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Klassifikation gemäß AWMF: S
Datum der Veröffentlichung: 16.01.2018
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1080/10903127.2017.1392666
Definition
- hyperthermer Zustand, der bei Personen auftritt, die sich körperlich betätigen, typischerweise in warmer Umgebung, aber auch bei Anstrengung oder beeinträchtigter Wärmeabgabe in kühlen Umgebungen auftreten kann
- steht im Gegensatz zum klassischen Hitzschlag, der häufiger bei Personen auftritt, die keine normale/physiologische Thermoregulation haben, wie ältere Menschen und Säuglinge
- gekennzeichnet durch schwere Hyperthermie (> 40,5 °C) und Endorganfunktionsstörungen, die sich typischerweise als Dysfunktion des zentralen Nervensystems zeigen
Diagnostik
- tritt typischerweise in warmen Umgebungen bei Personen auf, die anstrengende Tätigkeiten ausführen
- erste Symptome sind meist Verwirrtheit, Reizbarkeit, Desorientierung, Agitation und im Verlauf Kollaps oder Bewusstseinsverlust (Koma) sowie Hyperthermie
- Temperaturschwelle liegt typischerweise bei 40,5 °C
- manchmal auch mit symptomfreiem Intervall
- Aussetzen der Schweißbildung, warme Haut und Bewusstlosigkeit als Kardinalsymptome sind ein Irrglaube
- Differentialdiagnosen
- traumatische Hirnverletzung
- Hyponatriämie
- Überanstrengung
- Herzrhythmusstörungen
- Ohrtemperaturmessung sowie die orale, die Achselhöhlen- und Schläfenmessung sind kritisch zu betrachten, da diese nicht immer valide sind
- rektale Temperaturmessung sollte auch präklinisch Standard sein (Einführtiefe Thermometer: 15 cm)
Therapie
- Behandlung durch Immersion des Körpers vom Hals abwärts in kaltes Wasser als Goldstandard, ist aber leider in vielen Situationen nicht möglich
- Symptome sind schnell reversibel, wenn der Patient wieder normotherm ist
- grundsätzliches Therapieziel ist hypertherme Phase, unabhängig von Art und Ort, zeitlich zu minimieren (“cool first, transport second”)
- sofortige und schnelle Kühlung; auch wenn Diagnose nicht komplett valide gestellt werden kann/konnte
- rasche Abkühlung des Patienten auf Temperatur, die unter dem Schwellenwert für kritische Zellschäden von ∼ 40,5 °C liegt in weniger als 30 Minuten ab dem Zeitpunkt des Kollapses
- Disponenten sollten schon am Telefon Abkühlung, wenn möglich, anleiten
- Grundsätze für externe Kühlung:
- Maßnahmen mit angemessener Kühlleistung
- Maßnahmen auf ausreichender Körperoberfläche
- empfohlene Mindestkühlrate beträgt min. 0,15 °C/Minute
- Kühlung beenden, wenn Temperatur < 38,6 °C beträgt
- Transport eines hyperthermen Patienten nur, wenn es unmöglich ist, vor Ort den Patienten ausreichend zu kühlen oder wenn nach valider Temperatumessung die Temperatur trotz Maßnahmen nicht absinkt
- wenn der Patient vor Ort nicht gekühlt werden konnte, soll während des Transportes die aggressivste verfügbare Kühlmethode angewendet werden
- ggf. zusätzlich Nutzung kontinuierlichen Auflegens von nasskalten Handtüchern
- kalte Kochsalzinfusionen allein haben nachweislich keine akzeptablen Kühlungsraten, in Kombination mit anderen Kühlmethoden schon
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