veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S1
Datum der Veröffentlichung: 08.02.2018
Ablaufdatum: 01.02.2023
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-008.html
Definition
- seltene pharmakogenetische Erkrankung der Skelettmuskulatur, der ein angeborener Defekt der intrazellulären Ca2+-Regulation zugrunde liegt
- ausgelöst durch volatile Inhalationsanästhetika und das depolarisierende Muskelrelaxans Succinylcholin
- unkontrollierte intramuskuläre Freisetzung von Ca2+-Ionen führt über funktionell veränderte sarkoplasmatische Ca2+-Kanäle, die Dihydropyridinund Ryanodinrezeptoren, zu lebensbedrohlicher Stoffwechselentgleisung
Symptomatik
- klinische Erscheinungsform der MH ist variabel
- reicht von abortiven Formen mit nur einem oder wenigen Symptomen bzw. einer geringen Ausprägung verschiedener Symptome über moderate Verlaufsformen bis hin zur fulminanten MH-Krise mit dem Vollbild der klinischen Symptomatik
Frühsymptomatik
- tachykarde Herzrhythmusstörungen sowie (meist) ventrikuläre Arrhythmien
- instabiles Blutdruckverhalten
- rascher Anstieg der endtidalen CO2-Konzentration bei unveränderten Beatmungsbedingungen aufgrund exzessiver CO2-Produktion durch Tachypnoe bei spontanatmenden Patienten oder stark erwärmten CO2-Absorber am Narkosegerät
- Masseterspasmus („Trismus“) unmittelbar nach Gabe von Succinylcholin
- generalisierte Muskelrigidität
Spätsymptomatik und Organkomplikationen
- Hyperthermie entwickelt sich meist langsam und ist damit in der Regel ein Spätsymptom der Erkrankung
- bei fulminanten Verläufen können jedoch Temperaturanstiege von bis zu 1 °C pro 5 Minuten registriert werden
- in Einzelfällen kann die Hyperthermie das einzige klinische Zeichen einer drohenden MH-Krise sein
- Abfall der Sauerstoffsättigung und Entwicklung einer Zyanose aufgrund des extrem erhöhten Sauerstoffverbrauchs bei exzessiv gesteigertem muskulärem Stoffwechsel
- hochgradige kardiale Rhythmusstörungen bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand
- nach fulminanten Krisen können sekundäre Organkomplikationen wie akutes Nierenversagen, kardiale und pulmonale Funktionsstörungen sowie neurologische Komplikationen auftreten
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