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Leitlinie „Sepsis – Recognition and emergency management in children“ des CHQ (Update 2023)

veröffentlichende Fachgesellschaft: Queensland Hospital and Health Service
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 04.08.2023
Ablaufdatum: 04.08.2026
Quelle/Quelllink: https://www.childrens.health.qld.gov.au/qpec-statewide-guidelines/

Grundsätzliches

  • Sepsis ist nach wie vor eine der Hauptursachen bzgl. Morbidität und Mortalität im Kindesalter
  • Sterblichkeitsrate bei unbehandeltem septischem Schock: 80 %
  • Sterblichkeitsrate bei behandeltem septischem Schock: 15 – 20 %
  • initiale Symptomatik kann meist sehr diffus und unspezifisch sein
  • Definitionen
    • Sepsis: lebensbedrohliche Organdysfunktion infolge einer dysregulierten Reaktion des Körpers auf eine Infektion
    • septischer Schock: Untergruppe der Sepsis, bei der tiefgreifende Kreislauf-, Zell- und Stoffwechselstörungen mit höherem Sterblichkeitsrisiko verbunden sind (Sepsis mit kardiovaskulärer Organdysfunktion)
    • toxisches Schocksyndrom: potenziell lebensbedrohliche Untergruppe, die durch Superantigene von Toxin produzierenden Stämmen von Staphylococcus aureus oder Streptococcus pyogenes verursacht wird

Diagnostik & Anamnese

  • frühzeitige Erkennung der Sepsis und sofortige Behandlung sind notwendig, um weiteres Organversagen, Verschlechterung und Tod zu vermeiden
  • vollständiges Monitoring mit HF, RR, Temperatur, BZ, GCS, EKG etc.
  • Erscheinungsbild der Sepsis variiert mit dem Alter
    • bei Säuglingen & Neugeborenen häufig unspezifische Symptome (z.B. Schwierigkeiten beim Füttern und/oder Atemstillstand)
    • bei älteren Kindern Symptome wie Hyper-/Hypothermie, Erbrechen, Tachykardie, verändertes Bewusstsein und verminderte periphere Durchblutung
    • Schmerzen ohne erkennbare Ursache können bei Kindern unspezifisches Zeichen sein
    • in schweren Fällen ggf. auch Krampanfälle

Red Flags für schwere Sepsis

  • veränderter Bewusstseinszustand
  • schwere Tachypnoe, erhöhte Atemarbeit, Grunzen/Giemen, schwaches Schreien oder Atemstillstand
  • ausgeprägte & anhaltende Tachykardie
  • Blutdruckabfall
  • schlechte Hautdurchblutung
  • mäßige bis schwere Dehydrierung

Red Flags für septischen Schock

  • Tachypnoe zur Kompensation von metabolische Azidose, inkl. Laktatazidose (Kussmaul-Atmung)
  • ARDS mit fortschreitender Verschlimmerung der Atemnot (Tachypnoe, erhöhte Atemarbeit), Hypoxie, vermindertem Atemgeräusch und inspiratorische Rasselgeräuschen
  • zunehmende Lethargie, Schläfrigkeit oder Benommenheit
  • Unruhe und/oder Agitiertheit
  • Reizbarkeit
  • Apnoe
  • Hyper- sowie Hypothermie
  • marmorierte Haut
  • petechialer oder purpurner Ausschlag (auch Purpura fulminans)
  • Hypotonie ist spätes und oft terminales Symptom
  • verminderte Urinausscheidung
  • Schock mit Vasokonstriktion (häufig bei Säuglingen und Kleinkindern)
    • distributiver Schock mit Capillary leak und relative Myokarddepression
    • kalte Peripherie und verlängerte Rekap-Zeit
    • Tachykardie (relative Bradykardie als präterminales Zeichen)
  • Schock mit Vasodilatation (häufig bei älteren Kindern)
    • distributiver Schock mit Vasoplegie, Capillary leak und oft erhaltener Herzfunktion
    • rasche Rekapzeit und kräftiger bzw. „hüpfender“ Puls (hoher Pulsdruck)
    • Tachykardie (relative Bradykardie als präterminales Zeichen)
    • bei fortschreitendem Schock ggf. niedriges Herzzeitvolumen

Red Flags für toxisches Schocksyndrom

  • hohes Fieber
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Myalgien
  • Verwirrtheit
  • i.d.R. ausgedehnter erythematöser Ausschlag

Risikofaktoren

  • Neu- & Frühgeborene
  • Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem:
    • nicht geimpft oder unvollständiger Immunisierungsstatus
    • Krebserkrankung und/oder Chemotherapie
    • Immunschwäche
    • Asplenie (chirurgisch oder funktionell, z.B. Sichelzellenkrankheit)
    • langfristige Steroideinnahme
    • immunsuppressive Arzneimitteltherapie
  • kürzlich durchgeführter chirurgischer Eingriff (< 6 Wochen)
  • Drogenkonsum i.v.
  • pVK- und/oder Katheter-Anlage (z.B. VP-Shunt oder CVAD)
  • kürzlich stationär aufgetretene Sepsis (innerhalb von 6 – 12 Wochen)

Norm-Vitalparameter bei Kindern (CEWT)

AlterHFRRsysAF
< 1 Jahr100 – 159/min< 75 mmHg21 – 45/min
1 – 4 Jahre90 – 139/min< 80 mmHg16 – 35/min
5 – 11 Jahre80 – 129/min< 85 mmHg16 – 30/min
12 – 17 Jahre60 – 119/min< 90 mmHg16 – 25/min

Therapie

  • frühzeitige & aggressive Behandlung bei V.a. Sepsis
  • hochdosierte O2-Gabe über Maske mit Reservoir und ggf. weitere Atemunterstützung (High-Flow-O2-Therapie, Freihalten der Atemwege, erweitertes Atemwegsmanagement)
    • Intubation mit Präoxygenierung als Ultima ratio (CAVE: Intubation/RSI kann Herz-Kreislauf-Kollaps verursachen; Gabe negativer Inotropie wie Midazolam oder Propofol vermeiden)
    • Dosierung für RSI: 0,5 – 1 mg/kg Ketamin und/oder 1 – 2 μg/kg Fentanyl sowie 1,2 mg/kg Rocuronium
  • Anlage pVK oder i.o.-Zugang sowie Blutentnahme (CAVE: bei Neugeborenen < 2 Wochen Entnahme aus Nabelschnurzugang erwägen; mit Blutkulturen)
  • initiale Flüssigkeitstherapie mit 10 – 20 mL/kg balancierter VEL oder NaCl 0,9% als 50 mL-Bolus über 5 min, danach weiter titrieren bis Senkung HF und verbesserter Endorganperfusion (CAVE: auf Zeichen von Volumenüberladung achten)
  • ggf. Gabe von Inotropika wie Adrenalin, wenn 40 – 60 mL/kg VEL nicht ausreichend für Stabilisierung sind
  • venöse BGA mit Laktat und Glucose
  • 50 mg/kg Ceftriaxon i.v. (max. 2 g) so schnell wie möglich, d. h. innerhalb von 1 h nach Erkennen, beim septischen Schock (bei Sepsis Antibiotika-Gabe innerhalb von 3 h nach Erkennen)
Published inLeitlinien kompakt

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