veröffentlichende Fachgesellschaft: European Resuscitation Council (ERC) bzw. Deutscher Rat für Wiederbelebung (GRC)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 22.10.2025
Ablaufdatum: 22.10.2030
Quelle/Quelllink: https://cprguidelines.eu/ bzw. https://www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien
Epidemiologie
Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses
- jährliche OHCA-Inzidenz: 55 pro 100.000 Einwohner*innen
- Durchschnittsalter: 67 ± 17 Jahre (65 % männlich)
- 70 % der OHCA ereignen sich im privaten Umfeld
- bei 20 % initial schockbarer Rhythmus
- in 91 % liegt medizinische Ursache zu Grunde
- 9 europäische Länder verfügen über OHCA-Register und 17 Länder haben zumindest lokale organisierte Ersthelfersysteme (First Responder)
- Wiederbelebungsquote durch Notfallzeugen in Europa liegt bei 58 % mit erheblichen regionalen Unterschieden (von 13 - 82 %)
- AED-Verwendung vor Eintreffen RD variiert in europäischen Ländern zw. 2,6 - 59 %
- 7,5 % überleben prähospitalen Kreislaufstillstand, wobei die Werte in den einzelnen europäischen Ländern zw. 3,1 – 35 % schwanken
Kreislaufstillstand im Krankenhaus
- jährliche IHCA-Inzidenz: 1,5 – 2,8 pro 1.000 Krankenhausaufnahmen
- für Europa vorgeschlagene einheitliche interne Telefonnummer zur Alarmierung des Notfallteams (2222) bei IHCA ist nur in 2 % der Länder implementiert
Schritte zur Verbesserung der Qualität der Versorgung und des Outcomes bei IHCA
- Planen und vorbereiten
- Aufbau und Förderung von Steuerung und Infrastruktur für ein Reanimationsprogramm
- Erfassung der Daten zur Bewertung und Verbesserung des Reanimationsprozesses und -erfolges
- Implementierung effektiver Aus- und Fortbildung in Reanimation
- Prävention
- frühzeitige Festlegung und regelmäßige Prüfung der Behandlungsziele für Patient*innen und Angehörige
- Verhinderung vermeidbarer Kreislaufstillstände im Krankenhaus
- Ausführen
- Entwicklung und Einführung eines effektiven Reanimationssystems
- leitliniengerechte Reanimation
- leitliniengerechte Behandlung nach Kreislaufstillstand
- Prinzipien und Arbeitskultur
- Implementierung einer Patient*innen-bezogenen Kultur der Exzellenz in der Versorgung
- Sicherstellen des Wohlbefindens der medizinischen Fachkräfte
langfristiges Überleben und Rückkehr in die Gesellschaft
- Mehrheit der Überlebenden eines OHCA benötigt nach Krankenhausentlassung Nachsorge durch multidisziplinäres Team
- 1/3 Überlebenden eines OHCA erhält kardiologische Rehabilitation
lebensrettende Systeme
- Überlebenskette (viergliedrige Kette): Konzept, das das komplexe Konzept lebensrettender Systeme zusammenfasst (richtet sich an alle, die an der Reanimation beteiligt sind, darunter Laien, medizinisches Fachpersonal, Ausbilder*innen und alle beteiligten Gruppen; ggf. ergänzt um weitere Kettenglieder für bestimmte Situationen oder Zielgruppen)

- Überlebensformel: übergeordnete System hinter einer erfolgreichen Rettungskette und die ihr zugrunde liegenden Faktoren (geeignet, um die komplexe Wechselwirkung zwischen Wissenschaft, Ausbildung und Umsetzung darzustellen, die für optimale Reanimationserfolge erforderlich ist); drei interaktive Faktoren der Überlebensformel:
- Wissenschaft (kontinuierliche Bewertung von Evidenz durch ILCOR und Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien durch ERC)
- Ausbildung (Reanimationsausbildung für Personen, die möglicherweise oder tatsächlich Patient*innen mit Kreislaufstillstand versorgen –> Ausbildung, die effektiv und auf dem neuesten Stand sein muss)
- Durchführung (gut funktionierende Überlebenskette auf regionaler und lokaler Ebene, die eventuell an unterschiedliche Ressourcen angepasst ist)
- multinationale Gremien, nationale Regierungen, lokale Behörden und nationale Räte für Wiederbelebung (NRC) sollen sich für Maßnahmen einsetzen, die die Überlebenschancen erhöhen und die Lebensqualität von Patienten mit Kreislaufstillstand verbessern (z.B. Öffentlichkeitskampagnen, obligatorische Ausbildung in Wiederbelebung etc.)
- Sensibilisierungskampagnen und Initiativen zur CPR-Förderung (z.B. multinationale Kooperationsgremien, Bürgerschaftsinitiativen etc.
- Obligatorische HLW-Ausbildung wie z.B. Kinder retten Leben (KSL; jährliches BLS-Training für alle Schulkinder) oder „Learn to Drive Learn CPR“ (EH-Kurs für Führerschein)
- Nutzung Sozialer Medien, um Aufklärungskampagnen zu unterstützen, Wissen über Wiederbelebung für alle Altersgruppen zu verbreiten, die Beteiligung der Bevölkerung zu fördern und die Mission des ERC voranzutreiben
- organisierte Ersthelfende: Implementierung von Ersthelferprogrammen, Vernetzung der Systeme zur Entsendung von Ersthelfenden mit AED-Registern etc.
Organisation des Rettungsdienstes bei Kreislaufstillstand
- Verwendung standardisierter Algorithmen oder Kriterien verwenden, um Kreislaufstillstand sofort zu erkennen
- Erkennen eines OHCA in Leitstellen schulen, überwachen und verbessern
- öffentlich zugängliche AED-Systeme mit Dispatcher-Unterstützung einführen und evaluieren, inkl. der Verknüpfung mit AED-Registern
- in Rettungsleitstellen sollen Disponent*innen systematisch ermöglichen, Telefonreanimation durchzuführen
- Verwendung verschlossener oder unzugänglicher AED-Schränke verhindern
- alle RTW, die zum OHCA gerufen werden, sollen mit Defibrillator ausgestattet sein
- Organisation präklinischer Notfallteams für Erwachsene und Kinder mit OHCA
- geringe Reanimationserfahrung des Personals überwachen/erkennen und angehen, um sicherzustellen, dass in den Teams Mitgliedern mit aktueller Erfahrung sind –> geeignete Schulungen durchführen, um geringe Erfahrung auszugleichen
- Strategien zur Systemverbesserung einsetzen, um das Patient*innen-Outcome zu verbessern
- Regeln zur Beendigung der Reanimation (termination of resuscitation, TOR) einführen, um anhand der TOR-Kriterien und unter Berücksichtigung der spezifischen lokalen rechtlichen, organisatorischen und kulturellen Gegebenheiten zu entscheiden, ob die Reanimation abgebrochen oder während des Transports fortgesetzt werden soll
Management des Kreislaufstillstands im Krankenhaus
- Einführung eines Innerklinischen Notfallteams (RRS) in Betracht ziehen
- Verbesserungsstrategien verwenden, um das Patient*innen-Outcome zu steigern
- Protokolle für Umgang mit Angehörigen während der Wiederbelebung implementieren und das medizinische Personal entsprechend schulen
- Nutzung des Rahmenplan „Zehn Schritte zur Verbesserung der Qualität der Versorgung und des Outcomes bei Kreislaufstillstand im Krankenhaus“, um strukturierte, systematische Verbesserung der Reanimationsqualität, der Reanimationserfolge und des Wohlbefindens der Teams zu erreichen
- Cardiac Arrest Zentren (CAC)
- erwachsene Patient*innen mit nicht traumatischem OHCA nach Möglichkeit in CAC versorgen
- lokale Protokolle zur Entwicklung und Erhaltung eines Netzwerks für Kreislaufstillstand einrichten
Basic Life Support (BLS) bei Erwachsenen
- folgende drei Schrite, wenn eine Person nicht ansprechbar ist
- Prüfen (Ist es sicher, sich zu nähern? Ist die Person bei Bewusstsein?)
- Rufen (RD rufen, Atmung beurteilen)
- Drücken (CPR beginnen, wenn keine Reaktion und keine normale Atmung)

Erkennen eines Kreislaufstillstand
- Eigenschutz beachten
- V.a. Kreislaufstillstand bei jeder Person, die nicht reagiert
- unverzüglich die Notrufnummer 112 anrufen
- Atmung beurteilen, während auf Antwort gewartet wird (langsame, mühsame Atmung sowie andere abnormale Atemmuster wie agonales Röcheln oder Schnappen = Anzeichen eines Kreislaufstillstands –> Beginn CPR)
- ggf. zu Beginn eines Kreislaufstillstands kurzzeitig Krämpfe möglich –> Atmung beurteilen, sobald Krämpfe aufhören
- keine Reaktion (Bewusstlosigkeit) & abnormale Atmung = Kreislaufstillstand (im Zweifelsfall von Kreislaufstillstand ausgehen und mit CPR beginnen)

Alarmierung des Rettungsdienstes
- unverzüglich die Notrufnummer 112 rufen und, falls möglich, Lautsprecher des Mobiltelefon einschalten –> Atmung beurteilen, während auf Herstellung der Verbindung gewartet wird
- wenn allein, kein Mobiltelefon zur Hand oder kein Mobilfunknetz/keine Satellitenverbindung besteht –> Hilfe rufen und weiter die Atmung beurteilen –> Person verlassen, um Rettungsdienst zu alarmieren, wenn niemand zur Hilfe kommt –> CPR beginnen, wenn man zurück ist
Rolle des Leitstellendisponenten
- Verwendung standardisierter Protokolle, um das Erkennen eines Kreislaufstillstands zu erleichtern
- Anrufer CPR-Anweisungen geben, sobald ein Kreislaufstillstand erkannt wurde
- primär davon ausgehen, dass Anrufer*in nicht weiß, wie CPR durchgeführt wird, und nur Anweisungen für Thoraxkompression geben (wenn Anrufer*in weiß, wie Atemspende durchgeführt wird, bei Wiederbelebung im Verhältnis 30:2 unterstützen)
- sobald CPR läuft, erfragen, ob ein „AED” oder „Defibrillator” vor Ort ist
- wenn kein AED vor Ort verfügbar und mehr als ein*e Notfallzeug*in anwesend –> Notfallzeug*in zum nächsten AED lotsen
- sobald AED verfügbar –> Notfallzeug*in anleiten, den AED zu aktivieren und den Anweisungen des AED zu folgen
- registrierte Ersthelfende aus der Gemeinde zum Einsatzort senden und AED in der Nähe holen lassen, sofern Ersthelfersysteme implementiert sind
hochwertige Thoraxkompression
- so schnell wie möglich mit der Herzdruckmassage beginnen
- Handballen auf die untere Hälfte des Brustbeins („in die Mitte der Brust“) legen –> Handballen der anderen Hand auf die erste Hand legen –> Finger beider Hände verschränken, um sicherzustellen, dass kein Druck auf die Rippen ausgeübt wird, und Arme gerade halten –> Schultern senkrecht über der Brust der Person positionieren –> mindestens 5 cm, aber nicht mehr als 6 cm tief drücken –> auf den Brustkorb mit Frequenz von 100 – 120 /min möglichst ohne Unterbrechungen drücken –> Brustkorb nach jeder Kompression vollständig zurückfedern lassen (nicht auf Brustkorb lehnen)
- ggf. Kleidungsstücke zu entfernen, um richtige anatomische Ort zu identifizieren
- Wiederbelebung ist am effektivsten auf fester Unterlage (CAVE: Helfer*innen sollen Person nicht von „weicher” Unterlage auf den Boden legen, sondern Wiederbelebung z.B. auf dem Bett beginnen und tiefer drücken)
Beatmungen
- geschult in Beatmung –> Wechsel zw. 30 Kompressionen und 2 effektiven Beatmungen
- nur mit so viel Luft beatmen, dass sich der Brustkorb hebt (übermäßige Beatmung vermeiden)
- keine Beatmung nach 2 Versuchen möglich –> an Fremdkörperverlegung der Atemwege denken
- keine Schulung in Beatmung –> ununterbrochene Herzdruckmassage
Verwenden eines automatisierten externen Defibrillators (AED)
- alle Laien und medizinischen Fachkräfte ermutigen, AEDs zu verwenden
- AED-Standorte
- Standorte von AEDs durch deutliche Beschilderung kennzeichnen (gut sichtbare Standorte; Beschilderung soll darauf hinweisen, dass AEDs von jedermann verwendet werden können und dazu keine Schulung erforderlich ist)
- AED-Boxen sollen unverschlossen rund um die Uhr an jedem Wochentag (24/7/365)
- AED-Verfügbarkeit an Orte mit hohem Personenaufkommen (Flughäfen, Einkaufszentren etc.)
- ggf. AED-Standorte auch über elektronische Kartensysteme ermitteln, die auf Mobiltelefonen und Computeranwendungen verfügbar sind
- Gemeinden anregen, AEDs in öffentlichen Räumen aufzustellen, v.a. an Orten mit höherer Inzidenz von Kreislaufstillstand
- AEDs bei örtlichen Rettungsdiensten registrieren (v.a. mit AED-Registern und Ersthelferprogrammen verlinken)
- Verwendung eines AED
- AED verweden, sobald er verfügbar ist
- Hülle öffnen, falls nötig –> AED einschalten, wenn er dies nicht automatisch tut –> akustischen/visuellen Anweisungen des AED befolgen –> Elektrodenpads auf der nackten Brust der Person befestigen wie auf dem AED gezeigt –> Analyse –> Schockabgabe –> Thoraxkompressionen sofort nach dem Schock fortsetzen –> weiter die Anweisungen des AED befolgen
- CPR fortsetzen während die Defibrillatorpads angebracht werden, wenn es mehrere Helfer gibt
- sicherstellen, dass niemand die Person anfasst, während der AED den Herzrhythmus analysiert oder ein Schock empfohlen ist (CAVE: vollautomatische AEDs geben Schock automatisch ab, bei halbautomatischen AEDs muss die/der Helfer*in den Auslöseknopf drücken
- wenn kein Schock empfohlen –> Thoraxkompressionen sofort fortsetzen
- Pad-Positionen

Sicherheit
- auf die eigene Sicherheit, die der Person mit Kreislaufstillstand und von allen Notfallzeug*innen achten
- bei vermutetem Kreislaufstillstand mit CPR beginnen, ohne sich Gedanken über mögliche Schäden zu machen, falls kein Kreislaufstillstand vorliegt
- Risiko einer Verletzung und Infektionsrisiko für Helfende bei CPR ist gering
- Risiko von Schäden der Helfenden durch versehentlichen Schock eines AED ist gering
- an psychische Situation von Laien und Notfallzeug*innen denken und ihnen psychologische Unterstützung anbieten
Advanced Life Support (ALS) bei Erwachsenen

Prävention von Kreislaufstillstand im Krankenhaus
- gemeinsame Entscheidungsfindung und Vorausplanung der Versorgung (Notfallbehandlungspläne, um die Behandlungsziele zu klären und die versehentliche Unterlassung anderer indizierter Behandlungen neben der CPR zu verhindern)
- Verwendung von Frühwarnsystemen mit Frühwarnscore zum frühzeitigen Erkennen von Patient*innen, die kritisch krank sind oder bei denen das Risiko einer klinischen Verschlechterung besteht
- Personalschulung in der Erkennung, Überwachung und Erstversorgung akut erkrankter Patient*innen
- Ermächtigung alle Mitarbeitenden, Hilfe zu rufen, wenn sie bei Patient*innen das Risiko einer physiologischen Verschlechterung erkennen
- klare Regeln für die klinische Reaktion auf abnormale Vitalzeichen und kritische Erkrankungen (z.B. Intensivpflegedienst und/oder ein Notfallteam, wie z. B. medizinisches Notfallteam, Rapid Response Team)
- strukturierte Kommunikation, um effektive Informationsübergabe von zu gewährleisten
- Versorgung in einem Klinikbereich, der für die Schwere der Erkrankung über die erforderlichen personellen Ressourcen, Kompetenzen und Einrichtungen verfügt
- Fälle von Kreislaufstillstand prüfen, um Möglichkeiten zur Verbesserung des Systems zu identifizieren und wichtige Erkenntnisse an das Personal weiterzugeben
- Teilnahme an nationalen Audits zum Kreislaufstillstand, um Benchmark für lokale Leistungsfähigkeit zu haben
Prävention von Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses
- Risikostratifizierung bzgl. KHK bei Risiko-Patient*innengruppen (z.B. Alte)
- Augenmerk auf die Erkennung von Frühwarnzeichen, die Implementierung eines effizienten Rettungsdienstes und die Prävention von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen legen
- Beurteilung durch Kardiolog*in (inkl. EKG, Echo, 24-h-EKG & Belastungstest), auch bei scheinbar gesunde junge Erwachsene mit Symptomen wie z.B. Synkope/Präsynkope, Brustschmerzen und Herzklopfen oder charakteristischen Symptomen einer arrhythmischen Synkope
- systematische Untersuchung in Spezialklinik bei Familienangehörigen junger SCA-Patient*innen (sudden cardiac arrest) zur Identifizierung von Personen mit erblichen Erkrankungen
- Beachtung der aktuellen ESC-Leitlinien zur Diagnose und Behandlung von Synkopen und Herzrhythmusstörungen
Behandlung eines Kreislaufstillstands im Krankenhaus
- so früh wie möglich mit ALS beginnen (mit sofortiger CPR, Defibrillation & Medikamentengabe)
- gesamtes Krankenhauspersonal soll in der Lage sein, einen Kreislaufstillstand schnell zu erkennen, Hilfe zu rufen, CPR einzuleiten und zu defibrillieren
- einheitliche KH-Notfallnummer für den Kreislaufstillstand (2222)
- Vorhandensein von Reanimationsteams, die sofort auf IHCAs reagieren (Mitglieder mit akkreditierten ALS-Kurs sowie Schlüsselkompetenzen und Kenntnisse zur Behandlung eines Kreislaufstillstands)
- Reanimationsteam soll sich zu Beginn jeder Schicht treffen, um sich zu kennen und die Aufgaben im Team zu verteilen
- standardisierte Reanimationsausrüstung in Krankenhäusern
- Regeln zur Beendigung der Reanimation (Termination of Resuscitation Rules, TOR) sollen nicht als alleinige Strategie zur Beendigung einer Reanimation im Krankenhaus verwenden

Behandlung des Kreislaufstillstands außerhalb des Krankenhauses
- Rettungsdienste sollen so organisiert sein, dass sie eine schnelle ALS-Versorgung mit ausreichend qualifiziertem Personal gewährleisten können (CAVE: kann ein präklinisches Notfallteam einschließen und soll berücksichtigen, welche Maßnahmen vor Ort durchgeführt werden können)
- bei Erwachsenen mit nicht traumatischem OHCA nach lokalen Protokollen der Transport in ein Cardiac Arrest Zentrum bedenken
- Rettungsdienst kann TOR-Kriterien einführen, wenn die TOR-Kriterien unter Berücksichtigung des lokalen rechtlichen, organisatorischen und kulturellen Kontext lokal validiert wurden
- Häufigkeit der Alarmierung des Personals zu Reanimationen monitoren und geringe Erfahrung ansprechen, um die Erfahrung des Rettungsdienstteams in der Reanimation zu erhöhen
Debriefing
- datengestützte, leistungsorientierte Debriefings der Helfenden verwenden, um die Qualität der Wiederbelebung und das Patient*innen-Outcome in Zukunft zu verbessern
ALS in ressourcenarmen Umgebung
- ALS-Leitlinie ggf. an die Ressourcen anpassen
- Helfer*innen sollen sich bewusst sein, dass ALS selbst in Ländern mit hohem Einkommen durch begrenzte Ressourcen eingeschränkt sein kann
- zweistufiger Ansatz, der Basismaßnahmen und erweiterte Maßnahmen umfasst, ist möglicherweise am sichersten und effektivsten
Aufwachen/Bewusstsein durch CPR (CPR-induziertes Bewusstsein)
- Aufwachen/Bewusstsein unter Wiederbelebungsmaßnahmen (ohne ROSC) ist selten, wird jedoch zunehmend berichtet –> Verwendung von Sedativa oder Analgetika (oder beidem) in geringen Dosen erwägen, um Schmerzen und Leiden bei Patient*innen zu vermeiden, die während der Wiederbelebung bei Bewusstsein sind
- bei bewusstseinsklaren Patient*innen nicht nur Muskelrelaxantien verabreichen
- optimale Dosierung für Sedierung und Analgesie während der Wiederbelebung ist unklar (Orientierung an lokalen Regeln bei für kritisch kranken Patient*innen üblichen Dosierung, z.B. geringe Dosen von Fentanyl, Ketamin und/oder Midazolam)
Defibrillation
AED vs. manuelle Defibrillation bei ALS
- Nutzung manueller Defibrillatoren nur durch Helfende, die Kreislaufstillstand schnell und sicher erkennen (< 5 sec) und bei Bedarf sicheren Schock mit minimaler Unterbrechung (< 5 sec) der Thoraxkompressionen abgeben können
- Anwendende erweiterter lebensrettender Maßnahmen müssen sowohl mit AED als auch mit manuellem Defibrillator vertraut sein
- wenn bei Eintreffen des ALS-Teams bereits AED im Einsatz ist, dessen Sprachanweisungen befolgen –> wenn mgl., während eines 2-minütigen Wiederbelebungszyklus auf manuellen Defibrillator umstellen
Defibrillationsstrategie
- CPR fortsetzen, während Defibrillator geholt und Elektroden angelegt werden
- so früh wie möglich defibrillieren, wenn indiziert
- unter minimaler Unterbrechung der Thoraxkompressionen defibrillieren und Pausen vor/nach dem Schock minimieren (CPR fortsetzen, während Hochladen und sofort nach Schockabgabe)
- sofortige Defibrillation bei VF jeder Amplitude (auch bei feinem VF) versuchen
- Herzdruckmassage nach der Schockabgabe sofort wieder aufnehmen
- bei klinischen und physiologischen Anzeichen für ROSC (z.B. Rückkehr des Bewusstseins, willkürliche Bewegungen, arterieller Puls oder steiler etCO2-Anstieg) ggf. Herzdruckmassage unterbrechen, um Rhythmus zu analysieren und ggf. Puls zu tasten
- bei Verwendung eines Defibrillators, der die Bewegungsartefakte eliminiert, kann der Rhythmus des Kreislaufstillstands jede 2. Minute als Entscheidungshilfe für die Rhythmus- und Pulsprüfung dienen (CAVE: bei Asystolie keine Unterbrechung der Herzdruckmassage)
sichere und wirksame Defibrillation
- Brandgefahr minimieren, indem Sauerstoffmasken, O2-Schläuche oder Maske-Beutel abgenommen und mind. 1 m vom Brustkorb entfernt werden (bei masch. Beatmung Ausatemluft des Beatmungskreises vom Brustkorb wegleiten; selbstfüllende Beutel oder Beatmungsschläuche an SGA oder ET angeschlossen lassen)
- Aufladen des Defibrillators vor Rhythmuskontrolle kann „hands off“-Zeit vor Schockabgabe minimieren (akzeptable alternative Strategie, wenn sie ohne Pausen durchgeführt wird)
- sichere Schockabgabe mit manuellem Defibrillator, ohne Unterbrechung der mechanischen Thoraxkompression
- keine Defibrillation während der manuellen Herzdruckmassage (auch nicht mit medizinischen Handschuhen)
Defibrillationselektroden und Paddles
- keine ausreichenden Belege für Empfehlung bzgl. bestimmter Größe für Elektroden oder Paddles für optimale externe Defibrillation von Erwachsenen
- wenn verfügbar, Defibrillationspads den Paddles vorziehen, da sie praktische Vorteile für die routinemäßige Überwachung und Defibrillation bieten
- bei Verwendung von Defibrillationspaddles festen Druck auf beide Paddles ausüben, um Hautkontakt zu optimieren, transthorakale Impedanz zu minimieren und das Risiko von Lichtbögen zu verringern
- antero-laterale Pad-Position ist die Position der Wahl für die anfängliche Platzierung der Pads/Paddles (CAVE: v.a. auf korrekte Position des apikalen (lateralen) Pads achten, d.h. unterhalb der Achselhöhle in der mittleren Axillarlinie)

- antero-posteriore Pad-Position für Vektorwechsel nach drei fehlgeschlagenen Schocks bei refraktären schockbaren Rhythmen erwägen (vorderes Pad: links vom Brustbein, wobei Brustgewebe so weit wie möglich vermieden werden sollte; hinteres Pad: auf gleicher Höhe, mittig direkt medial vom linken Schulterblatt)

- bei ICD-Patient*innen Elektroden mehr als 8 cm vom Gerät entfernt platzieren oder alternative Elektrodenposition verwenden (alternative Elektrodenposition erwägen, bei Bauchlage (bi-axillär) oder bei refraktärem schockbaren Rhythmus)
- alternative Elektrodenposition bei Patient*innen in Bauchlage (biaxillär) oder bei refraktärem, schockbarem Rhythmus erwägen
Energiestufen und Anzahl der Schocks
- einzelne Schocks vor 2-minütigem Zyklus von Thoraxkompressionen abgeben
- Verwendung von bis zu drei aufeinanderfolgenden Schocks erwägen, wenn VF/pVT während eines am Monitor beobachteten Kreislaufstillstands mit sofort verfügbarem Defibrillator auftritt (CAVE: für Adrenalin-Gabe nach drei fehlgeschlagenen Schocks diese Dreiergruppe von Schocks als ersten Schock zählen)
- Energielevel
- bei biphasischen Impulsformen: Defibrillationsenergie für ersten Schock mind. 150 J
- bei gepulsten biphasischen Impulsformen: erste Schock mit 130 – 150 J
- wenn erster Schock nicht erfolgreich und der Defibrillator Schocks mit höherer Energie abgeben kann, Energie für nachfolgende Schocks erhöhen
- für alle Schocks die höchste Energieeinstellung, wenn die empfohlenen Energieeinstellungen des Defibrillators nicht bekannt sind
- bei adipösen Patient*innen Standardeinstellungen verwenden
refraktäres Kammerflimmern
- Erhöhung der Schockenergie nach fehlgeschlagenem Schock erwägen
- Änderung des Defibrillationsvektors durch Verwendung einer alternativen Elektrodenposition (z. B. antero- posterior) erwägen bei refraktärem VF (anhaltendes VF nach drei aufeinanderfolgenden Schocks) und sicher korrekter antero-lateralen Positionierung der Elektroden –> nach dem fehlgeschlagenen dritten Schock neuen Elektrodensatz für die nächste Rhythmuskontrolle anbringen (CAVE: Kontaktflächen der Elektroden rasieren)
- duale (doppelte) sequenzielle Defibrillation (DSD; Verwendung einer Kombination aus anterolateraler und anteroposteriorer Elektroden, die in schneller Folge entladen werden) für den Einsatz bei refraktären schockbaren Rhythmen empfohlen, aber kein routinemäßiger Einsatz wegen der praktischen Herausforderungen bei der Verwendung von zwei Defibrillatoren und der begrenzten Evidenz für ihre Wirksamkeit
Analyse der Kammerflimmercharakteristik zur Optimierung des Schockerfolgs
- Defibrillationsschocks nach Sprachanweisungen des AED abgeben oder bei Kammerflimmern/pulsloser ventrikulärer Tachykardie (VF/pVT) manuelle Defibrillation, wobei die VF-Impulsformanalyse (z.B. basierend auf der Amplitude) derzeit keine Rolle bei der Ermittlung des optimalen Zeitpunkts für die Defibrillation spielt
Patient*innen mit aktivem ICD
- Helfende können signifikanten Stromschlag in ihren Armen spüren, wenn während der externen Thoraxkompressionen ein Schock durch ICD abgegeben wird, selbst wenn sie medizinische Handschuhe tragen
- wenn ICD einen schockbaren Rhythmus nicht beendet, konventionelle externe Schocks abgeben (CAVE: geänderte Elektrodenposition berücksichtigen)
- wenn der ICD fälschlicherweise Arrhythmien erkennt und unangemessene Schocks abgibt, kann über den ICD gehaltener Magnet die Schocks vorübergehend stoppen, ohne die Stimulation zu deaktivieren (CAVE: sofern programmiert)


Atemwege und Beatmung
- bei der CPR mit Basismanagement der Atemwege beginnen und Maßnahmen je nach den Fähigkeiten der Helfenden schrittweise intensivieren
- Gabe der höchstmöglichen inspiratorischen Sauerstoffkonzentration
- so bald wie möglich mit wirksamen Beatmungen beginnen (CAVE: auf Frequenz und Tidalvolumen achten; Hypo- & Hyperventilation vermeiden)
- für wirksame Beutel-Maske-Beatmung sorgen (Maske optimal abdichten und Atemweg frei halten –> ggf. Zwei-Personen-Technik)
- jede Beatmung soll 1 sec lang den Brustkorb sichtbar anheben
- bei SGA ist I-gel einem Larynx-Tubus vorzuziehen
- ETI nur durch Helfend*e mit hoher Erfolgsquote und unter Kontrolle durch Kapnographie (hohe Erfolgsquote = Intubation mit zwei Versuchen in über 95 %)
- Thoraxkompression für Intubation < 5 sec unterbrechen
- direkte oder Video-Laryngoskopie je nach lokalen Regeln und Erfahrung der Helfenden (wenn sofort verfügbar, Video- der direkten Laryngoskopie vorziehen)
- ösophageale Fehlintubation durch ständige kapnographische ETCO2-Kurve ausschließen (auch zur Sicherung der ordnungsgemäßen Beatmung mit SGA oder Maske)
- sobald ET oder SGA eingeführt wurde, mit Frequenz von 10/min beatmen und Thoraxkompressionen während der Beatmung ohne Unterbrechung fortsetzen (CAVE: wenn bei SGA Luft austritt und Beatmung unzureichend ist,Thoraxkompressionen für die Beatmung wieder im Verhältnis 30:2 unterbrechen)
- Versuch der chirurgische Koniotomie durch entsprechend geschulte Helfende, wenn Standard Atemwegsmanagement (Oropharyngeal-Tubus und Beutel-Maske/SGA/ET) beim Kreislaufstillstands versagt
Parameter für volumenkontrollierte Einstellung bei mechanischer Beatmung
- Tidalvolumen: 6 – 8 mL/kg (geschätztes Körpergewicht; bzw. soviel, dass sich Brustkorb hebt, mit maximaler inspiratorischer Sauerstoffkonzentration)
- Beatmungsfrequenz: 10/min
- Inspirationszeit: 1 – 2 sec
- PEEP: 0 – 5 cmH2O
- Spitzendruckalarm: 60 – 70 cmH2O
- Flow-Trigger: ausgeschaltet
Medikamente und Flüssigkeiten
Gefäßzugang
- initial i.v.-Zugang anstatt i.o.-Zugang versuchen
- wenn i.v.-Zugang nach 2 Versuchen frustran, i.o.-Zugang als alternativen Gefäßzugang in Betracht ziehen
Vasopressoren
- so bald wie möglich 1 mg Adrenalin bei Kreislaufstillstand mit nicht defibrillierbaren Rhythmus
- 1 mg Adrenalin nach dem 3. Schock bei Kreislaufstillstand mit defibrillierbarem Rhythmus
- Gabe von 1 mg Adrenalin alle 3 – 5 min wiederholen, solange ALS-Maßnahmen fortgesetzt werden
Antiarrhythmika
- 300 mg Amiodaron i.v. bei Kreislaufstillstand, der nach drei Defibrillationen noch in VF/pVT verbleibt
- weitere Dosis 150 mg Amiodaron i.v. bei Kreislaufstillstand, der nach fünf Defibrillationen noch in VF/pVT verbleibt
- Amiodaron Dosen nach drei und fünf Schocks sind unabhängig davon, ob die schockbaren Rhythmen sequenziell (refraktär) oder intermittierend (rezidivierend) auftreten
- alternativ 100 mg Lidocain i.v., wenn Amiodaron nicht verfügbar ist oder vor Ort entschieden wurde, Lidocain anstelle von Amiodaron zu verwenden (nach fünf Defibrillationsversuchen 50 mg Lidocain i.v.)
Thrombolytika
- thrombolytische Therapie erwägen, Lungenembolie als Ursache des Kreislaufstillstands bewiesen ist oder vermutet wird
- Wiederbelebung für 60 – 90 min fortführen nach Gabe des Thrombolytikums
Flüssigkeit
- nur dann Volumen während CPR geben, wenn Kreislaufstillstand durch Hypovolämie verursacht
- entweder isotone Kochsalzlösung oder balanzierte Kristalloidlösungen verwenden
andere Medikamente
- keine routinemäßige Gabe von Kalzium, Natriumbikarbonat oder Kortikosteroiden
ALS bei Kreislaufstillstand unter Intensivüberwachung und physiologisch gesteuerte Wiederbelebung
- plötzlicher etCO2-Abfall kann auf Kreislaufstillstand oder sehr niedriges HZV hinweisen
- Beginn von Thoraxkompressionen erwägen, wenn RRsys trotz Interventionen sinkt und unter 50 mmHg bleibt
- bei Erwachsenen mit kontinuierlichen arteriellen Blutdrucküberwachung, Adrenalin zunächst in kleinen Dosen (z.B. 50 – 100 μg i.v.) anstelle eines 1 mg Bolus geben –> wenn insg. 1 mg appliziert und keine Reaktion eintritt, sicherstellen, dass eine Extravasation vorliegt, und weitere i.v. Adrenalindosen von 1 mg alle 3 – 5 min erwägen
- pragmatisches Ziel der physiologisch gesteuerten Wiederbelebung ist RRdia von ≥ 30 mmHg (intraarteriell) und etCO2 ≥ 25 mmHg (3,3 kPa)
Kapnographie während der erweiterten Reanimationsmaßnahmen
- Kapnographie, um korrekte ET-Platzierung während der CPR zu bestätigen
- Kapnographie, um Qualität der CPR zu überprüfen
- Anstieg des etCO2 während der CPR kann auf ROSC hinweisen (CAVE: Thoraxkompression jedoch nicht allein aufgrund dessen unterbrochen)
- niedrigen etCO2-Wert nicht allein für den Abbruch einer Reanimation verwenden
Einsatz der Sonographie während erweiterter Reanimationsmaßnahmen
- „Point-of-Care-Ultraschall“ (POCUS)-Einsatz während des Kreislaufstillstands nur durch qualifizierte Untersucher*innen
- POCUS darf keine zusätzlichen oder längeren Unterbrechungen der Thoraxkompressionen verursachen
- POCUS kann nützlich sein, behandelbare Ursachen für einen Kreislaufstillstand wie Herzbeuteltamponade und Spannungspneumothorax zu identifizieren
- rechtsventrikuläre Dilatation während des Kreislaufstillstands soll nicht isoliert zur Diagnose einer Lungenembolie führen
- POCUS nicht zur Beurteilung der Kontraktilität des Myokards als alleinigen Indikator für die Beendigung der CPR verwenden
Geräte
mechanische Geräte zur Thoraxkompression
- mechanische Thoraxkompressionen nur in Betracht ziehen, wenn hochwertige manuelle Thoraxkompression nicht praktikabel ist oder die Sicherheit der Anwender*innen gefährdet
- Verwendung mechanischer Reanimationsgeräte nur durch im Umgang mit dem Gerät vertraute Teams
Resuscitative endovascular balloon occlusion of the aorta (REBOA)
- keine routinemäßige Anwendung von REBOA bei Kreislaufstillstand, es sei denn im Rahmen einer klinischen Studie
Intra-arrest cooling
- keine Kühlung unter Reanimation im Rahmen der erweiterten Maßnahmen (außer bei schwerer Hyperthermie)
extrakorporale Wiederbelebung
- extrakorporale Wiederbelebung (ECPR) als Rettungsmaßnahme für ausgewählte Erwachsene mit IHCA und OHCA überlegen, falls die konventionelle Wiederbelebung die spontane Durchblutung nicht wiederherstellt und Voraussetzungen dafür gegeben sind
Arrhythmien während des Kreislaufstillstands (Peri-Arrest-Arrhythmien)
- Expertenrat einholen, wenn Arrhythmie und/oder lebensbedrohliche Symptome anhalten
- Beurteilung und Behandlung aller Arrhythmien richtet sich nach dem Zustand der Patient*innen (stabil oder instabil) und der Art der Arrhythmie —> persistierende Arrhythmien erfordern sorgfältige Evaluation
- zusätzlich zur unmittelbar nach dem ROSC auftretenden Arrhythmie sind lebensbedrohliche Symptomen bei instabilen Patient*innen:
- Schock also Hypotonie (z.B. RRsys < 90 mmHg) mit Zeichen der Kompensation, wie erhöhter sympathischer Aktivität, und Anzeichen einer unzureichenden Organperfusion
- Synkope (als Folge einer verminderten zerebralen Durchblutung)
- Herzinsuffizienz – manifestiert als Lungenödem und/oder erhöhter Jugularvenendruck
- Myokardischämie kann mit Brustschmerzen (Angina pectoris) einhergehen oder schmerzlos als isolierter Befund im 12-Kanal-EKG auftreten (CAVE: stille Ischämie)
Tachyarrhythmien

- elektrische Kardioversion als bevorzugte Therapie von Tachyarrhythmien bei instabilen Patient*innen mit potenziell lebensbedrohlichen Symptomen oder unmittelbar nach ROSC
- Kardioversion bei stabilen Patient*innen mit monomorpher VT empfohlen, die an struktureller Herzerkrankung leiden oder bei denen unklar ist, ob Herzmuskelschädigung zugrunde liegt
- wache Patient*innen vor Kardioversion anästhesieren bzw. sedieren (CAVE: Risiko einer hämodynamischen Verschlechterung durch Anästhesie/Sedierung)
- Schock mit synchronisierter R-Welle des EKG, um atriale oder ventrikuläre Tachyarrhythmien zu kardiovertieren
- bei Vorhofflimmern: initiale Kardioversion mit maximaler Energie an Stelle eines eskalierenden Ansatzes
- bei Vorhofflattern und paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardie: initialer Schock mit 70 – 120 J (Energie für folgende Schocks schrittweise erhöhen)
- bei ventrikulärer Tachykardie mit Puls: initialer Schock mit 120 – 150 J (schrittweise Erhöhung der Energie erwägen, wenn erster Schock keinen Sinusrhythmus herstellt)
- wenn Patient*in mit Kardioversion nicht Sinusrhythmus wechselt und instabil bleibt, 300 mg Amiodaron i.v. über 10 – 20 min (oder 10 – 15 mg Procainamid über 20 min) und dann erneuter Versuch der Kardioversion (an Loading Dose Amiodaron kann Infusion von 900 mg über 24 h anschließen)
- medikamentöse Behandlung bei hämodynamisch stabilen Patient*innen mit monomorpher ventrikulärer Tachykardie erwägen, wenn erhöhtes Risiko durch Sedierung oder Anästhesie besteht
- Amiodaron zur akuten Frequenzkontrolle bei hämodynamisch instabilen AF Patient*innen und stark eingeschränkter LVEF erwägen (bei stabilen Patient*innen mit LVEF < 40 % geringste Dosis eines Betablockers nehmen, um HF < 110/min zu erreichen; bei Bedarf zusätzlich Digoxin geben)
Bradykardien

- bei Bradykardie mit bedrohlichen Symptomen 500 μg Atropin i.v. (i.o.) und Gabe bei Bedarf alle 3 – 5 min bis zu einer Gesamtdosis von 3 mg wiederholen
- wenn Atropin-Behandlung unwirksam, Medikamente der 2. Wahl erwägen (5 μg /min Isoprenalin initial und 2- 10 μg /min Adrenalin)
- bei Bradykardie bei Patient*innen mit Herztransplantation oder Rückenmarksverletzung: 100 – 200 mg Aminophyllin langsam i.v. (CAVE: kein Atropin)
- Gabe von Glucagon erwägen, wenn Betablocker oder Kalziumkanalblocker als Ursache der Bradykardie in Frage kommen
- keine Atropin bei Patient*innen mit höhergradigem AV-Block und breitem QRS
- Pacing bei instabilen Patient*innen mit symptomatischer Bradykardie erwägen, die auf medikamentöse Therapie nicht ansprechen (entweder frühzeitige Einführen einer Schrittmachersonde ODER transthorakale/transkutane Stimulation als Überbrückung bis zur transvenösen Stimulation oder wenn transvenöse Stimulation nicht leicht verfügbar)
- bei einer Asystolie das EKG sorgfältig auf P-Wellen prüfen, da diese anders als eine echte Asystolie wahrscheinlich auf Schrittmachertherapie anspricht
- Versuch der Fauststimulation, wenn Atropin unwirksam ist und transvenöse/transkutane Schrittmachertherapie nicht unverzüglich verfügbar
unkontrollierte Organspende nach Kreislaufstillstand
- wenn kein ROSC zur erreichen ist, unkontrollierte Organspende nach Kreislauftod in Betracht ziehen, wenn in Ihrem Umfeld ein etabliertes Programm existiert und es den lokalen Regeln und Gesetzen entspricht
besondere Umstände
Allgemeine Empfehlungen
- bei Herzstillstand Reanimation gemäß Standard-ALS-Algorithmus einleiten
- stets Hypoxie, Hypovolämie, Elektrolytstörungen, Hypothermie, Herzbeuteltamponade, Intoxikation Thrombose und Spannungspneumothorax berücksichtigen
- Behandlung reversibler Ursachen kann vorrangig sein, auch wenn die Herzdruckmassage dafür kurzzeitig unterbrochen werden muss
besondere Ursachen
Management und Prävention von Kreislaufstillstand bei Anaphylaxie
- Anaphylaxie anhand von Atemwegs-, Atem- oder Kreislaufproblemen mit oder ohne Haut- und Schleimhautveränderungen erkennen
- Auslöser, wenn dies sofort machbar ist, entfernen oder stoppen
- bei jedem V.a. Anaphylaxie sofort 0,5 mg Adrenalin i.m. injizieren und dies, wenn innerhalb von 5 Minuten keine Besserung eintritt, wiederholen
- frühzeitig einen Bolus Kristalloide Infundieren und die Reaktion überwachen
Hyperkaliämie
- bei mittelschwerer bis schwerer Hyperkaliämie Gabe von 10 Einheiten Insulin und 25 g Glukose i.v. (anschließend 5 h lang Glukose 10 % 50 mh/h, wenn BZ zuvor < 7 mmol/L war)
- bei mittelschwerer und schwerer Hyperkaliämie Salbutamol (10 – 20 mg) als Ergänzung zur Insulin-Glukose-Therapie vernebeln
- bei schwerer Hyperkaliämie und EKG-Veränderungen Gabe von 30 mL Calciumgluconat 10 % i.v.
- beim hyperkaliämischen Kreislaufstillstand in allen Fällen schwerer Hyperkaliämie 10 mL Calciumchlorid 10 % und Natriumbicarbonat 50 mmol i.v. über separate Zugänge oder zwischendurch spülen
- Gabe von 10 g Natriumzirkoniumcyclosilikat oral zur Kaliumentfernung aus dem Körper
- bei refraktärer schwerer Hyperkaliämie Dialyse planen
- bei erfolglosem ersten Wiederbelebungsversuch gemäß lokaler Protokollen ECPR in Betracht ziehen

Hypokaliämie
- Behandlung richtet sich nach Schweregrad der Hypokaliämie und Symptomen und/oder EKG-Anomalien
- ggf. Kalium substituieren und Magnesiummangel korrigieren
- bei hypokaliämischem Kreislaufstillstand Gabe von Kaliumchlorid (20 mmol) über 2 – 3 min i.v., danach 10 mmol über 2 min, danach richtet sich die Infusionsgeschwindigkeit nach dem Kaliumspiegel
Hyperthermie
- Kerntemperatur messen, um die Behandlung zu steuern
- Patient*innen in eine kühle Umgebung bringen
- extern konduktiv, konvektiv und durch Verdunstung kühlen
- bei Hitzekollaps und Hitzeerschöpfung: kühle Umgebung, einfache externe Kühlung und die Gabe von Flüssigkeit ausreichend
- bei Hitzschlag: aktive Kühlmethoden bevorzugen, die möglichst schnelle Abkühlung bewirken, wie z.B. Kühlen mit Eis oder Eintauchen in kaltes Wasser


maligne Hyperthermie
- sofort alle Trigger stoppen (z.B. Ausschalten und Entfernen des Verdampfers und der Wechsel des Beatmungsgeräts)
- so schnell wie möglich Gabe von 2,5 mg/kg Dantrolen i.v.
- aktive Kühlung
- 100 % Sauerstoff und Normokapnie durch Hyperventilation anstreben
- Beatmungsgerät wechseln (alternativ Aktivkohlefilter wechseln)
- für Beratung und Nachverfolgung an ein Zentrum für maligne Hyperthermie wenden
toxininduzierte Hyperthermie
- Toxin-Exposition und -Absorption minimieren
- aktive Kühltechniken verwenden (CAVE: Antipyretika nicht wirksam)
akzidentelle Hypothermie
- bei bewusstlosen unterkühlten Patient*innen bis zu 1 min lang die Vitalfunktionen prüfen
- Kerntemperatur mit Niedrigtemperatur-Thermometer messen, um akzidentelle Hypothermie zu diagnostizieren
- „Swiss Staging System“ verwenden, wenn Kerntemperatur nicht gemessen werden kann

- unterkühlte Patient*innen mit Risiko eines Kreislaufstillstand und Patient*innen mit Kreislaufstillstand zur Wiedererwärmung direkt in Zentrum für extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (ECPR) verlegen
- wenn sofortige oder kontinuierliche CPR nicht möglich, bei unterkühlten Patient*innen mit KKT < 28 °C Wiederbelebung verzögern oder intermittierende Wiederbelebung
- weitere Defibrillationsversuche verschieben, wenn nach drei Schocks weiterhin VF besteht, bis KKT > 30 °C
- bei < 30 °C einmalig 1 mg Adrenalin i.v., um ROSC zu ermöglichen, es sei denn, die direkte Einleitung einer ECPR ist geplant (Dosierungsintervalle für Adrenalin auf 6 – 10 min, wenn KKT 30 – 35 °C beträgt
- Einsatz mechanischer CPR, wenn Transport länger dauert oder das Gelände Schwierigkeiten bereitet
- Prognose für erfolgreiche Wiedererwärmung im KH auf Basis des Hypothermia Outcome Prediction after Extracorporeal Life Support (HOPE)-Score
- hypotherme Patient*innen mit Kreislaufstillstand mit venoarterieller extrakorporaler Membranoxygenierung (VA-ECMO) aufwärmen
- mit anderen Wiedererwärmungstechniken beginnen, wenn ECPR-Zentrum nicht innerhalb einer angemessenen Zeit (z. B. 6 h) erreicht werden kann


Lawinenrettung
- Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand auf der Grundlage der Kerntemperatur, der Dauer der Verschüttung und der Freiheit der Atemwege beginnen
- Vorgehen nach AvaLife-Algorithmus bei Lawinenunfällen mit mehreren Verschütteten, bei denen nur BLS-Anwender*inn und auch nicht genügend Helfende vor Ort sind


Lungenembolie (LE)
- Lungenembolie in Betracht ziehen bei allen Patient*innen mit plötzlich auftretender fortschreitender Dyspnoe und ohne bekannte Herz- oder Lungenerkrankung
- 12-Kanal-EKG ableiten (akutes Koronarsyndrom ausschließen, auf Belastungszeichen des rechten Ventrikels achten)
- hämodynamische Instabilität und eine Hochrisiko-Lungenembolie identifizieren
- Bedside-Echokardiographie nutzen
- während der Diagnostik Antikoagulationstherapie beginnen(Heparin 80 IE/kg i.v.), sofern keine Anzeichen einer Blutung oder absolute Kontraindikationen vorliegen
- Diagnose mit computertomographischer Lungenangiographie sichern
- bei Patient*innen mit rapider Verschlechterung chirurgische Embolektomie oder Katheter-gestützte Behandlung als Alternative zur fibrinolytischen Notfalltherapie erwägen
Kreislaufstillstand aufgrund einer Lungenembolie
- niedriges etCO2 (< 1,7 kPa/13 mmHg) unter hochwertigen Thoraxkompressionen kann LE-Diagnose stützen, ist jedoch kein spezifisches Anzeichen
- Fibrinolytika-Gabe bei V.a. Lungenembolie als Ursache für den Kreislaufstillstand
- bei Kreislaufstillstand fibrinolytische Medikamente oder chirurgische Embolektomie oder perkutane mechanische Thrombektomie, wenn LE Ursache des Kreislaufstillstands ist
- ECPR als Rettungsmaßnahme für ausgewählte Patienten mit Kreislaufstillstand erwägen, wenn konventionelle Wiederbelebung versagt und ECPR verfügbar ist
- Aufbau ein esmultidisziplinären Teams, das auf Basis der Ressourcen Entscheidungen über die Behandlung von hochriskanten Lungenembolien trifft
Koronarthrombose
- Patient*innen in Zentrum mit PCI-Kapazitäten verlegen und bestehende STEMI-Netzwerke bei ST-Hebung oder Verdacht auf anhaltende Ischämie aktivieren
- bei Patient*innen mit anhaltendem ROSC und ST-Hebung im EKG:
- innerhalb von 120 min nach Diagnose Koronarangiographie (und ggf. PCI) durchführen
- Fibrinolyse in der Präklinik ohne PCI erwägen, wenn größere Verzögerung zu erwarten ist, außer bei TCA, in diesem Fall sofort in PCI-Zentrum verlegen
- bei Patient*innen mit anhaltendem ROSC und ohne ST-Hebung im EKG:
- sofortige Koronarangiographie (und ggf. PCI) erwäge, wenn Patient*in hämodynamisch instabil ist oder Anzeichen einer anhaltenden Ischämie zeigt
- bei stabilen Patient*innen ohne Ischämie-Anzeichen keine systematische Notfall-Herzkatheteruntersuchung (kann verzögert werden, wenn keine hohe Wahrscheinlichkeit einer akuten Koronarokklusion besteht)
- nach nicht-koronare Ursachen suchen, wenn der klinische Kontext alternative Ätiologien des Kreislaufstillstands nahelegt
- wenn laufende Reanimation als nicht aussichtslos angesehen wird, Patient*innen ohne anhaltendem ROSC unter CPR in PCI-Zentrum transportieren, um dort je nach verfügbaren Ressourcen und Expertise des Teams Angiographie oder ECPR zu erwägen

giftige Substanzen
- Eigenschutz
- alle Patient*innen mit Kreislaufstillstand auf mögliche Intoxikation untersuchen
- Absorption reduzieren und spezifische Behandlungsmaßnahmen wie Antidota, Dekontamination und beschleunigte Ausscheidung erwägen
- sofern verfügbar, so schnell wie möglich Antidot-Gabe
- darauf vorbereitet sein, Wiederbelebungsmaßnahmen über längeren Zeitraum fortzusetzen, da die Toxinkonzentration während längerer Wiederbelebung durch Metabolisierung oder Ausscheidung sinken kann
- regionale oder nationale Giftnotrufzentralen für Informationen zur Behandlung kontaktieren

Traumatischer Kreislaufstillstand (TCA)
- frühzeitige und aggressive Behandlung reversibler Ursachen (z.B. Blutstillung, Atemwegsmanagement, Thoraxdekompression) ist für Überleben von entscheidender Bedeutung
- Ultraschall hilft bei Identifizierung der Ursache des Kreislaufstillstands und leitet Wiederbelebungsmaßnahmen

spezielle Szenarien
Kreislaufstillstand im Katheterlabor
- elektive Eingriffe sorgfältig planen, um mögliche Komplikationen zu minimieren, und die Verwendung von Sicherheitschecklisten fördern
- bei hämodynamischer Instabilität oder Verdacht auf Komplikationen eine Echokardiographie erwägen
- Reanimation nach ALS-Algorithmus, ABER mit folgenden Änderungen:
- bei schockbarem Rhythmus: 3 aufeinander folgende Schocks
- bei extremer Bradykardie: externe oder transvenöse Stimulation erwägen
- in ausgewählten Fällen je nach klinischem Kontext, Expertise des Teams und Verfügbarkeit erwägen:
- mechanische Wiederbelebung, wenn manuelle Herzdruckmassage nicht möglich oder nicht sicher durchzuführen ist
- ECPR bei ausgewählten Patient*innen mit refraktärem Kreislaufstillstand, v.a. wenn dadurch entscheidende Maßnahmen zur Behebung reversibler Ursachen möglich sind
- mechanische Kreislaufunterstützung für ausgewählte Patient*innen im kardiogenen Schock nach ROSC

Ertrinken
- Eigenschutz beachten
- Stabilisierung der Wirbelsäule soll Rettung des Betroffenen aus dem Wasser nicht verzögern, wenn Reanimation erforderlich ist
- mit 5 Beatmungen beginnen, falls verfügbar mit 100 % O2, und dann mit Standardprotokoll für Reanimation fortfahren
- Verwendung von Atemwegs- und Beatmungsequipment, wenn geschulte Nutzende vor Ort
- Beatmungsdruck schrittweise erhöhen, um Magenüberblähung zu vermeiden, wenn höherer Inspirationsdruck erforderlich ist
- ECPR nach lokalen Protokollen erwägen, wenn initiale Reanimation erfolglos ist
- Empfehlungen zur Unterkühlung befolgen

lokalanästhetische systemische Toxizität (LAST)
- wenn mgl., Lokalanästhetika-Gabe stoppen
- Patienten hyperventilieren, um Plasma pH-Wert anzuheben, wenn metabolische Azidose vorliegt
- niedrigere Adrenalin-Dosis-gabe (≤ 1 μg/kg statt 1 mg i.v.-Bolus)
- initialen i.v.-Bolus von 1,5 ml/kg Lipidemulsion 20 % über 1 min, gefolgt von Infusion mit 0,25 ml/kg/min (CAVE: max. kumulative Dosis von 12 mL/kg i.v. nicht überschreiten)
- wenn nach 5 min kein ROSC erreicht wurde, Lipidinfusionsrate verdoppeln und max. 2 zusätzliche Lipidboli im Abstand von 5 min verabreichen bis ein ROSC erreicht ist
- längere Reanimation (> 1 h) und ECPR erwägen
- Krampfanfälle mit Benzodiazepinen behandeln
Patienten mit Left Ventricular Assist Device (LVAD)
- für bewusstlose LVAD-Patienten sofort spezialisierte Teams aktivieren
- mit CPR beginnen und versuchen, wenn mehrere Helfende verfügbar sind, gleichzeitig das Gerät wieder in Ordnung zu bringen
- erwägen, die CPR um bis zu 2 min zu verzögern, um das Gerät wieder zu starten, wenn Sie allein sind
- Behebung der Gerätestörung nach entsprechenden Protokollen hat Priorität

Rettungsdienst (med. Fachpersonal)
- vor Ort reanimieren statt Transport, es sei denn, es liegt eine Indikation für sofortigen Transport vor (Überbrückung bis zur stationären Behandlung)
- mechanische CPR für den Transport unter Reanimation erwägen
- bereits im präklinischen Bereich invasive arterielle Druckmessung erwägen, sofern möglich, um Reanimation und Postreanimationsbehandlung zu steuern
- Nutzung von Registern und Daten von Geräten (z. B. von Defibrillatoren) für Nachbesprechungen und zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung
Kreislaufstillstand während des Fluges
- Helfende sollen sich in den Fußraum vor den Gangplätzen knien, um Thoraxkompression durchzuführen, wenn die Patient*innen nicht innerhalb weniger Sekunden in einen Bereich mit ausreichendem Platz (Bordküche) gebracht werden können
- Über-Kopf-Reanimation ist bei begrenztem Platz eine mögliche Option
- Atemwegsmanagement richtet sich nach vorhandener Ausrüstung und Fähigkeiten
Reanimation unter Mikrogravitation
- Atemwegsmanagement, Defibrillation und der i.v./i.o.-Zugang ähneln der terrestrischen ALS, jedoch erst, nachdem die Patient*innen gesichert sind
- mechanische Wiederbelebung erwägen
- bei Kreislaufstillstand in der erdnahen Umlaufbahn, sofern möglich und personell verfügbar, den telemedizinischen Dienst konsultieren
- Besatzungsmitglied mit der höchsten medizinischen Qualifikation soll unter Rücksprache mit dem telemedizinischen Support über Beendigung der Reanimation entscheiden
Kreuzfahrtschiff
- sofort sämtliche medizinischen Ressourcen (Personal, Ausrüstung) einsetzen
- Hubschrauber-Rettung aktivieren, wenn man sich in Küstennähe befindet
- frühzeitig telemedizinische Unterstützung in Betracht ziehen
spezielle Patientengruppen
Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung
- lebensbedrohliche Hypoxie mit 100 % O2 behandeln
- auf Symptome eines (Spannungs-)Pneumothorax achten
- endotracheale Intubation (wegen des hohen Beatmungsdrucks)
- manuelle Dekompression und die Diskonnektion vom Beatmungsgerät erwägen, um dynamische Hyperinflation zu behandeln
- ECPR nach lokalen Protokollen erwägen, wenn erste Reanimationsmaßnahmen erfolglos sind
Kreislaufstillstand bei Hämodialysepatient*innen
- Dialysepfleger*in oder Dialysetechniker*in mit Bedienung des Dialysegeräts beauftragen
- Dialyse beenden und mit einem Flüssigkeitsbolus Blutvolumen reinfundieren
- Patienten vom Dialysegerät diskonnektieren (wenn es nicht defibrillationssicher ist) und auf nasse Oberflächen achten
- Dialysezugang offen lassen und diesen zur medikamentösen Therapie verwenden
- in der Frühphase nach Reanimation kann Dialyse erforderlich sein

Reanimation bei adipösen Patient*innen
- Standard-Reanimation – keine Änderungen des Standard-BLS und -ALS erforderlich
Reanimation bei Patienten mit Pectus excavatum
- reduzierte Thoraxkompressionstiefe von 3 – 4 cm erwägen
- bei Nuss-Bar-Korrektur ist deutlich höhere Kraft erforderlich, um wirksame Thoraxkompression zu erzielen
- frühzeitige ECPR erwägen, wenn Kompressionen unwirksam sind
- für Defibrillation mit Standardenergien anteroposteriore Pad-Platzierung verwenden
Kreislaufstillstand in der Schwangerschaft
- Schwangerschaft bei jeder kollabierten Frau im gebärfähigen Alter in Betracht ziehen
- aortokavale Kompression so früh wie möglich entlasten und während der gesamten Reanimation aufrechterhalten (manuelle Verlagerung der Gebärmutter nach links)

- zusätzlich zu 4Hs und HITS nach schwangerschaftsspezifischen Ursachen für Kreislaufstillstand suchen: Diese 4Ps sind Prä-Eklampsie und Eklampsie, puerperale Sepsis, Plazenta- und Uteruskomplikationen sowie peripartale Kardiomyopathie
- Reanimationshysterektomie ist ein zeitkritischer Eingriff –> Vorbereitung für Eingriff soll früh erfolgen –> Reanimationshysterektomie so schnell wie möglich am Ort des Kreislaufstillstands von erfahrenem Team durchgeführt (bei Patientinnen > 20 Gestationsalter oder Fundus oberhalb des Nabels)
- Postreanimationsbehandlung bei Schwangeren und Wöchnerinnen erfordert multidisziplinären Ansatz
- Risiko einer Aspiration und einer fehlgeschlagenen Intubation ist erhöht –> schrittweises Vorgehen (Beutel-Maske, Endotrachealtubus oder supraglottischer Atemweg, wenn ETI fehlschlägt), je nach Expertise der Helfenden –> Versuch Anti Trendelenburg Lagerung zu erreichen (Intubation soll von erfahrener Fachkraft durchgeführt werden) Ausrüstungshinweise:
- Kurzgriff-Laryngoskop für große Brüste
- Videolaryngoskop als Standard für die Intubation
- dünner Endotrachealtubus mit Führungsstab
- interne und externe Fetalmonitore vor Defibrillation entfernen
- wenn möglich, i.v./i.o.-Zugang frühzeitig und oberhalb des Zwerchfells
- 10 mL Calciumchlorid 10 % i.v. bei Mg-Überdosierung, niedrigem Calciumspiegel oder Hyperkaliämie
- Magnesiumgabe: 2 g i.v. bei polymorpher VT; 4 g i.v. bei Eklampsie
- 1 g TXA i.v. bei Blutungen
Postreanimationsbehandlung bei Erwachsenen

unmittelbare Postreanimationsbehandlung
- Postreanimationsbehandlung beginnt unabhängig vom Ort unmittelbar nach anhaltendem ROSC
- frühzeitig nicht-koronare Ursachen mittels transthorakaler Echokardiographie und/oder einer Ganzkörper-Computertomographie (CT, also Kopf, Hals, Brustkorb, Bauch, Becken und CT-Pulmonalisangiographie) bei der Aufnahme ins Krankenhaus Identifizieren, vor oder nach Koronarangiographie, je nach Indikation
- sofortige Koronarangiographie bei Patient*innen mit deutlicher ST-Hebung im EKG oder anderem starken V.a. eine koronare Verschlusserkrankung (z.B. hämodynamische und/oder elektrische Instabilität) priorisieren
- Ganzkörper-CT-Untersuchung (inkl. CT-Pulmonalisangiographie), wenn bereits vor dem Kreislaufstillstand Anzeichen oder Symptomen auf nicht koronare Ursache hindeuten (z.B. Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder neurologische Ausfälle, Atemnot oder dokumentierte Hypoxämie bei Patienten mit bekannter Atemwegserkrankung, Bauchschmerzen)
Atemwege und Atmung
Atemwegsmanagement nach Wiederherstellung des Spontankreislaufs
- Atemwegs- und Beatmungsmaßnahmen nach ROSC fortführen
- wahrscheinlich keine Atemwegs- oder Beatmungsmaßnahmen nötig bei Patient*innen, die kurzen Kreislaufstillstand hatten und sofort wieder normale Hirnfunktionen zeigen und normal atmen, aber Sauerstoff über Gesichtsmaske bei SpO2 < 94 %
- Intubation, wenn noch nicht geschehen, bei Patient*innen, die nach ROSC komatös bleiben oder bei denen andere klinische Indikationen für Sedierung und mechanische Beatmung besteht
- ETI (mit oder ohne Medikamente) nur durch erfahrene Anwender*innen, die eine hohe Erfolgsquote haben
- korrekte ET-Platzierung durch Kapnographie bestätigen
- SGA beibehalten/etablieren oder Atmung mit Basistechniken sichern, wenn kein Personal mit Erfahrung in der endotrachealen Intubation verfügbar ist
- Patient*innen nach ROSC benötigen möglicherweise eine Medikamenten gestützte endotracheale Intubation
Kontrolle der Oxygenierung
- unmittelbar nach ROSC 100 % (oder maximalen) inspiratorischen Sauerstoff applizieren , bis die arterielle Sauerstoffsättigung (SpO2 ) zuverlässig durch Pulsoxymetrie gemessen und titriert werden kann oder der arterielle Sauerstoffpartialdruck (PaO2 ) gemessen werden kann
- inspiratorischen Sauerstoff auf eine arterielle Sauerstoffsättigung von 94 – 98 % oder einen arteriellen Sauerstoffpartialdruck (PaO2) von 10 – 13 kPa (75–100 mmHg) titrieren (CAVE: tatsächliche Sauerstoffsättigung kann bei Menschen mit dunklerer Hautfarbe bei der Pulsoxymetrie überbewertet werden und das niedrige Herzzeitvolumen zu einer schlechten Signalqualität führen)
- Hypoxämie (PaO2 < 8 kPa oder 60 mmHg) und Hyperoxämie nach ROSC vermeiden
Kontrolle der Beatmung
- bei beatmeten Patient*innen arterielle Blutgase und das etCO2 bestimmen
- Normokapnie anstreben (CO2 Partialdruck 35 – 45 mm Hg oder ca. 4,7 – 6,0 kPa)
- PaCO2 engmaschig überwachen bei Patient*innen mit akzidenteller Hypothermie oder unter therapeutischer Hypothermie
- konsequent entweder temperaturkorrigierte oder nicht temperaturkorrigierte Blutgaswerte bei hypothermen Patienten verwenden
- Tidalvolumen von 6 – 8 mL/kg ideales Körpergewicht bei Lungen-protektiver Beatmungsstrategie
Kreislauf
koronare Reperfusion
- notfallmäßige Herzkatheteruntersuchung (und ggf. PPCI) nach Kreislaufstillstand mit V.a. kardiale Ursache und persistierender ST-Hebung im EKG
- Untersuchung im HKL Bei Patienten mit ROSC nach OHCA aufschieben, es sei denn, der klinische Kontext lässt eine akute Koronarokklusion sehr wahrscheinlich sein
hämodynamische Überwachung und Management
- Überwachung mit arterieller Blutdruckmessung bei allen Patient*innen sowie Messung des HZV bei hämodynamisch instabilen Patient*innen
- so schnell wie möglich Echokardiographie, um zugrunde liegende Herzerkrankungen zu erkennen und den Grad der Myokarddysfunktion zu bestimmen
- Hypotonie vermeiden, mittlerer arterieller Druck (MAP) von > 60 – 65 mmHg nach einem Kreislaufstillstand anstreben
- Kreislauf mit Flüssigkeit, Noradrenalin und/oder Dobutamin behandeln, je nach individuellem Bedarf der Patient*innen an intravaskulärem Volumen, Vasokonstriktion oder Inotropie
- keine routinemäßige Steroid-Gabe nach Kreislaufstillstand
- Hypokaliämie und Hyperkaliämie vermeiden (CAVE: ventrikuläre Arrhythmien)
- bei ausgewählten Patient*innen (z.B. GCS ≥ 8 bei KH-Aufnahme, mit STEMI und < 10 min Kreislaufstillstand) bei anhaltendem kardiogenem Schock durch linksventrikulärer Insuffizienz mechanische Kreislaufunterstützung (intra-aortale Ballonpumpe, LVAD oder venoarterielle extrakorporale Membranoxygenierung) in Betracht ziehen, wenn Behandlung mit Flüssigkeit, Inotropika und Vasokonstriktoren nicht ausreicht (LVAD & VA-ECMO auch bei hämodynamisch instabilen Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) in Betracht ziehen, die trotz optimaler Therapie rezidivierend VTs oder VF haben

Arrhythmien nach ROSC
- ALS-Leitlinien für peri-Arrest Arrhythmien folgen bei Patient*innen mit Arrhythmie nach ROSC
- mögliche zugrunde liegende Ursachen wie Koronarverschlüsse oder Elektrolytstörungen bei Patient*innen mit Arrhythmien nach ROSC zu behandeln
- keine routinemäßige prophylaktische Antiarrhythmika-Gabe bei Patient*innen ohne Arrhythmie nach ROSC
Disability (Optimierung der neurologischen Erholung)
Kontrolle von Krampfanfällen
- bei Patienten mit subklinischen Krämpfen EEG zur Diagnose und zur Überwachung des Behandlungserfolgs elektrographischer Anfälle
- Levetiracetam oder Natriumvalproat als Antiepileptikum der 1. Wahl zusätzlich zu Sedativa bei Anfällen nach Kreislaufstillstand
- keine Krampfprophylaxe nach Kreislaufstillstand
- Aufwachversuch probieren bei Patient*innen mit Myoklonus und gutartigem EEG-Hintergrund (Tage nach Stillstand)
Temperaturkontrolle
- Fieber aktiv verhindern, indem Sie bei Patient*innen, die nach ROSC komatös bleiben, Temperatur von ≤ 37,5 °C angestrebt wird
- keine aktive Erwärmung auf Normothermie bei Koma-Patient*innen mit leichter Hypothermie (32 – 36 °C) nach ROSC
- keine routinemäßige präklinische Kühlung mit schneller Infusion großer Mengen kalter intravenöser Flüssigkeiten unmittelbar nach ROSC
- oberflächliche oder endovaskuläre Temperaturkontrolltechniken verwenden, wenn bei komatösen Patient*innen nach ROSC Temperaturkontrolle durchgeführt wird
- bei Verwendung von Kühlgeräten Einsatz einer kontinuierlichen Temperaturüberwachung mit Rückkopplung
- Fieber aktiv 36 bis 72 h lang verhindern bei Patient*innen, die nach Kreislaufstillstand komatös bleiben
weitere Therapien, um das neurologische Outcome zu verbessern
- keine ausreichende Evidenz für die Verwendung bestimmter medikamentöser Therapien für komatöse Überlebende eines Kreislaufstillstands
allgemeine intensivmedizinische Behandlung
- keine routinemäßige prophylaktische Antibiotika-Gabe bei Patient*innen nach ROSC (bei klinischem Verdacht auf Lungenentzündung bereits niedrigschwellige Antibiotika-Gabe)
- Gabe kurz wirksamer Sedativa bei mechanischer Beatmung nach Kreislaufstillstand
- keine systematische Verwendung von Relaxantien bei komatösen Patient*innen nach Kreislaufstillstand
- Einsatz eines Relaxans erwägen bei Patient*innen mit kritischer Hypoxämie und ARDS nach Kreislaufstillstand
- Lagerung in 30°-Kopfhochlage
- enterale Ernährung mit niedrigen Mengen (trophische Ernährung) beginnen und je nach Verträglichkeit steigern
- Stressulkusprophylaxe bei Patient*innen nach Kreislaufstillstand und der Verwendung von Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern vor wie nach dem Stillstand (v.a. bei Patient*innen mit Koagulopathie)
- Antikoagulation nach Kreislaufstillstand individuell anpassen, basierend auf allgemeinen ITS-Empfehlungen
- Standardprotokolle zur Glukosekontrolle für Erwachsene nach ROSC verwenden
Prognose des neurologischen Reanimationserfolgs
allgemeine Empfehlungen
- neurologische Prognose anhand klinischer und elektrophysiologischer Untersuchungen, Biomarkern und Bildgebung
- kein einzelner Prädiktor ist 100 % genau –> multimodale Strategien zur neurologischen Prognose
- klinische neurologische Untersuchung ist für die Prognose von zentraler Bedeutung (CAVE: mögliche Restwirkungen von Sedativa und anderen Medikamenten ausschließen)
- Indextests für neurologische Prognoseerstellung zur Beurteilung des Schweregrads der hypoxisch-ischämischen Hirnschädigung

klinische Untersuchung
- tägliche neurologische Untersuchung bei Patient*innen, die nach Kreislaufstillstand bewusstlos sind (CAVE: klinische Untersuchung kann durch Sedativa, Opioide oder neuromuskuläre Blocker beeinträchtigt sein –> mögliche Verfälschung der Ergebnisse durch Restsedierung stets berücksichtigen und ausgeschließen)
- bei > 72 h nach ROSC mit Bewusstlosigkeit und GCS < 6 neurologische Prognose in Betracht ziehen
- bei bewusstlosen Patient*innen > 72 h nach ROSC können folgende Tests ein schlechtes neurologisches Ergebnis vorhersagen: beidseitiges Fehlen des Pupillenlichtreflexes, beidseitiges Fehlen des Cornealreflexes und Auftreten von Myoklonien innerhalb von 96 h und v.a. von Status myoklonius innerhalb von 72 h
- EEG während des Auftretens myoklonischer Zuckungen, um eventuell damit verbundene epileptiforme Aktivitäten zu erkennen oder EEG-Zeichen wie Hintergrundreaktivität oder Kontinuität zu identifizieren
Neurophysiologie
- ab Tag 1 nach ROSC EEG-Diagnostik, um Behandlungserfolg vorherzusagen und epileptische Anfälle bei komatösen Patient*innen zu erkennen
- unterdrückte Hintergrundaktivität mit/ohne periodische Entladungen und Burst-Suppression im EEG („hochmaligne“ Muster) = zuverlässige Indikatoren für ungünstige Prognose (EEG-Muster 24 h nach ROSC untersuchen)
- beidseitige Fehlen somatosensorisch evozierter kortikaler N20-Potenziale deuten auf schlechte Prognose nach Herzstillstand hin
- Ergebnisse des EEGs und somatosensorisch evozierte Potenziale (SSEP) stets im Kontext der klinischen Untersuchungsbefunde und anderer Tests interpretieren
Biomarker
- serielle Messungen der neuronspezifischen Enolase (NSE) können zur Prognose nach Herzstillstand herangezogen werden (steigende Werte zw. 24 und 48 h oder 72 h in Kombination mit hohen Werten nach 48 und 72 h = ungünstige Prognose)
- keine Verwendung von NfL (Neurofilament light polypeptide) zur Vorhersage des Behandlungsergebnisses nach einem Herzstillstand
Bildgebung
- ggf. Nutzung Hirnbildgebung zur Vorhersage eines ungünstigen neurologischen Verlaufs nach Herzstillstand (Auswertung durch Person mit spezifischer Erfahrung)
- telemedizinische Beratung zur Interpretation von Hirnbildgebung erwägen, wenn keine spezialisierte neuroradiologische Expertise zur Verfügung steht
- Vorhandensein eines generalisierten Hirnödems (deutliche Verringerung des Verhältnisses von grauer zu weißer Substanz im Gehirn-CT oder ausgedehnte Diffusionsrestriktion im Gehirn-MRT) zur Vorhersage eines schlechten neurologischen Ergebnisses nach Herzstillstand erwägen
- Hirn-CT wiederholen, wenn Patient*in zum Zeitpunkt der Prognosestellung (72 – 96 h nach ROSC) bewusstlos ist und das erste Hirn-CT keine Anzeichen einer Hypoxic-ischaemic brain injury (HIBI) zeigt

Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen
- Diskussion über Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen und Beurteilung der Prognose für eine neurologische Erholung trennen
- Entscheidungen über Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen sollen neben Hirnverletzung auch andere Aspekte wie Alter, Begleiterkrankungen, allgemeine Organfunktion und die Präferenzen der Patienten berücksichtigen
- ausreichend Zeit für die Kommunikation innerhalb des Teams und mit Angehörigen über die Entscheidung zum Behandlungsziel nehmen
- strukturierter Ansatz zur Umstellung von kurativer auf palliative Versorgung nach Entscheidung über Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen und Organspende in Betracht ziehen
Organspende
- alle Patienten, bei denen durch Reanimation ein Kreislauf erreicht wird und die anschließend im Sterbeprozess sind, auf Eignung als Organspender*in prüfen
- bei komatösen beatmeten Patient*innen, die die neurologischen Kriterien für den Tod nicht erfüllen, bei Entscheidung zur Sterbebegleitung und zum Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen Organspende in Betracht ziehen
- alle Entscheidungen bezüglich Organspende müssen nationalen rechtlichen und ethischen Anforderungen entsprechen
- Dokumentation im Reanimationsregister, ob nach Reanimation Organspende erfolgt ist
Untersuchung ungeklärter Kreislaufstillstände
- Diagnostik bei Patient*innen mit ungeklärtem Kreislaufstillstand umfasst Blutproben für toxikologische und genetische Untersuchungen, die Auswertung von Daten aus implantierten Geräten und Wearables, wiederholte 12-Kanal-EKGs und kontinuierliche Herzüberwachung, Herz-MRT, Natriumkanalblocker-Tests und Belastungstests
- bestätigte Diagnose einer Erbkrankheit soll zu gezielten Gentests führen
- langfristige Nachsorge von Patient*innen nach ungeklärtem Kreislaufstillstand wegen hohen Risikos erneuter Arrhythmien
Cardiac Arrest Zentren
- bei nicht traumatischem OHCA Transport in Cardiac Arrest Zentrum nach lokalen Regeln erwägen
- erwachsene Patient*innen mit nicht traumatischem OHCA nach Möglichkeit in Cardiac Arrest Zentrum versorgen
- Erstellung lokaler Regeln durch Gesundheitsnetzwerke, um Cardiac Arrest Netzwerk zu schaffen und zu unterhalten
Newborn Life Support (NLS)
Faktoren vor der Geburt
- Einsatz von Telemedizin, da diese erlaubt, aus der Ferne Ratschläge zu geben
- regelmäßig Überprüfung aller Geräte bzgl. Einsatzbereitschaft
- leicht zugängliche und standardisierte Ausrüstung
- bei Organisation der Ausrüstung menschliche Faktoren berücksichtigen, um die Effizienz zu maximieren und Verzögerungen zu minimieren
- Reanimation in warmem, gut beleuchtetem, zugfreiem Bereich auf ebener Fläche unter externer Wärmequelle
- vorherige Einweisung des Teams mit dem Ziel verfügbare klinische Informationen zu überprüfen, Rollen & Aufgaben zu verteilen, Ausrüstung & Anwesenheit des Personals zu prüfen sowie werdenden Eltern vorzubereiten
- Verwendung von Checklisten und/oder kognitiven Hilfsmitteln
Ausbildung
- allen an der Neugeborenen-Reanimation beteiligten medizinischen Fachkräften ausreichende Möglichkeiten und Ressourcen für regelmäßiges Training und zum Wissensstanderhalt/-erweiterung bieten
- Training mind. einmal pro Jahr, vorzugsweise ergänzt durch häufigere kurze Auffrischungen (z. B. alle 3 – 6 Monate)
- Inhalt und die Organisation solcher Trainingsprogramme können je nach Bedürfnissen der Beteiligten und der lokalen Organisation variieren
Temperaturkontrolle
Standard
- Körper-Temperatur von Neugeborenen zw. 36,5 - 37,5 °C halten
- Temperatur des Neugeborenen nach Geburt regelmäßig/kontinuierlich überwachen
- Aufnahmetemperatur als Prognose- und Qualitätsindikator dokumentieren
- Neugeborene, die nach der Geburt ausgekühlt sind, wieder aufwärmen (CAVE: Hyperthermie vermeiden)
- therapeutische Hypothermie unter bestimmten Umständen nach Reanimation in Betracht ziehen
Umgebung
- Säugling vor Zugluft schützen
- bei Säuglingen > 28 Wochen Entbindungsbereich auf 23 – 25 °C erwärmen
- bei Säuglingen ≤ 28 Wochen Entbindungsbereich auf > 25 °C erwärmen
Neugeborene ≥ 32 Wochen
- Säugling sofort nach Geburt abtrocknen und nasse Handtücher entfernen
- Kopf des Säuglings mit einer Mütze und den Körper mit trockenen Handtüchern bedecken
- wenn keine Intervention erforderlich –> Säugling Haut an Haut auf Mutter legen oder dies der Mutter überlassen –> beide mit Handtüchern bedecken
- sorgfältige Beobachtung von Mutter und Säugling bzgl. Temperatur, v.a. bei Frühgeborenen und small for date Neonaten
- kein Hautkontakt möglich –> an Verwendung einer Plastiktüte/Folie denken
- Säugling auf eine warme Unterlage mit einem vorgewärmten Heizstrahler legen, wenn Unterstützung bei der Anpassung oder Reanimation erforderlich ist
Neugeborene Säuglinge < 32 Wochen
- Kopf des Neugeborenen trocknen und Mütze aufsetzen
- Körper des Neugeborenen, ohne ihn abzutrocknen, in Plastikbeutel (Polyethylen) oder Folie legen
- vorgewärmten Heizstrahler verwenden
- während des verzögerten Abnabelns an zusätzliche Maßnahmen, um thermische Stabilität zu gewährleisten, denken (z.B. Erhöhung der Raumtemperatur, warme Decken und Wärmematratzen)
- Unterkühlung bei der Haut-zu-Haut-Wärmemethode vermeiden, v.a. bei Frühgeborenen und/oder small for date Babies
- Verwendung von beheizten, befeuchteten Atemgasen für Säuglinge, die Atemunterstützung erhalten
- Risikos einer Hyperthermie berücksichtigen, wenn mehrere Maßnahmen zur Wärmeerhaltung gleichzeitig verwendet werden, v.a. mit Wärmematratze
Management der Nabelschnur
- verzögertes Abnabeln bei allen Geburten nach Belüften der Lungen und vor Gabe von Uterotonika
- Abnabelung
- vor Geburt mit werdenden Eltern und Team die Optionen für das Abnabeln und die Gründe dafür besprechen
- Durchführung von Wärmemanagement, taktiler Stimulation und erster Beurteilung während des verzögerten Abnabelns
- verzögertes Abnabeln von mind. 60 sec bei Neugeborene, die keine Unterstützung benötigen
- Nabelschnurabklemmung innerhalb von 30 sec bei Neugeborene, die reanimiert werden müssen
- verzögertes Abnabeln, wenn Stabilisierung mit intakter Nabelschnur sicher möglich ist, v.a. bei Säuglingen < 34 Wochen
- Nabelschnur ausstreichen
- kein Ausstreichen der Nabelschur bei Frühgeborenen < 28 Wochen
- Ausstreichen der intakten Nabelschnur bei Säuglingen ≥ 28 Wochen als Alternative erwägen, wenn verzögertes Abnabeln nicht möglich ist
Erste Beurteilung

- erste Beurteilung so bald wie möglich nach Geburt, idealerweise während des verzögerten Abnabelns, Trocknens und Wärmens mit dem Ziel Bedarf an Unterstützung und/oder Reanimationsmaßnahmen festzustellen sowie um über Angemessenheit und Dauer des verzögerten Abnabelns zu entscheiden (Beurteilung von Atmung, HF & Muskeltonus)
- während des verzögerten Abnabelns und der Beurteilung für Wärmeerhalt und taktile Stimulationen sorgen
- Atmung und HF häufig neu beurteilen, um Veränderungen zu bewerten und festzustellen, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind
- Atmung
- auf Vorhandensein oder Fehlen von Atmung achten
- wenn vorhanden, auf Frequenz, Tiefe und Symmetrie der Atmung sowie auf Atemanstrengungen achten
- Herzfrequenz
- erste HF-Beurteilung kann mit Stethoskop erfolgen
- für kontinuierliche Beurteilung der Herzfrequenz Pulsoxymetrie und/oder EKG vorziehen, wenn Interventionen erforderlich sind oder während der Stabilisierung von Frühgeborenen
- Reanimation nicht unterbrechen, um Pulsoxymetrie oder EKG anzulegen
- Reaktion auf taktile Stimulation
- Neugeborene sanft beim Abtrocknen oder durch Reiben seiner Fußsohlen oder seines Rücken stimulieren
- stärkere Stimulationsmethoden, v.a. bei Frühgeborenen, vermeiden
- Muskeltonus und Hautfarbe
- Neugeborenes mit reduziertem Muskeltonus benötigt wahrscheinlich Atemunterstützung
- Oxygenierung nicht anhand der Hautfarbe beurteilen
- Blässe im klinischen Kontext interpretieren (kann verschiedene Ursachen wie Azidose, Asphyxie, Blutverlust oder chronische Anämie haben)
- Klassifizierung nach erster Beurteilung
- weitere Maßnahmen nach NLS-Algorithmus auf Grundlage der ersten Beurteilung ergreifen
lebenserhaltende Maßnahmen bei Neugeborenen
- Freisein der Atemwege und Entfaltung der Lunge sicherstellen
- keine weiteren Maßnahmen, bevor Atemwege frei und Lungen entfaltet sind
- nach erster Beurteilung mit Unterstützung der Atmung beginnen, wenn der Säugling nicht regelmäßig atmet oder HF < 100/min

Atemweg
- Wirkung jeder Atemwegstechnik beurteilen durch Beobachtung der Thoraxbewegungen und HF-Beurteilung
- Position
- Neugeborene auf Rücken legen und Kopf in neutrale Position bringen
- Unterkiefer vorsichtig nach vorne drücken (Esmarch-Handgriff)


- Zwei-Personen-Methode
- Zwei-Personen-Technik zur Atemwegsunterstützung verwenden (Esmarch-Handgriff), da diese Methode wirksamer ist als der EsmarchHandgriff durch eine Person
- Absaugen
- Mekonium/Fruchtwasser nicht routinemäßig aus den Atemwegen des Säuglings absaugen
- Atemwegsobstruktion in Betracht ziehen, wenn Lungenbelüftung trotz Änderung der Atemwegs-Öffnungstechnik nicht erfolgreich ist
- unter direkter Sicht absaugen
- in seltenen Fällen tracheales Absaugen erforderlich, keine Reaktion auf Beatmungsversuche und keine Bewegung der Brustwand zu beobachten ist
- Atemwegshilfsmittel
- Atemwegshilfsmittel nur verwenden, wenn kompetentes Personal verfügbar und in ihrer Anwendung geschult ist (sonst Maskenbeatmung)
- Supraglottische Atemwegshilfe (SGA)
- SGA-Verwendung in geeigneter Größe erwägen, wenn Beatmung mit Maske ineffektiv, als Alternative zur Beatmung mit Maske, wenn SGA-Größe dies zulässt, wenn alternative Atemwegssicherung zur endotrachealen Intubation erforderlich ist, wenn ETI aufgrund angeborenen Anomalie, fehlender Ausrüstung oder mangelnder Kenntnisse nicht möglich oder unsicher ist oder bei laufender CPR
- nasopharyngeale und oropharyngeale Atemwegshilfen
- nasopharyngeale oder oropharyngeale Tuben erwägen, v.a. wenn Beatmung mit Gesichtsmaske schwierig sein kann (z. B. bei Mikrognathie)
- oropharyngealen Tubus bei Säuglingen < 34 Wochen mit Vorsicht verwenden (CAVE: Gefahr von Atemwegsobstruktion)
- Endotrachealtubus
- Endotrachealtubus erwägen, wenn Ausrüstung & Fertigkeit es erlauben, wenn Beatmung mit Maske/SGA ineffektiv, bei längerer Beatmung, wenn Absaugung der tiefen Atemwege notwendig ist oder unter CPR
- verschiedene Tubusgrößen bereithalten
- Videolaryngoskop (falls nicht möglich, direkte Laryngoskopie)
- korrekte Tubuslage durch etCO2-Detektion und klinische Beurteilung bestätigen (CAVE: etCO2 bei niedrigem oder ohne Herzzeitvolumen bei Geburt ggf. falsch negativ)
- geeignete Bildgebung, um korrekte Tubuslage zu bestätigen
- falls verfügbar, Atemfunktionsmonitoring nutzen, um Position des Tubus in den Atemwegen und ausreichende Beatmung zu bestätigen (exspiratorisches Tidal Volumen 4 – 8 mL/kg mit minimaler Leckage)
Atmung
- Lungen des Neugeborenen, wenn es nicht atmet, mit Beatmungsmaske oder nasalem Interface belüften
- assistierte Beatmung
- Lungenbelüftung
- so schnell wie möglich – idealerweise in < 60 sec – bei Apnoe, Stöhnen oder unzureichender Atmung mit Beatmung beginnen
- passgenaue Nasenmaske oder Gesichtsmaske an PPV-Beatmungsmöglichkeit benutzen
- 5 Beatmungen mit Dauer von 2 – 3 Sekunden durchführen (Säuglinge < 32 Wochen: Start-Insufflationsdruck 25 cm H2O; Säuglinge ≥ 32 Wochen: Start-Insufflationsdruck 30 cm H2O)
- Pulsoxymetrie ± EKG erwägen
- Beurteilung
- während Lungeninsufflationen auf Thoraxhebungen achten (sichtbare Brustkorbbewegung = freier Atemweg und ausreichendes Atemhubvolumen)
- nach Lungenbelüftung die Herzfrequenz prüfen (HF-Anstieg in < 30 sec nach Beatmung oder stabile HF > 100/min = ausreichende Beatmung/Sauerstoffversorgung; HF < 100/min oder HF-Abnahme = anhaltende Hypoxie und unzureichende Beatmung)
- bei Reaktion der Herzfrequenz
- Überdruckbeatmung fortsetzen, bis Neugeborenes ausreichend zu atmen beginnt und HF > 100/min liegt
- Beatmungsfrequenz von 30/min mit Insprationszeit von ca. 1 sec anstreben
- Beatmungsdruck an die Klinik (Brustkorbbewegung und HF) anpassen
- Atmung und die Herzfrequenz alle 30 sec überprüfen, bis Zustand des Neugeborenen stabil
- SGA/ET erwägen, wenn Apnoe anhält
- ohne Reaktion der Herzfrequenz und Thoraxheben bei Beatmung
- Ausrüstung erneut überprüfen
- Atemwege mit einer Technik der Wahl öffnen
- Beatmungsdruck erhöhen, wenn Lunge nicht belüftbar trotz Freimachen der Atemwege
- Beatmung nach jeder Öffnungsversuch oder Erhöhung des Beatmungsdrucks wiederholen
- Thoraxbewegung und HF nach Beatmungsversuchen beurteilen, bis Thoraxbewegung oder HF-Reaktion zu erkennen ist
- Beatmungsdruck reduzieren, wenn Thoraxbewegungen zu sehen sind und klinische Verbesserung eintritt
- falls verfügbar, Atemfunktionsmonitor überprüfen, ob exspiratorische Tidalvolumen im Zielbereich liegt (4 – 8 mL/kg, je nach Gestationsalter)
- CAVE: ohne ausreichende Lungenbelüftung sind Thoraxkompressionen unwirksam –> effektive Beatmung durch Beobachtung der Thoraxhebungen oder andere Atemfunktionsmessgrößen sichern –> mit CPR fortfahren, wenn HF < 60/min bleibt
- Lungenbelüftung
- CPAP und PEEP
- Nasenmaske oder Gesichtsmaske verwenden, um CPAP und PEEP zu erzeugen
- mit PEEP von 6 cm H2O als anfängliche Atemunterstützung beginnen bei spontan atmenden Frühgeborenen < 32 Wochen mit Atemnot und spontan atmenden Früh-/Neugeborenen ≥ 32 Wochen mit Atemnot, die zusätzlichen O2 benötigen
- mit PEEP von 6 cm H2O beginnen bei Säuglingen, die Überdruckbeatmung benötigen
- Beatmungsgeräte
- für CPAP oder PEEP Nasenmaske/Beatmungsmaske in geeigneter Größe verwenden
- Beatmungsmaske mit minimalem Druck effektiv abdichten
- zur assistierten Beatmung nach Möglichkeit T-Stück-System verwenden, mit dem CPAP oder Überdruckbeatmung + PEEP möglich sind (v.a. bei Frühgeborenen)
- selbstfüllender Beutel als Rückfallebene (CAVE: keine exzessiven Volumina & Drücke; CPAP-Atemhilfe auch bei Verwendung eines PEEP-Ventils ggf. nicht effektiv)
- Sauerstoff
- während Reanimation oder initialen Stabilisierung SpO2 und O2- Mischer verwenden
- SpO2 alle 30 sec prüfen
- inspiratorischen O2 titrieren (SpO2-Zielwert zwischen 25. & 75. Perzentile)
- bei Säuglinge ≥ 32 Wochen, die Atemunterstützung benötigen: mit 21 % O2 beginnen
- bei Säuglinge < 32 Wochen: mit 30 % O2 beginnen und SpO2 <80 % und/oder Bradykardie im Alter von 5 min meiden
Kreislauf
- Herzdruckmassage
- mit Thoraxkompressionen beginn, wenn HF nach mind. 30 sec effektiver Beatmung unter 60/min bleibt
- bei Beginn der Thoraxkompressionen:
- inspiratorische O2 auf 100 % erhöhen
- erfahrene Hilfe rufen, falls dies noch nicht geschehen ist
- berücksichtigen, dass die Atemwege gesichert und Gefäßzugang für Medikamente gelegt werden muss
- Kompressions-Beatmungsverhältnis (C:V) von 3:1 (90 Kompressionen und 30 Beatmungen, also 120 Maßnahmen, pro Minute anstreben)
- 2-Daumen-Technik verwenden, wobei die Daumen über-oder nebeneinander liegen
- Drucktiefe: Drittel des anterior-posterioren Thoraxdurchmesser
- Thorax zwischen Kompressionen vollständig entlasten
- HF alle 30 sec prüfen
- Atemwegssicherung mit SGA oder ET, wenn HF < 60/min bleibt (CAVE: Herzdruckmassage so wenig wie möglich unterbrechen)
- nach ETI oder SGA-Platzierun mit C:V von 3:1 fortfahren
- O2 anhand der Sauerstoffsättigung titrieren, sobald zuverlässiger Wert vorliegt
- CPR unterbrechen, wenn HF > 60/min –> kardialen Auswurf prüfen (z. B. durch Auskultation, Pulstastung, Pulsoxymetrie, Lebenszeichen)

- Gefäßzugang
- Nabelvenen-Zugang
- Nabelvene für schnellen Gefäßzugang in Notfällen während Reanimation unter Geburt nutzen
- Notfall-Katheterisierung der Nabelvene unter sauberen, nicht sterilen Bedingungen durchführen
- Verwendung eines Notfall-Nabelvenenkatheters bis zu einigen Tagen nach Geburt erwägen
- Intraossärer Zugang
- i.o.-Zugang als alternative Methode des Notfall-Gefäßzugangs verwenden
- spezifischen Gewichtsbeschränkungen für i.o.- Zugang beachten
- bei der Gabe von Medikamenten und Flüssigkeiten darauf achten, dass kein Extravasat auftritt
- nicht aspirieren (CAVE: selbst bei korrekter Positionierung oft nicht möglich)
- Unterstützung bei der Anpassung / Postreanimationsbehandlung
- wenn nach Reanimation i.v.-Zugang erforderlich, kann peripherer Zugang ausreichend sein, es sei denn, es sind mehrere Infusionen und/oder Vasopressoren erforderlich, dann ZVK
- Nabelvenen-Zugang
Medikamente während der Reanimation bei Geburt
- Reanimationsmedikamente in Betracht ziehen, wenn HF trotz adäquater Atemwegssicherung, effektiver Beatmung und Thoraxkompression für mind. 30 Sekunden < 60/min bleibt und nicht ansteigt
- Adrenalin
- 10 – 30 µg/kg (0,1 – 0,3 mL/kg Adrenalin 1:10.000 [0,1 mg/mL]) umbilikal/i.o.
- weitere Dosen alle 4 min, wenn HF < 60 /min bleibt
- wenn kein Nabelvenenkatheter/i.o.-Zugang vorhanden, aber intubiert wurde: 100 µg/kg Adrenalin endotracheal (1 mL/kg Adrenalin 1:10.000 [0,1 mg/mL]) –> sobald Nabelvenenkatheter/i.o.-Zugang sofort Adrenalin-Dosis darüber, auch wenn über ET-Applikation erfolgt ist
- Glukose
- wenn möglich, BZ während Reanimation überprüfen
- 200 mg//kg Glukose (2,0 mL/kg 10%ige Glukose) bei niedrigem BZ
- intravasales Volumen
- 10 ml/kg Rh-negatives Blut der Gruppe O oder isotonische Kristalloid-Lösung, wenn Blutverlust vermutet wird oder Neugeborenes auf Reanimationsmaßnahmen nicht anspricht
keine adäquate Reaktion trotz geeigneter Wiederbelebungsmaßnahmen
- andere Faktoren, die die Reaktion auf die Reanimation beeinflussen können und die behandelt werden müssen, wie z.B. Pneumo thorax, Hypovolämie, angeborene Anomalien, Geräteversagen erwägen
ressourcenarme oder abgelegene Gebiete
- Geburten außerhalb des KH = Geburten in abgelegenem oder ressourcenarmem Umfeld
- medizinische Fachpersonal muss sich an die verfügbaren Ressourcen anpassen –> Schwerpunkt auf Prävention oder Behandlung von Unterkühlung und Hypoxie
- geplante Hausgeburten
- idealerweise Anwesenheit von zwei ausgebildeten medizinischen Fachkräften
- mind. Anwesenheit von einer medizinischen Fachkraft, die in der Lage ist, das Neugeborene zu beatmen
- Mindestausstattung in geeigneter Größe für das Neugeborene bereithalten
- klar festlegen, wer anwesend sein wird, welche Ausrüstung verfügbar ist und wie der Transport organisiert wird, falls das Neugeborene versorgt werden muss
- Vorhandensein von vorgefertigten Plänen für unerwartete/schwierige Situationen (auch für
- den Kontakt mit der aufnehmenden Klinik für die Mutter und das Neugeborene)
- unerwartete Geburten außerhalb des Krankenhauses (Rettungsdienst)
- Vorbereitung auf und Training für solche Ereignisse sowie Mitführen geeigneter Ausrüstung (v.a. für thermische Versorgung und Versorgung von Atemweg & Atmung)
- Vorhandensein von Ausrüstung zum Wärmeerhalt und zur Oxygenierung
- Temperaturkontrolle außerhalb des Krankenhauses
- Bewusstsein bzgl. des erhöhten Risikos einer Auskühlung von Säuglingen, die (unerwartet) außerhalb des Krankenhauses geboren werden
- regelmäßig Temperaturkontrolle des Neugeborenen und Ergreifen von Maßnahmen bei zu niedriger Temperatur
- meiste Interventionen für Neugeborene, die im Krankenhaus geboren wurden, können auch außerhalb des Krankenhauses verwendet werden
- wenn möglich, gefährdete Frühgeborene (<37 Wochen) und/oder small-for-date-Neugeborene zur Temperaturkontrolle und zum Transport in angewärmtem Inkubator lagern
Postreanimationsbehandlung
- effektive Atmung und effektiver Kreislauf sichergestellt –> Versorgung in Umgebung bzw. Verlegung in eine Umgebung, in der eine engmaschige Überwachung und neonatologische Versorgung gewährleistet sind
- Glukosemanagement
- frühzeitige & regelmäßige BZ-Messung bis zur Stabilisierung im Normbereich, v.a. bei Neugeborenen, die bei der Geburt reanimiert wurden, bei denen das Risiko einer hypoxisch- ischämischen Enzephalopathie (HIE) besteht und/oder Glukose i.v. erhalten
- Hypoglykämie, Hyperglykämie und starke BZ-Schwankungen vermeiden
- thermische Versorgung
- Temperatur des Säuglings nach Wiederbelebung häufig oder kontinuierlich überwachen
- Temperatur zw. 36,5 - 37,5 °C halten und aufwärmen, falls darunter liegend
- therapeutische Hypothermie
- nach Abschluss der Reanimation und detaillierter Beurteilung geeigneter Säuglinge mit klinischen, biochemischen und (falls verfügbar) neurophysiologischen Anzeichen einer HIE Einleitung einer therapeutischen Hypothermie (33 – 34 °C) erwägen
- geeignete Eignungskriterien und streng definierte Protokolle als Leitfaden für den Kühlungsprozess verwenden (CAVE: unsachgemäße Anwendung der therapeutischen Hypothermie kann schädlich sein)
- sicherer Transport in entsprechend ausgestattete Einrichtung, in der die Überwachung und Behandlung fortgesetzt werden kann
- während des Transports (rektale) Temperaturüberwachung und, falls verfügbar, während des Transportes aktive Kühlung mit servogesteuertem Gerät anwenden
- Sauerstoffversorgung und Beatmung
- zusätzliche Überwachung der post-ductalen Sauerstoffsättigung erwägen, um pulmonale Hypertonie zu erkennen
- Hypoxie und Hyperoxie vermeiden
- unbeabsichtigte Hypokapnie während der Beatmung vermeiden
- Dokumentation und Prognoseerstellung
- klinischen Zustand des Säuglings genau dokumentieren (Zeitangaben, Maßnahmen und Reaktionen während der Reanimation)
- APGAR-Score festhalten
- Nachbesprechung des klinischen Teams
- nach Reanimation oder anderen nicht routinemäßigen auftretenden Situationen leistungsorientierte, interdisziplinäre/interprofessionelle Teambesprechungen nutzen, um Leistung des Einzelnen und des Teams sowie systemische Probleme (z. B. Notfallversorgung, Ausrüstung) zu optimieren
- Kommunikation mit den Eltern
- wenn Intervention zu erwarten ist
- Entscheidung, Reanimation eines extrem frühgeborenen oder klinisch komplexen Neugeborenen zu versuchen, in enger Absprache mit den Eltern und leitenden Pädiater*innen, Hebammen und Geburtshelfer*innen
- Optionen, einschließlich potenzieller Notwendigkeit und Umfangs der Reanimation sowie voraussichtlicher Prognose, vor Geburt besprechen –> individueller Behandlungsplan
- Gespräche präzise und sachlich dokumentieren und vor Geburt in der Akte der Mutter und nach der Geburt in die Akte des Säuglings aufnehmen
- bei jeder Geburt
- wenn durch Eltern gewünscht und Ressourcen es zulassen, Anwesenheit der Eltern während der Stabilisierung oder Wiederbelebung ermöglichen
- Ansichten des Reanimationsteams, der Eltern und die Umstände berücksichtigen
- Eltern umfassend über den Verlauf der Versorgung ihres Säuglings informieren
- Pflegekraft bestimmen, die sich um die Eltern kümmert
- Eltern ermutigen, ihr Kind so bald wie möglich nach Reanimation zu halten/berühren, v.a., wenn die Reanimation erfolglos war
- genaue Aufzeichnungen über die Reanimation und alle folgende Kommunikation mit den Eltern führen
- alle Maßnahmen und begründen Sie deren Notwendigkeit erläutern
- später weitere Gespräche ermöglichen, damit die Eltern die Ereignisse reflektieren und besser verstehen können
- Eltern nach einer Reanimation bei der Geburt zusätzliche Hilfe anbieten
- wenn Intervention zu erwarten ist
Abbruch oder Unterlassung der Wiederbelebung
- nationale oder regionale Outcomeergebnisse und Leitlinien verwenden, um diese Empfehlung zu interpretieren
- bei Beendigung, Abbruch oder Unterlassung von Wiederbelebungsmaßnahmen auf das Wohlbefinden und die Würde des Säuglings und seiner Familie achten, idealerweise unter Einbeziehung erfahrener Pädiater*innen/Neonatolog*innen
- Beendigung der Reanimation
- klinische Faktoren (z.B. mögliche reversible Faktoren, Gestationsalter des Säuglings), Effektivität der Reanimation und Ansicht anderer Mitglieder des klinischen Teams zur Fortsetzung der Reanimation überprüfen, wenn trotz andauernder Reanimation keine HF feststellbar ist
- Abbruch der Reanimation in Betracht ziehen, wenn Neugeborenes trotz aller empfohlenen Maßnahmen und Ausschluss reversibler Ursachen > 20 min nach Geburt keine Herzaktion zeigt
- Reanimation ggf. vor Ablauf von 20 min abbrechen bei Frühgeborenen (insbesondere extrem frühgeborenen Säuglingen; CAVE: individuelle Entscheidungsfindung)
- Entscheidung viel weniger eindeutig, wenn trotz offensichtlich angemessener Reanimationsmaßnahmen nur teilweise, unvollständige Verbesserung der HF eintritt –> ggf. notwendig Säugling auf ITS zu verlegen und späteres Beenden lebenserhaltender Maßnahmen zu überlegen
- angemessene palliative (komfortorientierte) Fürsorge für Säugling, wenn lebenserhaltende Maßnahmen unterlassen oder abgebrochen werden
- Unterlassung der Reanimation
- Entscheidung, lebenserhaltende Maßnahmen zu unterlassen, vor der Geburt gemeinsam mit den Eltern unter Berücksichtigung regionaler/nationaler Kenntnisse über das Outcome treffen, wenn Reanimation und aktive (überlebensorientierte) Behandlung versucht wird
- Wiederbelebungsversuche und aktive (überlebensorientierte) Behandlung i.d.R. nicht angemessen in Situationen, in denen die prognostizierte Neugeborenen Sterblichkeit extrem hoch ist (z. B. > 90 %) und Morbidität bei überlebenden Säuglingen unannehmbar hoch ist
- Wiederbelebung fast immer angezeigt bei Erkrankungen mit niedrigerer (z.B. < 50 %) neonataler Mortalität und einer als akzeptabel erachteten Morbidität
- Reanimation i.d.R. in Situationen beginnen, in denen Unsicherheit über den Reanimationserfolg besteht und keine Möglichkeit zu vorherigen Gesprächen mit den Eltern bestand
Pediatric Life Support (PLS)
Prävention des Kreislaufstillstand durch Betreuer*innen und andere nicht ausgebildete Helfer*innen
- Eltern und Betreuer*innen anhalten, grundlegende Kenntnisse zur Erkennung kritischer Erkrankungen und Traumata sowie grundlegende lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen zu erlernen
- Vermittlung einfacher Methoden des Erkennen mit Triage-Instrumenten und grundlegende lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen bei professionellen Betreuern von Kindern, darunter Tagesmütter, Lehrer*innen, organisierte Ersthelfer*innen, Rettungsschwimmer*innen und Trainer*innen/Ausbilder*innen von Kindern und Jugendlichen
- sofort medizinische Hilfe/Rettungsdienst rufen, wenn Kind Anzeichen/Symptome aufweist, die auf lebensbedrohliche Erkrankung hindeuten können:
- Verhalten
- nicht bei vollem Bewusstsein oder schwer zu wecken, schlaff oder steif
- Z.n. Krampfanfall
- verwirrt oder unruhig oder abnormale Interaktion mit den Eltern/Betreuer*innen
- untröstlich weinend
- eine oder mehrere Gliedmaßen nicht bewegbar
- starke Schmerzen oder sprechen/gehen nicht möglich
- Atmung
- tief Einatmen nicht möglich
- Anstrengung beim Atmen (schnelles Atmen, Grunzen, Nasenflügeln und interkostale Einziehungen)
- zusätzliche Geräusche beim Atmen
- zu schnelles, zu langsames oder unregelmäßiges Atmen oder Aufhören zu atmen
- ungewöhnliche Körperhaltung, um Atmen zu erleichtern
- Körperfarbe
- zyanotisch (blau), fleckig, ungewöhnlich blass oder gräulich (CAVE: besonders bei Kindern mit dunklerer Hautfarbe auf Handflächen, Fußsohlen und Schleimhäute achten)
- Vorhandensein und Vertrautsein mit Notfallplan für den Fall einer plötzlichen Verschlechterung bei Kindern mit bestimmten chronischen Erkrankungen
- Verhalten
Prävention des Kreislaufstillstand durch medizinisches Fachpersonal
- Kinder mit erhöhtem Risiko für Kreislaufstillstand identifizieren und Behandlungsplan für diese Kinder erstellen
- Verwendung spezieller Quick-Look-Tools (z.B. o.g. BBB-Tool oder pädiatrisches Blickdiagnosedreieck) zur Früherkennung eines potenziell kritisch kranken Kindes
- Eigenschutz beachten
- erste ABCDE-Beurteilung bei jedem Kind, das kritisch krank oder schwer verletzt erscheint, und Einleitung lebensrettender Maßnahmen, falls notwendig
- zusätzliche Ressourcen aktivieren (z.B. Personal, Ausrüstung) und so schnell wie möglich Team mit klar definierten Rollen und Verantwortlichkeiten bilden
- kognitive Hilfsmittel wie Algorithmen und Checklisten verwenden
- Zustand des Kindes nach jeder Maßnahme oder bei Zweifeln erneut überprüfen
- Eltern/Betreuer*innen nach ungefährem Gewicht des Kindes fragen oder dieses anhand der Körpergröße schätzen, idealerweise um den Habitus korrigiert
- individuellen Ansatz verwenden oder Maßnahmen bei Kindern mit chronischen Erkrankungen oder besonderen medizinischen Bedürfnissen anpassen
- Eltern/Betreuern jederzeit erlauben beim Kind zu bleiben, wenn sie dies wünschen und wenn dies nicht die Sicherheit des Kindes oder des Personals beeinträchtigt
- Eltern und Betreuer in Gespräche und Entscheidungen einbeziehen
- Eltern oder Betreuern ein festes Teammitglied zuweisen und sicherstellen, dass diese in allen Phasen umfassend informiert sind
Erkennen von schwer erkrankten oder verletzten Kindern
- Atemweg
- Atemwege und den Luftstrom mit der „SehenHören-Fühlen”-Methode überprüfen
- Stridor oder Schnarchen als Anzeichen einer teilweisen Atemwegsobstruktion bewerten
- bewusstseinsklares Kind die bequemste Position einnehmen lassen (kein Zwingen)
- Atmung
- auf Zeichen einer Ateminsuffizienz achten (Atemarbeit: AF, Einziehung, Stöhnen, Nasenflügeln, juguläre Einziehungen, Körperhaltung; Effektivität der Atmung: Brustkorbhebung, Art und Stärke des Weinens/Sprechens, Auskultation mit vermindertem Atemzug, Asymmetrie, Giemen oder Rasselgeräusche, Hautfarbe/Zyanose, arterielle SpO2; systemische Anzeichen: HF, Bewusstseinszustand)
- arterielle Sauerstoffsättigung kontinuierlich mittels SpO2 überwachen
- etCO2 verwenden bei allen Patient*innen mit erweiterter Atemwegssicherung (bei NIV erwägen)
- POCUS der Lunge und BGA erwägen
- mehrere Variablen verwenden, um Ateminsuffizienz zu erkennen, da kein einzelnes Symptom isoliert darauf hinweist (CAVE: Trends sind wichtiger als einzelner Wert)
- Kreislauf
- auf Anzeichen einer Herz-Kreislauf-Insuffizienz achten (Herz-Kreislauf-Symptome: HF, periphere/zentrale Pulsstärke, RR, Vorlast, also Halsvenen, Lebervolumen, Rasselgeräusche; Organperfusion: (Rekap-Zeit,, Hautfarbe & -temperatur, Urinausscheidung, Bewusstseinszustand)
- EKG-Gerät zur Beurteilung des Rhythmus und Gerät zur nichtinvasiven Blutdruckmessung (NIBP) anschließen
- serielle Laktatmessungen bei Anzeichen eines Schocks in Betracht ziehen
- POCUS erwägen, um Ursache und Art des Schocks zu differenzieren
- 12-Kanal-EKG erwägen
- mehrere Variablen verwenden, um Kreislaufversagen (Schock) und Art des Schocks zu erkennen (CAVE: kein einzelnes Anzeichen ist isolierter Hinweis auf Schock;Trends sind wichtiger als einzelner Wert)
- Disability (Neurologie)
- Bewusstsein anhand AVPU-Skala und/oder (pädiatrischer) GCS sowie Vorliegen von Haltungsauffälligkeiten oder fokalen neurologischen Symptomen überprüfen
- epileptischen Krampfanfälle als neurologischen Notfall erkennen
- BZ-Bestimmung
- dringende Bildgebung des Gehirns erwägen , wenn nach ABC-Reanimation neurologische Symptome bestehen bleiben
- Exposition
- Körpertemperatur-Bestimmung
- Kind ausziehen und nach Hautausschlägen, Verletzungen und Zeichen körperlicher Misshandlung und Vernachlässigung suchen
- auf Zeichen und Symptome potenziell lebensbedrohlicher Zustände achten
- Versuch zugrunde liegende Probleme zu identifizieren, die spezielle Vorgehensweise erfordern könnten (z. B. Vergiftung, chronische Grunderkrankungen)
- AMPLE-Schema verwenden (Allergie – Medikamente – Vorgeschichte – letzte Mahlzeit – Ereignisse), um schnell Basisanamnese zu erstellen
- auf Zustände achten, bei denen Kreislaufstillstand unmittelbar bevorsteht, wie Atemwegsobstruktion, paradoxe Atmung, silent chest, Spannungspneumothorax, massive Blutungen, Herzbeuteltamponade, intrakranieller Druck, Hypoglykämie mit Koma, Unterkühlung, schweres Trauma und Thrombose

Prinzipien der Behandlung von kritisch kranken oder verletzten Kindern
- Atemwege
- Atemwege freihalten, um ausreichende Sauerstoffversorgung und Atmung zu ermöglichen (CAVE: adäquate Positionierung des Kopfes und des Körpers, Entfernen von Sekret & anderen Obstruktionen)
- bei Kindern mit reduziertem Bewußtsein nasopharyngealen oder oropharyngealen Tubus in geeigneter Größe erwägen
- supraglottisches Atemwegshilfe (Larynxmaske, i-gel), wenn indiziert und geübt, verwenden
- Kind endotracheal intubieren oder SGA verwenden, wenn indiziert und nur, wenn Kompetenz & Erfahrung vorhanden, erforderliches Material & Medikamente verfügbar und klar definiertes Vorgehen verwendet wird (Plan für Schwierigkeiten; Präoxygenierung; Sedativa & Relaxantien mit schnellem Wirkungseintritt; kein routinemäßiges Atropin; in Notfällen orale Intubation der Trachea vorziehen; Video- oder direkte Laryngoskopie je nach lokalen Regeln & Erfahrung der Helfenden; O2 während Atemwegsicherung; max. 2 Intubationsversuche mit jeweils max. 30 – 60 sec; durchgehendes Monitoring; ET mit Cuff und Cuffdruck-Überprüfung; ausreichende Analgesie und Sedierung; Tubuslage klinisch und mit ETCO2-Überwachung überprüfen)
- Koniotomie nur als letzte Option in „cannotventilate-cannot-oxygenate”-Situationen durch geschulte*n Anwender*in
- V.a. Obstruktion der Trachealkanüle bei Kindern mit Tracheostomie mit Atembeschwerden (Versuch abzusaugen, falls nicht möglich, Trachealkanüle sofort entfernen & ersetzen; O2-Gabe über Beutel-Maske-Beatmung zur Überbrückung;
- Atmung
- adäquate Oxygenierung und Beatmung anstreben
- initial 100 % O2 bei allen Kindern mit Atem-, Kreislauf- oder neurologischem Versagen
- FiO2 titrieren, sobald SpO2-Überwachung möglich, und anhaltende Messwerte von 100 % vermeiden (außer bei besonderen Umständen, z. B. Kohlenmonoxidvergiftung, Methämoglobinämie, Cyanidvergiftung oder schwerer Anämie)
- SpO2 von 94 – 98 % bei zuvor gesunden Kindern anstreben (Ziel: SpO2 > 94 % bei möglichst niedrigem FiO2)
- individuelle Zielwerte für SpO2 und etCO2 in Betracht ziehen bei Kindern unter spezifischen Bedingungen (z. B. angeborenen zyanotischen Vitien, chronischer Ateminsuffizienz)
- Nasenbrille mit HFNC oder NIV bei Kindern mit Hypoxämie erwägen, die nicht adäquat auf eine konventionelle Sauerstofftherapie ansprechen
- unzureichende Spontanatmung als erste Maßnahme durch Beutel-Maske-Beatmung unterstützen (richtige Kopfposition, richtige Maskengröße & guter Sitz der Maske auf dem Gesicht; 2-Helfer-Methode, v.a. wenn Beatmung schwierig oder Risiko einer Krankheitsübertragung besteht; Beutel in geeigneter Größe und ausreichend lange Inspirationszeiten; eine für das Alter des Kindes normale Atemfrequenz anstreben, also 5 bei Säuglingen, 20 bei Kindern > 1 Jahr, 15 bei Kindern > 8 Jahre, 10 bei Kindern > 12 Jahre)
- frühzeitig SGA/ET erwägen, wenn Beutel-Maske-Beatmung die O2-Versorgung oder Beatmung nicht verbessert oder wenn längere Beatmung zu erwarten ist
- bei Patienten mit SGA oder Endotrachealtubus Prüfung auf Leckagen, Zeichen von Aspiration und die Effektivität der Beatmung
- bei beatmeten Kindern: Tidalvolumina von 6 – 8 mL/kg des idealen Körpergewichts, AF im unteren Normalbereich für das Alter des Kindes, PEEP von 5 cmH2O; PEEP & FiO2 anpassen, um die Oxygenierung zu verbessern; Totraum minimieren, v.a. bei Säuglingen; Hyper- & Hypoventilation vermeiden; Normokapnie anstreben und etCO2 überwachen)
- DOPES verwenden
- Kreislauf
- ausreichende Organperfusion anstreben
- bei Kreislaufversagen (Schock) nicht mehr als 5 min (oder 2 Versuche) für Etablierung eines i.v.-Zugangs verwenden (qualifizierte Anwender*innen sollen POCUS zur i.v.-Kanülierung verwenden)
- i.o.-Zugang als Notfallalternative, wenn i.v.-Zugang fehlschlägt oder wenn Chancen für erfolgreiche i.v.-Kanülierung als minimal eingeschätzt werden (i.o.-Nadel geeigneter Größe; effektive Analgesie; manuelle Infusion oder Hochdruckbeutel; auf Extravasation und Fehllagen achten)
- einen oder mehrere Flüssigkeitsboli von 10 mL/kg bei Kindern mit hypovolämischem, obstruktivem oder distributivem Schock (balanzierte isotonische Kristalloide als 1. Wahl; bei Bedarf Wdh., während der ersten Stunde können insgesamt 40 – 60 mL/kg bei hypovolämischen/distributiven Schock nötig sein; nach jedem Bolus Prüfung auf Anzeichen einer Flüssigkeitsüberladung oder Herzinsuffizienz; Erhaltungsdosen und langsamer Rehydrierung fortsetzen, wenn Schockzeichen zurückgehen; vasoaktive Pharmaka und Atemunterstützung erwägen, wenn wiederholte Flüssigkeitsboli erforderlich sind)
- Notwendigkeit von Flüssigkeit bei kardiogenem Schock individuell beurteilen
- frühzeitig mit Gabe von vasoaktiven Pharmaka (Inotropika und/oder Vasopressoren, je nach Art des Schocks) als kontinuierliche Infusion über zentralen oder peripheren Zugang beginnen, spätestens nach 3 – 4 Flüssigkeitsboli (30 – 40 mL/kg)
- ggf. Arrhythmien behandeln
- bei Kindern mit refraktärem Schock oder spezifischen Erkrankungen fachärztlichen Rat zu extrakorporaler Unterstützung (z. B. ECMO) einholen
- Disability (Neurologie)
- Neuroprotektion anstreben
- für adäquate Oxygenierung, Beatmung und Durchblutung sorgen
- klinische und elektroenzephalographische epileptisch Anfälle behandeln
- Hypoglykämie, wenn möglich oral, mit 0,3 g/kg Glukose behandeln, sobald diese festgestellt wird (alternativ Bolus von 0,2 g/kg Glukose i.v., also 2 mL/kg 10 %ige Glukose; 3. Wahl Glucagon als vorübergehende Notfallmaßnahme, 0,03 mg/kg Glucagon i.m./s.c. oder 3 mg i.n. bei 4 – 16 Jahren) und erneute Überprufung nach 5 – 10 min mit ggf. notwendiger Wdh.
- Analgosedierung bei Kindern mit Beschwerden oder Schmerzen
- Hypotonie vorbeugen
- pädiatrischen Schlaganfalls oder Neuroinfektion erwägen –> zügig fachkundigen Rat einholen
- Exposition
- Hypo- & Hyperthermie vermeiden
- Antibiotika und/oder antivirale Medikamente erwägen, wenn ebakterielle oder virale Ursache für kritische Erkrankung wahrscheinlich ist
- Interessen des Kindes nach lokalen ethischen und rechtlichen Regeln schützen, wenn Verdacht auf zugefügtes Trauma (Kindesmisshandlung und Vernachlässigung) besteht
spezifische Erkrankungen
- schweres akutes Asthma
- Gabe von 100 % O2
- (intermittierende/kontinuierliche) Gabe kurz wirksameer Beta2-Mimetika über Spacer oder durch Vernebelung (2,5 – 5 mg in steriler 0,9 %iger NaCl-Lsg. mit 100 % O2); ggf. bei Bedarf zusammen mit Ipratroprium (Kinder im Alter von 1 Monat – 5 Jahre 125 – 250 µg, Kinder im Alter von 6 – 11 Jahren 250 µg und Kinder von 12 – 17 Jahren 500 µg)
- Prednisolon 1 – 2 mg/kg oral/i.v. (max. 40 mg) oder Dexamethason 0,3 – 0,6 mg/kg (max. 16 mg) innerhalb der ersten Stunde
- bei Verschlechterung zusätzliche Gabe von hochdosierten inhalativen Kortikosteroiden erwägen
- 40 mg/kg Magnesiumsulfat i.v. (max. 2 g) über 20 min bei Kindern, die auf Erstbehandlung nicht ansprechen
- i.v.-Initialdosis kurz wirksamer Beta2-Mimetika (z.B. 5 – 15 µg/kg Salbutamol über 10 min; max. 250 – 750 µg), gefolgt von Infusion je nach klinischem Schweregrad (z.B. 1 – 2 µg/kg/min Salbutamol)
- NIV erwägen, sofern das Kind noch über ausreichenden Atemantrieb verfügt
- ETI & invasive Beatmung/ECMO bei unmittelbar lebensbedrohlichem Asthma (z. B. Erschöpfung, schwere Hypoxie trotz hochdosierter Sauerstoffzufuhr und adäquater Medikation) erwägen
- septischer Schock
- falls möglich, Blutproben für Blutkultur und PCR abnehmen und danach so schnell wie möglich (innerhalb einer Stunde) nach erstem ABCDE mit Breitbandantibiose beginnen
- 1 – 2 mg/kg Hydrocortison erwägen, wenn das Kind nicht auf Flüssigkeit und Vasokonstriktoren anspricht, sowie bei Kindern mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Nebenniereninsuffizienz) oder unter Einnahme spezieller Medikamente
- kardiogener Schock
- frühzeitig Kinderkardiolog*innen hinzuziehen und Therapie anhand Echokardiographie steuern
- mit inotroper Medikation beginnen und mechanische Beatmung erwägen
- Furosemid i.v. erwägen (CAVE: nur bei Kindern ohne begleitende Hypovolämie)
- ECMO bei refraktärem kardiogenem Schock erwägen
- hämorrhagischer Schock
- Massentransfusionsprotokoll aktivieren und Blutung durch Druck & Tourniquets stillen
- Verwendung von Kristalloiden i.v. (max. 20 ml/kg) minimieren –> sobald verfügbar, Blutprodukte oder Vollblut
- Gabe von Vasokonstriktoren bei Flüssigkeits-refraktärem Schock
- Maßnahmen zur Verbesserungen der Gerinnung bei Kindern mit massivem Blutverlust
- Tranexamsäure so schnell wie möglich (mind. in < 3 h) bei allen Kindern, die nach Trauma Transfusion benötigen oder lebensbedrohliche Blutungen aufweisen (initial 15 – 20 mg/kg i.v. über 10 min, dann Infusion mit 2 mg/kg/h über mind. 8 h oder bis zur Blutstillung, jeweils max. 1 g)
- Kreislaufversagen aufgrund von Bradykardie
- frühzeitig Kinderkardiolog*innen hinzuziehen
- Sauerstoffversorgung, Atmung und Kreislauf verbessern
- CPR beginnen bei Bradykardie und schlechter Perfusion, die nicht auf Sauerstoffgabe und Beatmung ansprechen
- Adrenalin in kleinen i.v.-Boli (z.B. 1 – 2 µg/kg) oder als Infusion erwägen
- transthorakale Stimulation nur in speziellen Fällen in Betracht ziehen (z. B. AV-Block 3. Grades, Sick-Sinus-Syndrom)
- Atropin nur bei speziellen Ursachen der Bradykardie erwägen (z.B. induziert durch erhöhten Vagotonus oder Reizleitungsstörung; 20 µg/kg, max. 0,5 mg)
- Kreislaufversagen aufgrund von Tachydysrhythmie
- frühzeitig Kinderkardiolog*innen hinzuziehen
- sofortige Kardioversion bei dekompensiertem Kreislaufversagen unabhängig vom Ausgangspunkt der Tachykardie (beginnend mit 1 J/kg, dann Energie bei jedem weiteren Versuch verdoppeln bis max. 4 J/kg)
- bei nicht dekompensierter SVT: mod. Vagusmanöver/Eisbeutel auf Gesicht erwägen –> schnelle Bolusgabe von 0,1 – 0,2 mg/kg Adenosin über große Vene erwägen, max. 6 mg –> ggf. zweite Dosis Adenosin mit 0,3 mg/ kg, wenn SVT anhält –> ggf. weitere Adenosin-Dosen i.v. alle 1 – 2 min in Schritten von 0,05 – 0,1 mg/kg bis max. Einzeldosis von 0,5 mg/kg –> Kinderkardiolog*innen konsultieren & Kardioversion erwägen
- bei nicht dekompensierter Breitkomplex-QRS-Tachykardie: vagale Manöver, die diagnostisch weiterhelfen können –> Kinderkardiolog*innen konsultieren –> bei Torsade-de-Pointes-VT 50 mg/kg Magnesiumsulfat, max. 2 g)
- epileptischer Anfall
- Zeit seit Beginn der Anfälle genau festhalten
- ABC sichern sowie Vitalfunktionen überwachen und EKG-Diagnostik
- Ursachen für die Anfälle abklären und ggf. entsprechend behandeln
- bei Status epilepticus (Anfall > 5 min) Benzodiazepine i.v./i.o. (alternativ bukkal, i.n., i.m.)
- zweite Dosis Benzodiazepin i.v./i.o. nach 5 – 10 min, wenn Anfall anhält
- wenn Anfall < 15 – 20 min nach Beginn anhät, 40 – 60 mg/kg Levetiracetam i.v./i.o. über 5 min (max. 4,5 g; alternativ 20 mg/kg Phenytoin i.v. über 20 min oder 20 mg/kg Phenobarbital i.v. oder 20 mg/kg Valproinsäure i.v. über 4 min)
- bei refraktärem Status epilepticus (Anfälle > 30 min, trotz Gabe von Medikamenten der 2. Wahl): Intubation vorbereiten und Kind an pädiatrisches Intensivteam übergeben (alternativ, falls nicht für ETI qualifiziert, Gabe eines anderen Medikaments der 2. Wahl)
- Anästhesie innerhalb von 40 min nach Beginn der Anfälle mit Intubation & Beatmung beginnen (z.B. mit Midazolam, Ketamin, Phenobarbital, Thiopental oder Propofol) –> Ende der klinischen Anfälle und Burst-Suppression Muster im EEG anstreben
- pädiatrische Neurolog*innen hinzuziehen
- kontinuierliche EEG-Überwachung und Bildgebung des Gehirns erwägen

Lebensrettende Basismaßnahmen bei Kindern (PBLS)

Empfehlungen für ungeschulte Helfer und Telefon-Reanimation
- 3 Schritte zur Lebensrettung (Prüfen, Rufen & Drücken) bei Kind, die nicht ansprechbar zu sein scheinen
- Ermutigung der Ersthelfenden zur Beatmung & Thoraxkompressionen durch Disponent*innen (Nachfragen, sich der Brustkorb bewegt9
- Anleitung zur Wiederbelebung durch ungeschulte Notfallzeug*innen (initial 5 Atemspenden, dann 30:2)
- falls Notfallzeug*innen sich nicht nur Beatmung in der Lage sehen, zur alleinigen Thoraxkompression anleiten

Empfehlungen für Helfer mit PBLS-Ausbildung
- für eigene Sicherheit und die des Kindes sorgen
- Kind verbal und taktil stimulieren (CAVE: keine Schmerzreize)
- sofort Rettungsdienst informieren
- Esmarch-Handgriff verwenden, um Atemwege zu öffnen, Atmung beurteilen und max. 10 sec lang nach Lebenszeichen suchen
- initial 5 Beatmungen, dann sofort mit 15 Thoraxkompressionen fortfahren –> danach weiter im Verhältnis 15:2 (falls keine PBLS-Schulung ggf. Verhältnis von 30:2 anwenden)
- auf gleichbleibend hochwertige Kompressionen und effektive Beatmungen konzentrieren sowie Minimierung der Unterbrechungen der Thoraxkompressionen
- wenn zweite*r Helfer*in verfügbar, so schnell wie möglich AED holen und anschließen
- Wiederbelebung nur unterbrechen, wenn es eindeutige Lebenszeichen gibt oder der AED dazu auffordert
- bei Kind, das nicht reagiert, aber ausreichend atmet: Atemwege mit Esmarch-Handgriff offenhalten und in stabile Seitenlage bringen (CAVE: keine stabile Seitenlage bei Trauma)
- Atmung kontinuierlich oder mindestens einmal pro Minute überprüfen, wenn das Kind in stabiler Seitenlage liegt
- Atemwege und Beurteilung der Atmung
- Kopf bei Säuglingen in Neutralposition halten (bei älteren Kindern Kopf stärker überstrecken)
- auf Thoraxbewegungen achten, hören und fühlen, ob Luft aus Nase und/oder Mund strömt
- bei Zweifeln, ob Atmung normal ist, so handeln, als wäre sie nicht normal


- Atemspende ohne Hilfsmittel
- Atemweg frei –> etwa 1 sec lang gleichmäßig in den Mund atmen (bei Säuglingen in Mund und Nase), sodass der Brustkorb sichtbar hebt (Brustkorb passiv zurücksinken lassen, während des Luftholens für nächsten Atemzug)
- Brustkorb hebt sich nicht –> sichtbare Hindernisse im Mund entfernen, wenn leicht möglich
- Kopf neu positionieren oder Methode zur Öffnung der Atemwege anpassen (Kinn weiter anheben oder HWS stärker überstrecken)


- Thoraxkompressionen
- Herzdruckmassage auf fester Unterlage durchführen, sofern sofort verfügbar –> Thoraxkompressionen behindernde Kleidung entfernen
- Herzdruckmassage bei allen Altersgruppen über der unteren Hälfte des Brustbeins (Sternum) durchführen
- bei Säuglingen Zwei-Daumen-Technik für Thoraxkompressionen verwenden; bei Kindern über 1 Jahr oder wenn mit Zwei-Daumen-Technik keine hochwertige Thoraxkompressionen möglich: Einhand- oder Zweihandtechnik
- Frequenz von 100 – 120 /min; Brustkorb um mind. 1/3 des anteriorposterioren Durchmessers niederdrücken (bei Jugendlichen die für Erwachsene empfohlene Eindringtiefe von 5 – 6 cm, max. 6 cm); nicht auf Thorax lehnen; vollständig entlasten; Herzdruckmassage nur Beatmungen unterbrechen, oder wenn der AED dazu aufgefordert



- Verwendung eines automatisierten externen Defibrillators
- Anweisungen des AED folgen
- Defibrillationselektroden mit möglichst kurzen Unterbrechungen der CPR anbringen (anterior-posteriore Position bei < 25 kgKG; anterolaterale oder die anteroposterior Position bei > 25 kgKG)
- bei allen Säuglingen und Kindern mit Gewicht < 25 kg Kinder-Modus aktivieren, sofern verfügbar
- Patient*in nicht berühren, während AED den Rhythmus analysiert
- Herzdruckmassage sofort nach Abgabe des Schocks fortsetzen


- zusätzliche Überlegungen zur PBLS
- im KH sofortiger Hilferuf durch med. Fachpersonal, sobald Verschlechterung festgestellt wird (CAVE: nicht auf Kreislaufstillstand warten) –> anschließend Atmung und andere Lebenszeichen prüfen
- bei V.a. einen Kreislaufstillstand oder kritische Situation Reanimationsteam oder RD rufen und dabei CPR mit Kompressions-Beatmungsverhältnis von 15:2 beginnen
- Beutel-Maske-Beatmung mit Sauerstoff durch qualifizierte Anwender*innen
- wenn Beatmung nicht sofort möglich, sofort mit Herzdruckmassage beginnen und Beatmung so bald wie möglich hinzufügen
- CPR-Modus des Bettes aktivieren
- Über-Kopf-Reanimation in speziellen Situationen möglich
- anterolaterale Pad-Position durch qualifizierte Anwender*innen bei Kindern ≤ 25 kg anwendbar, wenn pädiatrische Pads verwendet werden, vorausgesetzt sie berühren sich nicht
- einzelne*r Helfer*in ohne Mobiltelefon soll 1 Minute lang CPR durchführen, bevor Hilfe geholt wird
- Fremdkörperverlegung der Atemwege
- Verdacht auf Ersticken durch Fremdkörper = Kind kann nicht sprechen oder laut weinen, v.a. während des Fütterns, Essens oder beim unbeaufsichtigten Spielen
- so schnell wie möglich Rettungsdienst rufen
- ältere Kinder oder Jugendliche zum Husten ermutigen
- bis zu 5 Rückenschläge, wenn Husten nicht möglich ist oder nicht mehr wirkt (Säugling mit Gesicht nach unten auf Unterarm legen und Unterarm auf Bein stützen, Kopf mit Hand halten, dann kräftig zwischen die Schulterblätter schlagen, bis zu 5 Wdh. bzw. bis Verlegung gelöst ist; Kinder & Jugendliche nach vorne beugen und zw. Schulterblätter schlagen, bis zu 5 Wdh.)
- wenn Schläge auf Rücken wirkungslos, bis zu 5 Stöße auf Brust/Bauch
- bei Säuglingen: Säugling auf Rücken drehen, aufs Knie legen und dann mit Zwei-Daumen-Technik Brustkorbkompressionen durchführen, jedoch stärker auf’s Brustbein drücken (bis zu 5 Wdh.)
- bei Kindern und Jugendlichen: hinter Kind stellen, Arme um oberen Teil des Bauches legen, Kind nach vorne beugen, Faust ballen und zw. Bauchnabel und Ende des Brustbeins legen –> Faust mit anderer Hand umfassen und kräftig nach innen und oben ziehen (bis zu 5 Wdh. oder bis Verlegung beseitigt)
- Kind noch bei Bewusstsein –> Rückenschläge bis zu 5 Mal wdh. und mit bis zu 5 Brust-/Bauchstößen abwechseln
- Rückenschläge oder Brust-/Bauchstöße sofort abbrechen, wenn Anzeichen für Beseitigung der Verstopfung auftreten (Husten, lautes Atmen oder Weinen)
- Fremdkörper nicht blind aus Mund entfernen, sondern entfernen nur deutlich sichtbare Fremdkörper mit einzigem Wischen
- sofort mit CPR mit 5 Atemspenden beginnen, sobald das Kind bewusstlos wird
- keine Empfehlung für oder gegen Verwendung von Absauggeräten, die zur Beseitigung einer Fremdkörperverlegung der Atemwege beworben und vermarktet werden



Erweiterte Maßnahmen zur Reannimation von Kindern (PALS)
- als Team arbeiten, klare Rollen für jedes Teammitglied definieren, Choreografie überlegen und üben (d.h. die für’s Team beste Vorgehensweise zur Reanimation eines Kindes, inkl. Rollen und Abfolge der Maßnahmen)
- hochwertige Herzdruckmassage und Beatmung beginnen oder fortführen
- Kreislaufstillstand anhand klinischer Zeichen (z. B. keine Lebenszeichen) oder anhand überwachter Vitalfunktionen (z. B. EKG, Signalverlust von SpO2 und/oder ETCO2, Fehlen der intraarteriellen Blutdruckkurve) erkennen
- Thoraxkompressionen auch bei Kindern beginnen, die trotz ausreichender Atemunterstützung bradykard (<60/min) werden und Zeichen schlechter Perfusion zeigen, selbst wenn noch ein Puls fühlbar ist
- so schnell wie möglich kardiales Monitoring beginnen (selbstklebende Defibrillationselektroden als 1. Wahl)

- nicht defibrillierbare Rhythmen = Bradykardie (mit schlechter Perfusion), PEA und Asystolie
- Gefäßzugang legen und so schnell wie möglich Adrenalin i.v./i.o. (10 µg/kg, max. 1 mg) geben, nachspülen, um Wirkung zu beschleunigen (i.o.-Zugang, wenn i.v.-Zugang wahrscheinlich schwierig ist)
- Adrenalin-Gabe i.v./i.o. alle 4 min (d.h. bei jedem 2. Zyklus), außer diese ist nach intraarterieller RR-Messung und hämodynamischer Reaktion nicht notwendig
- Rhythmus alle 2 Minuten (< 5 sec) überprüfen –> Lebenszeichen prüfen und nach zentralem Puls tasten (max. 5 sec), wenn Änderung zu organisiertem Rhythmus
- Helfendenwechsel alle 2 min, bei denen die die Thoraxkompressionen durchführen
- Schockbare Rhythmen = pVT und VF
- sobald erkannt, defibrillieren (unabhängig von der EKG-Amplitude)
- bei Verwendung selbstklebender Elektroden Herzdruckmassage fortsetzen, während der Defibrillator läd
- keine Sauerstoffleckage um die Pads während der Defibrillation
- nach Aufladen Herzdruckmassage unterbrechen, kurz überprüfen, ob Rhythmus noch schockbar ist <5 sec, und versichern, dass keine Helfenen Kontakt mit dem Kind haben –> Schockabgabe
- Pausen zwischen Beenden der Thoraxkompressionen, Schockabgabe und Fortsetzen der Thoraxkompressionen minimieren (< 5 sec)
- Schock abgeben (4 J/kg, max. 120–200 J) und CPR sofort für 2 Minuten fortsetzen
- Herzrhythmus erneut überprüfen (organisierter Rhythmus: Lebenszeichen prüfen und nach zentralem Puls tasten, max. 5 sec; weiterhin schockbarer Rhythmus: erneute Defibrillation mit 4 J/kg, dann Wiederbelebung für 2 min fortsetzen, erneut prüfen und Zyklus wiederholen)
- unmittelbar nach 3. Schock 10 µg/kg Adrenalin (max. 1 mg) und 5 mg/kg Amiodaron i.v./i.o. (max. 300 mg; alternativ 1 mg/kg Lidocain, wenn Amiodaron nicht verfügbar) sowie Nachspülen
- unmittelbar nach dem 5. Schock zweite Dosis Adrenalin mit 10 µg/kg (max. 1 mg) und 5 mg/kg Amiodaron (max. 150 mg) i.v./i.o.
- Adrenalin i.v./i.o. alle 4 min (d. h. bei jedem 2. Zyklus) wiederholen, solange es nicht eindeutige Lebenszeichen gibt
- Helfendenwechsel alle 2 min, bei denen die die Thoraxkompressionen durchführen
- CPR fortsetzen bis
- organisierter Rhythmus mit Zeichen eines ROSC bei Rhythmuskontrolle
- Perfusion durch ECPR übernommen
- Kriterien für Abbruch der Reanimation erfüllt
- Defibrillation während PALS
- manuelle Defibrillation empfohlen (wenn nicht verfügbar AED)
- Minimierung der hand-offs-Zeit durch sorgfältige Planung vor jeder Defibrillation
- Defibrillationselektroden anterolateral oder anteroposterior kleben (CAVE: kein Kontakt zwischen Defibrillationselektroden; anteroposteriore Position bei Säuglingen und Kindern; anterolaterale Position bei größeren Kindern)
- Defibrillation mit selbstklebenden Pads ist Standard (Paddles mit Gel-Auflagen als Alternative)
- 4 J/kg als Standard-Energiedosis für die ersten Schocks
- Energie schrittweise auf bis zu 8 J/kg (max. 360 J) bei refraktärer VF/pVT steigern (d. h. > 5 Schocks erforderlich)
- Defibrillator mit angelegten Defibrillationselektroden oder Paddles laden und Herzdruckmassage während des Ladevorgangs fortsetzen
- zuvor erfolgreiche Energie verwenden, wenn ein ROSC erreicht wird und das Kind erneut defibrillationspflichtig wird
- Sauerstoffversorgung und Beatmung während der PALS
- effektive Beatmung mit O2 in Kombination mit hochwertiger Herzdruckmassage sind während CPR essenziell
- mit Beutel & Maske sowie 100 % O2 beatmen (CAVE: FiO2 nicht trainieren)
- Kind nur intubieren, wenn erfahrene und kompetente Person vor Ort ist und jede erforderliche Ausrüstung vorhanden ist
- ET oder SGA, wenn während des Transports Wiederbelebung erforderlich ist, wenn längere Wiederbelebung zu erwarten ist oder wenn Beatmung mit Beutel und Maske nicht möglich
- Thoraxkompressionen während Atemwegsicherung nicht unterbrechen
- etCO2-Monitoring, um eine korrekte Beatmung sicherzustellen
- Hypo- oder Hyperventilation vermeiden
- kontinuierliche Herzdruckmassage, wenn Atemwege mit ET oder SGA gesichert sind (CAVE: Beatmung ohne Unterbrechung der Herzdruckmassage)
- Beatmungsfrequenz mit unterer Normfrequenz für das Alter: 25/min bei Säuglingen, 20/min bei Kindern > 1 Jahr, 15/min bei Kindern > 8 Jahre und 10/min bei Kindern > 12 Jahre
- Zweifel an der Effektivität der Beatmung bei kontinuierlicher Herzdruckmassage: Rückkehr zum 15:2-Verhältnis
- Kindern mit Kreislaufstillstand am Beatmungsgerät: Beatmungsgerät diskonnektieren und mit selbstfüllendem Beutel/Anästhesiebeutel beatmen oder durch Beatmungsgerät beatmen lassen, dann sicherstellen, dass Kind ausreichend ventiliert ist
- nach ROSC FiO2 auf SpO2 von 94 – 98 % titrieren
- Messwerte während der PALS
- ETCO2-Monitoring zur Beurteilung der Qualität der Herzdruckmassage und zur Verifizierung eines ROSC
- wenn intraarterieller Zugang, dann invasive RR-Messung mit Überwachung der diastolischen Blutdruckwerte als Reaktion auf Thoraxkompressionen und Medikamente –> RRdias von mind 25 mmHg bei Säuglingen und 30 mmHg bei Kindern & Jugendlichen anstreben
- POCUS nur, wenn mit Anwendung während CPR vertraut und Qualität der Herzdruckmassage nicht beeinträchtigt wird
- Point-of-Care-Blutentnahme (mind. Glukose, Kalium, Hämoglobin, Laktat sowie BGA)
- Extrakorporale Wiederbelebung
- extrakorporale Wiederbelebung (ECPR) als frühzeitige Intervention bei ausgewählten Säuglingen und Kindern mit IHCA & OHCA erwägen, wenn Ressourcen das ermöglichen
- reversible Ursachen für Kreislaufstillstand bei Kindern
- frühzeitig alle reversiblen Ursachen für einen Kreislaufstillstand suchen & identifizieren und diese entsprechend behandeln (Merkhilfe „4 H’s & HITS“ verwenden)
- Hypoxie –> Beatmung mit O2
- Hypovolämie –> 10 mL/kg isotone Kristalloide oder Blutprodukte bei starken Blutungen
- Hyper-/Hypokaliämie (& andere Stoffwechselstörungen)
- Hypo- oder Hyperthermie –> bei < 30 °C: eine Einzeldosis Adrenalin, max. dreimalige Defibrillation bis > 30 30 °C sowie sofortige ECPR; 30 – 35 °C: Adrenalin i.v./i.o. alle 8 min, zweite Dosis Amiodaron i.v./i.o. nach 8 min, normales Defibrillationsintervall; 35 °C: Standard-Algorithmus; 32 °C: Erwärmung mit externen Wiedererwärmungsmethoden; < 32 °C: aktive externe und interne Wiedererwärmungsmethoden; bei Hyperthermie externe Kühlung
- Herzbeuteltamponade –> Perikardpunktion/Thorakotomie
- Intoxikation –> spezifische Maßnahmen je nach Toxin (Antidote etc.)
- Thromboembolie –> Thrombolyse i.v. erwägen
- Spannungs-Pneumothorax –> Nadelthorakozentese/Thorakostomie
- frühzeitig alle reversiblen Ursachen für einen Kreislaufstillstand suchen & identifizieren und diese entsprechend behandeln (Merkhilfe „4 H’s & HITS“ verwenden)
Kreislaufstillstand und seine Prävention bei besonderen Umständen
Anaphylaxie
- Anaphylaxie so schnell wie möglich erkennen und behandeln, um den Kreislaufstillstand zu verhindern
- wenn möglich, alle denkbaren Allergene unterbrechen
- sofort 0,01 mg/kg = 10 µg/kg (max. 0,5 mg) Adrenalin (1 mg/mL) i.m. in den vorderen seitlichen Oberschenkel (0,15 mg für 1 – 5 Jahre, 0,3 mg für 6 – 12 Jahre, 0,5 mg bei Kindern > 12 Jahre; alternativ auch altersgerechter Autoinjektor)
- i.m.-Adrenalindosis alle 5 min wiederholen, wenn Symptome fortbestehen
- regelmäßige ABCDE-Beurteilung und Kind entsprechend der Symptomen positionieren
- 100 % O2 bei Kindern mit Atemnot und Kindern, die mehr als eine Dosis Adrenalin benötigen
- frühzeitige endotracheale Intubation bei Beeinträchtigung der Atmung in Erwartung eines Atemwegsödems erwägen
- i.v.-Zugang und nach Bedarf Kristalloide 10 mL/kg zur Behandlung des Schocks
- zusätzlich zum Adrenalin i.m. inhalativ kurz wirksame Beta2-Agonisten
- mindestens 6 bis 12-stündige Beobachtung nach Behandlung
- Medikamente 2. Wahl wie Antihistaminika (bei Hautsymptomen) und Steroide (nur bei gleichzeitigem Asthma) erwägen, wenn erste Reaktion unter Kontrolle ist
- Allergen identifizieren und Blutentnahme für Serum-Tryptase-Analyse
Traumatischer Kreislaufstillstand
- reversible Ursachen identifizieren und vorrangig oder gleichzeitig zur Herzdruckmassage und zur Adrenalin-Gabe i.v./i.o. behandeln, um Kreislaufstillstand zu verhindern
- Akronym „HOTT“, für reversible Ursachen: Hypotonie, Oxygenierung (Hypoxie), Tension (Spannungspneumothorax) und Tamponade (Herzbeutel)
- POCUS, wenn verfügbar, verwenden, um reversible Ursachen zu diagnostizieren
- Hypoxie korrigieren, Hypovolämie durch intravasale Flüssigkeit korrigieren, beidseitige Fingerthorakostomie zur Entlastung bei V.a. Spannungspneumothorax, Notfall-Thorakotomie bei V.a. Herzbeuteltamponade, falls in der Lage dazu
- direkt AED anschließen, wenn hohe Wahrscheinlichkeit für defibrillierbaren Grundrhythmus besteht (z.B. nach Stromschlag oder bei Herzkontusion)
- hochwertige Reanimation ist Standard bei Kreislaufstillstand aufgrund medizinischer Ursachen, die im Zusammenhang mit Trauma auftreten, oder bei nicht-hypovolämischer, nichtobstruktiver Ätiologie sowie bei Stromunfällen
Ertrinken
- Hypoxie beseitigen und Atemstillstand frühzeitig behandeln
- Kreislaufstillstand nach Ertrinken mit Standard-PALS behandeln (CAVE: Hypoxie und Hypothermie beseitigen)
- Kind so schnell und sicher wie möglich aus dem Wasser retten (CAVE: Eigenschutz; Kind vom Land aus erreichen und ihm Schwimmhilfe wie Rettungsboje oder andere Rettungsgeräte zuwerfen)
- bei richtiger Ausbildung mit Beatmung im Wasser beginnen
- mit Standard-PBLS mit 5 Atemspenden beginnen, sobald sicher möglich
- O2-Gabe (100 %) und Intubation, wenn Expertise und Ausrüstung verfügbar
- Brust abtrocknen und AED anschließen (CAVE: CPR und Sauerstoff haben Vorrang)
- ABCDE-Beurteilung und Kind stabilisieren, wenn kein Kreislaufstillstand vorliegt
- unterkühltes Kind sofort und gleichzeitig mit der Stabilisierung aufwärmen (geeignetes Thermometer; Behandlung vorsichtig in horizontaler Lage; Wiedererwärmung bei < 35 °C beginnen und mit Geschwindigkeit von mindestens 1 °C/h erwärmen –> Ziel ist Normothermie; erwärmten, befeuchteten 100 %igen O2 und erwärmte i.v./i.o.-Flüssigkeiten (39 – 42 °C)
- möglichen Ursache für Ertrinken (z. B. Arrhythmie, Epilepsie, Intoxikation oder Trauma) suchen und behandeln
- Blutzucker und Elektrolyte überprüfen
- ECPR erwägen, wenn konventionelle Wiederbelebung fehlschlägt
hypothermer Kreislaufstillstand
- Vorgehensweise an die Ursache des Kreislaufstillstands anpassen (akzidentelle Hypothermie oder andere mögliche Ursachen wie Ertrinken, Ersticken, Vergiftung)
- so schnell wie möglich mit Standard-Wiederbelebung beginnen
- verzögerte oder intermittierende Wiederbelebung erwägen, wenn Standard-Wiederbelebung nicht möglich und Kind stark unterkühlt (< 28 °C)
- Standard-PALS-Algorithmus an die Kerntemperatur anpassen
- so schnell wie möglich mit der Wiedererwärmung beginnen und Kerntemperatur überwachen, sobald möglich
- bei < 30 °C: eine Einzeldosis Adrenalin, außer bei sofortigen ECPR-Beginn; max. drei Defibrillationen, danach weitere Versuche erst bei > 30 °C
- bei > 30 °C: Amiodaron; Verabreichungsintervalle verlänge, solange die Kerntemperatur zwischen 30 und 35 °C liegt (d. h. Adrenalin alle 8 min, 2. Dosis Amiodaron nach 8 min)
- schnellstmöglicher Transport in ECMO-Zentrum bei Chance auf Reanimationserfolg nach hypothermem Kreislaufstillstand oder bei Risiko eines Kreislaufstillstands
- ECPR kann bei allen Kindern mit hypothermem Kreislaufstillstand angezeigt sein, bei denen vor Ort keine ROSC erzielt wird
- Reanimationsabbruch, wenn bei Kreislaufstillstand durch Trauma oder Asphyxie (d. h. Lawinenverschüttung für > 60 min, Kerntemperatur ≥ 30 °C und Atemwegsobstruktion) innerhalb von 30 min kein ROSC erreicht wird
Hyperthermie/Hitzschlag
- Patienten mit Aktivitäts- oder Umgebungshyperthermie oder Hitzschlag (Körpertemperatur > 40 °C, nicht aufgrund von Fieber) so schnell wie möglich identifizieren
- Kind von Wärmequelle entfernen und/oder körperliche Aktivität beenden sowie Kleidung lockern oder entfernen
- bei > 40 °C: aggressiver Kühlung, vorzugsweise durch Eintauchen bis zum Hals in kaltes Wasser
- Kerntemperatur überwachen, um Unterkühlung zu vermeiden (ca. 0,1 – 0,2 °C/min), wenn keine Temperaturmessung mgl. 15 Minuten lang kühlen oder bis neurologische Symptome abklingen
- falls mgl., orale Flüssigkeit, sonst i.v.
- Symptome und Vitalfunktionen überwachen, v.a. das Bewusstsein
- bei Kreislaufkollaps (oft bei etwa 41 °C) Standard-PALS-Algorithmus und Kühlung fortsetzen
- aggressive Kühlung beenden, wenn Kerntemperatur bei 39 °C (alle aktiven Kühlmaßnahmen bei 38 °C beenden)
- Kind nach dem ABCDE-Schema stabilisieren
- alle Kinder mit Hitzschlag zur weiteren Überwachung auf mögliche Folgen und Komplikationen auf pädiatrische Intensivstation einweisen
Spannungspneumothorax
- klinischen Zeichen zur Diagnose eines Spannungspneumothorax verwenden (POCUS ist hilfreich, aber für Diagnose nicht erforderlich)
- Nadelthorakozentese im 4. oder 5. ICR vordere Axillarlinie oder im 2. ICR mittlere Klavikularlinie durchführen, danach Einlage einer Thoraxdrainage in der Achselhöhle
- bei Trauma: Fingerthorakostomie im 4. oder 5. ICR vordere Axillarlinie, gefolgt Notfall-Thoraxdrainage
- bei traumatischem Kreislaufstillstand mit oder ohne Anzeichen eines Spannungspneumothorax: beidseitige Thorakostomie
Herzbeuteltamponade
- klinische Zeichen und POCUS verwenden, um Herzbeuteltamponade zu erkennen
- je nach Situation und verfügbarer Expertise Notfall-Perikardpunktion, Mini-Thorakotomie, Notfall-Thorakotomie oder erneute Sternotomie durchführen
Lungenembolie
- Echokardiographie erwägen, wenn entsprechende Expertise verfügbar ist
- bei thrombolytischer Therapie lokalen Protokolle beachten und Expert*innen hinzuziehen (systemische oder Katheter-Thrombolyse wirksamer als systemische Antikoagulation)
- ECMO und chirurgische Embolektomie erwägen, wenn Thrombolyse versagt oder Kind Kreislaufstillstand erleidet
- bei Kreislaufstillstand durch LE Thrombolyse in Betracht ziehen (z.B. 0,3 – 0,5 mg/kg Alteplase i.v., max. 50 mg, über 2 min, die nach 15 min wiederholt werden kann)
toxische Substanzen
- Prävention eines Kreislaufstillstands
- Behandlung nach ABCDE-Schema, um Atem-Kreislauf-Stillstand zu verhindern, während Toxine eliminiert werden
- frühzeitig fortgeschrittenes Atemmanagement bei Verschlechterung des Bewusstseins
- 10 ml/kg isotone Kristalloidboli i.v. bei Hypotonie (bei anhaltender Hypotonie ggf. Noradrenalin)
- 12-Kanal-EKG bei bestimmten Vergiftungen (z. B. Antipsychotika, MDMA und andere Amphetamine) oder bei Kindern mit Bewusstseinsstörungen, abnormaler HF oder abnormalem RR –> lebens bedrohliche Tachyarrhythmien kardiovertieren
- Serumelektrolyt- und Blutzucker-Spiegel bestimmen sowie BGA –> ggf. Korrektur
- gründliche (Fremd-)Anamnese und vollständige körperliche Untersuchung durchführen (z.B. Gerüche, Einstichstellen, Pupillen, Tablettenreste)
- Antidota verabreichen, sofern verfügbar
- regionale oder nationale Giftnotrufzentrale kontaktieren
- Kreislaufstillstand
- toxische Substanzen als seltene Ursache eines Kreislaufstillstandes bedenken, nachdem häufigere Ursachen ausgeschlossen wurden
- Standard-PBLS und -PALS durchführen
- keine Mund-zu-Mund-Beatmung bei Cyanid, Schwefelwasserstoff, ätzenden Chemikalien und Organophosphaten
- alle reversiblen Ursachen für einen Kreislaufstillstand ausschließen, auch Elektrolytstörungen, die aber indirekt durch toxisches Agens verursacht werden können
- ggf. Reanimationsmaßnahmen über längere Zeit fortsetzen, bis Toxinkonzentration sinkt
- regionale oder nationale Giftnotrufzentrale kontaktieren
- bei ausgewählten Patienten ECPR erwägen, wenn konventionelle Wiederbelebung versagt
Hyperkaliämie
- bei Diagnosestellung alle externen Kaliumquellen, inkl. kaliumhaltiger Flüssigkeiten, stoppen
- bei schwerer Hyperkaliämie (> 6,5 mmol/L oder > 7,0 mmol/L bei Neugeborenen unter 96 h): zugrunde liegende Ursache behandeln; schnell wirksames Insulin mit 0,1 U/kg Glukose (max. 10 U) mit 10 % Glukose in 5 mL/kg (max. 250 mL) über 30 min, gefolgt von glukosehaltiger Infusion; kurz wirksame Beta2-adrenerge Agonisten durch Inhalation/Vernebelung, alternativ i.v.; 0,5 mL/kg Calciumglukonat 10 %ig (max. 20 mL) bei Überleitungsstörungen im EKG
- bei Kreislaufstillstand aufgrund schwerer Hyperkaliämie (i.d.R. über 6,5 – 7 mmol/L): 0,1 U/kg kurz wirksames Insulin (max. 10 Einheiten) mit 5 mL/kg 10 % Glukose (max. 250 mL) als i.v. Bolus, gefolgt von Kalium- und Glukosemonitoring und glukosehaltiger Infusion nach Bedarf; KEIN Kalzium; hochwertiges PALS fortsetzen und ECPR erwägen
sonstige Stoffwechselstörungen
- Hypokaliämie: 1 mmol/kg Kalium (max. 30 mmol) mit 2 mmol/min über 10 min, gefolgt von restlicher Dosis (falls erforderlich) über 5 – 10 min bei Kindern mit schwerer Hypokaliämie (< 2,5 mmol/L) mit lebensbedrohlichen Symptomen oder bei Kreislaufstillstand –> ggf. Wdh. bis Serumkaliumspiegel > 2,5 mmol/L –> dann i.v.-Infusion (z.B. 0,5 – 1 mmol/kg/h, max. 20 mmol/h nach Kaliumspiegel für 1 – 2 h); bei gleichzeitiger Hypomagnesiämie Gabe von 30 – 50 mg/kg Magnesiumsulfat i.v.
- Hypoglykämie (< 3,9 mmol/L mit Symptomen oder < 3,0 mmol/L ohne Symptome): Bolus von 0,2 g/kg Glukose (z. B. 2 mL/kg 10 %ige Glukose) und Glukosespiegel nach 5 – 10 min erneut überprüfen
Kreislaufstillstand bei Kindern mit angeborener Herzerkrankung
- Standard-PALS-Algorithmus befolgen mit zusätzlichen Überlegungen bei pulmonaler Hypertonie, obstruktivem kardialem Shunt oder wenn das Kind an Defibrillator angeschlossen ist und schockfähiger Rhythmus beobachtet wird
Pulmonale Hypertonie
- pulmonale hypertensive Krisen antizipieren und verhindern (Auslöser wie Schmerzen, Angst, exzessives Absaugen des ET, Hypoxie, Hyperkapnie und metabolische Azidose vermeiden)
- pulmonale hypertensive Krisen mit hoher O2-Konz., adäquater Ventilation, Analgesie und Sedierung sowie bei Bedarf mit Muskelrelaxation behandeln
- Suchen nach anderen möglichen reversiblen Ursachen für erhöhten Lungengefäßwiderstand
- inotrope und/oder vasopressive Therapie erwägen
- Stickstoffmonoxid inhalativ und/oder Prostacyclin i.v. als zusätzliche Therapien, die indiziert sind, wenn sich die Krise nicht schnell bessert oder bei Kreislaufstillstand
- ECPR erwägen, wenn medizinische Behandlung unwirksam ist
Kreislaufstillstand aufgrund einer Obstruktion eines kardialen Shunts
- O2-Gabe (100 %)
- Hypovolämie in Betracht ziehen und ggf. i.v. oder i.o. mit Flüssigkeit behandeln
- adäquaten systemischen Blutdruck sichern, um Shunt und koronaren Perfusionsdruck mit vasoaktiven Substanzen und Inotropika zu optimieren
- ausreichende Antikoagulation sicherstellen, (z.B. mit Bolus von 50 – 100 U/kg Heparin gefolgt von titrierter kontinuierlicher Gabe)
- sofort Expert*innenhilfe rufen und interventionelle Katheterisierung oder OP erwägen
Kreislaufstillstand bei EKG-überwachtem Kind mit Defibrillator bei dem ein schockbaren Rhythmus beobachtet wird
- defibrillierbarer Rhythmus erkannt: mit bis zu drei schnell aufeinanderfolgende Schocks mit der Standard-Energie für das Gewicht des Kindes
- Defibrillator wieder laden und nach jedem Defibrillationsversuch schnell auf Rhythmusänderung und Lebenszeichen überprüfen –> ggf. sofortiger weiterer Schock
- nach 3. Defibrillationsversuch mit Thoraxkompression beginnen und Wiederbelebungsmaßnahmen für 2 min fortsetzen
- Amiodaron-Gabe, wenn 3. gestapelte Defibrillationsversuch erfolglos ist, dann Wiederbelebung für 2 min fortsetzen
- Adrenalin-Gabe nach 4 min
- anschließende Reanimation erfolgt nach dem Standardablauf
Kreislaufstillstand im Operationssaal
- Rollen und Abläufe während der Teambesprechung vor risikoreichen Eingriffen kären
- Pre-arrest Situationen wie Hypoxie und Hypotonie aggressiv behandeln (100 % O2, intravaskuläre Flüssigkeit und vasoaktive Pharmaka)
- Kreislaufstillstand frühzeitig durch kontinuierliche Überwachung und gehöriges Misstrauen erkennen, v.a. bei schwieriger Atemwegsbehandlung und massiven Blutungen
- Thoraxkompressionen beginnen, wenn trotz Interventionen plötzlich extreme Bradykardie oder Hypotonie < 5ten Perzentile für das Alter auftritt oder Impulsform der Kapnographie plötzlich abfällt
- gesamtes OP-Team über Kreislaufstillstand informieren
- Position des Kindes und Höhe des Operationstisches optimieren, um hochwertige Thoraxkompressionen zu ermöglichen
- Atemwege sichern, etCO2-Kurve überprüfen und effektiv mit 100 % O2 beatmen
- allgemeinem PALS-Algorithmus folgen und zunächst auf wahrscheinlichste reversible Ursachen konzentrieren
- POCUS, wenn Ausrüstung und Expertise verfügbar sind
- auch Ursachen berücksichtigen, die spezifisch für OP sind (z.B. Gasembolie, Bradykardie durch axiale Nervenblockaden, maligne Hyperthermie, Überdosierung von Lokalanästhetika und andere Medikationsfehler)
- zunächst kleinere Boli Adrenalin i.v. (z. B. 1 – 2 µg/kg i.v.) bei hypotensiven und/oder bradykarden Kindern im Pre-arrest
- frühzeitige ECPR (falls verfügbar) oder Herzdruckmassage am geöffnetem Brustkorb als Alternativen erwägen, konventionelle Wiederbelebung fehlschlägt
Postreanimationsbehandlung
- allgemeinen ABCDE-Grundsätze gelten auch für Postreanimationsbehandlung
- für adäquate Oxygenierung und Beatmung sorgen
- ETI nur, wenn Equipment und Expertise vor Ort
- bei Intubation immer Analgesie und Muskelrelaxanzien, außer Kind ist tief komatös (GCS 3)
- während Intubation mit 100 % O2 oxygenieren sowie danach kontinuierliche etCO2-Überwachung mit Ziel einer Normokapnie
- FiO2 titrieren, um periphere Sauerstoffsättigung auf 94 – 98 % einzustellen (wenn BGA verfügbar, Normoxämie anstreben)
- wenn keine BGA vorhanden, altersentsprechende Atemfrequenz und leichte Brustbewegungen anstreben
- Tidalvolumina von 6 – 8 ml/kg Idealgewicht und PEEP von 5 cmH2O für mechanische Beatmung bei zuvor gesunden Kindern
- minimaler Atemwegsdruck für mechanische Beatmung
- auf Schockzeichen achten und behandeln diese sofort behandeln (Flüssigkeit, vasoaktive Medikamente oder Inotropika oder Kombinationen)
- systolischen und mittleren arteriellen Blutdruck über 10ten Perzentile für das Alter des Kindes anstreben
- Krampfanfälle sofort behandeln, wenn sie auftreten
- Blutzucker nach Kreislaufstillstand prüfen und ggf. behandeln
- Analgetika und Sedativa zur Behandlung von Schmerzen und Beschwerden nach einem Kreislaufstillstand bei Kindern jeden Alters verwenden (CAVE: Medikamentenboli, die einen plötzlichen Blutdruckabfall/-anstieg verursachen können, vermeiden)
- Hyperthermie oder Fieber immer mit aktiver Kühlung behandeln
- Ursache des Kreislaufstillstands feststellen und behandeln, um erneuten Stillstand zu vermeiden
- Anwesenheit der Eltern oder Betreuer während der präklinischen Versorgung oder des Transports ermöglichen, wann immer dies sicher möglich ist
Empfehlungen für mediziniches Fachpersonal im Krankenhaus
- individualisierte Ziele und Behandlungspakete anstelle spezifischer Einzelziele verwenden und sowohl Grunderkrankung(en) als auch Post-Reanimationssyndrom behandeln
- bei allen sedierten oder komatösen Kindern mindd. eine invasive arterielle RR-Überwachung und ZVK mit SvO2-Messung etablieren
- wenn keine Individualisierung erforderlich, dauerhafte Normoxämie und Normokapnie anstreben und für mind. 24 h nach Kreislaufstillstand systolische und mittleren arteriellen Blutdruck über 10ten Perzentile halten
- verfügbare nichtinvasive oder invasive Techniken anwenden, um wahrscheinliche Ursache des Kreislaufstillstands zu diagnostizieren und individuelle Entscheidungen zur Behandlung des Post-Reanimationssyndroms zu treffen
- Schmerzen, Beschwerden und Delirium diagnostizieren, monitoren und behandeln
- Temperaturkontrolle für mind. 24 h nach Kreislaufstillstand (CAVE: Fieber mind. 72 h lang vermeiden)
- akute Nierenprobleme oder Nierenversagen verhindern, diagnostizieren und behandeln
- Ernährung optimieren
- frühzeitig mit Rehabilitation beginnen
- primären Betreuer*innen uneingeschränkten Zugang zum Kind ermöglichen als Teil der familienzentrierten Pflege (sensibler Umgang mit kulturellen und religiösen Aspekten)
- klar und ehrlich mit Eltern/Betreuer*innen kommunizieren und dabei auch auf deren Verständnis und Bedürfnisse achten (Entscheidungen gemeinsam treffen)
- frühzeitig spezialisierte multidisziplinäre Teams um Unterstützung bitten (z. B. Kinderneurolog*innen, Psycholog*innen, pädiatrische Palliativteams, Sozialarbeiter*innen, und ggf. Dolmetscher*innen)
- standardisiertes Diagnoseprotokoll verwenden, um Ursache zu ermitteln, egal ob tödlicher oder nicht tödlicher Verlauf
Empfehlungen auf Systemebene und Empfehlungen für die Umsetzung
- Empfehlungen für alle Gesundheitssysteme
- alle Teile der Überlebenskette (Prävention des Kreislaufstillstandes, frühzeitiger Notruf, PBLS, PALS, Postreanimationsbehandlung und Nachsorge) miteinander verknüpfen
- Etablierung einer institutionellen Sicherheitskultur, die durch kontinuierliche Aufklärung, Schulung und multidisziplinäre Zusammenarbeit in die tägliche Praxis eingebettet ist
- Verwendung und Evaluierung von Protokollen und Maßnahmenbündel für lebensbedrohliche Zustände
- standardisierte Medikamentenkalkulationen und kognitive Hilfsmittel (Algorithmen, Bänder, Poster, Anwendungen) sowie standardisierte Kennzeichnung und Handhabung von Medikamenten und Geräten, um medizinische Fehler zu vermeiden
- gezielt Kinder identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für einen Kreislaufstillstand haben können (z.B. kleine & frühgeborene Säuglinge, Kinder mit plötzlichen unerklärlichen Todesfall in der Familie, Geschwister von Kindern, die an SIDS gestorben sind, und Kinder mit spezifischen angeborenen Anomalien, primären Arrhythmiesyndromen, Kardiomyopathien, Ionenkanalerkrankungen und Koronararterienanomalien)
- Empfehlungen für Rettungsdienste und Leitstellen
- telefonische Reanimation bei Kindern implementieren
- klare, effektive Kommunikation, damit zum schwer erkrankten/verletzten Kind oder bei Kreislaufstillstand sofort Rettungskräfte disponiert werden
- Schulung aller Fachkräfte in der Erkennung und Erstversorgung von schwer erkrankten und verletzten Kindern schulen sowie in PBLS
- jederzeit verfügbares Rettungsfachpersonal, das in PALS geschult und für die Versorgung eines Kreislaufstillstandes bei Kindern geeignet ausgerüstet ist
- PALS-Kenntnisse der Rettungskräfte sollen Beutel-Maske-Beatmung, i.v./i.o. Zugang, Gabe von Adrenalin, Rhythmuserkennung, Verwendung eines Defibrillators/AED und Kenntnisse und Verständnis der PBLS- und PALS-Algorithmen inkl. Fremdkörperverlegung sowie die Kommunikation mit Eltern/Betreuer*innen umfassen
- Schulungsprogramme etablieren, die die Fähigkeiten erhalten und Teamarbeit verbessern sowie Entwicklung klarer Protokolle und Kommunikationspläne, um Transport von Kindern mit Kreislaufstillstand zu erleichtern (auch Transport der Eltern/Betreuer*innen)
- Kinder nach Kreislaufstillstand in KH mit pädiatrischen Intensivstation transportieren
- bestimmte spezifische Untergruppen direkt in spezialisierte pädiatrische Intensivstationen mit ECMO einweisen
- bei Unsicherheiten über Behandlung oder Transports eines Kindes Konsultation von Spezialist*innen (z. B. über Telemedizin)
- Empfehlungen für Krankenhausabteilungen und Reanimationsteams
- Einführung, Schulung sowie Evaluierung kinderspezifischer oder kindgerechte rTriage-Systeme
- Schulung aller Fachkräfte in der Erkennung und Erstversorgung von schwer erkrankten und verletzten Kindern schulen sowie in PBLS
- Alarmierungssysteme sollen in weniger als 5 min Personal aktivieren, das in der Lage ist, einen i.o.-Zugang zu legen
- pädiatrische Frühwarnsysteme als Teil eines Notfall-Alarmierungssystem verwenden und nicht als eigenständige Maßnahme
- Vorhandensein von Reanimationsteam (und/oder klinischem Notfallteam) verfügen, in PALS geschult ist und festgelegte Funktionen hat
- Ausbildungsanforderungen für die Mitglieder des Reanimationsteams festlegen, um die Fähigkeiten und Teamgeist zu erhalten und zu verbessern
- Verfahren zur Alarmierung des Reanimationsteams, das überprüft werden kann
- ein- bis zweimal tgl. Treffen der Mitglieder des Reanimationsteams zu Beginn jeder Schicht (Team-Huddle)
- Debriefing für Mitglieder des Reanimationsteams nach kritischen Ereignissen
- Reanimationswagen im gesamten Krankenhaus standardisieren und Personal in Inhalt & Verwendung der Ausrüstung schulen
- Festlegung eines überprüfbaren Verfahren zur Alarmierung des Reanimationsteams (ein- bis zweimal tägliches Treffen des Team bei Schichtbeginn; Zeit für ein Debriefing nach kritischen Ereignissen)
- Algorithmen für den Kreislaufstillstand sowohl in elektronischer Form als auch in Papierform beim Patienten bereitstellen
- bei eingeschränktem Bewusstsein nach Kreislaufstillstand ist Postreanimationsbehandlung auf pädiatrischer ITS
- interne Protokolle für Kreislaufstillstand bei Kindern während/nach Herz-Thorax-OPs und für andere Kinder mit Kreislaufstillstand oder peri-arrest-Zuständen in ECPR-Kliniken
- Einsatz & Untersuchung ethischer, leitlinienbasierter, verlässlicher Prognoseverfahren
- Einräumen von ausreichend Zeit, um mit Eltern/Betreuer*innen über Behandlung und Prognose zu sprechen
- familienzentrierte Versorgung und gemeinsamer Entscheidungsprozess als Standardversorgung im besten Interesse des Kindes
- Nachsorge für Überlebende eines Kreislaufstillstands und ihre Familien (inkl. Trauerbegleitung und psychologischer Unterstützung)
- gut koordinierte, familienzentrierte Nachsorge nach Krankenhausentlassung anbieten
Ethik
Advance care planning
- allen Patient*innen, die den Wunsch äußern, über ihre Versorgungsziele zu sprechen, vorausschauende Versorgungsplanung anbieten
- Entscheidungen gegen Reanimation (DNACPR) am besten im Rahmen einer umfassenden vorausschauende Versorgungsplanung treffen
- vorsorgende Entscheidungen darüber, ob CPR versucht werden soll oder nicht, sollen unabhängig von der Tageszeit bei allen Patient*innen mit signifikantem Risiko für Kreislaufstillstand getroffen werden
- Entscheidungen über DNACPR dokumentieren (CAVE: auch auf welcher der drei verschiedenen Grundlagen die Entscheidung beruht):
- CPR ist nicht angemessen, da der Tod zu erwarten ist
- CPR entspricht nicht der Balance zwischen dem medizinischen Urteil und den Werten des Patienten
- Patient*in wünscht keine CPR
- Betreunde bei Patient*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen hinzuziehen, um Übereinstimmung der Behandlungsziele im Laufe der Zeit sicherzustellen
- Patient*innen vor Gesprächen zu diesem Thema patientenzentrierte Aufklärung über Vorausplanung der Versorgung anbieten
- Vorausverfügungen in einheitlicher Form dokumentieren, die in Notfallversorgungseinrichtungen verfügbar ist (z.B. elektronische Register, standardisierte Dokumentationsvorlagen)
- Vorausplanung nutzen, um Behandlungen und Maßnahmen zu identifizieren, die am Lebensende bei KH-Aufnahme nicht ergriffen werden sollen
- Vorausverfügungen regelmäßig und bei Veränderungen der Patient*innenensituation neu bewerten
- Verständnis der Patient*innen und pflegenden Angehörigen für ihre Präferenzen fördern, da gegenseitiges Verständnis den Entscheidungsprozess für alle Beteiligten optimieren kann
- lokale Bildungszentren organisieren, die sich auf die Fähigkeiten und Kompetenzen für Gespräche über Pflegeziele konzentrieren
- Training von Kommunikationsfähigkeiten als Teil der kontinuierlichen beruflichen Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal, die an Vorausplanung und Sterbebegleitung beteiligt sind
Ethik der Beteiligung von Notfallzeugen und organisierten Ersthelfern
- sicherstellen, dass Notfallzeug*innen nicht zu Wiederbelebungsmaßnahmen gezwungen oder unangemessen gedrängt werden
- moralische Belastung von Notfallzeug*innen und Ersthelfenden mindern, indem ethische Führung für den Umgang mit schwierigen oder belastenden Situationen angeboten wird
- Maßnahmen zur Erleichterung der psychologischen Unterstützung von Notfallzeug*innen und First Respondern nach einem prähospitalen Kreislaufstillstand (OHCA) anbieten, z.B. durch Umfragen oder De-Eskalationsgespräche
- rechtlichen und ethischen Schutz für Notfallzeug*innen klarstellen, um Hemmungen aufgrund von Haftungs- oder moralischen Bedenken abzubauen
- Strategien implentieren, um Vorurteile gegen Intervention bei Notfallzeug*innen zu minimieren
- ethischen Grenzen der Verantwortung von Notfallzeug*innen bei Reaktion auf OHCA klar ansprechen (CAVE: sorgfältig zwischen moralischen Verpflichtungen und rechtlichen oder medizinischen Pflichten unterscheiden
- Sicherheitsvorkehrungen in Ersthelfersystemen implementieren, um die Autonomie der Patient*innen zu schützen und unerwünschte oder unangemessene Reanimationsversuche zu verhindern sowie sicherzustellen, dass die Autonomie der Notfallzeug*innen bei ihrer Entscheidung, einzugreifen, respektiert wird
Anwesenheit der Familie
- Angehörigen mit die Möglichkeit bieten, bei Wiederbelebungsmaßnahmen anwesend zu sein
- klare, kontextbezogene und kultursensible Verfahren für die Einbeziehung von Familienangehörigen festlegen
- Teams speziell darin schulen, Familienangehörige während der Reanimation zu betreuen
- soweit praktikabel, ein geschultes Teammitglied im Rahmen der allgemeinen Strategie und Koordination der Wiederbelebung für diese Aufgabe bestimmen
Beendigung der Wiederbelebungsmaßnahmen (TOR)
- TOR soll geplant erfolgen, und alle Teammitglieder sollen vor dem Abbruch die Möglichkeit haben, sich einzubringen
- unmittelbar nach Beendigung Gelegenheit für Debriefing des Teams
- TOR in Betracht ziehen, wenn Patient*in trotz 20-minütiger erweiterter Reanimationsmaßnahmen und ohne reversible Ursachen durchgehend Asystolie zeigt und keine anderen klinischen Faktoren dagegen sprechen
- TOR-Regeln nach lokaler Validierung und unter Berücksichtigung lokaler Werte und Präferenzen zur Entscheidungsfindung bei Erwachsenen mit OHCA heranziehen
- TOR-Regeln wegen unzureichender Evidenz in keinem Umfeld für IHCA und Kinder heranziehen
- anhaltend niedriges ETCO2 ist starker prognostischer Marker, der zusätzlich zu anderen Faktoren zur Entscheidungsfindung genutzt werden kann (CAVE: nicht isoliert)
- andere Faktoren wie Echokardiographie, Blutgasanalyse und Pupillenreaktion sind keine validen Gründe für die Beendigung der Reanimation
unkontrollierte Organspende nach Kreislaufstillstand
- aktuelle Politik und Strategien zur Organspende prüfen, um Verfügbarkeit von Organen zu verbessern, aber dabei soziokulturellen und religiösen Kontext berücksichtigen
- Investionen in Aufklärung und Kommunikation sowohl der Bürger als auch des medizinischen Fachpersonals
- zugängliche transparente Verfahren für alle Beteiligten in Gesundheitssystemen, die die „unkontrollierte Spende“ nach Feststellung des Kreislaufstillstands anbieten (Verfahren soll Aspekte wie Identifizierung der Spender*innen, Einwilligung, Organerhaltung und Entnahme umfassen)
- TOR-Praktiken in diesen Systemen überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass sie nicht im Widerspruch zur Möglichkeit einer „unkontrollierten Organspende“ nach Herz-Kreislauf-Tod stehen
Ethik der Bildung und Systeme
- Ethisches Denken als Kernkompetenz in der Reanimationsausbildung etablieren, um kritisches Denken, ethisches Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung zu stärken, die die Autonomie der Patient*innen respektiert, medizinischem Best Practices folgt und mit gesellschaftlichen Werten übereinstimmt
- Implementierung simulationsbasierter Ethikschulungen für medizinisches Fachpersonal sowie Entwicklung formaler Ausbildungsprogramme
- Einführung einer ethischen Vorbereitungsschulung für Reanimationshelfer*innen, um Strategien für den Umgang mit moralischem Stress, die Bewältigung ethischer Dilemmata und die Überwindung institutioneller Beschränkungen zu entwickeln
- institutionellen Richtlinien zum Advanced Care Planning, zu DNACPR-Entscheidungen und zum TOR standardisieren
- Etablierung ethischer Kontrollmechanismen innerhalb der Reanimationsrichtlinien, um eine patientenzentrierte, transparente und ethisch fundierte Entscheidungsfindung auf institutioneller Ebene zu fördern
Kreislaufstillstand infolge eines Suizidversuchs
- bei Entscheidungen über das Unterlassen oder den Abbruch der Reanimation bei Patient*innen nach Suizidversuch verschiedene Faktoren berücksichtigen, wie Kontext, Motive und konkurrierende Rechte
- wenn Patientenverfügung vorliegt, dennoch Reanimation einleiten, bis der Kontext und Hintergrund – klinisch und ethisch – dieser Patientenverfügung vollständig bekannt ist
- Reaktion auf klinische Situation soll individuelle Patient*innen berücksichtigen und nicht dogmatisch erfolgen
- Ursache (Selbstmord) irrelevant, wenn Wiederbelebung wahrscheinlich deutlich mehr Schaden als Nutzen bringt
Ethik der Reanimationsforschung
- hochwertige Notfallforschung als wesentlichen Bestandteil der Optimierung patientenzentrierter Reanimationserfolge unterstützen
- regulatorische und verfahrenstechnische Hindernisse für hochwertige Notfallforschung durch Einwilligungsregeln durch rechtliche Verbesserungen minimieren
- Prüfung eines Modells der aufgeschobenen Einwilligung für Beobachtungsstudien, bei dem gleichzeitig geeignete Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Datenverstößen und zur Reidentifizierung von Patient*innen umgesetzt werden
- Patient*innen und Bürger*innen als Berater*innen in den Forschungsprozess einbeziehen, inkl. Konzeption, Durchführung und Verbreitung der Forschungsergebnisse
- Förderung der Aufklärung der Öffentlichkeit über geltende Vorschriften und Notwendigkeit der aufgeschobenen Einwilligung für Notfallforschung
- harmonisierte Verwendung eines Kerndatensatzes zum Outcome zusammen mit standardisierter Terminologie in allen Studien zur Untersuchung der klinischen Wirksamkeit
- an „best practice” halten, um Integrität und Transparenz der Forschung zu gewährleisten
- Politik von Regierungen, Gesundheitsbehörden, internationalen Gesellschaften und gemeinnützigen Organisationen soll das Ziel haben, die Forschung zum Kreislaufstillstand ausreichend zu fördern
- Resilienz des Systems ggü. pandemiebedingten Störungen (oder anderen Kalamitäten) der Reanimationsforschung durch kosteneffizienten Einsatz verfügbarer Computer- und Telekommunikationtools-/Telemedizintechnologie und -infrastruktur sowie durch andere situationsspezifische Maßnahmen wie persönliche Schutzausrüstung und flächendeckende/umfassende Impfungen verbessern
- Einsatz von KI in der Forschung, geregelt nach strengen ethischen und wissenschaftlichen Grundsätzen der Patientenautonomie, Fürsorge und Gerechtigkeit

Ausbildung in Wiederbelebung
bestimmte Gruppen von Helfern zugeschnittene Reanimationsausbildung
- alle Mitglieder der Gesellschaft über Kreislaufstillstand und seine Behandlung informieren
- Ausbildung in Wiederbelebung bereits in frühkindlicher Bildung (im Alter von etwa 4 – 6 Jahre) beginnen und jährliche Wiederbelebungsschulungen in die Lehrpläne der Schulen integrieren
- zertifizierte Reanimationsausbildung für medizinisches Fachpersonal
- erforderliche CPR Schulung an Funktion, spezifisches Umfeld und/oder spezifische Patientengruppen anpassen
- Leitstellendisponenten im Erkennen des Kreislaufstillstands und der telefonischen Anleitung zur Reanimation schulen
Ausbildungsmethoden zur Vermittlung hochwertiger Reanimationskompetenzen
- Blended Learning und selbstgesteuertes Lernen nutzen, um allen Lernenden Flexibilität und Zugang zu Reanimationskursen zu ermöglichen
- gamifiziertes Lernen als Bestandteil der Reanimationsschulung für alle Arten von BLS-/ALS-Kursen erwägen
- Geräte verwenden, die Echtzeit-Feedback zur Reanimation geben
- schnelles, bewusstes Üben als effektive Lernstrategie nutzen, um Fähigkeiten schnell zu erlernen
- verteiltes Lernen nutzen , um Erwerb und Erhalt der Kompetenzen zu verbessern
- schrittweise Ansätze für strukturierten Erwerb von Fertigkeiten (strikte Einhalten eines Four step approach ist nicht immer erforderlich)
- Einsatz kognitiver Hilfsmittel während der Reanimationsschulung durch med. Fachpersonal in Betracht ziehen
- ethische Schulung in die Reanimationsausbildung für medizinisches Fachpersonal integrieren
- Beatmung mit Zwei-Helfer-Methode lehren, wenn selbstfüllender Beutel mit Maske verwendet wird

technologiegestütztes Lernen für die Reanimation
- Online-Lernmethoden (z. B. Podcasts, Videos, soziale Medien) nutzen, um Lernenden zeitliche und örtliche Flexibilität zu bieten und asynchrones Lernen zu fördern
- Nutzung von Augmented Reality für die Reanimationsausbildung
- Apps und künstliche Intelligenz erwägen, die die Beurteilung und den Unterricht bei Reanimationskursen erleichtern können
simulationsbasierte Reanimationsausbildung
- Verwendung von high-fidelity Puppen, wenn Ausbildungszentren/Organisationen über entsprechende Infrastruktur, geschultes Personal und Ressourcen verfügen
- Nutzung von In-situ-Simulation (am Arbeitsplatz) als Option für CPR-training, wenn Ressourcen dafür leicht verfügbar sind
- Vermittlung von Teamwork-Kompetenzen in Simulationen zu lebensrettenden Basismaßnahmen und erweiterten lebensrettenden Maßnahmen einbeziehen
- Einbeziehung eines Ausbilders als Mitglied des Reanimationsteams während der Wiederbelebungssimulation erwägen
- Debriefing Skripte verwenden, um Ausbilder*innen bei Nachbesprechung nach Simulation zu unterstützen
Beurteilung in der Reanimationsausbildung
- regelmäßige formative Beurteilungen, um Ausbilder*innen Informationen für gezieltes Feedback zu liefern
- Verwendung von Checklisten, um Bewertungen zu unterstützen
Feedback und Debriefing in Reanimationskursen
- Feedback als Austausch zwischen Gebenden und Empfangenden, der von authentischem Interesse an der Verbesserung des Lernenden getragen wird
- Einführung eines kurzen Teamdebriefing nach der Schulungseinheit für medizinisches Fachpersonal erwägen, um routinemäßige klinische Nachbesprechungen nach realen Reanimationen zu fördern
Fortbildung der Lehrkräfte
- Fortbildungsprogramme für alle Ausbilder*innen
- Trainer*innen mit Expertise in medizinischer Ausbildung für die Durchführung der Fortbildung für Lehrkräfte auswählen
- Programme zur Fortbildung der Lehrkräfte durchführen, die die Teilnehmer*innen befähigen, ein positives Lernklima zu schaffen, effektiv pädagogisch zu führen, Lernziele zu kommunizieren, robuste Beurteilungsund Feedback-Strategien umzusetzen (Kursprogramme auf kontinuierliche Verbesserung zu evaluieren)
Effekt der Reanimationsausbildung auf den Reanimationserfolg
- Besuch von akkreditierten Advance-LifeSupport-Kursen für medizinisches Fachpersonal, das erwachsene Patient*innen mit Advance-LifeSupport Maßnahmen versorgt
- Absolvieren anerkannter Kurse zur Neugeborenen-Reanimation wie „Newborn Life Support“ (NLS) für medizinisches Fachpersonal, das Advance-Life-Support bei Neugeborenen und Säuglingen durchführt
- Teilnahme am Unterstützungsprogramm „Helping Babies Breathe“ (HBB) für medizinisches Fachpersonal, das Neugeborene und Säuglinge in ressourcenarmen Einrichtungen außerhalb von Krankenhäusern versorgt
- Empfehlung für andere anerkannte Reanimationskurse (z. B. PLS), auch wenn weniger Belege für den Effekt auf das Patient*innen-Outcome vorliegen
Reanimationsausbildung in ressourcenarmen Umgebungen und abgelegenen Gebieten
- Ausbildungsansätze und -materialien sowie Informationskampagnen an den Kontext und die verfügbaren Ressourcen anpassen
- Fernunterricht, technologiegestütztes Lernen, hybride Reanimationsschulungen und den Einsatz kostengünstiger (selbstgebauter) Übungspuppen erwägen
Erste Hilfe
Umsetzung der Leitlinien für Erste Hilfe und Überlegungen für unterschiedliches Umfeld
- Unterschiede in den vier wesentlichen Bereichen
- Erste-Hilfe-Empfänger*innen (z. B. Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Einwilligungsfähigkeit)
- Erste-Hilfe-Leistende*r (z. B. Kenntnisse, Ausbildung/Schulung, Vorbereitung, Vertrautheit, Pflicht zur Hilfeleistung, beruflicher Tätigkeitsbereich, Fähigkeiten)
- Behandlung (z. B. Invasivität, erforderliche Fähigkeiten, Technologie, Wirksamkeit und Effizienz, Kosten)
- Umfeld und Umgebung (z. B. geringe oder hohe Ressourcen, Sicherheit, kulturelle Normen und Werte, städtisch oder abgelegen)
Erwartungen an Anwender*innen
- Sicherheit der Umgebung überprüfen
- so schnell wie möglich die örtliche Notrufnummer rufen
- nur Ausrüstung oder Medikamente verwenden, in deren Gebrauch man geschult ist
Erste-Hilfe-Kurse
- möglichst breitem Publikum zugänglich sein und Förderung der Chancengleichheit sowohl beim Leisten als auch beim Empfang von Erster Hilfe
- Inhalte auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden, deren Kontext (ressourcenarme Umgebungen, ländliche Gebiete), soziokulturelle Angemessenheit und Durchführbarkeit abstimmen
- Aufklärung über die regionalen Gesetze zur Hilfeleistung
- soll Maßnahmen umfassen, die Notfallzeug*innen, Laienhelfer*innen und professionellen Ersthelfer*innen helfen, Furcht, Ängstlichkeit und moralische Bedenken während und nach der Ersten Hilfe zu überwinden
Erste-Hilfe-Kästen
- Erste-Hilfe-Kästen als Ausstattung an/in allen Arbeitsplätze, Freizeiteinrichtungen, öffentlichen Gebäuden, Wohnungen und Fahrzeugen
- öffentliche Erste-Hilfe-Kästen sollen örtlichen gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, deutlich gekennzeichnet und leicht zugänglich sein
- Inhalt der Ausrüstung soll sich nach Umfeld, den zu erwartenden Risiken und Benutzer*innen richten
- regelmäßige Überprüfung und ordnungsgemäße Warten der Erste-Hilfe-Kästen
Kreislaufstillstand
- bei vermutetem Kreislaufstillstand Notrufnummer (112) anrufen und Anweisungen der Disponent*innen zur CPR-Durchführung befolgen
- mit CPR beginnen, ohne sich Gedanken zu machen, ob man die Person versehentlich verletzen könnte
- CPR fortsetzen bis professionelle Hilfe eintrifft und diese übernimmt oder auffordert, aufzuhören
strukturierte Erste-Hilfe-Beurteilung einer Person, die krank, verletzt oder im Schock ist (ABCDE)
- sofort auf Sicherheit, die Reaktion der Betroffenen und auf lebensbedrohliche Blutungen achten
- Verwendung des ABCDE-Schema, um Beurteilung einer Person in Not zu strukturieren

Seitenlage
- Erwachsene und Kinder mit verminderter Reaktionsfähigkeit, die die Kriterien für eine Wiederbelebung NICHT erfüllen, in (stabile) Seitenlage bringen
- KEINE Seitenlage in Situationen wie agonale Atmung (Schnappatmung) oder Trauma

Verwendung eines Pulsoximeters und Verwendung von Sauerstoff bei akuter Atemnot
- Person mit Atemnot und Zyanose (bläuliche Haut) Sauerstoff geben, wenn man darin geschult ist
- Pulsoximeter verwenden, um die Sauerstoffmenge zu titrieren
- Sauerstoff über einfache Gesichtsmaske oder Nicht-Rückatmungs-Maske geben (Flussrate titrieren, um SpO2 von 94 – 98 % zu erhalten
- bei Person mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung O2 so titrieren, um SpO2 zw. 88 – 92 % zu erhalten
- bei lebensbedrohlicher Hypoxämie (SpO2 < 88 %) O2 mit hohen Flow geben, auch Personen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
medizinische Notfälle
Anaphylaxie
- V.a. Anaphylaxie bei Stridor, Hautrötungen, Hautausschlag, kalter/feuchter Haut, Ohnmachtsgefühl, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall sowie kürzlichem Kontakt mit bekannten Nahrungsmittelallergenen/Insektenstichen
- Notrufnummer (112) rufen
- Person in einer sitzenden oder liegenden Position lagern
- so schnell wie möglich Adrenalin intramuskulär mit einem Autoinjektor in die Außenseite des Oberschenkels in der empfohlenen Dosis geben (0,15 mg für Kinder im Alter von 1 – 5 Jahren; 0,3 mg für Kinder im Alter von 6 – 12 Jahren; 0,5 mg für Erwachsene)
- Gerät zur intranasalen Verabreichung verwenden, wenn kein Autoinjektor verfügbar ist
- zweite Dosis Adrenalin, wenn die Symptome 5 min nach erster Dosis weiterbestehen

Ersticken bei Erwachsenen
- V.a. Ersticken = Person kann plötzlich nicht mehr sprechen, v.a. beim Essen
- Person fragen: „Ersticken Sie?“
- zum Husten ermutigen
- kein Husten möglich oder Husten wirkungslos –> 5 Rückenschläge
- wenn Rückenschläge wirkungslos –> 5 Bauchstöße
- wenn Bauchstöße wirkungslos –> zw. 5 Rückenschläge und 5 Bauchstöße wechseln, bis die Erstickung behoben ist oder die Person nicht mehr reagiert
- Notruf (112) rufen
- KEIN Versuch mit den Fingern blind nach Fremdkörper zu suchen und ihn aus dem Mund oder den Atemwegen zu entfernen
- CPR, wenn Person nicht reagiert
- bei jeder erfolgreichen Behandlung mit Bauchstößen oder Thoraxkompressionen soll eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um Komplikationen und Verletzungen auszuschließen

Asthma
- Asthmatiker*innen helfen, die Probleme mit der Verwendung ihres Bronchodilatators haben
Brustschmerzen bei einem ansprechbaren Erwachsenen
- Person beruhigen und Person in bequeme Position setzen oder legen
- Person mit nach Herzbeschwerden klingenden Brustschmerzen helfen, so schnell wie möglich 150 – 500 mg Aspirin als Kautablette einzunehmen
- Person mit bekannter Angina pectoris helfen, ihr Nitroglycerin-Spray/Kapseln einzunehmen
- bei Person bleiben, bis Hilfe eintrifft
Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)
- Hypoglykämie vermuten bei Personen mit Diabetes oder chronischer Unterernährung und plötzlicher Reaktionsstörung oder Verhaltensänderung
- Glukose-/Dextrosetabletten-Gabe (15 – 20 g) oral, wenn Person wach ist und schlucken kann
- wenn mgl., BZ mit BZ-Messgerät messen und niedrigen Wert (< 4,0 mmol/L bzw. 70 mg/dL) behandeln –> dann erneute Messung nach Behandlung
- wenn keine Glukose- oder Dextrosetabletten verfügbar –> Haushaltszucker, z.B. Handvoll zuckerhaltige Bonbons oder 50 – 100 mL Fruchtsaft/zuckerhaltige Limonade
- keine orale Glukose verfügbar –> Glukosegel (teilweise in der Wange gehalten und teilweise geschuckt)
- Glukose-Gabe wiederholen, wenn Symptome nach 15 min weiterhin bestehen und sich nicht bessern
- wenn Glucagon-Autoinjektor verschrieben/vorhanden, diesen unter die Haut im äußeren Oberschenkel injizieren (CAVE: einige Diabetiker*innen haben ggf. Glucagonspritzen zur nasalen Anwendung dabei)
- bei Kindern halber Teelöffel Haushaltszucker (2,5 g) unter die Zunge, wenn diese keine Glukosetabletten schlucken wollen
- Notruf (112) anrufen, wenn die Person nicht reagiert oder Zustand sich nicht verbessert
- Person dazu anhalten nach Abklingen der Symptome (5 – 10 min nach Zuckeraufnahme) eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen
- kein Zucker oral bei Personen, die nicht reagieren (CAVE: Aspirationsgefahr)
Opioid-Überdosierung
- V.a. Opioid-Überdosierung, wenn Person langsam, unregelmäßig oder gar nicht atmet, extrem schläfrig oder nicht ansprechbar ist oder punktförmige (sehr kleine) Pupillen hat
- CPR & Notruf, wenn Person nicht reagiert und nicht normal atmet
- Naloxon i.n. oder, wenn darin geschult, Naloxon-Autoinjektor i.m.
- Zustand der Person erneut nach ABCDE Schema überprüfen
- Packungsanweisungen befolgen, wann eine weitere Dosis Naloxon zu verabreichen ist

Schlaganfall
- Schlaganfall Beurteilungsblatt verwenden, um Zeit bis zum Erkennen und Hilferuf zu verkürzen
- O2-Gabe nur, wenn darin geschult und Person Hypoxie-Zeichen zeigt (bläuliche Lippen und schnelle Atmung)
Selbstmordgedanken
- Fragen: „Geht es Ihnen gut?“ „Wie fühlen Sie sich und warum?“
- Fragen, ob Selbstmordgedanken und -pläne vorliegen (wie? wo? wann?)
- Resümieren, dass man die Gefühle und die Gründe versteht
- Notruf, wenn Person konkrete Suizid-Drohungen/Pläne äußert
- Hoffnung geben/vermitteln

Trauma-Notfälle
Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule
- V.a. Verletzung der Halswirbelsäule bei Personen, die aus großer Höhe gestürzt/gesprungen sind, von Maschine oder schweren Gegenstand erdrückt wurden oder in Verkehrs-/Sportunfall verwickelt waren
- Bewegung des Halses minimieren, wenn Person wach und bei Bewusstsein ist –> ermutigen, den Hals selbst in bequemer, stabiler Position zu halten
- nicht kooperierende Personen niemals in bestimmte Position zwingen, da dies Verletzungen verschlimmern kann
- hinter den Kopf knien und Kopf & Hals fixieren bei nicht ansprechbaren Personen, die auf dem Rücken liegen (Kopf oder den Nacken festhalten)
- Freimachen der Atemwege durch Anheben des Unterkiefers erwägen
- wenn Person nicht reagiert und mit Gesicht nach unten liegt, überprüfen, ob Atemwege frei sind, und Hals in stabiler Position halten
- andere um Hilfe bitten, wenn Freimachen der Atemwege nötig, um Person vorsichtig als Ganzes auf den Rücken zu drehen, wobei der Hals in Linie mit Körper und so stabil wie möglich gehalten werden soll (Kopf- oder Nackengriff anwenden)
- Ersthelfende mit spezieller Ausbildung (z.B. Skipatrouillen, Rettungsschwimmer*innen) sollen selektiven Einsatz von Maßnahmen zur Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule gemäß ihren Protokollen erwägen

Kontrolle lebensbedrohlicher Blutungen
- festen, direkten manuellen Druck auf blutende Wunde ausüben
- Standard- oder blutstillenden Verband direkt auf der blutenden Wunde anlegen –> dann festen direkten manuellen Druck auf den Verband ausüben
- sobald Blutung unter Kontrolle, Druckverband anlegen
- so schnell wie möglich Tourniquet-Anlage bei lebensbedrohlichen Blutungen an Extremitäten, die durch direkten manuellen Druck nicht gestillt werden können
- Zeit der Anlage auf dem Tourniquet notieren

offene Brustwunden
- offene Brustverletzung freilassen, damit sie ungehindert mit der Außenwelt in Kontakt bleiben kann
- keinen Verband anlegen und Wunde nicht abdecken
- lokale Blutungen ggf. durch direkten Druck kontrollieren
- speziellen nicht okklusiven oder belüfteten Verband anlegen, darin geschult und Ausrüstung vorhanden
- Wunde auf Luftstrombehinderungen durch Blutungen oder Blutgerinnsel beobachten
Gehirnerschütterung
- V.a. Gehirnerschütterung bei Schwierigkeiten des Denkens/Erinnern, körperlichen Symptomen (Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen, Krampfanfälle, Licht-/Geräuschempfindlichkeit), emotionalen Veränderungen oder Verhaltensänderungen (erhöhte Schläfrigkeit, Einschränkung der normalen Aktivitäten, Reaktionslosigkeit, Verwirrtheit)
- körperliche Aktivitäten beenden
- zur weiteren Beurteilung ärztlich vorstellen
Konservieren eines amputierten Körperteils
- initial starke Blutungen behandeln (siehe „Stillung lebensbedrohlicher Blutungen“)
- Amputat so schnell wie möglich kühlen, ohne dass es gefriert (Amputat in sterilen Verband oder sauberes, mit Kochsalzlösung/Wasser befeuchtetes Tuch legen –> umwickeltes Amputat in sauberen, wasserdichten Plastikbeutel/Behälter legen –> wasserdichten Beutel oder Behälter mit Amputat darin in weiteren Beutel mit Eis(wasser) legen; wenn kein Eis verfügbar, Kühlbox mit Kühlakkus verwenden)
- Amputat stets gekühlt halten (CAVE: direkten Kontakt mit Eis oder gar Gefrieren vermeiden; Behälter mit Patient*innen-Namen und Zeit beschriften)
- Amputat zusammen mit der verletzten Person so schnell wie möglich in dasselbe Krankenhaus transportieren

Umweltnotfälle
Ertrinken
- nicht ins Wasser gehen, wenn man nicht in Wasserrettung geschult ist
- Person bei Bewusstsein und ansprechbar –> an Land bleiben und Schwimmhilfen, Rettungsringe, Rettungsbojen oder andere Rettungsgeräte zu werfen
- an Land, wenn Person ertrunken ist, keine Reaktion zeigt und nicht atmet: wenn mgl., 5 Atemspenden und Beginn der Standard-Wiederbelebung –> falls verfügbar, Brust abgetrocknen und AED, dann Anweisungen folgen
- ausgebildete Ersthelfer oder Rettungsschwimmer
- Schwimmhilfe, Rettungsring, Rettungsboje oder andere Rettungsausrüstung verwenden
- Kopf der Person über Wasser halten
- wenn Person bewusstlos & keine Atmung –> falls möglich und sicher, so schnell wie möglich fünf Beatmungen im Wasser durchführen
- Person so schnell wie möglich an Land oder in ein Rettungsboot bringen
- sobald Person aus dem Wasser ist, 5 Beatmungen durchführen –> keine Atmung –> Beginn Standard-HLW
- falls vorhanden, nach dem Trocknen des Brustkorbs AED anschließen und Anweisungen befolgen

Unterkühlung vorbeugen
- Isolierung: Person mit trockenen Decken/Kleidung zu decken, um Wärmeverlust zu minimieren
- Windschutz: Person vor Wind schützen (Barrieren aufstellen oder an windgeschützten Ort bringen)
- nasse Kleidung entfernen: nasse Kleidung vorsichtig ausziehen und durch trockene Kleidung ersetzen
- Bodenisolierung: Isoliermaterialien (Decken/Matten) zw. Person und kalten Boden legen
Hitzschlag
- bei hohen Umgebungstemperaturen auf Symptome eines Hitzschlags, wie erhöhte Körpertemperatur, Verwirrtheit, Unruhe, Orientierungslosigkeit, Krämpfe oder fehlende Reaktion achten
- Hitzschlag durch Anstrengung (z.B. bei Langstrecken-Sportveranstaltungen in heißem Klima) durch angemessene Vorbereitung vorbeugen (Hilfsmittel zur Diagnose, z.B. rektale Temperatursonden, und Kühlung, z.B. Eiswasserbäder, bereitstellen)
- bei V.a. Hitzschlag Person aus heißer Umgebung bringen und mit passiver Kühlung beginnen (überflüssige Kleidung entfernen und Person an kühlen/schattigen Ort bringen)
- alle sofort verfügbaren Techniken zur aktiven Kühlung verweden, wenn Kerntemperatur > 40 °C beträgt
- gesamten Körper (vom Hals abwärts) in kaltes Wasser (1 – 26 °C) tauchen, bis Kerntemperatur < 39 °C (alternativ Kühlung mit Hilfe von Planen, Eisplatten, handelsübliche Eispackungen, Ventilator allein, kalte Dusche, Handkühlgeräte, Kühlwesten und -jacken oder Verdunstungskühlung)

- nach Möglichkeit die Kerntemperatur (Rektalthermometer) überwachen
- keine Kerntemperatur möglich –> Kühlung 15 Minuten lang oder bis zum Abklingen der neurologischen Symptome fortsetzen
- Bedenken: Erst kühlen, dann transportieren!
- Kühlung während Transports zur medizinischen Einrichtung zur weiteren Untersuchung nach Bedarf fortsetzen

Schlangenbiss
einzige einheimische hochgiftige Schlange in Europa ist die Europäische Kreuzotter –> hämolytisches Gift
- örtliche Notrufnummer (112) anrufen
- Person beruhigen und entspannt lagern
- gebissene Körperstelle ruhig halten und betroffenes Glied immobilisieren
- enge Kleidung, Ringe oder Uhren von der betroffenen Extremität entfernen
- schädliche Maßnahmen vermeiden (kein Druckverband, kein Eis, keine Wärme, kein Tourniquet; Wunde nicht aufschneiden und kein Versuch, das Gift auszusaugen)


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