veröffentlichende Fachgesellschaft: Orphan-Net (Netzwerk für seltene Krankheiten)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 15.07.2014
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.orpha.net/data/patho/Emg/de/Emergency_AutoimmuneMyasthenia-dePro667.pdf
Grundsätzliches
- erworbene Autoimmunerkrankung mit gestörter neuromuskulärer Reizübertragung infolge einer verminderten Anzahl funktionsfähiger Acetylcholinrezeptoren, die sich durch eine starke Ermüdbarkeit der Muskulatur manifestiert
Notfallindikationen
- Atemnot (die sehr rasch, in wenigen Minuten, eintreten kann) durch Ermüdbarkeit der Zwerchfellmuskulatur; ggf. mit Verschlimmerung durch Bronchialobstruktion
- Schweregrad der Atembeschwerden beachten; akute schwere Atemnot kann innerhalb weniger Minuten auftreten
- Schluckstörungen
- cholinerge Krise durch Überdosierung von Cholinesterasehemmern (Hypersalivation, Miosis, Diarrhoe, bronchiale Hypersekretion)
- vor allem zwei Notfallsituationen sind zu berücksichtigen
- akute Dekompensation der Myasthenie
- Behandlung einer interkurrenten Erkrankung bei Myasthenie-Patienten
Diagnostik
- Beurteilung des Schweresgrades
- Beurteilung der respiratorischen Funktion über AF, Amplitude, Einbeziehung der akzessorischen Muskeln, Obstruktion und/oder Intensität des Abhustens
- Zyanose oder Schwitzen sind sehr späte Zeichen
- Absinken SpO2 ist spätes Zeichen
- Schluckstörungen
- Kaubeschwerden
- Phonationsstörungen
- Befall der Lidmuskeln
- Ausfälle der Gliedmaßen
- Beurteilung der respiratorischen Funktion über AF, Amplitude, Einbeziehung der akzessorischen Muskeln, Obstruktion und/oder Intensität des Abhustens
- Überprüfung hinsichtlich
- Lungeninfektion infolge der Atem- oder Schluckbeschwerden
- Zeichen einer Überdosierung von Cholinesterasehemmern (Hypersalivation, Pupillenverengung, Diarrhö, bronchiale Hypersekretion)
- klinische Untersuchung
- Beurteilung des Atmungsstatus: Thoraxexkursion, Intensität des Abhustens, Atemfrequenz (Polypnoe), Beteiligung der Begleitmuskeln der Atmung, bei blockierter Ausatmung zählen lassen. Die Zeichen einer Hyperkapnie (Schwitzen, Kopfschmerzen) und Zyanose sind sehr späte und sehr schwerwiegende Zeichen
- Muskelkraft-/Bersinger-Score
- paraklinische Untersuchung
- Vitalkapazität (klinische Annäherung durch Zählen lassen bei blockierter Ausatmung)
- Blutgas (Hyperkapnie ist ein Erschöpfungszeichen)
- Sättigung (sie bleibt sehr lange normal und kann deshalb in trügerischer Sicherheit wiegen)
Therapie
- bei Atembeschwerden: Sauerstofftherapie, zur Überwachung und Einleitung einer Atmungsunterstützung schnell einen Transport in eine Intensivstation oder Reanimationsstation abklären
- ggf. symptomatische Behandlung der Schluckstörungen und der Atembeschwerden mittels invasiver oder nichtinvasiver Unterstützung der Atmung)
- NIV als Übergangslösung betrachten
- CAVE bei allen direkt oder indirekt atemdepressiv wirkenden Arzneimitteln (Hypnotika, Curare-Anästhetika, Opioide, Benzodiazepinderivate)
- volatile Anästhetika, Barbiturate i.m. oder i.v. sowie Ketamin mit Vorsicht anwenden
- bei Schluckstörungen Legen einer Nasen-Magensonde
- Myasthenie-Patienten ermüden schnell; wiederholte und/oder längere Muskelanstrengungen vermeiden (einschließlich Muskelbewegungen beim Kauen oder Sprechen)
- Transport in Klinik mit neurologischer Abteilung mit der Möglichkeit der Intensivmedizin
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