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Leitlinie „Trauma in pregnancy“ des CHQ

veröffentlichende Fachgesellschaft: Queensland Hospital and Health Service
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 04.09.2019
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.health.qld.gov.au/qcg/publications

Therapie

  • A – Airway und C-Spine
    • erhöhtes Risiko von Schwierigkeiten beim Atemwegsmanagement aufgrund von:
      • Gewichtszunahme
      • Ödem der Atemwegsschleimhäute
      • Hyperämie und Hypersekretion der oberen Atemwege
      • verminderter funktioneller Restkapazität
      • verminderter Compliance des Atmungssystems
      • erhöhter Atemwegswiderstand
      • erhöhter Sauerstoffbedarf
    • Atemweg immer als schwierig einzustufen; Atemweg durch erfahrensten Anwender sichern lassen
    • erhöhtes Risiko einer fehlgeschlagenen oder schwierigen Intubation – deshalb in Betracht ziehen:
      • frühzeitige Intubation
      • Verwendung eines kurzen Laryngoskop-Spatels
      • kleinerer Endotrachealtubus (ETT)
      • Verwendung einer Larynxmaske, wenn eine Intubation nicht möglich ist
    • erhöhtes Aspirationsrisiko aufgrund der verzögerten Magenentleerung in der Schwangerschaft
      • frühzeitigen Magendekompression mit nasogastrischer oder orogastrischer Sonde
    • Anlage Halskrause, falls indiziert
  • B – Breathing and Ventilation
    • erhöhtes Risiko einer schnell fallenden Sättigung
    • Sauerstoffgabe und SpO2-Ziel von > 95 %
    • falls möglich Kopfende der Trage anheben, um das Gewicht der Gebärmutter auf dasZwerchfell zu reduzieren und die Atmung zu erleichtern
    • falls Thoraxdrainage indiziert, diese 1 – 2 ICR. höher ein als üblich durchführen, um mögliche Verletzungen des Abdomens durch das angehobene Zwerchfell zu vermeiden
    • erhöhtes Risiko der Aspiration
  • C – Circulation und Blutungskontrolle
    • offensichtliche äußere Blutungen sofort behandeln
    • Patientin ca. 15 – 30 ° nach links geneigt lagern oder manuelle Uterusverschiebung nach links (Bauch) durchführen
    • bei schweren Verletzungen zwei großlumige intravenöse Zugänge
      • falls i.v. nicht möglich, i.o.-Zugänge in Betracht ziehen
    • keine femoralen Zugänge wegen der Kompression durch Gebärmutter
    • schwangerschaftsbedingten physiologischen Parameter bei der Beurteilung berücksichtigen
    • keine große Mengen an kristalloiden Lösung (> 1 Liter); CAVE: aufgrund des relativ niedrigen onkotischen Drucks in der Schwangerschaft Gefahr eines Lungenödems
    • gründliche Suche nach okkulten Blutungen (bei religiösen Ritualen)
    • bei hämodynamischer Instabilitätfokussierte Abdomensonographie bei Traumata (FAST), um das Vorhandensein von freier Flüssigkeit in der Bauch- und Brusthöhle festzustellen
  • D – Disability
    • rasche neurologische Bewertung anhand der GCS
    • Beurteilung neurologischer Defizite in distaler Richtung
  • E – Exposure
    • Untersuchung von Kopf bis Fuß wie bei nicht-schwangeren Traumapatienten
      • alle Körperteile freilegen und gründlich untersuchen
    • Unterkühlung verhindern
  • Secondary survey
    • körperliche Untersuchung
      • Untersuchen Sie den Bauch auf Ekchymose (kleinflächige, fleckenförmige Blutung der Haut) oder Asymmetrie
      • bei Verkehrsunfall kann falsche Positionierung des Sicherheitsgurtes über Gebärmutter zu nachfolgendem führen:
        • starke Blutergüsse im Unterleib verursachen
        • erhöhtes Risiko Plazentaablösung und Uterusruptur
      • Beurteilung des Uterustonus, der Kontraktionen, der Steifheit, der Zärtlichkeit, der tastbaren fetalen Teile
      • gravide Bauch kann relativ unempfindlich ggü. peritonealen Reizungen sein
  • Hämorrhagie
    • gynäkologische Blutungen werden oft unterschätzt und können verdeckt sein
    • klinische Anzeichen möglicherweise erst bei starkem Blutverlust erkennbar
      • 1200 – 1500 mL Blutverlust, bevor Anzeichen einer Hypovolämie auftreten
      • Gefahr, dass Blutverlust nicht erkannt und/oder Schweregrad unterschätzt wird
    • auf Möglichkeit einer akuten traumatischen Koagulopathie achten:
      • einzigartige Pathophysiologie, die bei bis zu einem Viertel der Traumapatienten auftritt
      • kennzeichnend ist das Versagen des Gerinnungssystems zur Aufrechterhaltung der Hämostase nach schweren Verletzungen
    • wichtigste Zeichen einer Hypovolämie
      • Herzfrequenz > 100/min
      • Tachypnoe
      • kalte, blasse, verschwitzte, zyanotische Haut mit verzögerter Rekap-Zeit
      • Veränderung des Bewusstseinszustandes
      • Abnahme der Urinausscheidung
      • verminderter Pulsdruck und Hypotonie (Spätzeichen)
    • frühe Gabe von Tranexamsäure (TXA)
    • Vasopressoren vermeiden, da sie die uteroplazentare Perfusion beeinträchtigen können
      • nur bei schwerer Hypotonie, die nicht auf Flüssigkeitsgabe anspricht oder zur Behandlung eines neurogenen Schocks

Herzstillstand

  • Vorgehen gemäß ALS-Algorithmus
  • wenn Trauma die Ursachen ist, auf reversible Ursachen konzentrieren:
    • Verhinderung einer Hypoxie durch Sichern eines freien Atemwege
    • Wiederherstellung des zirkulierenden Blutvolumens
    • Dekompression des Brustkorbs
    • frühzeitige Erwägung einer Thorakotomie
  • erste Priorität ist der Beginn der Herzdruckmassage
    • Handhaltung ist die gleiche wie bei nicht-schwangeren Patientinnen
  • Defibrillation wie bei einer nicht-schwangeren Traumapatientin
  • Gabe von Medikamenten wie bei nicht-schwangere Patientinnen
  • Position der Schwangeren bei Reanimation
    • in Rückenlage
      • Verringerung des venösen Rückflusses
      • Verringerung des Schlagvolumens und des Herzzeitvolumens
      • Verringerung der Wirksamkeit von Thoraxkompressionen
    • wenn der Uterus am oder oberhalb des Bauchnabels ertastet wird, manuelle Linksverschiebung des Uterus durchführen
      • ermöglicht gleichzeitig eine aortokavale Dekompression und hochwertige Brustkorbkompressionen
      • Frau kann in Rückenlage bleiben, was den Zugang zu den Atemwegen, die Defibrillation und i.v.-Zugang erleichtert
  • 100 % Sauerstoffgabe
  • ggf. erhöhte Tidalvolumina wegen erhöhtem Zwerchfell

Hysterotomie (perimortaler Kaiserschnitt)

  • idealerweise vertikalen Schnitt in der Mittellinie durchführen
    • Schnitt ist erweiterbar, falls weitere chirurgische Eingriffe erforderlich sind
  • Einschnitt in die Gebärmutter kann horizontal oder vertikal erfolgen, je nach den klinischen Umständen und den Fähigkeiten/Erfahrungen des Chirurgen
  • vorrangig ist es, den Eingriff so schnell wie möglich durchzuführen.
  • Fortführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung während und nach dem Eingriff

Verbrennungen

  • Grundprinzipien der Behandlung gleich wie bei nicht-schwangeren Patientinnen
  • Abschätzung des Ausmaß der Verbrennung (Grad und Ausdehnung)
  • Prüfung auf Vorhandensein eines Inhalationstrauma
    • frühzeitige zusätzliche Sauerstoffzufuhr bei Verdacht auf Inhalationstrauma
  • Berücksichtigung des Thromboserisikos je nach Schwangerschaftsstatus
  • bei Verbrennungen im Bereich des Rumpfes (Bauch oder Thorax) und bei Beeinträchtigung der Atmung ist Escharotomie angezeigt
  • Flüssigkeitstherapie gemäß Baxter-Parkland-Formel

Fruchtwasserembolie

  • Symptomatik
    • zu den klassischen Symptomen gehören Atembeschwerden, Hypoxie, Hypotonie und Koagulopathie
    • weitere Symptome sind
      • mütterliche Hypotonie (bei 100% der Frauen)
      • akute Hypoxie (Dyspnoe, Zyanose oder Atemstillstand)
      • Krampfanfälle
      • Herzstillstand (bei 87 % der Frauen)
      • Hämorrhagie
      • Koagulopathie/DIC (Blutungen aus der Gebärmutter, aus Einschnitten oder Infusionsstellen)
  • Therapie
    • Hauptziele der Behandlung:
      • angemessene Sauerstoffzufuhr
      • aggressive Therapie zur Wiederherstellung des Herzzeitvolumens
      • Umkehrung der Koagulopathie

Algorithmus für das initiale Management

Published inLeitlinien kompakt

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