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Leitlinie „Vierte Definition des Myokardinfarktes“ der DGK/ESC

veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung und European Society of Cardiology
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 14.01.2019
Ablaufdatum: 14.01.2024
Quelle/Quelllink: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy462

Kriterien für Myokardschädigung

  • Erhöhung kardialer Troponinwerte (cTn), mit mindestens einem Wert oberhalb des 99. Perzentils, also des oberen Referenzwerts (ORW).
  • Myokardschädigung gilt als akut, wenn es zu einem Anstieg und/oder Abfallen von cTn-Werten kommt

Kriterien für akuten Myokardinfarkt (MI Typ 1,2 und 3)

  • Ausdruck „akuter Myokardinfarkt“ sollte dann verwenden, wenn eine akute Myokardschädigung mit klinischem Nachweis einer akuten Myokardischämie und Nachweis eines Anstiegs und/oder Abfalls von cTn-Werten vorliegt, mit mindestens einem Wert oberhalb des 99. Perzentils (ORW), und mit mindestens einem der folgenden Kriterien:
    • Symptome einer Myokardischämie
    • neue ischämische Veränderungen im EKG
    • Entstehung pathologischer Q-Zacken

Kriterien für MI Typ 1

  • Anstieg und/oder Abfall des cTn mit mindestens einem Wert über dem 99. Perzentil ORW und mit mindestens einem der Folgenden:
    • Symptome einer akuten Myokardischämie
    • neue ischämische Veränderungen im EKG
    • Entstehung pathologischer Q-Zacken

Kriterien für MI Typ 2

  • Anstieg und/oder Abfall des cTn mit mindestens einem Wert über dem 99. Perzentil ORW und Nachweis eines Missverhältnisses zwischen myokardialem Sauerstoffangebot und -bedarf, unabhängig von einer akuten koronaren Atherothrombose, wobei mindestens eines der Folgenden gegeben sein muss:
    • Symptome einer akuten Myokardischämie
    • neue ischämische Veränderungen im EKG

Kriterien für MI Typ 3

  • Herztod mit Symptomen, die auf eine mit mutmaßlich neu aufgetretenen EKG-Veränderungen oder Kammerflimmern einhergehende Myokardischämie hinweisen, jedoch mit Todeseintritt, bevor Blut zur Biomarkerbestimmung abgenommen oder eine Erhöhung kardialer Biomarker festgestellt werden kann, oder in der Autopsie festgestellter MI

Gründe für erhöhte kardiale Troponinwerte bei Moykardschädigung

Myokardschädigung in Verbindung mit akuter Myokardischämie

  • Aufbrechen atherosklerotischer Plaques mit Thrombose
    • Myokardschädigung in Verbindung mit akuter
    • Myokardischämie wegen Missverhältnis im
    • Sauerstoffangebot/-bedarf
  • verringerte Myokardperfusion, z.B.
    • Koronarspasmus, mikrovaskuläre Dysfunktion
    • koronare Embolie
    • Koronardissektion
    • anhaltende Bradyarrhythmie
    • Hypotonie oder Schock
    • respiratorische Insuffizienz
    • schwere Anämie
  • erhöhter Sauerstoffbedarf des Myokards, z. B.
    • persistierende Tachyarrhythmie
    • schwere Hypertonie mit oder ohne linksventrikuläre Hypertrophie

andere Ursachen der Myokardschädigung

  • Herzkrankheiten, z.B.
    • Herzinsuffizienz
    • Myokarditis
    • Kardiomyopathie (jeder Art)
    • Tako-Tsubo-Kardiomyopathie
    • koronare Revaskularisation
    • andere kardiale Intervention als Revaskularisation
    • Katheterablation
    • Defibrillation
    • kardiale Kontusion
  • systemische Erkrankungen, z.B.
    • Sepsis, Infektionskrankheit
    • chronische Nierenerkrankung
    • Schlaganfall, Subarachnoidalblutung
    • Lungenembolie, pulmonale Hypertonie
    • infiltrative Erkrankungen, z. B. Amyloidose, Sarkoidose
    • Chemotherapeutika
    • kritisch kranke Patienten
    • anstrengende sportliche Betätigung

Reininfarkt

  • klinische Bezeichnung für akuten MI, der binnen 28 Tagen nach einem Ereignis oder wiederkehrenden MI auftritt
  • an Reinfarkt denken, wenn eine ST-Hebung ≥ 1 mm wiederauftritt oder neue pathognomonische Q-Zacken in mindestens zwei zusammengehörigen Ableitungen auftreten, insbesondere wenn auch Ischämie-Symptome vorliegen
  • bei Patienten mit Verdacht auf Reinfarkt aufgrund klinischer Symptome nach einem ersten MI sofortige Bestimmung des cTn

Tako-Tsubo-Kardiomyopathie

  • kann MI imitieren und liegt bei ~1 – 2 % der Patienten mit Verdacht auf STEMI vor
  • ausgelöst durch große emotionale oder körperliche Belastungen und mehr als 90 % der Patienten sind Frauen in der Postmenopause
  • häufig ST-Streckenhebung, die sich aber meist über die lateralen und präkordialen Ableitungen erstreckt, über eine einzelne Koronararterie hinaus
Published inLeitlinien kompakt

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