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Leitlinie „Management of unanticipated difficult tracheal intubation in adults“ der DAS

veröffentlichende Fachgesellschaft: Difficult Airway Society (DAS)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 06.11.2025
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1016/j.bja.2025.10.006

Beurteilung der Atemwege

  • Beurteilung der Atemwege vor Einleitung der Anästhesie
  • Beurteilung sollte Anamnese, Untersuchung mit Tests am Krankenbett und ggf. Überprüfung relevanter Untersuchungen umfassen (CAVE: auch physiologisch schwierige Atemwege berücksichtigen)

Planung und Strategie

  • Strategie für das Atemwegsmanagement sollte alle zu erwartenden Schwierigkeiten bei Plan A (ETI), Plan B (SGA), Plan C (Beutel-Masken-Beatmung) oder Plan D ( eFONA, emergency front-of-neck airway) berücksichtigen
  • Strategie des Atemwegsmanagements sollte sich an früheren Schwierigkeiten orientieren
  • wenn bei den Plänen A, B, C oder D Schwierigkeiten zu erwarten sind, ETI bei wachen Patient*innen in Betracht ziehen
  • Strategie des Atemwegsmanagements dem Assistenzpersonal klar mitteilen
  • Atemwegsmanagement im Rahmen der Besprechung des OP-Teams thematisieren
  • Position der Patient*innen vor Präoxygenierung und für die ETI optimieren
  • Material für die Durchführung der Pläne A – D muss in allen Bereichen, in denen Atemwegsmanagement durchgeführt wird, sofort verfügbar sein
  • Atemwegsmanagement außerhalb der regulären Arbeitszeiten ist mit erhöhten Risiken verbunden, Teams sollten dies entsprechend planen
  • optimalen Ort für das Atemwegsmanagement berücksichtigen
  • Verwendung von Checklisten bei der Durchführung einer Notfall-ETI erwägen
  • Algorithmus für das Management einer unerwartet schwierigen ETI

Monitoring

  • Kurven-Kapnographie vor Einleitung der Anästhesie überprüfen
  • akustische SpO2-Töne vor Einleitung der Anästhesie aktivieren
  • kontinuierliche, ununterbrochene Kurven-Kapnographie während aller Phasen des Atemwegsmanagements
  • wenn möglich, quantitative neuromuskuläre Überwachung, um ausreichende Muskelrelaxierung vor der ETI zu bestätigen
  • Bereitstellung aller Geräte, die die Patient*innenüberwachung gemäß den aktuellen Empfehlungen der Association of Anaesthetists ermöglichen

Medikamente

  • Muskelrelaxierung routinemäßig zur Erleichterung der ETI

Präoxygenierung

  • alle Patient*innen vor Einleitung der Vollnarkose präoxygenieren
  • Präoxygenierung in aufrechter Kopfposition und nach Möglichkeit mit einer Technik, die einen Überdruck ermöglicht
  • bei Patient*innen mit einem Risiko für ein schwieriges Atemwegsmanagement Präoxygenierung, idealerweise mit hochdosiertem nasalen Sauerstoff

Plan A: endotracheale Intubation (ETI)

  • nach Möglichkeit Verwendung eines Videolaryngoskops für die ETI
  • Bewusstsein schaffen für die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Videolaryngoskop-Spateln und -Techniken
  • regelmäßiges Training im Umgang mit den in der jeweiligen Abteilung verfügbaren Videolaryngoskopen
  • Anzahl der Intubationsversuche auf max. drei begrenzen, zuzüglich eines letzten Versuchs durch erfahrene*n Kolleg*in (3+1)
  • Mandrin, Bougie oder flexibles Bronchoskop zusammen mit hyperanguliertem Videolaryngoskop-Spatel verwenden
  • erfolgreiche ETI idealerweise durch Zwei-Punkte-Kontrolle bestätigen: etCO2-Messung und Sichtbarkeit des Trachealtubus durch die Stimmbänder
  • bei schlechter Sicht auf Stimmritze während der Laryngoskopie externe Manipulation des Kehlkopfes in Betracht ziehen
  • wenn Schwierigkeiten bei Laryngoskopie oder ETI auftreten
    • O2-Gabe fortsetzen
    • Narkose aufrechterhalten
    • Kopf- und Halsposition optimieren; Spatel-Größe und -Typ optimieren; Hilfsmittel erwägen; Tubus-Größe und -Typ optimieren; externe Manipulation des Kehlkopfes; kein Krikoiddruck; Muskelrelaxierung optimieren; Anwender*in wechseln; Absaugen; Ergonomie optimieren
  • Gabe von Muskelrelaxanien nicht verzögern, um die Beatmung mit Maske zu überprüfen
  • Beutel-Masken-Beatmung, um die Sauerstoffversorgung zwischen den Intubationsversuchen aufrechtzuerhalten
  • Atemwegsmanöver, Hilfsmittel oder beides ggf. verwenden, um die Beutel-Masken-Beatmung zu erleichtern
  • wenn die Beutel-Masken-Beatmung schwierig ist, dies dem Team mitteilen, sofort Hilfe holen und Atemwegsmanagement-Strategie entsprechend anpassen
  • Algorithmus

Plan B: supraglottische Atemwegshilfe (SGA)

  • wenn ETI fehlschlägt, Nutzung einer SGA der 2. Generation
  • regelmäßiges Training im Umgang mit den in der jeweiligen Abteilung verfügbaren SGA der 2. Generation
  • Anzahl der Versuche der SGA-Einlage auf max. drei begrenzen
  • sobald effektive Sauerstoffversorgung mit SGA gesichert ist, kurz innehalten, nachdenken und dies kommunizieren
  • wenn die Atemwegssicherung nicht unbedingt erforderlich ist, Patient*innen aufwecken
  • wenn der Eingriff unerlässlich ist und die Beatmung mit SGA zufriedenstellend ist, die Weiterverwendung des SGA erwägen
  • wenn ETI unbedingt erforderlich ist, einen Versuch der Intubation mittels SGA unter Verwendung eines flexiblen Bronchoskops in Betracht ziehen oder eFONA durchführen
  • keine blinde ETI über SGA
  • Durchführung einer eFONA, wenn die Beatmung über SGA schwer oder nicht möglich ist
  • Algorithmus

Plan C: letzter Versuch der Beutel-Masken-Beatmung

  • wenn ETI und Beatmung über SGA fehlgeschlagen sind, letzter Versuch der Sauerstoffversorgung durch Beutel-Masken-Beatmung
  • für den letzten Rettungsversuch mit Beutel-Masken-Beatmung…
    • … ausreichende Muskelrelaxierung sicherstellen
    • … Positionierung der Patient*innen optimieren
    • … Verwendung von Hilfsmitteln für die Beutel-Masken-Beatmung (Guedel-/Wendl-Tubus)
    • … Vierhandtechnik- bzw. Zwei-Personen anwenden
    • … ausreichende Narkosetiefe sicherstellen
  • Algorithmus

Plan D: Emergency front-of-neck airway (eFONA)

  • wenn die Pläne A, B & C fehlgeschlagen sind und eine „cannot intubate, cannot oxygenate“-Situation besteht, Sicherung des Atemwegs über den vorderen Halsbereich (eFONA)
  • Sicherstellung der maximalen Halsstreckung für den eFONA
  • volle Dosis Muskelrelaxantien für eFONA
  • nachfolgend psychologische Unterstützung für Personen, die bei einem eFONA beteiligt waren
  • Algorithmus
  • grafisches Darstellung des eFONA-Vorgehens

weitere Empfehlungen

  • Rapid Sequence Induction and Intubation (RSI)
    • Krikoiddruck beenden, wenn die Sicht bei der Laryngoskopie schlecht ist
  • physiologisch schwieriger Atemweg
    • hämodynamischen Status vor Einleitung der Anästhesie optimieren, und bei Patient*innen mit Risiko für eine anhaltende hämodynamische Instabilität ein Teammitglied für die Behandlung dieser Instabilität benennen
  • Adipositas
    • Wachintubation bei Patient*innen mit Adipositas erwägen
    • Patient*innen in höherer Kopfhochlagerung (≥ 30 °) präoxygenieren
    • Durchführung der Atemwegssicherung im OP-Saal erwägen
    • Gabe von hochdosiertem nasalen Sauerstoff zur Peroxygenierung erwägen
    • frühzeitigen Einsatz eines SGA der 2. Generation zur Beatmung erwägen, wenn die Beatmung mit Beutel-Maske nicht optimal ist
  • Dokumentation
    • medizinisches Personal hat die berufliche Verantwortung, das Atemwegsmanagement gemäß den Vorgaben der eigenen Einrichtung zu dokumentieren
  • Bildung, Ausbildung und institutionelle Verantwortung
    • Institutionen sollten Personen auf allen Ebenen dabei unterstützen und ihnen dabei helfen, Kompetenzen im Bereich des Atemwegsmanagements durch klinische und nicht-klinische multidisziplinäre Schulungen zu erwerben und aufrechtzuerhalten
    • Institutionen sollten dabei unterstützen, sich mit neuen Geräten oder Richtlinien vertraut zu machen
    • Human Factors und Teamleistung unter Stress in die Schulung einbeziehen
    • alle am Atemwegsmanagement beteiligten Personen in der Interpretation der Kapnographie schulen
    • regelmäßige Schulung in der Durchführung einer eFONA-Atemwegssicherung
    • jede fehlgeschlagene Intubation und jede eFONA-Atemwegssicherung in Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen überprüfen und diskutieren
    • Nachweise über Teilnahme an Atemwegstrainings ggf. zur Unterstützung einer jährlichen Leistungsbewertung heranziehen
Published inLeitlinien kompakt

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