veröffentlichende Fachgesellschaft: French Society of Anaesthesia, Critical Care and perioperative Medecine
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 24.05.2019
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://sfar.org/prise-en-charge-du-brule-grave-a-la-phase-aigue-chez-ladulte-et-lenfant/
Grundsätzliches
- Abschätzung der verbrannten Körperoberfläche gemäß Formel von Lund und Browder
- bei schweren Verbrennungen unverzüglicher Transport in Zentrum für Brandverletzungen
- Empfehlung zur Verbesserung der Erstbeurteilung von schweren Verbrennungen durch Einsatz von Telemedizin
- Durchführung einer Escharotomie, wenn tiefe Verbrennung zu Kompartmentsyndrom an Gliedmaßen oder dem Rumpf führen, was Atemwege, Atmung und/oder den Kreislauf beeinträchtigt
- idealerweise in Zentrum für Brandverletzte durch erfahrenen Arzt
Flüssigkeitstherapie
- 20 mL/kg balancierte, kristalloide Lösung i.v. in der ersten Stunde Verbrennungsopfers mit einer verbrannten Hautfläche von
- ≥ 20% bei Erwachsenen
- ≥ 10% bei Kindern
- Infusionsvolumina bei schweren Verbrennungen im Verlauf der Behandlung so schnell wie möglich an die Daten der hämodynamischen Beurteilung anpassen
- Verabreichung von Humanalbumin bei Patienten mit schweren Verbrennungen und verbrannte Körperoberfläche von mehr als 30 % auch über die ersten 6 Stunden der Behandlung hinaus zu verwenden
- Verwendung von Hydroxyethylstärke (HES) bei schweren Verbrennungen kontraindiziert
Atemwegsmanagement und Atmung
- Patienten mit Verbrennungen im Gesicht oder am Hals nicht routinemäßig intubieren
- Patienten mit einer Verbrennung des gesamten Gesichts in Kombination mit einer der folgenden Situationen intubieren:
- tiefe, kreisförmige Verbrennung am Hals und/oder
- beginnende oder bereits eingetretene Symptome einer Atemwegsobstruktion (z.B. Stimmveränderung, Stridor, laryngeale Dyspnoe) und/oder
- sehr ausgedehnte Verbrennung (d.h. verbrannte Körperoberfläche ≥ 40%)
- bei Verdacht auf Rauchgasinhalation außerhalb von spezialisierten Zentren keine Bronchoskopie durchzuführen, um Verlegung nicht zu verzögern
- bei Verdacht auf Rauchgasvergiftung keine routinemäßige Hydroxocobalamin-Gabe
- Hydroxocobalamin nur dann zu verabreichen, wenn Rauchgasvergiftung vorliegt und der Verdacht auf schwere Cyanidvergiftung bei Erwachsenen oder eine mittelschwere Cyanidvergiftung bei Kindern besteht
- bei Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung infolge einer Rauchgasinhalation keine routinemäßige hyperbare Sauerstofftherapie durchführen
Analgesie
- multimodale Analgesie bei der Analgetika anhand von validierten Skalen zur Bewertung von Wohlbefinden und Schmerz titriert werden
- Verwendung von Ketamin i.v. titriert zur Behandlung von starken Verbrennungsschmerzen in Kombination mit anderen Analgetika
- nicht-pharmakologische Techniken in Verbindung mit Analgetika während des Verbindens der Wunden einsetzen, wenn es die Situation bei stabilen Patienten zulässt
- Verbrennungen bei Patienten mit einer verbrannten Körperoberfläche von < 20% bei Erwachsenen und < 10% bei Kindern zu kühlen, wenn kein Schockzustand vorliegt
Sonstiges
- verbrannte Stellen bereits in der Anfangsphase abzudecken, um Hypothermie und Risiko einer mikrobiellen Kontamination zu begrenzen
- keine systemische Antibiotikaprophylaxe
- bei schweren Verbrennungen in Anfangsphase Thromboseprophylaxe verabreichen
Be First to Comment