veröffentlichende Fachgesellschaft: French Society of Anaesthesia, Critical Care and perioperative Medecine (SFAR)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 29.01.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://sfar.org/prise-en-charge-du-sepsis-du-nouveau-ne-de-lenfant-et-de-ladulte-has-2025/
Anamnese & Diagnostik
- Abklärung bzgl. der nachfolgenden Risikofaktoren
| Alter bzw. Frailty | immunologische Erkrankungen | nicht-immunologische Erkrankungen |
|---|---|---|
| – Alter < 1 Jahr oder > 65 J. – schwere Gebrechlichkeit (Clinical Frailty Scale ≥ 5). – Schwangerschaft, nach Entbindung – kognitive oder motorische Behinderungen – Träger implantierbarer medizinischer Geräte, kürzlich durchgeführte OPs | – erblich bedingte Immundefekte – erworbene Immundefekte (Organtransplantation; systemische Erkrankungen; Krebs; HIV-Infektion; anatomische/funktionelle Asplenie, inklusive Sichelzellenanämie) – Behandlung mit Immunsuppressiva (langfristige Kortikosteroidtherapie; Chemotherapie; Biotherapien; Strahlentherapie; andere Immunsuppressiva) | – Zirrhose – chronische Niereninsuffizienz – Herzensinsuffizienz – chronische Ateminsuffizienz – Diabetes – Mangelernährung – frühere Sepsis |
- hohes Risiko für eine Sepsis bei einem Score ≥ 3, wobei jede nachfolgende Variable 1 Punkt hat:
- Alter > 65 Jahre
- Temperatur > 38 °C
- systolischer Blutdruck ≤ 110 mmHg
- Herzfrequenz > 110/min
- periphere O2-Sättigung ≤ 95 %
- Bewusstseinsstörung
- keine routinemäßige Bestimmung der Plasmakonzentration von Laktat, CRP und PCT
- keine Blutkulturen, wenn keine Risikofaktoren vorliegen (Ausnahme: Urinanalyse bei V.a. Harnwegsinfektion) –> wenn Risikofaktoren vorliegen Blutkulturabnahme (4 – 6 Fläschchen mit 10 mL pro Fläschchen)
- bei Va. Infektion ohne Sepsis-Zeichen Durchführung zusätzlicher mikrobiologischer Untersuchungen entsprechend den lokalen Empfehlungen je nach vermuteter Infektion (Harnwegsinfektion, COVID, Grippe, Angina, Bakteriämie)
Therapie
allgemeine Therapie (Erwachsene)
- Befolgung der Empfehlungen der Surviving Sepsis Campaign
- schnellstmögliche Antibiotikagabe/Antiinfektiva bei Risiko für fulminanten septischen Verlauf (z.B. Asplenie, aplastische Chemotherapie), wenn möglich nach vorheriger mikrobiologischer Abklärung, sofern diese die Antibiotikagabe nicht verzögert
- bei Purpura fulminans sofortiger Transport in Klinik
- bei sepsisinduzierter Hypoperfusion oder septischem Schock innerhalb von 3 h i.v.-Gabe von kristalloiden Lösungen mit individueller Strategie (basierend auf Anamnese, Ätiologie, Vitalparametern, klinischer Untersuchung und ersten Sonographie-Ergebnissen) anstatt routinemäßiger Gabe von 30 mL/kg Kristalloide
- Vasopressin-Gabe (0,02 – 0,04 I.E./min) bei MAD < 65 mmHg trotz Noradrenalin-Gabe anstatt Erhöhung der Noradrenalin-Dosis
- bei ARDS Verwendung eines hohen anstatt eines niedrigen PEEP, nachdem ein Rechtsherzversagen ausgeschlossen wurde
Kinder & Jugendliche
- Etablierung von Screening- und Alarmierungssystemen zur frühzeitigen Erkennung bei Kindern, deren Zustand sich abrupt verschlechtert
- bei Kinder < 1 Monat mit Fieber sofortige Vorstellung in Kindernotaufnahme mit V.a. Sepsis
- bei Kinder zw. 1 – 6 Monaten mit Fieber die Möglichkeit einer Sepsis in Betracht ziehen –> ärztliche Vorstellung innerhalb von 6 Stunden
- unabhängig vom Alter bei Fieber Kinder auf Purpura untersuchen (Kind entkleiden!) sowie AF, HF, Hautkolorit (Marmorierung etc.), Rekap, Bewusstseinszustand und allgemeines Verhalten beurteilen
- Bestimmung der Serumlaktatkonzentration zur Risikostratifizierung
- bei Kindern ohne fieberhafte Purpura und klinische Anhaltspunkte für Sepsis, keine vorzeitige Antibiotikagabe
- keine NSAR (auch ASS), inhalative/orale Kortikosteroide zur Therapie einer Sepsis
- keimwirksames Antibiotikum wie z.B. Clindamycin oder Linezolid bei toxischem Schock durch Streptokokken oder Staphylokokken
- initiale Flüssigkeitstherapie mit 10 – 20 mL/kg innerhalb von 15 – 20 min (CAVE: in der ersten Stunde keine Festlegung für eine Obergrenze)
- vor jeder weiteren Flüssigkeitsgabe individuelle Beurteilung der Hämodynamik (HF, RR, Rekap, Diurese, Sonographie) sowie bzgl. Toleranz/Volumenüberladung (Hepatomegalie, Rasselgeräusche, Atemnot, Jugularstauung)
- bei Neugeborenen, v.a. Frühgeborenen Flüssigkeitstherapie mit 10 mL/kg über 30 min
- wenn trotz Flüssigkeitstherapie (20 – 40 mL/kg) weiterhin Hypotonie und schlechte periphere Perfusion besteht, Gabe von Vasopressoren über pVK oder i.o.-Zugang (Noradrenalin und Adrenalin gleich) –> zusätzlich Vasopressin oder andere, titrierte Katecholamine bei septischem Schock mit hohen Katecholamindosen
- bei septischen Schock mit hohem Vasopressoren-Bedarf Hydrocortison-Gabe (Off-Label-Use)


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