veröffentlichende Fachgesellschaft: European Society of Emergency Medicine (EUSEM), European Society for Emergency Nursing (EuSEN) & European Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (EFLM)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 08.04.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1515/cclm-2024-0059
grundsätzliche Empfehlungen
- keine Empfehlung gegen prähospitale Blutentnahme (BE), da diese den Probenfluss zum Krankenhauslabor begünstigen kann, sofern Entnahmezeit und die Lagerungsbedingungen sind standardisiert und Mindestqualitätskriterien erfüllen (CAVE: nur wenige Belege dafür, dass die prähospitale Blutentnahme die Zeit, die die Proben bis zum Labor benötigen, verkürzt)
- keine Blutentnahme über bereits gelegte pVk (CAVE: Hämolyse-Rate; falls Blutentnahme nicht anders möglich Nutzung geschlossene manuelle Aspirations- oder von Niedrigvakuumsystemen zur Verringerung des Hämolyserisikos)
- sofern verfügbar, Nutzung von Rohrpostsystems für den Probentransport zur Verkürzung des Zeitraums bis zum Analyseergebnisses
- keine Empfehlung für einen Standardansatz für die Auswahl der Probenröhrchen und zu analysierenden Parameter
- Nutzung von Point-of-Care-Tests (POCT) als Möglichkeit, die Gesamtdurchlaufzeit zu reduzieren (CAVE: vorher interdisziplinäre Risiko-Nutzen-Analyse, Definition von Qualitätsstandards, regelmäßige Personalschulung & ausreichende Dokumentation)
Durchführung
- Blutentnahme durch speziell geschultes medizinisches Personal
- Blutproben bei erwachsenen Patient*innen in der Notaufnahme über neue Venenpunktion entnehmen
- keine Empfehlung für Verwendung steriler Handschuhe für die venöse Blutentnahme (bei Standard-BE ist die Verwendung unsteriler Einweghandschuhe ausreichend; Ausnahme: BE für Blutkulturen)
- keine Empfehlung für die genaue Stauband-Position
- Einstichstellen vor Punktion mit Hautantiseptikum für Blutkulturen (laut Literatur Verwendung von 70 %igem Ethylalkohol für laborgeprüfte Blutproben)
- zur Venenpunktion mit BE Nutzung von geraden Nadeln oder Butterfly anstelle der Probenentnahme aus Infusionskathetern
- Nüchternheitsstatus und früheren Alkoholkonsum bei Entnahme erfragen & dokumentieren
- außergewöhnliche Tätigkeiten/Belastungen bei Entnahme erfragen & dokumentieren
- bei schwierigen Verhältnissen zur pVk-Anlage Nutzung von Sonographie
- für BE für Blutkulturen bei Erwachsenen erneute Punktion mit gerader Nadeln oder Butterfly anstatt über bestehenden pVk zur Kontaminationsminimierung (CAVE: erste mL in jedem Fall verwerfen)
- beim Legen eines neuen pVk mit einer Nadelstärke ≤ 18G Blutprobenentnahme über pVk nach Nutzen-Risiko-Analyse und bei Befolgung einer SOP zur Risikominderung erwägen (CAVE: Vorsichtsmaßnahmen zur Verringerung der Hämolyseraten wie z.B. Verwendung von Röhrchen mit niedrigem Vakuum oder manuelle Aspiration empfohlen)
- CAVE: Risikoanalyse sollte Kontraindikationen für neue Venenpunktion und Schätzung des Hämolyse-Risikos bei Verwendung des neu gelegten peripheren Venenkatheters umfassen
Qualitätssicherung
- Blutentnahmeröhrchen zur Verringerung der Fehlerquote vor Entnahme in Anwesenheit der Patient*innen beschriften
- Entnahmeposition bei Verlaufskontrollen nicht verändern (z.B. wenn Patient*in längere Zeit gelegen hat, sollte Blutentnahme erneut im Liegen erfolgen)
- Auswahl und Einführung von Qualitätsindikatoren/Schlüsselindikatoren zur Unterstützung der Notaufnahme- & Laborteams bei der Aufrechterhaltung/Verbesserung der präanalytischen, analytischen und postanalytischen Prozessqualität der Blutentnahme (bspw. Qualitätsindikatoren wie Kontaminationsrate von Blutkulturen, Häufigkeit doppelter chemischer Tests und andere Gründe für die Zurückweisung von Proben wie Hämolyse, Unterfüllung und Gerinnung)
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