veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie
Klassifikation gemäß AWMF: S2e
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2015
Ablaufdatum: 01.12.2020
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/008-001.html
Definition
- Folge einer Gewalteinwirkung, welche zu Funktionsstörung und/oder Verletzung des Gehirns geführt hat
- sofern die Dura mater bei gleichzeitiger Verletzung der Weichteile und des Knochens zerrissen ist –> offenes SHT
Symptomatik
- subjektive Störungen: Kopfschmerzen, Benommenheitsgefühl, Übelkeit oder Schwindel, aber auch Doppelbilder und Schwerhörigkeit
- objektive Verletzungszeichen: Schwellung, Blutung, Rissoder Platz-wunden, Skalpierung, Deformitäten des Schädels, Austritt von Blut, Liquor oder Hirngewebe, Blutung aus Mund, Nase oder Ohr
- Hinweise auf eine Schädigung des Nervensystems: Amnesie, Wachheitsstörungen, Orientierungsstörungen, Erbrechen, Lähmungen, Sprach- und/oder Koordinationsstörungen, Hirnnervenstörungen, Krampfanfälle, Streckkrämpfe, vegetative Störungen
- Bewusstseinstrübung: reduzierte Wachheit, die Orientierung zu Person, Ort und Zeit ist eingeschränkt oder fehlt, die Augen können geöffnet werden
- Bewusstlosigkeit (Koma): Fehlen geistiger Wahrnehmung der Umgebung und seiner selbst mit nicht erweckbarer Zustand, Augen werden weder spontan noch auf Schmerzreiz geöffnet, Aufforderungen werden nicht befolgt, spontane Bewegungen sind möglich, GCS < 8
- Zeichen einer lebensbedrohlichen Verschlechterung beim bewusstseinsgestörten Patienten: Pupillenerweiterung, gestörte Pupillenreaktion auf Licht, Hemiparese, Beuge- und Strecksynergismen und Kreislaufstörungen
Therapie
- bewusstlose Patienten (Anhaltsgröße GCS ≤ 8) sollen intubiert werden und für ausreichende (Be-) Atmung ist zu sorgen
- Absinken der arteriellen Sauerstoffsättigung unter 90 % vermeiden
- systolischen Blutdruck nicht unter 90 mmHg sinken lassen bei Erwachsenen
- genaue Anamnese für Suche nach Hinweisen für kranielle Verletzungen
- neurologische Beurteilung
- Bewusstseinsklarheit, Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit
- Pupillenfunktion
- motorische Funktionen seitendifferent an Armen und Beinen
- regelmäßige Verlaufskontrollen zum Erkennen von Verschlechterungen
- ggf. Hyperventilation in der Frühphase bei Verdacht auf transtentorielle Herniation und den Zeichen des Mittelhirnsyndroms (Pupillenerweiterung, Strecksynergismen, Streckreaktion auf Schmerzreiz, progrediente Bewusstseinstrübung)
Indikationen für Klinikeinweisung
- Koma
- Bewusstseinstrübung
- Amnesie
- andere neurologische Störungen
- Krampfanfall
- klinische Zeichen einer Schädelfraktur
- Verdacht auf Impressionsfraktur und/oder penetrierende Verletzungen
- Verdacht auf nasale oder otogene (Ohr) Liquorfistel
- Übelkeit & Erbrechen
- Hinweis auf Gerinnungsstörungen (Antikoagulanzien etc.)
- bei Schädelhirntrauma mit anhaltender Bewusstlosigkeit (GCS < 8), einer zunehmenden Eintrübung (Verschlechterung einzelner GCS-Werte), Pupillenstörung, Lähmung oder Anfälle
- Transport in Klinik mit Neurochirurgie
Dokumentation
- für weitere Versorgung des schädelhirnverletzten Patienten sind Angaben zum Unfallmechanismus, der initiale Befund und der weitere Verlauf von großer Bedeutung
- sobald die Versorgung des Patienten es erlaubt, sollten die Angaben schriftlich dokumentiert werden
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