Der Welttag der Wissenschaft wird seit 2001 jährlich am 10. November begangen. Ausgerufen wurde er von der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Ziel des Welttag der Wissenschaft ist es das Bewusstsein für die Wissenschaft in Bezug auf die Förderung von Frieden und Nachhaltigkeit zu schaffen. Wissenschaft bestimmt tagtäglich in quasi allen Bereichen unseres Lebens und im medizinischen Bereich umso mehr. Art. 5 Absatz 3 des Grundgesetze sichert die Forschungsfreiheit, die mehr und mehr unter Druck gerät bzw. eingeschränkt wird – sei es die Mobilität der Forschenden, sei es durch die Zensur wissenschaftlicher Daten und die Selektion wissenschaftlicher Ergebnisse aus politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen. Aus diesem Grund hat sich vor einigen Jahrzehnten die Open-Access- bzw. Open-Science-Bewegung gegründet. Als einer der Gründungsväter gilt Paul Ginsparg, ein Physiker, welcher 1991 in Los Alamos (New Mexico) aus seinem PC einen Preprint-Server, also eine Tauschbörse für Fachartikel, machte. Um was es sich bei der Open-Science-Bewegung handelt, erfahrt Ihr im heutigen Beitrag.
Was ist Open Science?
Das Ziel der Open-Science-Bewegung bzw. des Open-Science-Ansatz ist eine offene Wissenschaftspraxis, genauer gesagt die freie Zugänglichkeit und Teilhabe von den Forschungsdaten bis zu den schlussendlichen Publikationen, denn Offenheit ist ein immanenter Bestandteil der Wissenschaft. Für die UNESCO bedeutet Open Science die Möglichkeit durch einen gerechten Zugang zu wissenschaftlichen Daten mit dazu beizutragen die Weltprobleme zu lösen und die innerwissenschaftliche Arbeit effizienter, transparenter, interdisziplinärer, kreativer, nachvollziehbarer und langfristig nutzbarer zu machen. Durch den Austausch soll die Verwirklichung des Menschenrechts auf Teilhabe am wissenschaftlichen Fortschritt realisiert werden. Im Mittelpunkt dieser Vernetzung steht vor allem die Digitalisierung, welche für einen schnellen und erleichternden Austausch sorgt. Ein weiteres zentrales Element ist das offene Urheberrecht, also das freie (Wieder)Verwenden, Abändern und Weitergeben von Wissen in Form von Bildern, Texten, Audio, Video, Daten, Datenbanken, Quellcode etc. Ein wichtiger Meilenstein diesbezüglich ist das seit 2014 verankerte gesetzliche Zweitverwertungsrecht (§ 38 Abs. 4 UrhG), welches für Publikationen vorgesehen ist, welche min. zu 50 % aus öffentlichen Fördermittel finanziert wurden, wobei einschränkend zu erwähnen ist, dass dieses Zweitveröffentlichungsrecht nur für Forschungsprojekte aus öffentlicher Projektförderung gilt, also Drittmittelprojekte (Zweitveröffentlichung 12 Monaten nach Erstveröffentlichung in Manuskriptfassung). Insgesamt erstreckt sich der Open-Science-Ansatz über die folgenden Teilbereiche bzw. Prinzipien:
- frei verfügbare wissenschaftliche Publikationen (Open Access)
- frei verfügbare Forschungsdaten (Open Data)
- frei verfügbare Methoden und Technologien (Open Software, Open Source bzw. Open Methodology)
- frei & einsehbare Begutachtungs-/Entscheidungsprozesse (Open Peer Review)
- frei verfügbare Reputationssysteme (Open Metrics; Anreizsysteme)
- freie Beteiligungsmöglichkeiten für Nicht-Wissenschaftler/innen (Citizen Science)
- freie und offene Materialien für Bildung und Lehre (Open Educational Resources)
Die Verwirklichung der Open Science in all diesen Bereichen soll wissenschaftspolitisch für eine höhere Transparenz, also Nachvollziehbarkeit, sowie Qualitätssicherung, also Reproduzierbarkeit, im gesamten Forschungsprozess sorgen und damit das Vertrauen in die Wissenschaft stärken. Weitere Erwartungen sind:
- raschere Nachnutzung von Forschungsergebnissen für höhere Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems
- effektiverer Wissenstransfer hinein in die Wirtschaft und Gesellschaft zur Schaffung von Anreizen für auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Innovationen
- Stärkung der gesellschaftlichen Relevanz und/oder Akzeptanz von wichtigen Forschungen durch die Einbeziehung von Nicht-Wissenschaftler*innen
Aus Sicht der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist Open Science als Teil der Wissenschaftskultur (Research Culture) die „Transformation wissenschaftlicher Praktiken und Prozesse mit dem Ziel, diese der langfristigen offenen Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen und so der besseren Nachnutzbarkeit durch die Wissenschaft und andere Akteure dienen“ und einen Erkenntnisgewinn zu erzielen.
Open Science ist also als Gemeinschaftsprojekt zu verstehen, welches Forscher*innen, Journals bzw. Fachverlage, Förder*innen bzw. Geldgeber*innen, staatliche Institutionen und die Öffentlichkeit bzw. die Gesellschaft mit einbezieht und eine öffentliche Debattenkultur über wissenschaftliche Prozesse, Ergebnisse und Ziele schafft.
Open Access
Der notfallmedizinische Bereich lebt von neuen Erkenntnissen und diese Erkenntnisse werden neben meist öffentlich zugänglichen Leitlinien in einer Vielzahl von Fachjournals o.Ä. publiziert. Viele dieser Fachartikel befinden sich jedoch hinter einer Bezahlschranke. Aus diesem Grund ist vor allem der „Open Science“-Teilbereich „Open Access“ wichtig für eine gute, wissenschaftlich fundierte und dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechende Arbeit in der Patient*innenversorgung.
Betrachtet man den gesamten Bereich der wissenschaftlichen Artikel, so war im Jahr 2013 die Hälfte dieser Artikel zumindest nach einigen Jahren nach der Erstveröffentlichung frei verfügbar. Ein großer Teil ist damit der Öffentlichkeit immer noch vorenthalten. Das liegt vor allem auch daran, dass das Publizieren mit der Verschriftlichung und Einreichung, der Auswahl von Artikeln und das Peer-Review-Verfahren von den Wissenschaftler*innen selbst finanziert werden muss. Dies wird in der Open-Access-Community grundsätzlich stark kritisiert, aber vor allem bei Arbeiten, die mit Steuermitteln finanziert wurden. Dadurch entsteht faktisch das Dilemma, dass die Steuerzahler*innen quasi doppelt bezahlen – einmal für die Publikation des jeweiligen Artikels und zusätzlich für den Zugang zu den Fachjournalen o.Ä., welcher durch öffentliche und/oder universitäre Bibliotheken finanziert wird. Gleichzeitig kritisieren die Verlage aber, dass die Organisation des Peer-Review-Prozesses sowie die redaktionelle Arbeit und die Veröffentlichung auch Geld kosten. Auch, so argumentieren die Fachverlage weiter, nehmen diese eine kuratierende Rolle ein bei den ca. 28.000 Fachzeitschriften mit Peer-Review und den 2.500.000 Artikel, die dort jährlich publiziert werden. Aber auch die Verläge haben sukzessive Open Access als neues Geschäftsmodell für sich entdeckt, jedoch sieht das Konzept auch hier oftmals vor, dass die Autor*innen für die Online-Veröffentlichung in einem renommierten Journal selbst zahlen.
Aber was bedeutet „Open Access“ eigentlich und wie lässt es sich umsetzen? Unter „Open Access“ versteht man das freie, digitale und unentgeltliche dauerhaft Zugänglichmachen sowie die dauerhafte Nachnutzbarkeit wissenschaftlicher Inhalte wie Fachartikeln und Forschungsdaten, i.d.R. unter Nutzung spezifischer Lizenzen (z.B. Creative-Commons-Lizenzen), also ohne rechtliche Barrieren. Daraus entstehen zum Beispiel die nachfolgenden Vorteile bzw. Chancen:
- erhöhte Sichtbarkeit/Auffindbarkeit, mehr Reichweite und bessere Reputation von Forschungsergebnissen
- Voranbringen von Forschung und Innovation
- Förderung der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit
- schnelle Veröffentlichung und aktiverer Diskurs & Dialog über die Inhalte
- stärkere gesellschaftliche Teilhabe, Partizipation und Transparenz, v.a. bei staatlich mitfinanzierten Forschungen
- bessere Vernetzung der wissenschaftlichen Community
- bessere Auffindbarkeit über Suchmaschinen
- bessere Förderungsmöglichkeiten durch Publikationsfonds
- besseres und rascheres Schließen von Versorgungslücken
- mehr Freiheit für die Forschenden bei der Wahl des Veröffentlichungsweges und Festlegung der Nachnutzungsrechte
- Sicherstellung der Nutzungsrechte der Autor*innen an eigener wissenschaftlicher Arbeit
- höhere Zitierhäufigkeit der eigenen Arbeiten (= erhöhtes Renommee)
- mehr faktenbasiertem Wissen und bessere Möglichkeiten des Fakten-Checks durch die Medien und Wissenschaftler*innen selbst
- Plagiat-Bekämpfung durch einfache Aufdeckung mittels automatisierter Techniken
Die zwei bekanntesten Wege der „Open Access“-Veröffentlichung sind der sog. grüne und goldene Weg. Beim „grünen Weg“ werden (bereits erschienene) Publikationen parallel oder zeitverzögert sowie als Selbstarchivierung zusätzlich im Internet frei zugänglich gemacht (Zweitveröffentlichung), i.d.R. auf einem Repositorium, also einem öffentlichen Dokumentenserver oder einem der jeweiligen Hochschule oder Forschungseinrichtung, aber auch auf privaten Webseiten. Der „goldene Weg“ beschreibt den Weg, den Artikel sofort in einem Open-Access-Online-Medium mit (Open-)Peer-Review zu publizieren, z.B. einer online erscheinenden Open Access-Zeitschrift wie dem Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine (SJTREM) oder PLOS ONE der Public Library of Science. Auch die Publikation im Open-Access-Format von Büchern und Ähnlichem zählt zum „goldenen Weg“. Bei diesem Weg verbleiben die Nutzungsrechte vollständig bei den Autor*innen (nur Übertragung der Nutzungsrechte an den Verlag). Weitere Trends bei der Veröffentlichung sind darüber hinaus…
- …das „Diamond Open Access“-Modell, bei welchem weder Publizierende noch Lesende Gebühren zahlen müssen, da hierfür die Infrastruktur wissenschaftlicher Einrichtungen genutzt wird und diese ggf. auch durch Wissenschaftsverbände wie Fachgesellschaften finanziert wird.
- …der „Open Choice/Open Content„-Ansatz in subskriptionspflichtigen Zeitschriften, also der Möglichkeit gegen Aufpreis als Autor*in die Publikation auch Open Access zur Verfügung zu stellen.
- …die Publikation auf Pre-Print-Servern, die zwar ohne die vor allem zeitlich aufwendige Peer-Review arbeiten, aber die Kommentierungen der Inhalte erlauben. Beispiele für diese Pre-Print-Server sind z.B. arXiv, bioRxiv und PeerJ preprints.
Auch Deutschland oder die EU versuchen den Weg des Open Access zu realisieren. Bei der EU findet dies vor allem durch die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenen Plattform „Open Research Europe“ statt. Auf dieser Plattform findet man alle Forschungsergebnisse, welche im Rahmen der Programm „Horizont“ und „Horizont Europa“ zwischen den Jahren 2020 bis 2027 finanziert wurden oder werden. Weiter gibt die Plattform Platz für Austausch sowie „offene, konstruktive Forschungsdebatten“ und besitzt Instrumente zur Messung der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Artikel sowie der Verwendung und Wiederverwendung. Betrachtet man den Zeitraum des „Horizont“-Programms, so sind aktuell etwa 91 % aller Veröffentlichungen und 95 % aller von Fachkollegen geprüften Veröffentlichungen öffentlich einsehbar. In Deutschland will die Ampel-Koalition im Sinne ihres Koalitionsvertrages aus dem Jahr 2021 „Open Access und Open Science stärken“. Wie dies gelingen soll bzw. kann, wird in den „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ des Wissenschaftsrat aus dem Jahr 2022 skizziert. Zentrale Punkte dieser Empfehlungen sind:
- freie & eigenverantwortliche Wahl des Publikationsortes durch Wissenschaftler*innen unter Berücksichtigung der fachlichen Angemessenheit im Sinne der Wissenschaftsfreiheit
- gleichberechtigter Zugang für alle qualifizierten Autor*innen zu geeigneten Publikationsmöglichkeiten und damit verbundenen Reputationsgewinnen
- Ressourcenschonung durch effizienten Umgang mit verfügbaren Forschungsmitteln und personellen Kapazitäten
- möglichst vollständige Überführung in Gold-Open Access mit Green-Open Access als erster Schritt der Transformation
- Sicherstellung neutraler Suchmöglichkeiten zur Auffindbarkeit von Publikationen (ggf. unter Verwendung öffentlicher Mittel)
- Peer-Review-Verfahren weiterhin als qualitätssichernde Selektionsmechanismen im Publikationssystem (Qualitätssicherung klar getrennt vom Geschäftsmodell der Publikationsdienstleistung)
- Qualität einzelner Publikationen in Bewertungsverfahren beurteilen und nicht auf Publikationsort bzw. davon abgeleitete Indikatoren als Qualitätsnachweis abstellen (z.B. DORA-Deklaration)
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind als Schreibende, primäre Leserinnen und Leser, Begutachtende und als Mitglieder von Herausgebergremien wissenschaftlicher Publikationen zentrale individuelle Akteure im Publikationssystem
- Schaffung transparenter Publikationsfonds bzw. Informationsbudgets, die von Bibliotheken und/oder Universitäten verantwortet werden
- (Prüfung der) Aufnahme des „Open Access“-Ansatzes in die „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft, „sobald ausreichend adäquate und inklusive OA-Publikationsgelegenheiten etabliert sind“
- Transformation von Verlagen zu Publikationsdienstleistern sowie klare Trennung von Herausgeber*innengremien und Verlagen/Publikationsdienstleistern zur Stärkung der Verhandlungsposition wissenschaftlicher Einrichtungen ggü. Verlagen
- freie Verfügbarkeit der Publikationen unter einer offenen Lizenz (CC BY)
- vollständige Finanzierung aller Publikationskosten durch Forschungsförderer, die aus der Veröffentlichung der Ergebnisse der von ihnen geförderter Forschung erwachsen
- transparente Gestaltung der Finanzströme so, dass mehr Wettbewerb im Bereich der Publikationsdienstleistungen und stärkere Innovationsanreize entstehen
- Anpassung der umsatzsteuerliche Behandlung von Publikationsdienstleistungen an die von digitalen Publikationen
Schlussendlich lässt sich zum „Open Access“-Ansatz konstatieren, dass diese nur gelingt wenn die gesamte (Forschungs-/Wissenschafts)Welt umdenkt und sich mit transformiert.
Kritik an Open Science
Die folgenden Kritikpunkte bilden einen Teil, aber mit die wichtigsten Punkte ggü. dem „Open Access“-Ansatz ab:
- Kosteneinsparung in der Wissenschaft durch reduzierte Zahlungen bei der Publikation ist Augenwischerei, da nicht die Anzahl der Zahlvorgänge (1. Gehälter Wissenschaftler*innen, 2. Druckkostenzuschüsse für Abdruck der Publikationen & 3. Bibliotheksetats, v.a. für Abonnements der Fachzeitschriften) relevant ist, sondern die Gesamtkosten
- „Kapitalismusfreiheit durch Herausdrängen von Fachverlagen und die digitale Publikation machen alles billiger“ ist eine Nebelkerze, da den Einsparungen durch Druckkosten, Porto, Kopierkosten und Stellplatz in den Bibliotheken den (Mehr)Kosten für Hardware (PC, Serverstruktur etc.), Software(lizenz)kosten, „Migrationskosten“ (Updates auf neue Versionen von Software bzw. Betriebssystem) gegenüber stehen
- Problem für Kostenexplosion in der Wissenschaft sind nicht die Verlage, sondern die Anzahl der weltweit forschenden & publizierenden Personen, und dieses Problem löst/ändert der „Open Access“-Ansatz nicht
- alle Autor*innenrechte wie das Recht, einen Abdruck an ungeeigneter Stelle zu verhindern, oder das Recht, eine sinnentstellende „Bearbeitung“ des Geschriebenen zu untersagen fallen in vielen der „Open Access“-Ansätze weg und es bleibt effektiv nur das Recht korrekt als Autor*in genannt zu werden (siehe z.B. VGH BaWü, 26.09.2017 – 9 S 2056/16)
- Gefahr, dass die Wissenschaft als steuerfinanzierte Dienstleistung für wissenschaftsfremde Ziele zweckentfremdet wird
Das aktuelle System
Vor dem Aufkommen der „Open Source“-Bewegung war der einzige Wege Fachartikel o.Ä. zu lesen, der Kauf der Zeitschrift oder des Zugangs durch Einzelpersonen oder i.d.R. durch Bibliotheken. Betrachtet man die Zeit in und nach den 80/90er Jahren, so stellt man fest, dass im Zeitraum von 1986 bis 2004 die Anschaffungskosten für Zeitschriftenabonnements um 188 % angestiegen sind und es den Bibliotheken und auch Einzelpersonen immer schwerer wurde die Kosten für die Abos zu zahlen und es so zu einer „Zeitschriftenkrise“ kam. Die beiden Lösungswege – Erhöhung der Bibliotheksbudgets oder Preissenkungen durch Verlage – waren beide eher unrealisitisch. Aus diesem Grund wird das aktuelle, gegenteilige Konzept zum „Open Access“ -Ansatz auch oft „Closed Access“-System genannt. Diese „Closed Access“-System gefährdet hierbei die Potenziale des digitalen Raums, die freie Entfaltung der Wissenschaft und stärkt auf der anderen Seite das kapitalistische Oligopol der Wissenschaftsverlage (v.a. im STM-Bereich: Science, Technology, Medicine) und sorgt für nicht selten für Eigenkapitalrenditen von über 30 Prozent.
Das aktuelle Verlagssystem hat aber immer noch so eine starke Vormacht, da dieses fest eingewoben ist in das aktuelle Anerkennungssystem der Wissenschaft. Denn viele Bewertungsalgorithmen beziehen sich auf die Zeitschrift und/oder die Zahl der Zitate oder in welchem Medium diese zu finden sind. Aufgrund dieser Dominanz der bibliometrischen Leistungsmessung durch die wenigen Verlags-Oligopole kam es sukzessive dazu, dass es egal wurde wie oft ein Artikel gelesen wurde, sondern im Mittelpunkt der Bewertung steht nur noch die Menge an veröffentlichten Artikeln. Die Macht der Verlage (Elsevier, Wiley-Blackwell, Thomson Science, Springer und Taylor & Francis) zeigt sich auch in den erwirtschafteten Erträgen, die im Jahr 2011 z.B. bei weltweit 9.400.000.000 US-Dollar lagen und von denen 70 % die Subskriptionsgebühren von Bibliotheken ausmachten. So wundern einen die geschätzten Gewinnmargen von 20 – 30 % in keinerlei Art und Weise. Durch diese erwirtschafteten Geldmengen kommt es zusätzlich noch dazu, dass die paar großen, internationalen Verlagshäuser mehr und mehr kleine Verlage aufkaufen und ihre Vormachtsstellung zu zementieren.
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