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„Indikationsgerechter Einsatz medizinischer Einmalhandschuhe“ der KRINKO

veröffentlichende Fachgesellschaft: Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert-Koch-Institutes
Datum der Veröffentlichung: 07.03.2024
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/10_24.pdf?__blob=publicationFile

Grundsätzliches

  • bei Umsetzung der KRINKO-Empfehlungen wird häufig beobachtet, dass die Indikationen für den Einsatz von medizinischen Einmalhandschuhen nicht immer klar sind
  • in praxi kommt es zu Situationen, in denen medizinische Einmalhandschuhe getragen werden, obwohl das für den Schutz der Patient*innen und/oder den Selbstschutz nicht erforderlich wäre, also keine Indikation besteht (CAVE: ist aus ökologischer und infektionspräventiver Sicht kritisch zu betrachten)
  • Folgen von „inflationären“ Tragen von Einmalhandschuhen sind z.B. Vernachlässigung der adäquaten Händehygiene oder belastende Auswirkungen auf Klima und Umwelt

Vorteile indikationsgerechter Einsatz von medizinischen Einmalhandschuhe

  • Steigerung der Durchführung der indikationsgerechten Händedesinfektion
  • Verbesserung des Arbeitsschutzes (Verringerung der Hautbelastung der Beschäftigten)
  • empathische Wahrnehmung medizinischer und pflegerischer Versorgung durch direkten Händekontakt
  • Steigerung der Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen durch geringeren Verbrauch und reduziertes Abfallaufkommen

Situationen mit Indikation für Einsatz med. Einmalhandschuhe

Situationen mit Risiko hoher Exposition ggü. Blut, Körperflüssigkeiten, Sekreten, Ausscheidungen und sichtbar mit Körperflüssigkeiten verschmutzter Ausrüstung/Instrumente

CAVE: mit * markierten Indikationen können zukünftig nach einrichtungsindividueller Risikoanalyse reevaluiert werden

Beispiele aus dem Bereich „direkter Patient*innenkontakt“

  • Kontakt mit Blut, Schleimhäuten oder nicht intakter Haut (z.B. Versorgung blutender Wunden, Intubation, Untersuchung der Anogenitalregion)
  • Blutentnahme (auch bei Lanzettenblutentnahme)*
  • Einsetzen von Gefäßzugängen/ periphervenösen Verweilkanülen (PVK)/ Verabreichung von intravenösenInjektionen*
  • Manipulation an einem Gefäßzugang (in Anwesenheit von Blut)
  • endotracheales Absaugen (CAVE: für offene Systeme sterile Handschuhe)
  • Notfallbehandlung (in „unklaren/ungeordneten Situationen“) in zentralen Notaufnahmen oder dem Rettungsdienst

Beispiele aus dem Bereich „indirekter Patient*innenkontakt“

  • Umgang mit Ausscheidungen und Erbrochenem
  • Untersuchung von nicht dekontaminierten Biomaterialien
  • Umgang mit Medikamentenverneblern*
  • beim Verwenden von Instrumenten, die potenziell mit Blut, Sekreten und Exkreten verschmutzt werden können (z.B. vaginale Ultraschallsonden, Endoskope)
  • bei der Aufbereitung von Instrumenten, die mit Blut, Sekreten oder Exkreten verschmutzt wurden (ggf. ist hier der Einsatz besonderer chemikalienbeständiger Handschuhe indiziert)

Beispiele aus dem Bereich „sonstige Tätigkeiten“

  • Reinigung/Desinfektion von mit Körperflüssigkeiten verschmutzten/kontaminierten Oberflächen und/oder Gegenständen
  • Umgang mit medizinischen Abfällen, die mit Blut, Sekreten, Exkreten oder Erbrochenem verschmutzt sind
  • Entsorgung von Abfallsäcken*

Situationen ohne Indikation für Einsatz med. Einmalhandschuhe

CAVE: Die Durchführung der indikationsgerechten Händedesinfektion bleibt davon unberührt!

Beispiele aus dem Bereich „direkter Patient*innenkontakt“

  • Verabreichung von intradermalen, subkutanen und intramuskulären Injektionen (z.B. Impfen)
  • ausgewählte Notfallbehandlungen (gem. Risikobewertung) in zentralen Notaufnahmen oder dem Rettungsdienst
  • Blutzuckermessung (außer bei Lanzettenblutentnahme)
  • jegliche Manipulation an Gefäßzugängen bei fehlendem Blutfluss/Entfernen von Gefäßzugängen
  • Untersuchungen ohne Kontakt mit Schleimhaut, Blut oder Wunde, z.B. Blutdruck-, Temperatur- und Pulsmessung, Auskultieren, Otoskopieren
  • Platzieren nicht invasiver Beatmungsgeräte und der Sauerstoffkanüle
  • Patient*innenpositionierung (z.B. Dekubitusprophylaxe oder Positionierung bei bildgebenden Verfahren wie Röntgen)
  • Körperpflege von Patient*innen
    • Aus- & Ankleiden
    • Waschen (außer Anogenitalregion)
    • Eincremen (außer Anogenitalregion)
    • Kämmen/Rasieren
  • Begleitung und Transport von Patient*innen

Beispiele aus dem Bereich „indirekter Patient*innenkontakt“

  • Vorbereiten/Bereitstellen/Verteilen/Verabreichen von Nicht-Parenteralia (Herstellerangaben beachten)
  • Tätigkeiten im Patient*innenzimmer wie
    • Bettenrichten/Bettwäschewechsel/Bettenbeziehen bei Patient*innenneuaufnahme
    • Verteilung oder Abholung von Essentabletts
    • Anreichen von Essen/Getränken
    • Verschieben von Möbelstücken
  • Reinigung von patient*innenfernen Bereichen (ggf. ist hier der Einsatz mechanisch belastbarer oder chemikalienbeständiger Handschuhe indiziert)

Beispiele aus dem Bereich „sonstige Tätigkeiten“

  • Tätigkeiten ohne Patient*innenkontakt, wie Telefonieren, Dokumentationsaufgaben
  • Umgang mit Lebensmitteln, z.B. Transport, Verteilung von Lebensmitteln, Zubereiten von Heißgetränken
Published inLeitlinien kompakt

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