veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Klassifikation gemäß AWMF: S3
Datum der Veröffentlichung: 01.06.2020
Ablaufdatum: 30.06.2023
Quelle/Quelllink: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-084.html
Definition & Allgemeines
- auch Kaiserschnitt, Schnittentbindung, abdominelle Entbindung, Sectio caesarea
- häufigsten Indikationen zur Sectio
- Beckenendlage
- protrahierte Geburt/Geburtsstillstand in EP
- absolutes oder relatives Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken
- Mehrlingsschwangerschaften
- protrahierte Geburt/Geburtsstillstand in AP
- Frühgeburt
- mütterliche Erkrankungen
- Gestose/Eklampsie
- Risiko für respiratorische Störungen Neugeborener nach primärer Sectio erhöht, sinkt aber signifikant nach 39. SSW
Therapie
- Dringlichkeit einer Sectio nach folgendem standardisierten Schema
- unmittelbare Lebensbedrohung für Mutter oder Fetus
- beinhaltet unter anderem akute, schwere therapieresistente Bradykardie, einen Nabelschnurvorfall, eine Uterusruptur sowie einen pH-Wert von ≤ 7,20
- maternale oder fetale Beeinträchtigung, die nicht unmittelbar
lebensbedrohlich ist- Geburtsstillstand, der mit einer sich bereits abzeichnenden mütterlichen oder kindlichen Gefährdung einhergeht
- keine maternale oder fetale Beeinträchtigung, zügige Entbindung
ist jedoch erforderlich- spontaner Geburtsbeginn bei geplanter Sectio oder auch Geburtsstillstand ohne eine bereits sichtbare mütterliche oder kindliche Gefährdung inkludiert
- keine maternale oder fetale Beeinträchtigung
- keine medizinisch begründete Dringlichkeit
- bei Frauen mit unkomplizierter Einlings-Beckenendlage ab 36+0 SSW äußere Wendung
- bei Frauen mit Placenta praevia partialis oder totalis primär Sectio
- unmittelbare Lebensbedrohung für Mutter oder Fetus
- Durchführung einer Sectio der Kategorie 1 und 2 soll unverzüglich nach der Indikationsstellung erfolgen, insbesondere die der Kategorie 1 („Notsectio“)
- Entschluss-Entwicklung-Zeit (E-E-Zeit) Kategorie 1 („Notsectio“) max. 20 Minuten
- kindlichen und mütterlichen Zustand berücksichtigen, wenn Entscheidung für schnelle Entbindung getroffen wird (schnelle Entbindung kann in bestimmten Situationen negative Folgen haben)
- aufgrund antepartaler Blutung, Plazentalösung, Uterusruptur, vorzeitige Lösung, Plazentationsstörung oder Placenta praevia erhöhtes Risiko für Blutverlust von mehr als 1000 mL
- antibiotische Prophylaxe vor Hautschnitt, da dies das Risiko für mütterliche Infektion reduziert
- Gabe von Oxytocin mittels langsamer niedrig dosierter intravenöser Gabe oder von Analoga
- Kontraktionssteigerung und Verringerung des Blutverlustes erfolgen
- Sectio soll mit einem Unterbauchquerschnitt durchgeführt werden, da dies im Vergleich zum Längsschnitt mit geringeren postoperativen Schmerzen und einem besseren kosmetischen Ergebnis assoziiert ist
- weitere Schichten möglichst stumpf eröffnen, da dieses Vorgehen mit kürzeren Operationszeit und geringerer febriler Morbidität assoziiert ist
- keine Verwendung von verschiedenen Skalpellen für Hautinzision und tiefere Schichten
- Plazenta sollte mittels Zug an Nabelschnur („cord traction“) und nicht durch manuelle Lösung erfolgen, da dies das Risiko für Endometritis verringert
- Naht des Uterotomie sollte intraabdominal erfolgen
- keine klare Empfehlung bzgl. ein- versus zweischichtiger Naht
- Hervorluxieren des Uterus wird nicht empfohlen
- viszerale und das parietale Peritoneum nicht vernähen, da dies die Operationszeit verkürzt, den Bedarf an postoperativem Schmerzmittel verringert und die mütterliche Zufriedenheit verbessert
- kein routinemäßiges Vernähen des subkutanen Gewebes sollte (Ausnahme bei Fettgewebe von mehr als 2 cm, da dies nicht das Risiko von Wundinfektionen verringert)
- Thromboseprophylaxe nach Sectio, da diese mit erhöhtem Risiko für venöse Thromboembolien einhergeht
- bei Geburtseinleitung nach Sectio cesarea Mutter und Kind wegen des erhöhten Risikos von Uterusrupturen kontinuierlich überwachen und Notsektiobereitschaft vorhalten
- Flüssigkeitsaufnahme in Form von klaren Getränken, z.B. Wasser, Tee oder auch isotonischen Getränken ist Schwangeren unter der Geburt erlaubt
- Kinder, die durch Sectio geboren wurden haben höhere Wahrscheinlichkeit eine niedrigere Temperatur zu haben
- frühen Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen der Mutter und ihrem Baby fördern und erleichtern
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