veröffentlichende Fachgesellschaft: National Institute for Health an Care Excellence
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 17.02.2016
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.nice.org.uk/guidance/ng41
präklinische Diagnostik
- Beurteilung von Wirbelsäulenverletzungen
- bei Ankunft am Einsatzort priorisierte Untersuchung zur Einschätzung des Patienten mit vermutetem Trauma, gemäß <C<ABCDE erfolgen
- kritische Blutungen
- Atemwegsmanagement mit Inline-WirbelsäulenImmobilisation
- Breathing
- Circulation
- Disability
- Exposure/Enviroment
Beurteilung der HWS
- Beurteilung des Patienten mittels Canadian C-Spine-Rule auf hohes, niedriges oder kein Risiko auf HWS-Verletzung
- hohes Risiko
- Patient älter als 65 Jahre
- gefährlicher Unfallmechanismus (Sturz > 1 Meter oder 5 Stufen, axiale Belastung des Kopfes wie beim Tauchen, Hochrasanztrauma, Überschlag des Fahrzeuges, Ejektion aus Fahrzeug, Fahrradstürze oder Reitunfälle)
- Parästhesien in den oberen oder unteren Extremitäten
- niedriges Risiko
- leichter Auffahrunfall
- keine Schmerzen im Sitzen
- ambulante Einweisung nach der Verletzungen
- keine Abweichungen von der Mittellinie
- verspätetes Einsetzen von Nackenschmerzen
- aktive Rotation des Kopfes um 45° nach links und rechts nicht möglich
- kein Risiko
- einer der Risikofaktoren des niedrigen Risikos, aber aktive Rotation des Kopfes um 45° nach links und rechts möglich
- hohes Risiko
Beurteilung der BWS und LWS
- Beurteilung der Patienten mit vermuteter BWS- oder LWS-Verletzung auf:
- älter als 65 Jahre
- beschriebene Schmerzen in der BWS oder LWS
- gefährlicher Unfallmechanismus (Sturz > 3 Meter, axiale Belastung des Kopfes oder Wirbelsäulenbasis (Sturz mit Landung auf den Füßen oder dem Gesäß, Hochrasanztrauma, Überschlag des Fahrzeuges, reines BeckengurtHaltesystem, Ejektion aus Fahrzeug, Fahrradstürze oder Reitunfälle)
- vorbestehende Wirbelsäulenverletzungen/-erkrankungen (Osteoporose) mit steroidaler Medikation
- vermutete Wirbelsäulenverletzung in anderen Bereichen der Wirbelsäule
- neurologische Symptome wie Parästhesien, Schwäche oder Taubheit
- motorische oder sensorische Defizite
- Deformitäten oder Empfindlichkeiten der Mittellinie bei Palpation
- Empfindlichkeiten der Mittellinie bei Perkussion
- Schmerzen der Mittellinien oder Wirbelsäule
- Schmerzen oder neurologische Symptome bei Mobilisierung (Sitzen, Stehen, Gehen, Laufen)
Therapie
- komplette Inline-Wirbelsäulen-Immobilisierung sollte erfolgen, wenn
- hohe Risiken für Wirbelsäulenverletzungen identifiziert sind und diese gemäß Canadian C-Spine-Rule indiziert ist
- niedrige Risiken für Wirbelsäulenverletzungen identifiziert sind und diese gemäß Canadian C-Spine-Rule indiziert ist und der Patient seinen Kopf nicht selbst um 45° nach links und rechts drehen kann
- einer der Punkte der Beurteilung der BWS und LWS vorliegt
- durchgehende manuelle Inline-Stabilisierung während der gesamten Behandlung, vor allem auch während der Atemwegssicherung
- Eine komplette Inline-Wirbelsäulen-Immobilisierung kann unterbleiben, wenn
- niedrige Risiken für Wirbelsäulenverletzungen identifiziert sind und diese gemäß Canadian C-Spine-Rule indiziert ist, der Patient aber seinen Kopf selbst um 45° nach links und rechts drehen kann
- keiner der Punkte der Beurteilung der BWS und LWS vorliegt
- Durchführung der kompletten Inline-WirbelsäulenImmobilisierung
- bei Ruhigstellung der Wirbelsäule ist Vorgehensweise an spezifische Umstände der Person anzupassen
- Verwendung von Geräten zur Ruhigstellung der Wirbelsäule kann schwierig sein (z. B. bei Personen mit kurzen oder breiten Hälsen oder bei Menschen mit einer vorbestehenden Deformität) und könnte daher kontraproduktiv sein (z. B. Verstärkung der Schmerzen, Verschlechterung der neurologischen Symptome)
- bei unkooperativen, unruhigen oder verstörten Personen, einschließlich Kindern, erwägen, eine Position finden zu lassen, in der sich der Patient wohlfühlt bei der manuellen Inline-Wirbelsäulenimmobilisierung
- Kopf in einer Linie mit der Wirbelsäule in einer Linie manuell stabilisieren
- Anlage eines Stifnecks in angepasster Größe, es sei denn folgende Gründe sprechen dagegen
- beeinträchtigte Atemwege
- bekannte Wirbelsäulendeformitäten, wie z. B. Spondylitis (in diesen Fällen sollte die Wirbelsäule in der aktuellen Position belassen werden)
- Atemwege nach dem Anlegen der Halskrause erneut überprüfen
- Bergung
- wenn das Leben des Patienten unmittelbar bedroht ist und schnelle Rettung nötig ist, müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die Bewegung der Wirbelsäule einzuschränken, ohne die Behandlung zu verzögern
- erwägen den Patienten zu bitten, sich selbst zu befreien, wenn diese nicht eingeklemmt sind und keinen der folgenden Punkte zutrifft:
- erhebliche ablenkende Verletzungen
- neurologische Symptome (Parästhesie, Schwäche oder Taubheit)
- Schmerzen in der Wirbelsäule
- Hochrisikofaktoren für Verletzungen der Halswirbelsäule gemäß der Canadian C-Spine-Rule
- erklären Sie dem Patienten, der sich selbst befreit, dass dieser sobald Schmerzen in der Wirbelsäule, Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche auftreten, sofort aufhören soll sich zu bewegen und auf weitere Anweisungen warten soll
- Wenn ein Patient sich selbst befreit hat
- diesen bitten sich in Rückenlage auf die neben dem Fahrzeug oder dem Unfallort positionierte Trage zu legen
- im Rettungswagen gemäß der o.g. Empfehlungen (Diagnostik) auf Wirbelsäulenverletzungen untersuchen und ggf. behandeln
- Untersuchung des Patienten auf
- signifikante ablenkende Verletzungen
- Drogen- oder Alkoholeinnahme
- Verwirrtheit und unkooperatives Verhalten
- reduziertes Bewusstsein
- Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule
- motorische Schwächem in Armen/Beinen
- Gefühlsstörungen in Armen/Beinen
- Priapismus
- vorbestehende Wirbelsäulen-Problematiken
- komplette Inline-Wirbelsäulen-Immobilisierung, wenn einer der o.g. Punkte bei der Untersuchung vorhanden ist
- kein Transport auf einem Spinboard; Spineboard nur Rettungsmittel
präklinisches Schmerzmanagement
- Schmerzbeurteilung
- Verweis auf NICE-Leitlinie zur Beurteilung von Schmerzen bei Erwachsenen
- Schmerz bei Menschen mit
- Wirbelsäulenverletzungen regelmäßig anhand einer Schmerzbewertungsskala bewerten, die für das Alter, den Entwicklungsstand und die kognitiven Funktionen des Patienten geeignet ist
- Schmerztherapie
- bei Menschen mit Wirbelsäulenverletzungen Morphin i.v. als Analgetikum der ersten Wahl und Dosisanpassung je nach Bedarf anpassen, um eine angemessene Schmerzlinderung zu erreichen
- wenn ein intravenöser Zugang nicht möglich ist, intranasale Verabreichung von Vernebelung von Diamorphin oder Ketamin in Betracht ziehen
- Ketamin in analgetischen Dosen als Mittel der 2.Wahl
Transportziel
- Zielkrankenhaus sollte ein großes Traumazentrum sein.
- bei längeren Transportzeiten Zwischenversorgung in nächstgelegener Klinik in Betracht ziehen
- Verdacht auf Rückenmarksverletzung
- Transport von Personen mit Verdacht auf eine akute traumatische Rückenmarksverletzung (mit oder ohne Wirbelsäulenverletzung) nur mit vollständiger Immobilisierung der Wirbelsäule in ein großes Traumazentrum unabhängig von der Transportzeit, es sei denn der Patient benötigt sofortige lebensrettende Maßnahme wie eine schnelle Narkoseeinleitung und Intubation, die nicht unter präklinischen Gegenbenheiten durchgeführt werden können
- sicherstellen, dass die Zeit am Unfallort sich auf die Durchführung lebensrettender Maßnahmen beschränkt
- Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung
- Transport von Erwachsenen mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung und ohne Verdacht auf akute traumatische Rückenmarksverletzung unter vollständiger Inline-Wirbelsäulen-Immobilisierung
- Transport von Kindern mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung (mit oder ohne Rückenmarksverletzung) in ein großes Traumazentrum
Dokumentation
- bei Patienten mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung folgendes dokumentieren:
- ABCDE
- Schmerzen in der Wirbelsäule
- motorische Funktion, z. B. Hand- oder Fußschwäche
- sensorische Funktion, z. B. verändertes oder fehlendes Gefühl in den Händen oder Füßen
- Priapismus bei einem bewusstlosen oder exponierten Mann
- Dokumentation von Zustandsverbesserungen/-verschlechterungen
- Dokumentation der generell wichtigen Informationen
- Alter und Geschlecht des Patienten
- Zeitpunkt des Vorfalls
- Mechanismus der Verletzung
- vermutete Verletzungen
- Symptome, einschließlich Vitalzeichen und GCS
- bisherige Behandlung
- besondere Maßnahmen
- präklinische Dokumentation, einschließlich der Voranmeldeinformationen, sollte dem Traumateam schnell zur Verfügung stehen und in die Krankenakte des Patienten aufgenommen werden
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