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12.12. – Internationaler Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung

„Wir“ hier in Deutschland beschweren uns oft und bücher- bzw. vortragsfüllend über die Gesundheitsversorgung bei uns. Was hierbei oftmals nicht berücksichtigt wird, ist die Relation zur Lage anderer Länder weltweit – egal wie nah oder fern sie sind. Denn unser Meckern ist in fast jedem Fall ein Meckern auf sehr hohem Niveau. Unser Gesundheitssystem ist zwar tagtäglich überlastet, aber schaut man in andere Ecken unseres Planeten, so muss man feststellen, dass dort das Gesundheitssystem gar nicht überlastet ist. bzw. sein kann, da es dort überhaupt kein Gesundheitssystem gibt, auch wenn gemäß der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ jeder Mensch das „Recht auf einen Lebensstandard hat, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände“.

Genau um dieses Problem der immer noch nicht weltweit flächendeckenden, allgemeinen Gesundheitsversorgung als eines der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung ist Ursprung des „Internationalen Tages der allgemeinen Gesundheitsversorgung“ geht es im heutigen Beitrag. Am 12.12.2012 wurde von den Vereinten Nation die Resolution A/RES/67/8 „Globale Gesundheits- und Außenpolitik“ verabschiedet, welche alle Länder auffordert die universelle Gesundheitsversorgung als eines der wichtigen Themen für die internationale Entwicklung anzuerkennen und deren Umsetzung zu beschleunigen. Zwei Jahre später wird durch die Universal Health Coverage Coalition der Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung initiiert und nochmals drei Jahre später (2017) erklärt die UN den 12. Dezember zum Internationalen Tag der universellen Gesundheitsversorgung. Weitere relevante Daten in Bezug auf das Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung waren:

  • 25.09.2015: Verabschiedung der Resolution A/RES/70/1 „Unsere Welt verändern – Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ mit dem Ziel einer universellen Gesundheitsversorgung bis 2030
  • 23.09.2019: Verabschiedung der Resolution A/RES/74/2 „Politische Erklärung des hochrangigen Treffens zur allgemeinen Gesundheitsversorgung“, mit welcher die Mitgliedsstaaten Gesundheit als Voraussetzung und Indikator für die soziale, wirtschaftliche und ökologische Dimension der nachhaltigen Entwicklung und die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung anerkennen und sich nochmals verpflichten bis 2030 eine universelle Gesundheitsversorgung zu erreichen

Zahlen & Fakten

Grundsätzliches

  • nur ca. 1/3 – 1/2 der Weltbevölkerung haben Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung
  • bis 2030 wird die weltweite Abdeckung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung nur bei 39 – 63 % liegen
  • 39 % der Weltbevölkerung haben keine Krankenversicherung und in Entwicklungsländern sind es > 90 % der Bevölkerung
  • ca. 2.000.000.000 Menschen weltweit sind aufgrund hoher Gesundheitsausgaben aus ihrer eigenen Tasche in finanziellen Notlagen und ca. 344.000.000 Menschen sogar in extremer Armut
  • mehr als 800.000.000 Menschen weltweit müssen min. 10 % ihres Haushaltseinkommens für die Gesundheitsversorgung ausgeben
  • 80 % der Bevölkerung in 44 Ländern weltweit  leben ganz ohne jeden Gesundheitsschutz
  • 56 % der weltweiten Bevölkerung in ländlichen Gebieten haben  keine Gesundheitsversorgung (Vergleich städt. Bevölkerung: 22 %)
  • weltweit 18.000.000 zusätzliche Fachkräfte im Gesundheitswesen benötigt, um das Ziels einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung bis 2030 zu erreichen
  • 7.000.000 der benötigten Gesundheitsarbeiter*innen weltweit fehlen in den ländlichen Regionen
  • in etwa jedem dritten Land weltweit kommen nur 5 – 10 Ärzt*innen & weiteres Gesundheitspersonal auf 10.000 Menschen (Vergleich Finnland: 269 auf 10.000)
  • Lebenserwartung weltweit von 63 Jahren im Jahr 1980 auf ca. 72 Jahre angestiegen (in Deutschland bei ca. 81 Jahren)

Kinder

  • täglich sterben ca. 14.000 Kleinkinder (z.B. durch Infektionskrankheiten aufgrund fehlender Prävention)
  • 1.000.000.000 € als Investitionen in den Impfschutz könnten jährlich 1.000.000 Kinderleben retten
  • weltweit erhalten ca. 25.000.000 Kinder im 1. Lj. nicht die notwendigen Impfungen (Durchimpfungsrate Säuglinge 2018: 86 %)
  • weltweite Kindersterblichkeit bei Kindern < 5 Jahre zwischen 1990 und 2015 um > 50 % gesunken (nur noch ca. 5.200.000 Kinder)
  • ca. 50 % aller psych. Erkrankungen treten im Alter bis 14 Jahre auf
  • etwa 20 % aller Kinder und Jugendlichen weltwei leiden an einer psychischer Erkrankun

Sterblichkeit

  • täglich sterben weltweit > 800 Mädchen & Frauen, also ca. alle 2 min eine Person, im Zusammenhang mit Schwangerschaft & Geburt
  • jährlich sterben weltweit ca. 700.000 Menschen an den Folgen einer AIDS-Erkrankung
  • Müttersterblichkeitsrate weltweit sank zw. 1990 & 2015 um 43 %
  • weltweite Kindersterblichkeit bei Kindern < 5 Jahre zwischen 1990 und 2015 um > 50 % gesunken (nur noch ca. 5.200.000 Kinder)
  • Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Malaria verursachen in Entwicklungsländern immer mehr als 2.000.000 Tote
  • alle 40 sec begeht irgendwo weltweit ein Mensch Selbstmord
  • nicht übertragbare Krankheiten sind ursächlich für > 70 % aller Todesfälle in der Altersgruppe 30 – 69 Jahre

Sonstiges

  • in Europa & Nordamerika waren im Juni 2021 bereits 2/3 min. einmal gg. COVID-19 geimpft und in Subsahara-Afrika < 2 %
  • weltweit leiden laut Angaben der UN > 767.000.000 Menschen an Unterernährung
  • HIV-Neuinfektionen weltweit sind zwischen 2000 und 2018 um ca. 40 % gesunken
  • > 75 % der Menschen mit einer psychischen Erkrankung in Ländern mit niedrigem Einkommen werden nicht behandelt
  • Europa hat weltweit die höchste Prävalenz schwerer oraler Erkrankungen (50,1 % aller Erwachsenen), z.B. höchste Prävalenz von Karies mit einem Anteil von 33,6 % der europäischen Bevölkerung

Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030

Unterziele der allgemeinen Gesundheitsversorgung

  • Senkung der Müttersterblichkeit auf < 70 pro 100.000 Lebendgeburten
  • Beendigung aller vermeidbaren Todesfälle im Alter < 5 Jahren
    • Senkung Neugeborenensterblichkeit auf min. 12 pro 1.000 Lebendgeburten
    • Senkung der Kindersterblichkeit < 5 Jahren auf min. 25 pro 1.000 Lebendgeburten
  • Beseitigung übertragbarer Krankheiten wie AIDS, Tuberkulose & Malaria sowie vernachlässigter Tropenkrankheiten, als auch Hepatitis, durch Wasser übertragene Krankheiten und andere übertragbare Krankheiten
  • vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um 1/3 senken (z.B. Krankheiten des Kreislaufsystems, bösartige Neubildungen, Diabetes mellitus oder chronische Atemwegserkrankungen)
  • Förderung der mentalen/psychischen Gesundheit und des Wohlergehens
  • verstärkte Prävention und Behandlung des Substanzmissbrauchs (v.a. Suchtstoffmissbrauch und schädlicher Alkoholgebrauch)
  • Halbierung der Zahl der weltweit durch Verkehrsunfälle verursachten Todesfälle und Verletzungen
  • Gewährleistung des allgemeinen Zugangs zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung, inkl. Familienplanung, Information & Aufklärung, sowie Einbeziehung der reproduktiven Gesundheit in nationale Strategien und Programme
  • Erreichen einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, inkl. …
    • … Absicherung gegen finanzielle Risiken
    • … Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten
    • … Zugang zu sicheren, wirksamen, hochwertigen und bezahlbaren unentbehrlichen Arzneimitteln und Impfstoffen für alle
  • erhebliche Verringerung der Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden
  • Umsetzung des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakkonsums in allen Ländern
  • Unterstützung von Forschung und Entwicklung zu Impfstoffen und Medikamenten für übertragbare und nichtübertragbare Krankheiten im Sinne der „Doha-Erklärung“ und des „TRIPS-Übereinkommens
  • Gesundheitsfinanzierung und die Rekrutierung, Aus- und Weiterbildung und Bindung von Gesundheitsfachkräften in den Entwicklungsländern, v.a. in den am wenigsten entwickelten Ländern und den kleinen Inselentwicklungsländern
  • Stärkung der Kapazitäten aller Länder, v.a. Entwicklungsländer, in den Bereichen Frühwarnung, Risikominderung und Management nationaler & globaler Gesundheitsrisiken

Weitere Informationen zu den Unterzielen findet Ihr einerseits beim Statistischen Bundesamt oder im Triple Billion Dashboard der WHO.

Was ist sonst noch zu tun?

Die Bekräftigung des Rechts jedes Menschen auf das erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit sowie die Anerkennung, dass eine allgemeine Gesundheitsversorgung mit zur Grundbasis für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung gehört, sind existentiell für das Ziel des freien Zugangs zu allen Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung. Weitere wichtige Punkte sind darüber hinaus:

  • Mitsprache und Selbstvertretung von Patient*innen fördern
  • Investitionen in Aus- & Fortbildung (lokaler) Gesundheitsfachkräfte & -helfer*innen in ausreichendem Umfang
  • Unterbindung der aktiven Abwerbung von Gesundheitspersonal
  • Abschaffung der Trennung von gesetzlicher & privater Krankenversicherung sowie Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung für alle Menschen (zusätzlich auch Senkung des Mindestbeitragssatz für einkommensschwache Personengruppen)
  • umfassende, barrierearme Gesundheitsversorgung für Geflüchtete
  • Abbau bürokratischer Hürden beim Zugang zu gesundheitlicher Versorgung
  • effiziente Maßnahmen zur Finanzierung des Gesundheitswesens für einen besseren Zugang zu hochwertigen, sicheren, wirksamen, erschwinglichen und grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen, Arzneimitteln, Impfstoffen, Untersuchungen und Therapien (min. 1 % des BIP für Gesundheitsausgaben laut WHO-Empfehlung)
  • Recht auf professionelle Sprachmittlung im Gesundheitssystem und Finanzierung dieser Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierung im Gesundheitswesen und bei Behörden
  • Einrichtung von Finanzierungsmöglichkeiten der medizinischen Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz
  • Maßnahmen gegen die Folgen der negativen Auswirkungen des Klimawandels, von Naturkatastrophen und extremen Wetterereignissen sowie anderer Umweltfaktoren für die Gesundheit, wie saubere Luft, sicheres Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, ausreichende & nahrhafte Lebensmittel sowie sichere Unterkünfte treffen
  • bessere Verteilung der jährlichen Gesundheitsausgaben weltweit von 7.500.000.000 US-$ (ca. 10 % des globalen BIP), denn < 40 % der Mittel für primäre Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stammen aus öffentlichen Quellen
  • Bekämpfung von Korruption auf allen Ebenen und in allen ihren Formen
  • multisektorale Maßnahmen zur Förderung eines aktiven und gesunden Lebensstils. v.a. Förderung des gesunden und aktiven Alterns
  • Stärkung der Überwachungs- & Datensysteme im Bereich öffentliche Gesundheit (z.B. Routineimpfungen zur Ausweitung des Impfschutzes und Ausrottung vermeidbarer Erkrankungen)
  • Verbesserung des Zugangs zur allgemeinen Gesundheitsversorgung für alle Menschen mit Behinderungen (ca. 15 % der Weltbevölkerung haben eine Behinderung)
  • verstärkte Förderung gesünderer und sichererer Arbeitsplätze und zur Verbesserung des Zugangs zu arbeitsmedizinischen Versorgung (jährlich ca. 2.000.000 Todesfälle durch vermeidbare Berufskrankheiten und Verletzungen)

Quellen

Published inWelttag...

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