veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin
Klassifikation gemäß AWMF: S2k
Datum der Veröffentlichung: 01.02.2021
Ablaufdatum: 30.06.2023
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/044-001.html
Grundsätzliches
- bei entsprechendem/unklarem Verletzungsmechanismus allgemeine Traumadiagnostik unabhängig von Brandverletzungen
- Wund-Reinigung & Palpation unter sterilen Kautelen
- Wärmeerhalt hat Vorrang vor Brandwunden-Beurteilung
- Anamnese primär als Eigenanamnese, wenn möglich
- Mechanismus (Flamme, Explosion, Stromunfall, Kontakt, chemisches Agens, Strahlung, Gase, Dampf etc.), den Ort (offener/geschlossener Raum), die Expositionsdauer, und den Grund (Suizid, Fremdeinwirkung, Epileptischer Anfall etc.) ermitteln
- Neuner-Regel nach Wallace zur groben Abschätzung der verletzten KOF
- Beurteilung bei < 15 % verbrannte KOF mit Handflächenregel
- Indizien Inhalationstrauma = Verbrennung des Gesichts, versengte Gesichts- und Nasenbehaarung, Ruß im Gesicht oder im Sputum sowie Zeichen der Atemwegsobstruktion (Stridor, Ödem, oropharyngeale Schleimhautschädigung)
Erstversorgung Stromunfall
- Anamnese: Unfallhergang, Höhe der applizierten Spannung, Stromart, Bewusstseinsstatus bei Auffinden, eventuellen Kreislauf-, Atem- oder Herzstillstand & initiale EKG-Veränderungen im 12-Kanal-EKG
- Ganzkörperinspektion zur Feststellung von Ein- und Austrittswunden
- neurologische Untersuchung, um periphere und zentrale Nervenschädigungen zu erfassen
- Flüssigkeitssubstitution 0,5 – 1 mL/kgKG/h kristalloide Flüssigkeit
- engmaschiges klinisches Monitoring der Extremitäten bei bewusstlosen oder intubierten Patienten nach Stromunfall
Erstversorgung chemische Verbrennung
- bei Kontakt mit Säure/Laugen Kleidung des betroffenen Körperareals entfernt und die Haut gründlich mit Wasser gespült und dekontaminiert
- ist genaue Substanz bekannt, an Anweisungen des Herstellers/regionalen Giftnotrufes halten
präklinische Erstmaßnahmen Verbrennungen
- Hypothermieprophylaxe/Wärmeerhalt!!!
- keine aktive Kühlung bzw. beenden, falls durch Ersthelfer erfolgt
- kritische Bewertung invasiver Atemwegssicherung, maschinelle Beatmung, tiefe Analgosedierung; keine ETI nur bei V.a. Inhalationstrauma
- steriles Verbinden nach frühzeitiger Beurteilung als Analgesie-Management
- medikamentös-analgetische Therapie sollte intravenös erfolgen
- VKOF < 15 %: Monotherapie mit Opiaten / Opioiden titriert, ggf. Antiemetikum
- VKOF > 15 % & hämodynamisch instabilen Patienten: Ketamin/Midazolam (kombinierte Analgosedierung)
- Flüssigkeitssubstitution: 1000 mL in den ersten 2 Stunden
- bei Verzögerung/Erstversorgung außerhalb von Verbrennungszentrum notwendige Volumentherapie gemäß Formeln, die die VKOF & die Gesamtoberfläche bzw. das Gewicht einbeziehen
- primär Einsatz von balancierten, kristalloiden Infusionslösungen
- bei Hypothermierisiko idealerweise gewärmte Lösungen
- 2 pVK in nicht verbrannte Haut, alternativ i.o.-Zugang
Indikationen für stationäre Behandlung in Brandverletztenzentren
- Verbrennungen Grad 2 von 10 % und mehr Körperoberfläche
- Verbrennungen Grad 3
- Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien
- Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag
- Verätzungen durch Chemikalien
- Inhalationstrauma
- Verbrennungspatienten mit Begleiterkrankungen oder Verletzungen, die die Behandlung erschweren
- Verbrennungspatienten, die eine spezielle psychologische, psychiatrische oder physische Betreuung benötigen
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