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Leitlinie „Diagnosis and Treatment of Heart Failure“ der JCS & JHFS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Japanese Circulation Society (JCS) & Japanese Heart Failure Society (JHFS)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 28.03.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1253/circj.cj-25-0002

Grundsätzliches

  • Herzinsuffizienz = Syndrom, das durch strukturelle und/oder funktionelle Anomalien des Herzens verursacht wird und zu Stauung oder erhöhtem intrakardialen Druck sowie verringerter Herzleistung oder Gewebehypoperfusion führt
  • Herzinsuffizienz-Stadien
  • Begriffe zur Beschreibung einer exazerbierten Herzinsuffizienz bzw. eines exazerbierten Herzversagens wie sich verschlechternde, dekompensierte, akute oder akut-dekompensierte Herzinsuffizienz/Herzversagen sind oft uneinheitlich
  • Definition „sich verschlechternde Herzinsuffizienz“
    • Verschlechterung der Symptome und/oder Anzeichen einer Herzinsuffizienz trotz stabiler und optimaler Therapie
    • klinisch signifikante Verschlechterung der objektiven Befunde, unabhängig von Symptomveränderungen (inkl. asymptomatischer LVEF-Reduktion, Anstieg von B-Typ-natriuretischem Peptid/N-terminalem Pro-B-Typ-natriuretischem Peptid, verschlechterte Nierenfunktion oder Verschlechterung der Belastungstoleranz/Lebensqualität)
  • Definition „dekompensierte Herzinsuffizienz“
    • Zustand, der durch eine Verschlechterung der Symptome, Anzeichen oder Hämodynamik gekennzeichnet ist und eine intensivierte Behandlung über die Einleitung und Optimierung der leitliniengerechten medizinischen Therapie hinaus erfordert
  • Definition „akut dekompensierte Herzinsuffizienz“
    • Zustand, der eine dringende Eskalation der Behandlung, v.a. lebensrettende Maßnahmen, erfordert, um kritische Situationen bei dekompensierter Herzinsuffizienz zu verhindern

Symptomatik

  • Lungenstauung mit Belastungsdyspnoe
  • systemische Stauung mit Beinödemen, Appetitlosigkeit, Blähungen und Völlegefühl nach dem Essen
  • Bendopnoe (Atemnot beim Vorbeugen innerhalb von 30 sec) ist seltener, aber typisch für systemische und pulmonale Stauung
  • niedriges HZV und niedrige Gewebehypoperfusion mit Müdigkeit, Unwohlsein, Schwindel, Ohnmacht, kognitiver Abbau und Delir

Diagnostik

  • bei symptomatischer Herzinsuffizienz Anamnese, Diagnostik und körperliche Untersuchung, um fortgeschrittene Herzinsuffizienz und zugrunde liegende Erkrankungen festzustellen, die einer spezifischen Behandlung bedürfen
  • 12-Kanal-EKG
  • Thorax-Röntgen bei V.a. Herzinsuffizienz oder exazerbierte Herzinsuffizienz (Vergrößerung und Stauung des Herzens)
  • Biomarker wie BNP oder NT-proBN überprüfen
  • Echokardiograpie zur Beurteilung der LVEF bei allen Patient*innen mit Herzinsuffizienz
  • Echokardiograpie zur Beurteilung der zugrunde liegenden Ursache oder des hämodynamischen Status bei Patient*innen mit V.a. exazerbierte Herzinsuffizienz

Therapie der akut dekompensierten Herzinsuffizienz

  • Beurteilung und Behandlung der Stauung
    • Stauungsstatus kontinuierlich anhand der Symptome der Herzinsuffizienz, der Befunde der körperlichen Untersuchung, der Urinausscheidung, der Bildgebung und der Laborwerte beurteilen (CAVE: Beurteilung dient als Grundlage für die Therapie)
    • Nierenfunktion und Elektrolyte während der Stauungsbehandlung regelmäßig kontrollieren
  • Behandlung des kardiogenen Schocks
    • Patient*innen mit kardiogenem Schock auf ITS mit Möglichkeit der mechanischen Kreislaufunterstützung verlegen
    • kontinuierliche EKG- und Blutdrucküberwachung
    • schnelle Infusionsgabe von physiologischer Kochsalzlösung oder Ringer-Lösung bei Patient*innen ohne Anzeichen einer Flüssigkeitsüberladung (≥ 200 mL über 15 – 30 min)
    • Gabe von Inotropika kann zur Aufrechterhaltung des Herzzeitvolumens und der Gewebedurchblutung erwägen
  • invasive hämodynamische Beurteilung mittels Rechtsherzkatheterisierung bei Herzinsuffizienz
    • Durchführung von Rechtsherzkatheterisierung bei Patient*innen mit ARDS oder Kreislaufversagen, wenn der linksventrikuläre enddiastolische Druck oder der Flüssigkeitsstatus nicht-invasiv nicht ausreichend beurteilt werden können
    • Rechtsherzkatheterisierung kann bei Patient*innen mit akuter Herzinsuffizienz erwägen werden, die trotz medikamentöser Therapie anhaltende Symptome oder hämodynamisch instabil sind
    • hämodynamische Beurteilung mittels Rechtsherzkatheterisierung bei V.a. kardiogenen Schock oder bei zu erwartender fortschreitender Verschlechterung der Herzfunktion erwägen, um den Bedarf an mechanischer Kreislaufunterstützung zu beurteilen
    • Rechtsherzkatheterisierung kann bei Patient*innen mit mechanischer Kreislaufunterstützung erwägen, um die Therapie zu steuern und die hämodynamische Parameter zu optimieren
    • Rechtsherzkatheterisierung bei Herzinsuffizienz-Patienten mit pulmonaler Hypertonie zur Beurteilung der Hämodynamik und zur Steuerung der Behandlung erwägen
    • keine routinemäßige Rechtsherzkatheterisierung bei Herzinsuffizienz-Patient*innen
  • Herzfrequenzmanagement
    • Herzfrequenzkontrolle mit Landiolol bei Patient*innen mit Vorhofflimmern und Tachykardie erwägen
    • Herzfrequenzkontrolle mit Digoxin bei Patient*innen mit Vorhofflimmern und Tachykardie erwägen
    • bei Patient*innen mit Vorhofflimmern und Tachykardie in Kombination mit systolischer Dysfunktion Amiodaron i.v. zur Herzfrequenzkontrolle in der Akutphase erwägen
    • keine Gabe oraler β-Blocker während hämodynamisch instabil-dekompensierter Phasen bei Patient*innen mit systolischer Dysfunktion
    • keine Nicht-Dihydropyridin-Calciumkanalblocker zur Herzfrequenzkontrolle (z.B. Amlodipin, Felodipin, Nicardipin und Nifedipin) bei Patient*innen mit systolischer Dysfunktion
  • Diuretikatherapie
    • Gabe von Schleifendiuretika i.v. bei akuter dekompensierter Herzinsuffizienz und Flüssigkeitsretention
    • bei Diuretikaresistenz gegen initiale Gabe von Schleifendiuretika Dosiserhöhung oder Kombination mit anderen Diuretika (z.B. Tolvaptan, Thiaziddiuretika) erwägen
  • Vasodilatatortherapie
    • Vasodilatatortherapie zur Linderung der Stauungssymptome bei akuter dekompensierter Herzinsuffizienz ohne systemische Hypotonie in Betracht ziehen
    • keine Therapie mit Vasodilatatoren bei Patient*innen mit schwerer Hypotonie, kardiogenem Schock, Dehydratation oder akutem Rechtsherzinfarkt
  • Therapie mit Inotropika und Katecholaminen
    • Dobutamin bei Lungenstauung und Anzeichen eines niedrigen Herzzeitvolumens und Gewebehypoperfusion erwägen
    • Norepinephrin bei Patient*innen mit Schock oder Hypotonie trotz ausreichendem Flüssigkeitsstatus erwägen
    • PDE3-Hemmer bei Patient*innen mit Lungenstauung, niedrigem HZV und Gewebehypoperfusion nicht-ischämischer oder ischämischer Genese erwägen
    • Dopamin zur Steigerung der Diurese bei Patient*innen mit HFrEF oder HFmrEF und Nierenfunktionsstörung erwägen
    • keine routinemäßige Gabe von Inotropika bei Patient*innen ohne niedriges HZV, Gewebehypoperfusion oder Schock
  • Sauerstofftherapie und Beatmung
    • umgehende nicht-invasive Überdruckbeatmung bei Patient*innen mit respiratorischer Insuffizienz (AF > 25/min, SpO2 < 90 %), um Dyspnoe zu lindern und ETI zu vermeiden
    • Sauerstofftherapie zur Korrektur der Hypoxämie bei SpO2 < 90 % oder PaO2 < 60 mmHg
    • endotracheale Intubation bei Patient*innen mit respiratorischer Insuffizienz, deren Zustand sich trotz der o.g. Therapie nicht bessert und die weiterhin hypoxäm (PaO2 < 60 mmHg), hyperkapnisch (PaCO2 > 50 mmHg) oder respiratorisch-azidotisch sind (pH < 7,35)
    • endotracheale Intubation ohne vorherige nicht-invasive Überdruckbeatmung bei Herz-Kreislauf-Stillstand, Atemstillstand, Bewusstseinsverschlechterung, Notwendigkeit des Schutzes des Atemwegs oder anhaltender hämodynamischer Instabilität
    • Messung des venösen Blut-pH-Werts, des CO₂-Gehalts und des Laktats bei Patient*innen mit Lungenödem oder COPD erwägen
    • arterielle BGA bei Patient*innen mit kardiogenem Schock
    • HFNC-Sauerstofftherapie bei Patient*innen erwägen, bei denen eine nicht-invasive Überdruckbeatmung indiziert ist, die aber aufgrund von Beschwerden oder aus anderen Gründen eine Gesichtsmaske nicht tolerieren
  • temporäre mechanische Kreislaufunterstützung bei kardiogenem Schock
    • temporäre mechanische Kreislaufunterstützung kann bei Patient*innen mit kardiogenem Schock, der auf medikamentöse Therapie nicht anspricht, erwägen
    • bei Patient*innen mit kardiogenem Schock multidisziplinäre Teambetreuung in Einrichtung mit Expertise in Betracht ziehen
  • Blutreinigungstherapie
    • akute Blutreinigungstherapie bei Patient*innen in Betracht ziehen, die nicht auf adäquate Diuretikatherapie ansprechen, deren Nierenfunktion sich verschlechtert und deren Nierenstauung weiterhin besteht
    • keine routinemäßige Blutreinigungstherapie (Hämofiltration, Hämodialyse oder Hämodiafiltration) zur Behandlung einer Herzstauung

Behandlungsalgorithmen

initiale Therapie der akut-dekompensierten Herzinsuffizienz
Stauungstherapie bei Patient*innen mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz
Published inLeitlinien kompakt

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