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Leitlinie „Treatment of Patients with Eating Disorder“ der APA

veröffentlichende Fachgesellschaft: American Psychiatric Association
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.02.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1176/appi.books.9780890424865

Symptome/Anzeichen für Essstörung

Grundsätzlich

  • geringes Gewicht, Kachexie
  • Müdigkeit
  • Schwäche
  • Dehydrierung
  • Kälteunverträglichkeit, niedrige Körpertemperatur
  • Hitzewallungen, Schwitzen

Nervensystem & Psyche

  • Ängstlichkeit, Depression oder Reizbarkeit
  • Apathie
  • Konzentrationsschwäche
  • niedrige Libido
  • Kopfschmerzen
  • Krampfanfälle (in schweren Fällen)
  • periphere Polyneuropathie (in schweren Fällen)
  • Parästhesien (aufgrund von Elektrolytanomalien; v.a. bei Purging)

oropharygeale Symptome/Anzeichen

  • Dysphagie
  • bei Purging
    • Zahnschmelzerosion und Karies
    • vergrößerte Speicheldrüsen
    • pharyngeale Schmerzen
    • Gaumenkratzer, Rötungen oder Petechien

gastrointestinale Symptome/Anzeichen

  • abdominelle Probleme
  • Verstopfung
  • Übelkeit
  • frühes Sättigungsgefühl
  • aufgeblähter Bauch, Blähungen
  • bei Purging
    • Durchfall (aufgrund der Einnahme von Abführmitteln)
    • Sodbrennen, gastroösophageale Erosionen oder Entzündungen
    • Erbrechen, ggf. Bluterbrechen
    • rektaler Prolaps

Herzkreislauf-System

  • Schwindel, Ohnmacht, orthostatische Hypotonie
  • Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen
  • Bradykardie
  • schwacher, unregelmäßiger Puls
  • kalte Extremitäten, Akrozyanose
  • Schmerzen in der Brust
  • Dyspnoe

endokrine/gynäkologische Symptome/Anzeichen

  • Wachstumsverlangsamung (bei Kindern oder Jugendlichen)
  • verzögerte Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale
  • niedrige Libido
  • Fruchtbarkeitsstörungen
  • Oligomenorrhoe
  • primäre oder sekundäre Amenorrhöe
  • proximale Muskelschwäche, -schwund oder -atrophie
  • Muskelkrämpfe (bei Purging)

muskuloskelettale Symptome/Anzeichen

  • Knochenschmerzen
  • Stressfrakturen
  • verlangsamtes Wachstum (in Relation zur Erwartungen)

dermatologische Symptome/Anzeichen

  • trockene, gelbe Haut
  • Veränderung der Haare, v.a. Haarausfall, trockenes und brüchiges Haar
  • Schuppenflechte
  • schlechter Hautturgor
  • Lochfraßödem (bei erneuter Fütterung)
  • Narbenbildung auf dem Handrücken (Russell-Zeichen; bei Purging)

Diagnostik & Anamnese

  • Screening auf Vorliegen einer Essstörung im Rahmen einer psychiatrischen (Erst)-Untersuchung

Erstbeurteilung bei möglicher Essstörung

  • Vorhandensein von Mustern von restriktivem Essen, Nahrungsvermeidung, Essanfälle und anderen essbezogenen Verhaltensweisen (z.B. Grübeln, Aufstoßen, Kauen und Spucken)
  • Veränderungen im Nahrungsmittelauswahl (z.B. Breite der Nahrungsmittelvielfalt, Einschränkung/Vermeidung von Nahrungsmittelgruppen)
  • Vorhandensein/Veränderungen von kompensatorischen und anderen gewichtskontrollierenden Verhaltensweisen, z.B.
    • Diäten (mit Restriktionen)
    • zwanghafte/getriebene sportliche Betätigung
    • Entleerungsverhalten (z.B. Abführmitteln, selbst herbeigeführtes Erbrechen)
    • Verwendung von Medikamenten zur Gewichtsregulierung
  • Zeitanteil, in dem man sich mit Essen, Gewicht und Körperform beschäftigt
  • Quantifizierung des Ess- und Gewichtskontrollverhaltens
    • Häufigkeit, Intensität oder Dauer von Diät-/Essensrestriktionen
    • Essanfälle oder Purging (regelmäßige Essanfälle mit/ohne Induktion von Erbrechen oder Medikamentenmissbrauch)
  • frühere Behandlung und Ansprechen auf Behandlung wegen Essstörungen
  • psychosoziale Beeinträchtigungen aufgrund von Ess- oder Körperbildproblemen
  • Eigen- & Familienanamnese bzgl. Essstörungen, anderen psychiatrischen Erkrankungen und anderen medizinischen Erkrankungen (z.B. Fettleibigkeit, entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes mellitus)

körperliche Erstuntersuchung

  • Beurteilung der Vitalparameter (einschließlich Temperatur, HF in Ruhe, RR, Bewertung des Pulses, Kontrolle RR und HF in Orthostase)
    • Serumglukose zum Ausschluss eines niedrigen Blutzuckers
  • Größe, Gewicht und Body-Mass-Index (v.a. Höchst- und Minimalgewicht, Gewichtsveränderungen in letzter Zeit)
  • körperliches Erscheinungsbild (v.a. Anzeichen von Unterernährung oder Erbrechen)
  • EKG zum Ausschluss von Verlängerung des QTc-Intervall, v.a. bei schwerem Purging-Verhalten und bei Patienten, die Medikamente einnehmen
    • bei Ernährungseinschränkungen
      • Bradykardie oder Herzrhythmusstörungen
      • QTc-Verlängerung
    • bei Purging
      • erhöhte Amplitude und Dauer der P-Welle
      • erhöhtes PR-Intervall
      • verbreiterter QRS-Komplex
      • QTc-Verlängerung
      • ST-Senkung
      • T-Wellen-Inversion oder Abflachung
      • U-Wellen
      • supraventrikuläre oder ventrikuläre Tachyarrhythmien

Therapie

  • Symptombehandlung gemäß ABCDE-Schema

Einweisungskriterien auf Spezialstation

Erwachsene12 – 19 Jahre
Herzfrequenz< 50/min< 50/min
HF-Veränderung bei Orthostaseanhaltender Anstieg von > 30/minanhaltender Anstieg von > 40/min
Blutdruck< 90/60 mmHg< 90/45 mmHg
RR-Veränderung bei Orthostase20 mmHg Abfall des RRsys20 mmHg Abfall des RRsys
Glukose< 60 mg/dL< 60 mg/dL
KaliumHypokaliämieHypokaliämie
NatriumHyponatriämieHyponatriämie
PhosphatHypophosphatämieHypophosphatämie
MagnesiumHypomagnesiämieHypomagnesiämie
Temperatur< 36 °C< 36 °C
BMI< 15< 75 % des BMI-Median für Alter & Gewicht
Schnelligkeit der Gewichtsveränderung10 % Gewichtsverlust in 6 Monaten oder
> 20 % Gewichtsverlust in 1 Jahr
10 % Gewichtsverlust in 6 Monaten oder
> 20 % Gewichtsverlust in 1 Jahr
kompensatorische VerhaltensweisenAuftreten häufig und haben entweder schwerwiegende physiologische Folgen verursacht oder sprechen nicht auf die Behandlung auf niedrigerem Niveau anAuftreten häufig und haben entweder schwerwiegende physiologische Folgen verursacht oder sprechen nicht auf die Behandlung auf niedrigerem Niveau an
EKGverlängerte QTc-Zeit > 450 oder
andere signifikante EKG-Anomalien
verlängerte QTc-Zeit > 450 oder
andere signifikante EKG-Anomalien
andere Einflüsse/Bedingungenakute medizinische Komplikationen der Mangelernährung (z.B. Krampfanfälle, Synkopen, Herzversagen, Pankreatitis)akute medizinische Komplikationen der Mangelernährung (z.B. Krampfanfälle, Synkopen, Herzversagen, Pankreatitis), Wachstums-/Entwicklungsstörung
Published inIm Notfall PsychiatrieLeitlinien kompakt

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