veröffentlichende Fachgesellschaft: National Institute for Health and Care Excellence
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 16.12.2020
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.nice.org.uk/guidance/ng18
- Anzeichen für Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen:
- Hyperglykämie (Plasmaglukose-Wert über 200 mg/dL)
- Polyurie
- Polydispepsie
- Gewichtsabnahme
- übermäßige Müdigkeit
- an Möglichkeit eines Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen mit Verdacht auf Diabetes denken, die:
- eine ausgeprägte Familienanamnese für Typ-2-Diabetes haben
- fettleibig sind
- aus einer schwarzen oder asiatischen Familie stammen
- kein Insulin benötigen oder nach der Phase der teilweisen Remission weniger als 0,5 Einheiten/kgKG/Tag benötigen
- Anzeichen einer Insulinresistenz aufweisen (z. B. Acanthosis nigricans)
- optimalen Zielbereiche für kurzfristiges Plasmaglukosemanagement sind
- Nüchtern-Plasmaglukosespiegel von 70 – 130 mg/dL beim Aufwachen
- Plasmaglukosespiegel von 70 – 130 mg/dL vor den Mahlzeiten und zu anderen Tageszeiten
- Plasmaglukosespiegel von 90 – 160 mg/dL nach den Mahlzeiten
- Plasmaglukosespiegel von min. 90 mg/dL beim Autofahren
- Kapillarblutzucker messen bei Vorstellung von Kindern und Jugendlichen ohne bekannten Diabetes, die folgende Symptome aufweisen
- erhöhter Durst, Polyurie, kürzlich aufgetretener unerklärlicher Gewichtsverlust oder übermäßige Müdigkeit
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Hyperventilation, Dehydrierung oder Bewusstseinseinschränkung
- bei Kindern oder Jugendlichen ohne bekannten Diabetes mit Plasmaglukosespiegel > 200 mg/dL und Symptomen, die auf diabetische Ketoazidose (DKA) hindeutet, ist Verdacht auf DKA zu stellen und sie sind unverzüglich in ein Krankenhaus mit pädiatrischer Akutversorgung zu bringen
- Kinder und Jugendliche, die Insulin einnehmen, können auch bei normalen Blutzuckerwerten eine DKA entwickeln
- Verdachtsdiagnose DKA gilt auch dann, wenn der Blutzuckerspiegel bei einem Kind oder Jugendlichen mit bekanntem Diabetes normal ist und eines der folgenden Symptome auftritt:
- Übelkeit oder Erbrechen
- Unterleibsschmerzen
- Hyperventilation
- Dehydrierung
- Beeinträchtigung des Bewusstseins
- bei einem Kind oder Jugendlichen mit Verdacht einer DKA, ist Folgendes zu dokumentieren:
- Bewusstseinszustand
- Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Atemfrequenz (achten Sie auf die Kussmaulatmung)
- Anamnese von Übelkeit oder Erbrechen
- klinische Anzeichen einer Dehydratation
- Körpergewicht
- Einführen einer nasogastralen Sonde bei Kindern oder Jugendlichen mit DKA und reduzierter Bewusstseinslage
- Einsatz von Inotropika erwägen, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher mit DKA einen hypotonen Schock erleidet
- an Sepsis bei einem Kind oder Jugendlichen mit DKA denken, das einen der folgenden Punkte aufweist:
- Fieber oder Unterkühlung
- Hypotension
- refraktäre Azidose
- Laktatazidose
- intravenöse Flüssigkeit und intravenöses Insulin bei Kindern oder Jugendlichen mit DKA, die nicht wach sind, Übelkeit oder Erbrechen aufweisen oder klinisch dehydriert sind
- keine orale Flüssigkeit, es sei denn, das Kind oder der Jugendliche ist wach und ihm ist nicht übel und es erbricht nicht
- bei Kindern und Jugendlichen mit DKA, die klinisch dehydriert sind, aber nicht im Schockzustand:
- ersten Bolus von 10 mL/kg 0,9 % NaCl i.v. über 30 Minuten erwägen
- Verabreichung eines zweiten intravenösen Bolus von 10 mL/ kg 0,9 % Natriumchlorid nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn dies zur Verbesserung der Gewebedurchblutung erforderlich ist, und nur nach einer Neubewertung des klinischen Zustands
- bei der Berechnung des gesamten Flüssigkeitsbedarfs diese ersten Bolusvolumina vom gesamten Flüssigkeitsdefizit abziehen
- bei Kindern und Jugendlichen mit Anzeichen eines Schocks, d.h. schwachem Puls und Hypotonie, so bald wie möglich intravenöser Initialbolus von 20 mL/kg 0,9 % NaCl verabreichen; bei der Berechnung des Gesamtflüssigkeitsbedarfs diesen Flüssigkeitsbolus nicht vom Gesamtflüssigkeitsdefizit abziehen
- Folgendes beachten:
- Schock ist bei Kindern und Jugendlichen mit DKA selten
- eine verlängerte Rekap-Zeit, Tachykardie und Tachypnoe kommen bei Kindern mit mittelschwerer bis schwerer DKA häufig vor, dies bedeutet jedoch nicht, dass das Kind oder der Jugendliche einen Schock erleidet (Anzeichen einer Vasokonstriktion, die durch metabolische Azidose und Hypokapnie verursacht wird)
- Abbruch der intravenösen Flüssigkeitstherapie bei DKA bei einem Kind oder Jugendlichen erwägen, wenn:
- sich die Ketosazidose auflöst und der pH-Wert 7,3 erreicht hat und
- das Kind wach ist und
- das Kind orale Flüssigkeiten ohne Übelkeit oder Erbrechen zu sich nehmen kann
- cerebrales Ödem als Komplikation einer diabetischen Ketoazidose
- Kinder und Jugendliche mit DKA sofort auf den Verdacht eines Hirnödems untersuchen, wenn sie eines der folgenden Frühsymptome aufweisen:
- Kopfschmerzen
- Unruhe oder Reizbarkeit
- unerwarteter Abfall der Herzfrequenz
- erhöhter Blutdruck
- sofort mit Behandlung eines Hirnödems bei Kindern und Jugendlichen mit DKA beginnen, die eines der folgenden Anzeichen aufweisen:
- Verschlechterung des Bewusstseinszustandes
- Anomalien des Atemmusters, zum Beispiel Atempausen
- okulomotorische Lähmungen
- Pupillenungleichheit oder -erweiterung
- Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf Typ-1-Diabetes sofort in ein Krankenhaus transportieren
- Transport auf pädiatrische ITS, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher mit DKA keine Schutzreflexe mehr hat
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