veröffentlichende Fachgesellschaft: International Federation for Emergency Medicine (IFEM)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.ifem.cc/ifem_trauma_in_older_adults_evidence_based_guidelines_for_optimized_care_white_paper
Grundprinzipien des Traumamanagements
Frailty (Gebrechlichkeit) und Trauma
- Integration eines Frailty-Screenings in Traumaprotokolle, um Personen mit erhöhtem Risiko für schlechte Ergebnisse zu identifizieren, z.B. Clinical Frailty Scale (CFS) oder Trauma-Specific Frailty Index (TSFI)
- Anwendung eines multidisziplinären Ansatzes unter Einbeziehung von Ernährungsberater*innen, Physiotherapeut*innen und Sozialarbeiter*innen, um die komplexen Bedürfnisse von Menschen mit Gebrechlichkeit zu erfüllen
- frühzeitige Gespräche mit Patient*innen und Familien über Behandlungsziele und erwartete Ergebnisse, um sicherzustellen, dass die persönlichen Präferenzen berücksichtigt werden
Sturz- und Verletzungsprävention
- gründliche Bewertung des Sturzrisikos bei allen Patient*innen, die ein Trauma im Zusammenhang mit Stürzen aufweisen
- intrinsische Faktoren durch Maßnahmen wie Kraft- und Gleichgewichtstraining, Sehkorrektur und kognitive Unterstützung angehen
- extrinsische Faktoren durch Empfehlungen zur Veränderung des Lebensumfelds verändern, z.B. durch Beseitigung von Stolperfallen und Verbesserung der Beleuchtung
Medikamentenmanagement und Polypharmazie
- bei Aufnahme umfassende Überprüfung der Medikation durchführen, um Medikamente zu identifizieren, die die Traumaversorgung beeinträchtigen könnten
- Entwicklung von Protokollen für die Umkehrung der Antikoagulation bei schweren Blutungen unter Verwendung von Mitteln wie Vitamin K oder spezifischen Antidota für direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs)
- Schmerzbehandlungsstrategien anpassen, um den Einsatz von Opioiden zu minimieren, und Alternativen wie Regionalanästhesie oder Nicht-Opioid-Analgetika in Betracht ziehen
diagnostische Erwägungen
- niedrige Schwelle für Bildgebung, v.a. bei V.a. Kopftrauma oder Knochenbrüche
- Notfallteams darin schulen, subtile Anzeichen für schwere Verletzungen zu erkennen und frühzeitige diagnostische Maßnahmen zu ergreifen
- Nachsorge fördern, um Spätkomplikationen wie intrakranielle Blutungen zu überwachen
Therapieansätze
Rippen- und Beckenfrakturen
- multimodale Schmerzbehandlungsstrategien nutzen, inkl. Regionalanästhesie und Nicht-Opioid-Analgetika, um Schmerzen zu kontrollieren, ohne die Genesung zu beeinträchtigen
- engmaschige Überwachung auf Komplikationen wie Lungenentzündung oder hämodynamische Instabilität und frühzeitiges Intervention zur Risikominderung
- Zusammenarbeit mit Physiotherapeut*innen, um frühzeitige Mobilisierung zu realisieren, die das Risiko einer Dekonditionierung verringert und die Genesung fördert
Frailty-spezifische Interventionen
- Screening auf Gebrechlichkeit zum Zeitpunkt der Aufnahme mit validierten Instrumenten wie Clinical Frailty Scale
- maßgeschneiderte Maßnahmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Gebrechlichkeit eingehen, inkl. Ernährungsunterstützung, Physiotherapie und psychosoziale Unterstützung
- Erleichterung von Pflegeübergängen, um nahtlose Übergabe an Rehabilitations- oder Gemeinschaftsdienste sicherzustellen
multidisziplinäre Betreuung
- multidisziplinäre Trauma-Teams etablieren, denen Notärzt*innen, Geriater*innen, Physiotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen und Apotheker*innen angehören
- Entwicklung klarer Kommunikationsprotokolle, um nahtlose Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern zu gewährleisten
- Patient*innen und Familien in Pflegegespräche einbeziehen, um gemeinsame Entscheidungsfindung und individualisierte Pflegepläne zu fördern
Herausforderungen und zukünftige Wege
Abbau von Diskriminierung
- Implementierung regelmäßiger Schulungsprogramme für Notfallmediziner*innen, um ihr Verständnis für die besonderen Bedürfnisse älterer Traumapatient*innen zu verbessern
- Überwachung und Beseitigung möglicher Ungleichheiten beim Zugang zur Versorgung oder bei den Behandlungserfolgen, wobei die Daten als Grundlage für Initiativen zur Qualitätsverbesserung dienen
Forschung und Innovation
- Unterstützung der Erforschung von Biomarkern, die das Genesungspotenzial vorhersagen und eine individuellere Pflege ermöglichen
- Entwicklung innovativer diagnostischer und therapeutischer Technologien, die auf die Bedürfnisse älterer Erwachsener zugeschnitten sind
- Durchführung von Längsschnittstudien zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen der Traumabehandlung und zur Ermittlung verbesserungswürdiger Bereiche
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