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Leitlinie „Diagnosis and Management of Aortic Disease“ der AHA & ACC

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Heart Association und American College of Cardiology
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 02.11.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000001106

Definitionen

  • arterielles Aneurysma: Arterie, die min. 1,5-fach erweitert ist, vgl. zum normalen Durchmesser
    • gut auf abdominale und absteigende thorakale Aorta anwendbar
    • bei Aortenwurzel und aufsteigender thorakaler Aorta nur schwer anwendbar
  • akutes Aortensyndrom (AAS): lebensbedrohlicher Zustand, bei dem die Aortenwand verletzt und so ihre Stabilität beeinträchtigt ist
    • Aortendissektion
      • häufigste Form des akuten Aortensyndrom
      • durch Intimaeinriss kommt es zur Einblutung in die Schichten der Aortenwand, was zu einer Spaltung der Intima in Längsrichtung führt
      • es kommt zur Entstehung eines echten und eines falschen Lumens in der Aorta
      • akute Aortendissektion = Symptomatik innerhalb von zwei Wochen nach Auftreten
      • chronische Aortendissektion = Symptomatik erst nach zwei Wochen nach Auftreten
    • intramurales Hämatom (IMH)
      • Einblutung in die medialen Schichten der Aortenwand ohne offenen Intimariss oder Entstehung eines falschen Lumens
    • penetrierender atherosklerotischer Ulkus (PAU)
      • fokaler Riss in der Aortenintima nach Ulzeration eines atherosklerotischen Plaque, was zum Eindringen von Blut in die mediale Schicht führt und oft mit einem IMH einhergeht

Symptomatik des AAS

  • Blutdruckunterschiede >20 mmHg zwischen beiden Armen
  • Ischämie des Darms oder gastrointestinale Blutung
  • Dysphagie
  • Dyspnoe, Kurzatmigkeit
  • Hämoptyse
  • Heiserkeit
  • Horner-Syndrom
  • myokardiale Ischämie oder Myokardinfarkt
  • neu aufgetretene Geräusche einer Aorteninsuffizienz
  • Oligurie oder Hämaturie
  • Querschnittslähmung
  • Ischämie der unteren Extremitäten
  • Schock
  • Schlaganfall-Symptome
  • obere Einflussstauung (Vena cava superior)
  • Synkope

Anzeichen einer Malperfusion

  • EKG-Veränderungen, die auf Ischämie oder Infarkt hindeuten; Troponinerhöhung; myokardiale Dysfunktion
  • Schlaganfall und neurologische Defizite, Koma und veränderter Bewusstseinszustand
  • Querschnittslähmung
  • Bauchschmerzen, Darmischämie, Laktatazidose
  • akute Nierenschädigung, Oligurie
  • Pulsverlust an einer Extremität, sensorische oder motorische Funktionsstörung

Diagnostik

  • bei Verdacht auf AAS schnellstmögliche CT-Untersuchung, ggf. alternativ TEE und/oder MRT

Aorta Simplified Score (AORTAs)

SymptomPunkte
Hypotension/Schock2
Aneurysma in der Vorgeschichte1
Pulsdefizit1
neurologisches Defizit1
schwere Schmerzsymptomatik1
plötzlich einsetzende Schmerzsymptomatik1
0 – 1 Punkt: geringe Wahrscheinlichkeit; > 2 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit

Therapie des AAS

  • schnellmögliche Etablierung eines invasiven Blutdruckmessung
  • Blutdruck auf systolischen Zielwert < 120 mmHg sowie eine Ziel-HF von 60 – 80/min einstellen
  • ggf. Erstbehandlung mit intravenösen Betablocker zur Frequenzkontrolle; falls kontraindiziert Gabe von Kalziumkanalblocker i.v.
  • Gabe intravenöser Vasodilatatoren, bei nicht gut kontrollierbarem Blutdruck nach Einleitung der intravenösen Betablockertherapie
  • bei Bedarf Gabe von Analgetika bei Schmerzsymptomatik, um hämodynamisches Management zu unterstützen
  • bei stumpfen, traumatischen Aorten-Verletzungen sofortiger Transport in Traumazentrum
    • bei stumpfen Bauchaorten-Trauma REBOA erwägen
Published inLeitlinien kompakt

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