veröffentlichende Fachgesellschaft: Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH)
Klassifikation gemäß AWMF:
Datum der Veröffentlichung: 01.06.2023
Ablaufdatum:
Quelle/Quelllink: https://www.rch.org.au/clinicalguide/guideline_index/Acute_asthma/
Grundsätzliches
- Asthma = chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch reversible Atemwegsobstruktion und Bronchospasmus gekennzeichnet ist
- Exazerbationen bei Kindern werden häufig durch eine Virusinfektion der Atemwege ausgelöst
- gleichzeitige bestehende Atopie ist häufig
- bei Unklarheit, ob Anaphylaxie oder Asthma, Anaphylaxie-Behandlung
- Kinder < 12 Monaten, die ein pfeifendes Atemgeräusch haben, leiden wahrscheinlich an einer Bronchiolitis, die nicht auf Behandlung mit Bronchodilatatoren anspricht
- Therapie mit kurzwirksamen Beta-Agonisten (SABA) ist für die Behandlung von entscheidender Bedeutung, v.a. beim Patient*innenkollektiv 1 – 5 Jahre
- bei mittelschwerem, schwerem und lebensbedrohlichem Asthma frühzeitig Steroidgabe
Anamnese
- plötzliches Auftreten nach Insektenstich oder Einnahme von Nahrungsmitteln oder Medikamenten kann auf Anaphylaxie und nicht nur auf Asthma hinweisen
- aktuell eingenommene Akutmedikation bzw. Präventionsbehandlung
- Auslöser (inkl. Infektionen der oberen Atemwege, Passivrauchen, körperliche Betätigung, kalte Luft, Exposition ggü. Allergenen)
- Muster und Verlauf früherer Episoden
- Vorstellungen im Krankenhaus, die Asthmabehandlung erfordern
- Behandlung mit i.v.-Medikation
- Aufnahme auf Intensivstation oder Intubation
- SABA-Einnahme, v.a. > 2 pro Woche oder Verwendung von> 3 Dosierinhalatoren pro Jahr
- Vorhandensein von Intervallsymptomen (z.B. nächtlicher und/oder morgendlicher Husten, belastungsbedingter Stridor), v.a. während Schulbesuch oder körperlicher Aktivität
- Komorbiditäten wie Anaphylaxie und allergische Rhinitis
Diagnostik
- besten Indikatoren für Schweregrad sind allgemeines Erscheinungsbild, Vigilanz, Aktivität und Atemarbeit (AF, Einsatz Atemhilfsmuskulatur, Retraktion)
- Geräusche bei Lufteintritt beurteilen (bzgl. Stridor o.Ä.)
- Stridorintensität, Pulsus paradoxus und maximale exspiratorische Flussrate sind keine zuverlässigen Bewertungsindikatoren
- Monitoring, v.a. SpO2
- Auskultation, v.a. bzgl. vesikulärem AG
- Red Flags
- produktiver Husten
- isolierter Husten
- Parästhesien
- Brustschmerzen
- Trommelschlegelfinger
Therapie
- O2-Gabe (Low/High flow) mit SpO2-Ziel > 90 %
- inhalative Medikation
- 1 – 5 Jahre: 2,5 mg Salbutamol und 250 μg Ipratropiumbromid kontinuierlich vernebelt über Sauerstoffmaske
- < 6 Jahre: 5 mg Salbutamol und 500 μg Ipratropiumbromid kontinuierlich vernebelt über Sauerstoffmaske
- Anlage i.v.-Zugang
- Kortikosteroid-Gabe, v.a. bei verändertem Bewusstseinszustand
- 1 mg/kg Methylprednisolon i.v. (max. 60 mg) alle 6 h
- 4 mg/kg Hydrocortison i.v. (max. 100 mg) alle 6 h
- anfänglich 0,6 mg/kg Dexamethason i.v. (max. 8 mg); bei Bedarf weitere Gabe der gleichen Dosis alle 24 – 48 h
- Gabe von 0,2 mmol/kg Magnesiumsulfat i.v. (max. 8 mmol) über 20 min
- 0,2 mmol/kg = 50 mg/kg = 0,1 mL/kg
- gemäß den gültigen lokalen Richtlinien verdünnen und Konzentrationen vor Verabreichung sorgfältig prüfen
- 10 mg/kg Aminophyllin als Infusion über 30 min, ggf. Wdh. alle 6 h (CAVE: kardiales Monitoring)
- Aminophyllin und Magnesium nicht gleichzeitig über eine Infusionsleitung bzw. einen pVK applizieren
- bei schlechtem Ansprechen der vorherigen Therapie Gabe von 5 – 15 μg/kg Salbutamol i.v. über 10 min (max. 300 μg), ggf. Wdh. sowie nachfolgend als Infusion mit 1 – 2 μg/kg/min Salbutamol (bei Bedarf Erhöhung bis 5 μg/kg/min; max. 200 μg/min)
- ggf. bei lebensbedrohlichem Asthma-Anfall Adrenalin i.m. bei Kindern mit schlechter Atemarbeit, um durch Bronchodilatation Gabe der Inhalationstherapie zu optimieren
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