.B. Stresstest) zur Bestimmung der Notwendigkeit einer invasiven Koronarangiographie bei NSTE-ACS-Patient*innen ohne ein hohes oder sehr hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse
  • Zeitpunkt der invasiven Behandlung bei NSTE-ACS
    • sofortige invasive Strategie innerhalb von 2 h nach Diagnose bei Patient*innen mit NSTE-ACS
    • frühe invasive Strategie innerhalb von 24 h nach Diagnose bei Patient*innen mit NSTE-ACS mit Hochrisikokriterien
  • prozedurale Überlegungen bei NSTE-ACS
    • Nutzung eines radialen Zugangs für primäre PCI dem femoralen Zugangs vorziehen
    • intravaskuläre Bildgebung zur Steuerung der PCI erwägen

Thrombozytenaggregationshemmer in der Akutphase

  • duale Thrombozytenaggregationshemmer-Therapie mit Aspirin und Clopidogrel bei mit Fibrinolyse behandeltem STEMI
  • duale Thrombozytenaggregationshemmung mit Aspirin und P2Y12-Inhibitor (Ticagrelor oder Prasugrel) bei mit primärer PCI behandeltem STEMI oder invasiv therapiertem NSTE-ACS
  • wenn Ticagrelor oder Prasugrel kontraindiziert, dann Clopidogrel zur oralen Antikoagulation
  • bei ACS mit gleichzeitigem nicht-valvulärem Vorhofflimmern (nv-VHF) und CHA2DS2VA-Score > 1 Gabe von Aspirin und Clopidogrel zusammen mit einem oralen Antikoagulans ohne Vitamin K
  • keine routinemäßige Gabe von Glykoprotein-IIa/IIIb-Inhibitor (GPI) bei mit primärer PCI behandeltem STEMI oder invasiv therapiertem NSTE-ACS

Gerinnungshemmer in der Akutphase

  • Antikoagulation mit UHF oder Enoxaparin bei mit Fibrinolyse behandeltem STEMI
  • Antikoagulation mit UHF oder Bivalirudin bei mit primärer PCI behandeltem STEMI
  • bei Patient*innne mit NSTE-ACS Gabe von Antikoagulation (UHF, Enoxaparin oder Fondaparinux)

Akutbehandlung von ACS mit Herzstillstand

  • Notfallreperfusion bei Patient*innen im ROSC nach CPR und STEMI im EKG
  • keine routinemäßige Notfall-Koronarangiographie bei hämodynamisch stabilen Patient*innen im ROSC nach CPR ohne STEMI im EKG

Akutbehandlung von ACS mit kardiogenem Schock

  • bei ACS und kardiogenem Schock nur PCI der infarktnahen Arterie (infarct-related artery, IRA)
  • kein routinemäßiger Einsatz einer intraaortalen Ballonpumpe (IABP) bei ACS und kardiogenem Schock
  • kein routinemäßiger ECMO-Einsatz bei ACS und kardiogenem Schock
  • linksventrikuläre Unterstützungssysteme bei ACS und kardiogenem Schock erwägen

Behandlung von ACS mit Mehrgefäßerkrankung ohne kardiogenen Schock

  • PCI der infarktnahen Arterie bei hämodynamisch stabilen Patient*innen mit STEMI und Mehrgefäßerkrankung
  • beim STEMI keine routinemäßige invasive physiologische Beurteilung des Schweregrads betroffener Nicht-IRA, z.B. mittels fraktionierte Flussreserve (FFR)
  • routinemäßige PCI von Nicht-IRA bei Patient*innen mit NSTE-ACS und nicht-komplexer Mehrgefäßerkrankung erwägen
  • routinemäßige invasive physiologische Beurteilung des Schweregrads betroffener Nicht-IRA, z.B. mittels fraktionierte Flussreserve (FFR) bei Patient*innen mit NSTE-ACS und Mehrgefäßerkrankung erwägen

Koronararterien-Bypass-Operation bei ACS

  • Durchführung koronarer Bypass bei Patient*innen mit STEMI, mechanischen Komplikationen und Mitralklappenerkrankung (z.B. Ventrikelseptumruptur, Mitralklappeninsuffizienz o.Ä.) zum Zeitpunkt der Operation

Behandlung bei spontaner Koronararteriendissektion

  • keine routinemäßige Revaskularisierung bei Patient*innen mit akutem Koronarverschluss aufgrund einer spontanen Koronararteriendissektion (SCAD)
  • selektive Revaskularisation bei Patient*innen mit akutem Koronarverschluss aufgrund einer spontanen Koronararteriendissektion sowie hämodynamischer Instabilität und/oder anhaltender Ischämie erwägen
Published inLeitlinien kompakt

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