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Leitlinie „Acute behavioural disturbance – Acute management“ des RCH

veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/

Anamnese & Diagnostik

  • frühere Episoden und damalige Therapieansätze
  • Vorerkrankungen (neurolog. Entwicklungsstörungen, Behinderungen, psychiatrische Erkrankungen, Kommunikationsbarrieren)
  • vorhandene Notfallpläne, Kommunikationshilfen und Skills
  • Vorgeschichte negativer Kindheitserfahrungen (Trauma, Flucht, Missbrauch)
  • Einzelheiten zu aktuellen Episode (z.B. aktueller Gesundheitszustand, Auslöser, Lebensveränderungen etc.)
  • Schmerzanamnese
  • aktuelle Medikation und etwaige unerwünschte Wirkungen
  • Intoxikationsanamnese
  • Untersuchung bzgl. fokal neurologischer Pathologien, Bewusstsein etc.
  • Suche nach bzw. Ausschluss von etwaigen Toxidromen
  • umfassendere körperliche Untersuchung, sobald sich Leidensdruck verringert hat

Therapie

Ansätze zur Deeskalation bei Verhaltensstörungen

  • Ziel
    • verbale und nonverbale Deeskalation sind Mittel der 1. Wahl
    • Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen
    • Nachbesprechung mit dem Kind, der Familie und dem Personal
  • Setting
    • privater, ruhiger, stiller Raum mit sanfter Beleuchtung
    • Beseitigung von Auslösern für Unruhe
    • Anwesenheit von Familienmitgliedern von Fall zu Fall prüfen
    • eigene Sicherheit berücksichtigen (gefährliche Gegenstände entfernen, Fluchtwege sicherstellen)
  • Kind
    • persönlichen Raum/Bereich respektieren
    • individuelle Bedürfnisse des Kindes berücksichtigen (Sprache, neurologische Entwicklungsbedingungen, kognitive Fähigkeiten oder Traumata in der Vergangenheit)
    • Nutzung altersgerechter Ablenkungstechniken, Skills, Kommunikationshilfen etc.
    • körperlichen Bedürfnisse berücksichtigen (Analgesie, Essen & Trinken etc.)
    • eskalierendes Verhalten früh erkennen und antizipieren
    • frühzeitige Einbeziehung psychiatrischer Fachkräfte
    • entlastende Sedierung anbieten (z.B. wenn im Notfallplan vorgesehen)
  • Personal
    • Vorgehen für das gesamte Personal transparent machen
    • NUR eine Person kommuniziert mit dem Kind und der Familie
    • Vorstellung bei Kind & Familie und das Ziel der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Kind betonen
    • Ansätze/Interventionen minimieren, die das Kind als provokativ empfinden könnte
    • prägnante, nicht wertende Sprache nutzen und Erwartungen mit ruhiger Stimme formulieren (z.B. aktives Zuhören, v.a. in Bezug auf die Wünsche des Kindes)
    • Kind die Möglichkeit geben, die eigenen Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen)
    • Kind und Familie klare Verhaltensgrenzen setzen
    • Professionalität zu jeder Zeit (Beleidigungen, herausfordernde Fragen etc. des Kindes ignorieren)

medikamentöse Therapie

  • Therapie der 1. Wahl = orale Sedierung (Wdh. nach 30 min)
    • Olanzapin: bei < 40 kg 2,5 – 5 mg (max. 10 mg) ODER bei > 40 kg 5 – 10 mg (max. 20 mg)
    • Lorazepam: bei < 40 kg: 0,5 – 1 mg ODER bei > 40 kg 1 – 2 mg
    • Diazepam: 0,2 – 0,4 mg/kg (max. 10 mg)
    • Risperidon: 0,02 – 0,04 mg/kg (max. 2 mg; max. 1 Gabe)
    • wenn Kinder schon Dauermedikation haben
      • Risperidon: 0,25 – 1 mg (max. 3,5 mg/Tag inkl. der normalen Medikation)
      • Olanzapin: 2,5 – 10 mg (max. 30 mg/Tag inkl. der normalen Medikation)
      • Quetiapin: 25 – 50 mg (max. 100 mg/Dosis & max. 800 mg/Tag inkl. der normalen Medikation)
  • Therapie der 2. Wahl = i.m.-Sedierung, wenn nach 45 min keine Deeskalation möglich
    • Droperidol: 0,1 – 0,2 mg/kg (max. 10 mg, max. 4 Gaben/24 h; ggf. Wdh. nach 15 min)
    • Olanzapin: bei < 40 kg 5 mg ODER bei > 40 kg 10 mg (max. 3 Gaben/24 h; ggf. Wdh. nach 2 h)
  • Therapie der 3. Wahl = i.m./i.v.-Sedierung, wenn nach 1 – 2 i.m.-Applikationen keine Deeskalation möglich
    • Ketamin: 4 mg/kg i.m. (max. 400 mg) ODER 1 mg/kg i.v. (max. 100 mg)
    • Midazolam: 0,1 – 0,2 mg/kg i.m./i.v. (max. 10 mg/Gabe, max. 20 mg/24 h)
Published inLeitlinien kompakt

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