veröffentlichende Fachgesellschaft: Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin
Datum der Veröffentlichung: 01.10.2014
Ablaufdatum: 01.10.2019
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/072-001.html
Definitionen
- Tauchunfall = potentiell lebensbedrohliches oder gesundheitsschädigendes Ereignis, hervorgerufen durch Abfall des Umgebungsdruckes beim Tauchen oder aus sonstiger hyperbarer Atmosphäre mit und ohne Tauchgerät in der Dekompressionsphase
- Dekompressions-Krankheit (englisch „Decompression Sickness“, Abkürzung „DCS“) = Bildung von Gasblasen in Blut und Gewebe nach längerem Aufenthalt im atmosphärischen Überdruck und entsprechender Aufsättigung mit Inertgas
- arterielle Gasembolie (englisch „Arterial Gas Embolism“, Abkürzung „AGE“) = Gasblasen in der arterielle Strombahn in der Folge eines Lungenbarotraumas oder nach Übertritt von venös entstandenen Gasblasen
Symptome
- milde Symptomatik
- auffällige Müdigkeit
- Hautjucken („Taucherflöhe“)
- schwere Symptomatik (auch Fortbestehen unveränderter milder Symptome nach 30 min trotz der spezifischen Erste-Hilfe-Maßnahmen oder Wiederauftreten)
- Hautflecken und -veränderungen; Ameisenlaufen
- Taubheitsgefühl
- Schmerzen
- Lähmungen
- Blasenentleerungsstörungen
- körperliche Schwäche
- Atembeschwerden
- Seh-, Hör-, Sprachstörungen
- Schwindel
- Übelkeit
- Bewusstseinsstörungen bis Bewusstlosigkeit
Therapie/Maßnahmen (v.a. bei schwerer Symptomatik)
- Reanimation gemäß aktuellen internationalen Leitlinien
- Ertrinkungsunfälle können Folge eines Tauchunfalls sein und müssen in einem solchen Fall spezifisch behandelt werden
- Lagerung nach notfallmedizinischen Standards (Ruhiglagerung)
- Atmung von 100 % O2 (schnellstmöglicher Beginn, unabhängig von dem während des Tauchens geatmeten Gasgemisch) mit/über
- Demand-Ventil
- Masken-CPAP (Risiko bei V.a. Pneumothorax beachten)
- dicht abschließende Maske mit Reservoirbeutel, wenn keine besseren Systeme zur Verfügung stehen (15 Liter/min!!!)
- Weiterführung der Sauerstoffgabe bis zum Erreichen einer Behandlungsdruckkammer; auch bei begrenztem O2-Vorrat, ggf. mit Luftatmung falls O2-Vorrat aufgebraucht
- Masken-CPAP/NIV ist als Atemwegssicherung bei insuffizienter Oxygenierung und ausreichender Vigilanz einer Intubation für eine fortlaufende neurologische Beurteilung vorzuziehen
- Applikation von 0,5 – 1 Liter Flüssigkeit/h (VEL bevorzugen)
- dauerhafte klinische und neurologische Verlaufskontrollen/Untersuchungen mit kontinuierlichem Monitoring
- ggf. Blasenkatheter bei Blasenentleerungsstörungen
- ggf. Pleura-Drainage, falls notwendig
- Schutz vor Auskühlung als auch vor Überhitzung
- bei Unterkühlung keine aktive Wiedererwärmung, kann zur Verschlechterung der Tauchunfall-Symptome führen
- taucherärztliche Behandlung
- Dokumentation der Tauchgangsdaten, des Symptomverlaufes und der durchgeführten Behandlungsmaßnahmen
- Transport in Druckkammer
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