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Leitlinie „Abuse and violence“ des RACGP

veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Australian College of General Practitioners
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 13.04.2022
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.racgp.org.au/clinical-resources/clinical-guidelines/guidelines-by-topic/view-all-guidelines-by-topic/abuse-and-violence

Was ist zwischenmenschlicher Missbrauch und Gewalt?

  • emotionale und physische Sicherheit bei der Arbeit mit Patienten, die von Missbrauch und Gewalt betroffen sind, vermitteln und gewährleisten

Risikofaktoren für schwere Missbrauch/Misshandlung oder den Tod einer Frau

  • frühere Gewalt durch den Täter/die Täterin
  • (Planung der) Trennung – einer der gefährlichsten Zeitpunkte für Opfer/Überlebende von Missbrauch/Gewalt in der Partnerschaft
  • Strangulation oder Würgen in der Vergangenheit
  • frühere sexuelle Gewalt in der Partnerschaft
  • zwanghaftes, eifersüchtiges oder kontrollierendes Verhalten, einschließlich Stalking
  • Morddrohungen
  • Zugang zu Waffen oder früherer Waffengebrauch durch den Täter oder die Täterin
  • körperliche Übergriffe während der Schwangerschaft
  • zunehmende Häufigkeit und Schwere des Missbrauchs

Anzeichen beim Täter für das Ausüben von Missbrauch/Gewalt in der Partnerschaft

  • gewalttätiges Verhalten außerhalb und innerhalb des Haushalts, einschließlich
    Gewalt gegen Tiere
  • Selbstverletzungen, Selbstmordversuche oder Selbstmorddrohungen des Täters
  • Vorgeschichte des Täters (z.B. als Kind Zeuge oder Opfer von Gewalt in der Familie)
  • Hinweise auf psychische Probleme (z. B. Persönlichkeitsstörungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch)
  • Einstellungen des Täters, Gewalt gegen Frauen unterstützen
  • Arbeitslosigkeit des Täters

Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft – Erkennen und erste Reaktion

  • Fragen Sie alle Patienten, die klinische Anzeichen (z.B. Depressionen und Angstzustände) aufweisen, nach möglichen Erfahrungen von Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft
physischer Missbrauchpsychischer Missbrauchemotionaler Missbrauch
– offensichtliche Verletzungen
– Blutergüsse in verschiedenen Heilungsstadien
– sexuelle Übergriffe
– sexuell übertragbare Infektionen
– chronische Beckenschmerzen
– chronische Unterleibsschmerzen
– chronische Kopfschmerzen
– Müdigkeit
– Fehlgeburten und Totgeburten
– Übelkeit, Veränderung des Appetits
– Schlaflosigkeit
– Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen
– Verwirrung
– Gedächtnisprobleme
– Angstzustände und Panikzustände
– Depressionen
– Selbstmordgedanken
– somatoforme Störung
– PTBS
– Essstörungen
– Drogen- und Alkoholkonsum
– schlechtes Selbstwertgefühl
– Alpträume
– Zorn
– Gereiztheit
– Gefühl der Überforderung
– übermäßige Wachsamkeit und Hypervigilanz
Quelle: https://www.racgp.org.au/clinical-resources/clinical-guidelines/guidelines-by-topic/view-all-guidelines-by-topic/abuse-and-violence
  • bei allen schwangeren Frauen, die Praxis oder Klinik aufsuchen, routinemäßig ein Screening auf Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft durchführen
  • keine Empfehlung alle Patientinnen routinemäßig auf Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft zu untersuchen
  • alle Frauen, die Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft offenlegen, erste Unterstützung anbieten (Zuhören, Erfragen der Bedürfnisse, Validierung der Angaben der Frauen, Verbesserung der Sicherheit und Bereitstellung von Unterstützung/Überweisungen (LIVES-Modell)
    • Listen: Person genau zuhören mit Einfühlungsvermögen und ohne zu urteilen
    • Inquire (sich erkundigen): verschiedenen Bedürfnisse und Anliegen (emotional, körperlich, sozial und praktisch) der Person beurteilen und darauf eingehen
    • Validate (Bestätigen): Verständnis zeigen und vermitteln, dass man den Aussagen glaubt; Patientin versichern, dass sie nicht schuld ist
    • Enhance safety (Sicherheit verbessern): mit Patient Plan besprechen, wie sie sich vor weiterem Schäden schützen kann, falls es erneut zu Gewalt kommt
    • Support (Unterstützen): Patient unterstützen durch Hilfen wie Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und sozialer Unterstützung

Erste Hilfe bei Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft – Sicherheits- und Risikobewertung

  • Sicherheits-/Risikoeinschätzung und kurze Sicherheitsplanung für jeden Patienten durchführen, der Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft erlebt, sowie für dessen Kinder
  • sorgfältig dokumentieren, was ein Patient über Missbrauch und Gewalt in der Partnerschaft berichtet, um klare Kommunikation mit anderen und möglicherweise für rechtliche Verfahren zu gewährleisten

Kindesmissbrauch und Vernachlässigung

  • zu Prävention von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung gefährdete Familien identifizieren, in denen häusliche Gewalt vorkommt
  • schädlicher Alkohol- und Drogenkonsum steht in engem Zusammenhang mit Kindesmissbrauch und Vernachlässigung

Mobbing unter Geschwistern und Gleichaltrigen

  • sich der Möglichkeit bewusst sein, dass Kinder sowohl von Gleichaltrigen als auch von Geschwistern gemobbt werden können
  • nach Mobbing zu fragen bei Kindern die möglicherweise einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind

Gewalt von Jugendlichen gegen Eltern

  • sich der Gewalt von Jugendlichen gegen ihre Eltern bewusst sein
  • Gewalt Jugendlicher gegen ihre Eltern kann mit anderen Formen familiärer Gewalt einhergehen; daher sensibel nach familiärer Gewalt erkundigen
  • verhaltensauffälligen Jugendlichen und anderen Familienmitgliedern anbieten, sie an eine psychologische Therapie zu überweisen

erwachsene Überlebende von Kindesmissbrauch

  • enger Zusammenhang zwischen früheren Erfahrungen mit Kindesmissbrauch und Vernachlässigung und Erkrankungen wie psychischen Problemen, Suizidalität, Drogen- und Alkoholproblemen sowie chronischen Krankheiten
  • Notwendigkeit, frühere Erfahrungen von Kindesmissbrauch und Vernachlässigung bei erwachsenen Patienten, die mit diesen Erkrankungen konfrontiert sind, zu erfragen

sexuelle Übergriffe bei Erwachsenen

  • Beurteilung und Behandlung von körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen sowie Suizid-, Sicherheits- und Risikobewertungen
  • bei Patienten mit unerklärlichen psychischen oder physischen Gesundheitsproblemen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Suizidalität oder Selbstverletzungen die Vorgeschichte sexueller Gewalt (zusätzlich zu anderen traumatischen Erlebnissen) in Betracht ziehen und sensibel danach fragen
  • Beurteilung des Bedarfs an Notfallverhütungsmitteln; Untersuchung auf sexuell übertragbare Infektionen (STI), Prophylaxe und Behandlung, falls erforderlich

Umgang mit Gewalt und Missbrauch bei Menschen mit Behinderungen

  • sich bewusst sein, dass Menschen mit Behinderungen, einschließlich psychisch kranker Menschen, einem viel größeren Risiko von Missbrauch und Gewalt ausgesetzt sind als Menschen ohne Behinderung
Published inLeitlinien kompakt

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