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Leitlinie „Kinder in der Höhe“ der UIAA Medical

veröffentlichende Fachgesellschaft: International Mountaineering and climbing Federation (UIAA Medical)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.01.2008
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://theuiaa.org/mountain-medicine/medical-advice/

Grundsätzliches

  • wichtigste und häufigste Höhenerkrankungen
    • akute Höhenkrankheit (Acute mountain sickness, AMS)
    • Höhenlungenödem (high altitude pulmonary oedema, HAPE)
    • Höhenhirnödem (high altitude cerebral edema, HACE)
  • SHAPH (symptomatic high altitude pulmonary hypertension) = Syndrom, welches akute Steigerungen des pulmonalarteriellen Druckes und subakute Syndrome (“subacute infantile mountain sickness” (SIMS) oder “high altitude heart disease“) umfasst
  • SIMS (subacute infantile mountain sickness) = subakute Form des SHAPH bei Kindern, welche ausnahmslos bei Kindern auftritt, die aus niedriger Höhe stammen und für mehr als 1 Monat Höhen oberhalb von 3.000 m aufsuchen

Risikofaktoren

  • Aufstiegsgeschwindigkeit, absolute Höhe, Zeitraum nach Erreichen der Höhe (Beginn der Symptome typischerweise 4 – 12 h nach Erreichen der Höhe, aber auch Zeiträume >1 d sind möglich)
  • Erschöpfung, Kälte, Dehydratation
  • vorangegangene oder aktuelle virale Atemwegsinfekte
  • unilaterales Fehlen der Pulmonararterie
  • pulmonaler Hochdruck, inclusive perinatale Form
  • angeborene Herzfehler
  • Down-Syndrom
  • individuelle Empfindlichkeit
  • Wiederaufstieg nach langfristigem Höhenaufenthalt

Diagnostik

  • Lake Louise Symptom Score (LLSS) für Heranwachsende
    • > 3 Punkte ist positives Zeichen für AMS
SymptomSchwerePunkte
Kopfschmerzenkeine Kopfschmerzen
leichte Kopfschmerzen
mäßige Kopfschmerzen
starke Kopfschmerzen, aktivitätsverhindernd
0
1
2
3
gastrointestinale
Beschwerden
keine gastrointestinale Beschwerden
Appetitlosigkeit oder leichte Übelkeit
mäßige Übelkeit oder Erbrechen
schwere Übelkeit/Erbrechen, aktivitätsverhindernd
0
1
2
3
Müdigkeit und/oder
Lustlosigkeit
keine Müdigkeit oder Schwäche
leichte Müdigkeit oder Schwäche
mäßige Müdigkeit oder Schwäche
schwere Müdigkeit/Lustlosigkeit, aktivitätsverhindernd
0
1
2
3
Schwindelkein Schwindel
leichter Schwindel
mäßiger Schwindel
massiver Schwindel, aktivitätsverhindernd
0
1
2
3
Schlafstörungso gut wie gewöhnlich geschlafen
leichte Schlafstörungen
oft aufgewacht, schlecht geschlafen
Garnicht geschlafen
0
1
2
3
  • Lake Louise Age-Adjusted Symptom Score (LLAASS) Fragebogen für 4 – 11-jährige
    • > 3 Punkte ist positives Zeichen für AMS
SymptomSchwerePunkte
Hast Du
Kopfschmerzen?
(Gesichter: s.u.)
keine Kopfschmerzen (Gesicht Nr. 0)
leichte Kopfschmerzen (Gesicht Nr. 1)
mäßige Kopfschmerzen (Gesicht Nr. 2)
sehr schwere Kopfschmerzen (Gesichter Nr. 3 – 5)
0
1
2
3
Hast Du Hunger?Ja, ich bin hungrig
Nein, nicht wirklich, oder leichte Magenbeschwerden
deutliche Magenbeschwerden/etwas Übergeben
massive Magenbeschwerden/erhebliches
Erbrechen
0
1
2
3
Bist Du müde?keine Müdigkeit
leichte Müdigkeit
mäßige Müdigkeit
erhebliche Müdigkeit
0
1
2
3
Hast Du
Schwindel?
kein Schwindel
leichter Schwindel
mäßiger Schwindel
erheblicher Schwindel
0
1
2
3
Wie hast Du
letzte Nacht geschlafen?
wie üblich
nicht so gut wie sonst
oft aufgewacht
konnte überhaupt nicht schlafen
0
1
2
3

Symptomatik

AMS

  • Kopfschmerzen nach kürzlichem Höhenaufstieg
  • gastrointestinale Beschwerden (Appetitverlust, Übelkeit/Erbrechen)
  • Müdigkeit oder Lustlosigkeit
  • Schwindel oder Benommenheit
  • Schlafstörungen

HAPE

  • min. eines der folgenden Symptome:
    • Atemnot in Ruhe
    • Husten
    • fehlende oder stark eingeschränkte Belastbarkeit
    • mit oder (oft) ohne gleichzeitige AMS
  • min. zwei der folgenden Zeichen:
    • brodelndes Atemgeräusch in min. einem Lungenfeld
    • zentrale Zyanose
    • hohe Atemfrequenz
    • hohe Herzfrequenz

HACE

  • entweder neu auftretende Verhaltensauffälligkeiten oder Ataxie bei einer Person mit AMS
  • oder, neu auftretende Verhaltensauffälligkeiten oder Ataxie bei einer Person ohne AMS

SIMS

  • initiale Symptome
    • Appetitmangel
    • Schläfrigkeit
    • Schwitzen
  • spätere Symptome
    • Zeichen der Herzinsuffizienz wie Dyspnoe, Zyanose, Husten, Reizbarkeit/Agitation, Schlaflosigkeit, Lebervergrößerung, Ödeme und verminderte Urinproduktion

Therapie

AMS

  • leichte Symptome:
    • Rast (kein weiterer Aufstieg) oder Abstieg, bis die Symptome verschwinden, insbesondere mit kleinen Kindern
    • symptomatische Behandlung, z.B. mit Kopfschmerztabletten (Paracetamol, Ibuprofen, KEINE Acetylsalicylsäure) bzw. Antiemetika (Metoclopramid oder Dimenhydrinat) in altersabhängiger Dosierung
  • mäßige/schwere Symptome (Verschlechterung der AMS-Symptome trotz Rast und symptomatischer Behandlung)
    • Abstieg
    • Sauerstoff-Gabe
    • 2,5 mg/kgKG Acetazolamid oral alle 8 – 12 h (max. 250 mg pro Dosis)
    • 0,15 mg/kgKG Dexamethason oral alle 6 h
    • mobile Druckkammertherapie, nur um den Abstieg zu ermöglichen, der sobald wie möglich begonnen werden sollte
    • symptomatische Behandlung, z.B. mit Kopfschmerztabletten (Paracetamol, Ibuprofen, KEINE Acetylsalicylsäure) bzw. Antiemetika (Metoclopramid oder Dimenhydrinat) in altersabhängiger Dosierung

HAPE

  • Abstieg
  • Sitzen oder Liegen mit erhöhtem Oberkörper
  • Sauerstoff
  • 0,5 mg/kgKG Nifedipin oral als Retard-Tabletten alle 8 h (max. 40 mg/d; nur in seltenen Fällen, wenn auf Abstieg oder Sauerstoffgabe keine baldige Besserung eintritt)
  • bei gleichzeitig bestehender HACE (oder V.a. HACE) zusätzlich 0,15 mg/kgKG Dexamethason oral alle 6 h
  • mobile Druckkammertherapie, nur um den Abstieg zu ermöglichen, der sobald wie möglich begonnen werden sollte
  • Patienten ununterbrochen überwachen

HACE

  • Abstieg
  • Sauerstoff
  • 0,15 mg/kgKG Dexamethason oral alle 6 h, wenn das Kind bei Bewusstsein ist, sonst parenterale Gabe
  • mobile Druckkammertherapie, nur um den Abstieg zu ermöglichen, der sobald wie möglich begonnen werden sollte
  • Patienten ununterbrochen überwachen

SIMS & SHAPH

  • Ziel: Kontrolle der kongestiven Herzinsuffizienz und Normalisierung des erhöhten intrapulmonalen Druckes
  • Sauerstoffgabe
  • Diuretika-Gabe
  • umgehendes Aufsuchen tiefer gelegener Regionen
Published inLeitlinien kompakt

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