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Leitlinie „Management of Exercise-Associated Hyponatremia“ der WMS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Wilderness Medical Society
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.03.2020
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.wem.2019.11.003

Definitionen

  • Dehydratation
    • Verlust von Körperflüssigkeit
    • akuter Zustand, der durch Nettoverlust von hypotonen Körperflüssigkeiten verursacht wird
  • Verdünnungshyponatriämie
    • potenziell lebensbedrohlicher Zustand, der auftritt, wenn zu viel Wasser ohne ausreichende Zufuhr von Elektrolyten aufgenommen wird, was zu unter dem Normalwert liegenden Natriumkonzentration im Blut führt
  • Euhydratation
    • normale tägliche Schwankung des Wassergehalts im Körper
    • auch als Normovolämie bezeichnet
  • anstrengungsbedingter Kollaps
    • Person, die bei Bewusstsein ist und nicht in der Lage ist, ohne Hilfe aufgrund von Benommenheit, Ohnmacht und Schwindel oder Synkopen zu stehen oder zu gehen
  • anstrengungsassoziierte Hyponatriämie mit Enzephalopathie
    • schwere Form der belastungsassoziierten Hyponatriämie, die mit neurologischen Veränderungen infolge eines Hirnödems einhergeht und mit einem nicht kardiogenen Lungenödem verbunden sein kann
  • Hitzeerschöpfung
    • Zustand, der eintritt, wenn man hohen Umgebungstemperaturen oder starker Anstrengung ausgesetzt ist
    • zeigt unspezifische Symptome, die von unangenehmen bis hin zu schwächend reichen und die Fortsetzung der körperlichen Aktivität in der Hitze einschränken können
  • Hitzschlag
    • Kerntemperatur > 40 °C mit verändertem mentalen Status
    • Unterscheidung in klassischen Hitzschlag, der durch passive Exposition ggü. hohen Umgebungstemperaturen entsteht, und anstrengungsinduziertem Hitzschlag, der durch pathologische Hyperthermie bei anstrengenden körperlichen Aktivitäten entsteht
  • Hyperhydratation
    • Zustand von Überschuss der Körperflüssigkeiten, der akut vor körperlicher Aktivität durch übermäßige Flüssigkeitszufuhr (isotonisch oder hypotonisch) herbeigeführt wird
  • Hypervolämie
    • Zustand der Flüssigkeitsüberlastung, der durch übermäßiges Körperflüssigkeitsvolumen mit Vergrößerung des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens, einschließlich des intravaskulären oder interstitiellen Raums, gekennzeichnet ist
  • Hypohydratation
    • Wasserdefizit im Körper
    • Form der chronischen Dehydratation
    • Hypohydratation während des Trainings mit >2 % der Körpermasse kann durch Schweißverlust während des Trainings und hohe Umgebungstemperaturen entstehen und wird gewöhnlich als hyperosmotische Hypovolämie bezeichnet

Symptomatik

  • ggf. mit Überlappung der Symptome eines Hitzschlags

milde belastungsbedingte Hyponatriämie

  • Schwäche, Unwohlsein und Müdigkeit
  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen
  • Völlegefühl und Gewichtszunahme
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • schwankende Urinausscheidung

schwere belastungsbedingte Hyponatriämie

  • Kollaps
  • Erbrechen
  • veränderter mentaler Status (Verwirrung/verändertes Sensorium, Ataxie, Kollaps)
  • Normotherme
  • Dyspnoe (nicht kardiogenes Lungenödem)
  • schaumiges Sputum (nicht-kardiales Lungenödem)
  • Krampfanfälle
  • Koma

Therapie

  • wenn verfügbar, bei symptomatischen Risikopatienten Point-of-Care-Tests durchführen: falls nicht möglich, sollten alle verfügbaren klinischen und anamnestischen Informationen in die Beurteilung des Hydratationsstatus des Patienten einbezogen werden (Anamnese der Flüssigkeitsaufnahme, Nahrungsaufnahme, Anzeichen und Symptome, Körpergewicht, falls vorhanden, und Urinausscheidung).

milde belastungsbedingte Hyponatriämie

  • orale Flüssigkeitsrestriktion bei belastungsbedingter Hyponatriämie durch Flüssigkeitsüberlastung mit leichten Symptomen; hypotone Flüssigkeiten kontraindiziert
  • orale Gabe von Natrium in hypertonen Lösungen oder von Lebensmitteln mit hohem Natriumgehalt (salzige Snacks) bei leichter EAH, sofern dies vertragen wird
  • Patienten min 60 Minuten lang beobachten, um sicherzustellen, dass keine Dekompensation im weiteren Verlauf auftritt
  • bei diagnostizierter oder vermuteter schwerer hypervolämischer, belastungsbedingter Hyponatriämie isotonische Flüssigkeitszufuhr bis zum Beginn des Wasserlassens einschränken

schwere belastungsbedingte Hyponatriämie

  • Bolus von 100 mL hypertoner Kochsalzlösung (3 % Natriumchlorid) i.v. sofort verabreichen, wenn Anzeichen und Symptome einer Enzephalopathie (mit oder ohne nicht-kardialem Lungenödem) auftreten und der dringende Verdacht auf eine schwere belastungsassoziierte Hyponatriämie besteht
  • bei der Übergabe Pflegepersonal auf mögliche Diagnose einer belastungsassoziierten Hyponatriämie und angemessenes Flüssigkeitsmanagement hinweisen (keine hypotonen Flüssigkeiten)
Published inLeitlinien kompakt

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