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Leitlinie „Cold Weather Casualties and Injuries“ des APHC (Update 2024)

veröffentlichende Fachgesellschaft: Army Public Health Center (APHC)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 06.05.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://phc.amedd.army.mil/topics/discond/cip/Pages/Cold-Weather-Casualties-and-Injuries.aspx

Hypothermie (Unterkühlung)

  • Körperkerntemperatur < 35 °C
  • Einteilung in leicht, mittelschwer oder schwer
  • verlässliche Temperaturmessung nur rektal möglich, oral oder tympanal liefern in kalter Umgebung keine genauen Ergebnisse

Ursachen

  • Wärmeverlust größer als Wärmeproduktion
    • plötzlicher Wärmeverlust, z.B. durch Submersion in kaltes Wasser
    • Wärmeverlust über Stunden oder Tage hinweg, z.B. bei Obdachlosen auf Parkbank
  • kann auch bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt auftreten, v.a. bei nasser Haut oder Kleidung

Symptome

  • starkes Zittern (CAVE: Zittern sistiert ggf., wenn die Kerntemperatur weiter sinkt)
  • zu Beginn oft mit grummelnden Äußerungen, Stolpern und Herumfummeln, wenn Kälte die Muskel- und Nervenfunktion beeinträchtigt
  • Verwirrung, Schläfrigkeit
  • undeutliche Sprache
  • flache Atmung
  • schwacher Puls, niedriger Blutdruck
  • verändertes Verhalten und/oder Bewusstsein
  • schlechte Kontrolle über Körperbewegungen/langsame Reaktionen

Therapie

  • Therapieziele sind Rettung, Diagnostik, Isolierung/Erwärmung und schneller Transport
  • Nutzung der eigenen Wärmeproduktion durch Zittern oder Bewegung
  • Isolierung ggü. Kälte durch Decken etc.
  • Anwendung externer Wärme (Wärmestrahlung, Wärmflaschen, Heizdecken, Wärmepacks) nur bei Patient*innen, welche nicht mehr zittern
  • Transport in warme Umgebung
  • nasse Kleidung entfernen

Erfrierungen

  • nach anhaltender/wiederholter Exposition der Haut mit Temperaturen < 0 °C auftretende Blasen (CAVE: bei hohen Windgeschwindigkeiten)
  • können plötzlich durch Kontakt mit kaltem Metall oder sehr kalten Flüssigkeiten wie Alkohol, Kraftstoff oder Frostschutzmittel auftreten oder sich im Laufe der Zeit durch längere Kälteexposition entwickeln
  • Auftreten am häufigsten an exponierten Hautstellen wie Händen, Nase, Ohren und den Wangen sowie auch an den Füßen/Händen, wenn diese nicht ausreichend isoliert sind
  • es bestehen i.d.R. keine dauerhaften Auswirkungen/Folgen

Symptome

  • Taubheit im betroffenen Bereich
  • kribbelnde, geschwollene oder empfindliche Stellen mit Blasenbildung
  • blasse, gelbliche, wachsartig aussehende Haut (gräulich bei dunkelhäutigen Patient*innen)
  • gefrorenes Gewebe, das sich bei Berührung hölzern anfühlt
  • starke Schmerzen nach Wiedererwärmung

Behandlung

  • zur Prävention: Gesicht & Ohren bedeckt & trocken sowie Socken sauber & trocken halten und Baumwollkleidung entfernen, da diese die Schweißbildung behindert
  • betroffene Stelle wieder aufwärmen sowie warm und trocken halten
  • Eintauchen der betroffenen Stelle in 36 – 40 °C warmes Wasser (CAVE: bei leichten Erfrierungen ist zimmertemperaturwarmes Wasser ausreichend)
  • Erwärmung/Auftauen nur, wenn das Gewebe nicht wieder gefrieren kann (CAVE: falls Gefahr besteht, Gewebe besser nicht erwärmen, um weitere Schäden zu vermeiden)
  • keine übermäßige Hitzeeinwirkung (offene Flammen, Herdplatten, Dampf, Wärmepacks)
  • kein Massieren der Haut oder Einreiben der erfrorenen Stellen mit Cremes o.Ä.

Frostbeulen

  • nach anhaltender/wiederholter Exposition der Haut ggü. nasskalten Witterungsbedingungen mit Temperaturen > 0 °C und < 10 °C für > 1 – 5 h auftretende Blasen
  • v.a. Fingerrücken, Ohren, Gesicht oder andere freiliegende Hautstellen betroffen
  • es bestehen i.d.R. keine dauerhaften Auswirkungen/Folgen

Symptome

  • geschwollene, juckende und schmerzhafte Blasen
  • bei Wiedererwärmung sind Schwellung der Haut sowie rote Farbe (bei dunkelhäutigen Patient*innen individuell) und heißes Gefühl normal
  • Juckreiz oder Brennen kann noch mehrere Stunden nach Exposition anhalten

Behandlung

  • betroffene Stelle wieder aufwärmen sowie warm und trocken halten

Immersionsfuß (Schützengrabenfuß)

Ursache

  • längerer Kontakt des Gewebes, v.a. Füße, mit nasser Kälte bei 0 – 15 °C (> 12 h)
  • Inaktivität sowie feuchte Socken und/oder Schuhe (ggf. auch eng geschnürte Stiefel, die die Durchblutung beeinträchtigen) beschleunigen Auftreten und Schweregrad

Symptome

  • kalte, gefühllose Füße, welche zu heißen Füßen mit stechenden Schmerzen übergehen können
  • Schwellungen, Rötungen und Blutungen; ggf. blass und blau werdend
  • Schmerzen, erhöhte Schmerzempfindlichkeit und Infektionen

Therapie

  • nasse oder beengende Kleidung ausziehen, betroffene Extremitäten vorsichtig waschen und abtrocknen
  • betroffene Gliedmaßen hochlegen und mit lockerer, warmer und trockener Kleidung bedecken
  • Blasen nicht aufplatzen lassen, kein Auftragen von Lotionen oder Cremes und nicht massieren
  • Patient*innen keiner extremen Hitze aussetzen
  • Patient*innen nicht laufen lassen
Published inLeitlinien kompakt

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