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Leitlinie „akute Einwirkungen von chemischen Substanzen – Acrylnitril“ der BASF (Update 2023)

veröffentlichende Fachgesellschaft: BASF Corporate Health Management – Humantoxikologie
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 29.03.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://communications.extranet.basf.com/portal/basf/en/dt.jsp?setCursor=1_877454&sortOrderCol=modificationDate&sortOrderKind=desc

Grundsätzliches

  • Acrylnitril (CH2=CH-CN)
  • klare, leicht gelbliche, flüchtige und brennbare Flüssigkeit mit unangenehmem Geruch
  • Verwendung bei der Produktion von Acrylfasern, Kunststoffen und Klebstoff für die Herstellung von Kleidung, Möbel, Baumaterial, Lebensmittelverpackungen und im Automobilbau

Exposition

  • in den meisten Fällen durch Einatmen (Erstickungsgefahr, da schwerer als Luft!!!)
  • Aufnahme auch über die Haut oder den Magen-Darmtrakt möglich

Symptomatik

  • allgemeine Vergiftungserscheinungen wie Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und Gelbsucht (spätes Einsetzen der Symptomatik bis zu 12 Stunden nach Exposition möglich)
  • Reizung der oberen Atemwege; Niesen, Nasenfluss, Beklemmungsgefühl, Husten, Kurzatmigkeit und Schnappatmung möglich
  • schwere Reizungen der Haut und Augen mit Tränenfluss und Hornhautschäden durch lokale Einwirkung von hohen Konzentrationen oder flüssigem Acrylnitril

Dosis-Wirkungs-Beziehungen

  • 16 ppm für 20 – 30 min: Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizungen
  • 400 ppm für 60 min oder 2 mg/kgKG über die Haut: ggf. letale Wirkung

Therapie

  • Eigenschutz durch Tragen eines umluftunabhängiges Atemschutzgerät und eines Chemieschutzanzug
  • unmittelbare Rettung des Patienten aus Gefahrenbereich
  • Einleitung lebensrettender Maßnahmen gemäß ABC-Schema
  • „CRASH“-Dekontamination
    • vorher schnelle Durchführung lebensrettender Maßnahmen
    • komplette Entkleidung des Patienten
    • ca. 1 Minute Duschen/Abstrahlung mit viel Wasser
    • danach Wärmeerhalt und Übergabe an RD und/oder NA
  • Reinigung
    • bei reiner Exposition mit Dämpfen/Gas ohne Haut-/Augenreizung keine speziellen Reinigungsmaßnahmen
    • bei direkter Haut-/Haarexposition Spülung mit Wasser über min. 15 Minuten
    • bei ophthalmologischer Beteiligung Augenspülung mit Wasser oder neutraler NaCl-Lösung über min. 15 Minuten (Kontaktlinsen vorher entfernen!!!)

Akutpatient*innen

  • O2-Gabe oder suffiziente Beatmung
  • bei progredienter respiratorischer Insuffizienz eskalierendes Atemwegsmanagement mit ETI oder ggf. Koniotomie
  • Anlage pVK
  • Antidottherapie
    • inhalative Exposition: parenterale Gabe von N-Acetylcystein in der Dosierung von 150 mg/kgKG i.v. über 60 min bei starken Vergiftungszeichen
    • orale Exposition: bei Zeichen einer Cyanid-Vergiftung Gabe von 4-DMPA und Natriumthiosulfat gefolgt von Gabe von N-Acetylcystein in o.g. Dosierung
  • Transport in Klinik mit intensivmedizischer Abteilung
    • Verbrennungsklinik in Betracht ziehen, da ophthalmologische Exposition wie Verbrennungssymptomatik zu therapieren ist

asymptomatische Patienten

  • Beurteilung durch Arzt
  • Hinweis zur Alarmierung des Notrufs bei Verschlechterung des AZ
  • kein Rauchen für die nächsten 72 Stunden
  • keine körperliche Arbeit für die nächsten 24 Stunden
Published inLeitlinien kompakt

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