veröffentlichende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V. (DGINA), Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI), Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND), Bundesverband der Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst Deutschland (BV-ÄLRD), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) & Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 07.08.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.ai-online.info/online-first/empfehlungen-zur-sonographieausbildung-in-der-praehospitalen-notfallmedizin-ppocus-konsensuspapier-von-dgina-dgai-band-bv-aelrd-dgu-divi-und-dgiin.html
Grundsätzliches
- frühzeitiger Einsatz der fokussierten Sonographie als primäre Bildgebung kann diagnostische Schritte reduzieren und Zeit bis zur Diagnosefindung verkürzen
- durch prähospital durchgeführte fokussierte Notfallsonographie können die wichtigsten zeitkritischen Diagnosen schnell und sicher gestellt werden
- ebenso erleichterte und differenzierte Einleitung akuttherapeutischer Maßnahmen am Einsatzort oder beim Transport (Entlastung Perikarderguss/Pneumothorax, Differenzierung von Dyspnoe bedingt durch ein kardiales Lungenödem oder Pleuraergüsse bei Herzinsuffizienz)
- hinsichtlich der Durchführbarkeit und Effektivität ist die prähospitale Notfallsonographie mit der auf ITS vergleichbar
- präklinische Sonographie nimmt ggf. auch Einfluss auf einsatztaktische Entscheidungen wie z.B. Wahl des Zielkrankenhauses, v.a. bei längeren Transportzeiten
etablierte Protokolle der klinischen Notfallsonographie
- Extended Focused Assessment with Sonography for Trauma (eFAST)
- Rapid Ultrasound in Shock and Hypotension (RUSH)
- Rapid Assessment of Competency in Echocardiography (RACE)
- Focused Assessed Transthoracic Echocardiography (FATE)
- Focused Echocardiography Evaluation in Emergency Life Support (FEEL)
fokussierte Sonographie bei traumatologischen Patient*innen
- fokussierte eFAST-Sonographie kann bei stumpfem und/oder penetrierendem Thorax- und/oder Abdominaltrauma – möglichst ohne Zeitverzögerung – prähospital erfolgen
- CAVE: nur eine geringe Sensitivität von 28 % (95 %-KI: 19 – 37 %) und eine Spezifität von 98 % (95 %-KI: 97 – 99 %) bei traumatisch bedingtem Pneumothorax, daher noch keine endgültige Empfehlung
fokussierte Sonographie bei nicht-traumatologischen Patient*innen
- prähospitale fokussierte Notfallsonographie sollte sich auf Ursachenabklärung eines Kreislaufschocks und auf die Differenzialdiagnostik der beiden Leitsymptome Thoraxschmerz und Dyspnoe konzentrieren
- differenzialdiagnostische Eingrenzung der Leitsymptome Dyspnoe, Thoraxschmerz, abdominelle Beschwerden und Hypotension
fokussierte Echokardiographie bei kardiopulmonaler Reanimation
- fokussierte Echokardiographie zum Ausschluss bzw. Nachweis von reversiblen Ursachen des Kreislaufstillstandes (Hypovolämie, Perikarderguss, linksventrikuläre Dysfunktion, Rechtsherzbelastung, Pneumothorax)
- POCUS-Anwendung gemäß FEEL-Algorithmus nur durch ausreichend erfahrene Anwender*innen
- unnötige und längere Unterbrechungen während Thoraxkompressionen sollten vermieden werden (max. 10 sec während der Rhythmusanalyse)
- fokussierte Sono-/Echokardiographie (FEEL-Algorithmus) in der Peri-Reanimationsphase zum Ausschluss bzw. Nachweis von reversiblen Ursachen eines Kreislaufstillstandes möglichst prähospital veranlassen
- FEEL-Konzept = wesentliches Element der prähospitalen fokussierten Sonographie bei nicht traumatologischen Patienten verstanden werden, da sowohl fokussierte Abdomensonographie (Hypovolämie, freie Flüssigkeit), fokussierte Thoraxsonographie (Hypovolämie, Hämatothorax, Pneumothorax) und fokussierte Echokardiographie (Perikarderguss, linksventrikuläre Dysfunktion, Rechtsherzbelastung) durchgeführt werden können
fokussierte Sonographie beim Atemwegsmanagement
- POCUS nur ergänzend zur obligaten Kapnographie als sicherer Nachweis der endotrachealen Tubuslage (POCUS kein Ersatz für obligate Kapnographie!)
- Einsatz von Sonographie im Rahmen der Notfallkoniotomie zur Lokalisation der Krikothyroid-Membran
- Nutzung der fokussierten Sonographie zum Nachweis bzw. zum Ausschluss einer ösophagealen Fehlintubation oder im Rahmen einer Notfallkoniotomie
- Sonographie nur fakultativer Bestandteil beim Atemwegsmanagement
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